Die Südgeorgien Sehenswürdigkeiten sind atemberaubend schön. Nur schon wenn wir Südgeorgien hören, schlägt unser Herz gleich höher. Ja, wir sind verliebt in Südgeorgien. Die wunderbaren Begegnungen mit Königspinguinen, jungen See-Elefanten und die Sichtung der ersten Eisberge werden wir nie mehr vergessen. Wir stehen nicht nur inmitten der zweitgrössten Königspinguinkolonie, sondern folgen den Spuren des Entdeckers Sir Ernest Shackleton und tauchen in die Vergangenheit des Walfangs ein.
Update des Artikels: 11. April 2023
Südgeorgien hatten wir eigentlich nie auf dem Radar. Zu weit weg und praktisch unerreichbar schien es uns. Erst als wir uns genauer mit der Antarktisreise auseinandersetzen, wird uns bewusst, dass auf Südgeorgien die grösste Königspinguinkolonie lebt. Und nicht in der Antarktis. Wenn wir also eine Reise buchen, die nur die antarktische Halbinsel anfährt, werden wir keine Königspinguine sehen. In dem Moment ist für uns klar, Südgeorgien muss bei der Expeditionsreise in die Antarktis zwingend dabei sein.
Tipp: Du planst eine Antarktis Expedition? Überlege dir unbedingt, was du sehen willst und entscheide dich dann für eine Tour. Auch wenn kurze Touren in die Antarktis viel günstiger sind, sind die Unterschiede was du siehst riesig. In diesem Bericht findest du super Infos mit Preisbeispielen, die dir beim Entscheiden helfen: Last Minute Antarktis Expedition
Das erwartet dich in diesem Beitrag zu den Südgeorgien Sehenswürdigkeiten
- Wo ist eigentlich Südgeorgien?
- Spannendes über die Entdecker und die Geschichte Südgeorgiens
- Einzigartige Tierwelt und die zweitgrösste Königspinguinkolonie
- Natur am Ende der Welt – Gletscher, Eisberge und ein Fjord
- Ausflug zu verlassenen Walfangstationen
Wo liegt Südgeorgien?
Als ich meinem Bruder erzählte, dass wir nach Südgeorgien reisen, sagte er ganz spontan: «Eine Kollegin ist schon einmal zu Fuss nach Georgien.» In dem Moment realisierte ich, dass wenn man sich nicht mit einer Reise in die Antarktis beschäftigt, nicht unbedingt weiss, wo Südgeorgien ist.
Südgeorgien ist eine Insel im südlichen Ozean fernab vom Festland Südamerikas. Wenn man die Landkarte oder einen Globus anschaut, merkt man schnell, dass Südgeorgien sehr abgelegen und relativ nahe an der Antarktis liegt. Vielleicht denkst du jetzt, was ist der Reiz eine solch abgelegene Gegend zu besuchen? Och, da gibt es viele Gründe. Am besten schaust du dir unseren Bericht etwas genauer an. Aber Vorsicht, Südgeorgien kann süchtig machen.
Ein paar Zahlen zur Lage von Südgeorgien
Südgeorgien ist eine langgezogene Insel, etwa 170 km lang und 2 bis 40 km breit. Der höchste Berg ist Mount Paget mit 2’934 Metern, weitere 12 Berge sind über 2’000 m hoch. Rund um Südgeorgien gibt es ein paar kleinere, vorgelagerte Inseln. Dazu gehören Bird Island, Willis Island, Annenkov Island und Shag Rocks. Letztere sind markante Felsen, die sich 250 km westlich von Südgeorgien befinden. Für uns war Shag Rocks das erste Land, das wir auf der langen Überfahrt von den Falklandinseln aus gesehen haben.
Südgeorgien ist…
- 1’450 km von Port Stanley, der Hauptstadt der Falklandinseln
- 2’050 km vom Kap Horn
- 2’024 km von Ushuaia auf Feuerland, Argentinien
… entfernt.
Wem gehört Südgeorgien?
Südgeorgien ist ein britisches Überseegebiet. Geschichtsbüchern zufolge ist die Insel erstmals 1675 von einem Londoner Kaufmann entdeckt, aber anscheinend erst 1775 erforscht worden. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde Südgeorgien hauptsächlich als Basis für Walfänger und Robbenfänger genutzt. 1904 sind dann im Rahmen des industriellen Walfangs kleine Dörfer entstanden und die Insel somit bewohnt worden. Eine der ehemaligen Walfangstationen ist Grytviken, die wir auf unserer Expeditionsreise besuchen.
Wer lebt heute auf Südgeorgien?
Durchschnittlich wohnen nur rund 30 Personen in Südgeorgien. Keiner von ihnen gilt aber als Einheimischer oder als ständiger Einwohner. Am King Edward Point sind Regierungsbüros sowie eine Forschungsstation stationiert. Dort befindet sich auch die ehemalige Walfangstation Grytviken, ein Museum mit Kirche, ein Postamt und verlassene Gebäude aus den Walfangzeiten, sowie – ganz wichtig – das Grab des Entdeckers Sir Ernest Shackleton. Auf die Geschichte dieses unermüdlichen, couragierten Menschen gehen wir später in diesem Bericht ein.
Im Gegensatz zu den Tieren sind Menschen in Südgeorgien die absolute Minderheit. Mehrere Millionen Pinguine, Pelzrobben und rund 15 Kolonien Albatrosse befinden leben auf Südgeorgien.
Während unserer 22-tägigen Antarktis Expeditionsreise verbringen wir vier Tage in Südgeorgien. Die lange Anreise von Ushuaia, ganz im Süden Argentiniens, dauert zwei Tage. Wir haben Glück und die Überfahrt ist relativ ruhig. Die Gegend ist bekannt für starke Winde, Stürme, Wellen und unbeständiges Wetter.
Lass dich davon nicht abschrecken, solltest du eine Antarktis Reise ins Auge fassen. Ja, das Meer kann in dieser Gegend ganz schön rau sein. Und trotzdem, ein Abstecher nach Südgeorgien ist etwas vom schönsten auf einer Antarktis Expedition. Im Nachhinein sind wir unglaublich froh, den Abstecher gemacht zu haben, denn die Begegnungen mit den Königspinguinen, die Besichtigung der Überreste des Walfangs und den Spuren der frühen Entdecker zu folgen ist einmalig und unvergesslich.
Was macht Südgeorgien Sehenswürdigkeiten so speziell?
Immer wieder werden wir gefragt, was an Südgeorgien denn so faszinierend ist. Da fällt uns einiges ein.
- Die Tiervielfalt in Südgeorgien.
- Riesige Königspinguinkolonien mit hunderttausenden von Brutpaaren.
- Strände, die überfüllt sind mit Seebären, See-Elefanten und Pinguinen.
- Die höchsten Gipfel der Insel sind ständig mit Schnee bedeckt.
- Rund um Südgeorgien schwimmen regelmässig Eisberge vorbei.
- Die Topografie der Insel mit ihren hochalpinen Gebirgszügen.
- Die Ruinen der Walfangstationen.
- Die Geschichten der spektakulären Expeditionen des bedeutenden Forschers Sir Ernest Shackleton.
Bio-Security wird sehr ernst genommen
Südgeorgiens Öko-System hat stark gelitten. Menschen haben die letzten 200 Jahre massiven Raubbau betrieben und mit Walfangstationen wurden auch unerwünschte Tiere wie Mäuse und Ratten auf die Insel eingeschleppt. Der jahrelange Kampf gegen die Ratten zahlte sich aus und die Umwelt hat sich wieder erholt. Um das Ökosystem zu schützen, wird das Biosicherheitsverfahren sehr ernst gekommen.
Bevor wir an Land dürfen, müssen wir zuerst an einem obligatorischen Briefing teilnehmen. Danach reinigen wir mit Staubsauer und Pinzette jegliche Kleidung und Rucksäcke – einfach alles was mit an Land kommt – sodass wir keine Samen nach Südgeorgien einschleppen. Besonders die Klettverschlüsse und das Netzgewebe sind heikel, dort verstecken sich gerne kleinste Samen. Auf keinen Fall möchten wir das Ökosystem von Südgeorgien stören, deshalb halten wir uns an die Regeln und machen alles, was in unsere Macht steht, um nichts einzuschleppen.
Eine Mitarbeiterin des South Georgia Heritage Trust kommt aufs Schiff und kontrolliert alles, bevor wir an Land dürfen. Gespannt warten wir auf das OK. Sie checkt auch, ob wir die Biosicherheits-Deklaration sowie die IAATO Bestimmungen und Vorschriften unterschrieben haben. IAATO steht für International Association of Antarctica Tour Operators, ein internationaler Verband der Reiseveranstalter mit dem Zielgebiet Antarktis. Dieser ist dazu da, einen umweltverträglichen und verantwortungsbewussten Tourismus sicher zu stellen.
Vor jedem Landgang müssen wir nun unsere Kleider genaustens prüfen und unsere Stiefel im Wasserbad desinfizieren. Wenn wir zurück aufs Schiff kommen, werden wir mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt.
Auch wenn solche Vorschriften den Ablauf komplizieren, muss es sein. Die Entwicklung der Besucherzahlen macht es notwendig. Waren es anfangs der 90er Jahre weniger als 7‘000 Reisende, zählte Südgeorgien in der Saison 2018/2019 über 55‘000 Besucher.
Sehenswürdigkeiten in Südgeorgien – Die Natur, die Tierwelt, Berge und Gletscher
Wer nach Südgeorgien reist, taucht in eine ganz andere Welt ein. Die Tierwelt in Südgeorgien ist für uns mit nichts anderem vergleichbar.
Das abgelegene Tierparadies liegt in der Subantarktis und wer eine Reise nach Südgeorgien auf sich nimmt, muss flexibel sein. Keine der Expeditionen ist wie die andere, denn das Wetter bestimmt den Ablauf einer Tour. Krasse Wetterwechsel sind an der Tagesordnung. Genau das verleiht der Expedition jedoch diesen Hauch von Entdeckungscharakter. Die Ungewissheit, was am nächsten Tag auf einen zukommt. Die Flexibilität, die man an den Tag legt. All das wird dann belohnt mit unvergesslichen Tierbegegnungen. Einfach nur grossartig!
Erster Stopp in Südgeorgien – Elsehul und Right Whale Bay
Wir sind in Südgeorgien und eine Anlandung in Elsehul ist geplant. Leider ist es zu windig, um anzulanden. Eine Zodiac Cruise ist aber möglich. Cool! Vom Zodiac aus können wir die Tierwelt fast genauso gut beobachten. Schulter an Schulter sitzen wir zu zehnt auf dem Zodiac und staunen. Am Strand tummeln sich See-Elefanten, Pelzrobben, Königs-, Goldschopf- und Eselspinguine. Die Tierwelt überwältigt uns schon aus der Ferne. Wie es wohl ist, sie aus nächster Nähe zu beobachten?
Auch der nächste Versuch einer Anlandung fällt wegen Wind und Wellen ins Wasser. So gibt es am Nachmittag statt eines Spaziergangs an der Right Whale Bay eine Zodiac Cruise. Kaum sind wir alle positioniert, brausen wir los. Der Wind bläst uns ins Gesicht, die Luft ist kalt, aber dank unseren Parkas frieren wir kein bisschen. Wir beobachten, wie die Pelzrobben blitzschnell durch das Wasser flitzen und bewundern, wie agil sie sich bewegen. Riesensturmvögel und Möwen drehen ihre Runden und wir wissen gar nicht, wohin wir schauen sollen.
Grytviken – Eintauchen in die Vergangenheit der Walfänger
Das Wetter meint es gut mit uns. Der Sturm von gestern ist vorbeigezogen und der Tag begrüsst uns mit herrlichem Sonnenschein und wenig Wolken. Das sind doch perfekte Aussichten für einen Landgang.
Unsere erste Anlandung in Grytviken ist genial. Das Expeditionsteam checkt die Situation genau aus und gibt das OK für die Anlandung. Wir sind total aufgeregt und freuen uns sehr an Land zu gehen.
Auf der Überfahrt erzählte uns der Historiker Spannendes aber auch unschönes über die Walfangindustrie. Die erste Walfangstation wurde 1904 vom Norweger Carl Larsen in Grytviken gegründet. Seine Erfahrung in arktischen Gewässern hat ihm sehr geholfen und der Betrieb war schnell erfolgreich. Der kommerzielle Erfolg hat daraufhin natürlich grosses Interesse an Walfanglizenzen geweckt.
Bis 1912 sind sieben Walfangstationen errichtet worden und Südgeorgien wurde als die südliche Hauptstadt des Walfangs bekannt. 62 Jahre war die Walfangindustrie aktiv. Während dieser Zeit sind fast 1.6 Millionen Wale im Südpolarmeer geschlachtet worden. Allein 175’000 davon in Grytviken. Die Walfängerei war brutal und unkontrolliert. Es wurde gefangen, was möglich war. Schon bald sind Wale rund um die Inseln knapp geworden und der Walfang wurde auf das offene Meer ausgedehnt. Der unkontrollierte Walfang führte zu einem krassen Rückgang der Walpopulation.
Verwendungszweck für die Wale war die Ölgewinnung. Das Walöl wurde zu Brennstoff, Bindemittel für Kosmetika, Schmiermittel oder Düngemittel verarbeitet. Die Strassenlaternen in London wurden zum Beispiel mit Walöl betrieben.
Mit diesem Wissen schwingen wir uns aus dem Zodiac und gehen schnurstracks Richtung Museum. Am Strand liegen angriffslustige Pelzrobben, an denen wir ganz bestimmt vorbeigehen. Als erstes steuern wir das Museum an, wo eine Replika des Segelbootes «James Caird» ausgestellt ist. Mit diesem kleinen Boot ist Sir Ernest Shackleton übers offene Polarmeer gefahren, um Hilfe zu holen. Ob ihm die Rettung gelungen ist, erzählen wir später.
Neben dem Museum befindet sich das alte Postamt. Hier können Besucher Postkarten nach Hause schicken. Etwas zurückversetzt gibt es eine Kirche, wo regelmässig Hochzeiten abgehalten werden. Wer noch eine ausgefallene Location für die Hochzeit sucht, das wäre doch was.
Spannend sind für uns vorallem die Überreste der Walfangstation. Es fühlt sich an, als ob hier einfach eines Tages alles stehen gelassen worden wäre. So war es auch. In den grossen Tanks wurde früher das Walöl und Fett gelagert. Über 450‘000 Tonnen Waltran und fast 200‘000 Tonnen Fleisch sind in Grytviken produziert worden. Heute stehen die Tanks da und rosten langsam vor sich hin. Auch Schiffwracks deuten auf die Walfangzeiten hin. Das Gelände ist gross und inzwischen ist es von Pelzrobben, See-Elefanten und Königspinguinen zurückerobert worden.
Am Ende der Bucht befindet sich der Friedhof. Unser nächstes Ziel, denn dort befindet sich das Grab von Sir Ernest Shackleton (+ 1922). Mit einem Whisky stossen wir auf «The Boss» an, der hier seine ewige Ruhe gefunden hat.
Bevor wir Grytviken verlassen, spazieren wir zurück zum Strand, wo unser Zodiac steht und uns zurück aufs Schiff bringt. Dabei stolpern wir fast über patschnasse Pelzrobben und junge See-Elefanten.
Was für ein Tag. In rasantem Tempo fahren wir mit dem Zodiac zurück und es fühlt sich einfach nur gut an.
Wer ist eigentlich der Entdecker Sir Ernest Shackleton?
Sir Ernest Shackleton war ein beeindruckender Entdecker. Nicht weil er erfolgreiche Expeditionen durchgeführt hat (das waren sie nämlich nicht wirklich), sondern wegen seiner Courage, seinem Entdeckerdrang, Willen und dem Pflichtbewusstsein gegenüber seiner Mannschaft.
Er ist zwar auf einer seiner Expeditionen näher an den Südpol gelangt als je ein Mensch zuvor. Was ihn jedoch bemerkenswert macht ist die wohl spektakulärste Rettungsaktion in der Geschichte des Südpolarmeers. Was ist passiert?
Shackleton ist gebürtiger Ire und war schon in jungen Jahren vom Südpol fasziniert. Mit Anfang 20 hat er an der ersten Antarktisexpedition teilgenommen und wurde nach seiner Rückkehr als Held gefeiert. Sein Entdeckerdrang ist gross und er will eine eigene Expedition in die Antarktis organisieren. Er sammelt Geld, kauft sich das Schiff Nimrod und zieht 1907 mit seiner Mannschaft, mehreren Ponys und Hunden los in die Antarktis.
Während der Expedition gelingt den verschiedenen Teams die Erstbesteigung des Vulkans Erebus (3’795 m) und sie erreichen erstmals den magnetischen Südpol. Shackleton’s Ziel ist der geographische Südpol. Er und sein Team erreichen das antarktische Hochplateau als erste Menschen überhaupt. Das Vorankommen ist hart und sie leiden. 185 km bevor sie den geographischen Südpol erreichen, kommen die Männer ans Ende der Kräfte. Shackleton entscheidet sich für die Rückkehr. Alle Männer schaffen es lebend zurück. Obwohl sie den Pol nicht erreicht haben, ist die Expedition ein Erfolg. Zurück in England wird Shackleton als Anerkennung durch einen Ritterschlag in den Adelsstand erhoben.
Natürlich hat Shackleton noch nicht genug. Am 1. August 1914 sticht er erneut in See. Er will die Antarktis durchqueren.
So sucht Shackleton Männer für seine Expedition
«Men wanted for hazardous journey, small wages, bitter cold, long months of complete darkness, constant danger, safe return doubtful. Honour and recognition in case of success.» Sir Ernest Shackleton.
Würdest du dich auf ein solches Jobinserat bewerben?
Anscheinend hatte es im Jahre 1914 genügend verrückte Männer, die sich auf ein solches Abenteuer eingelassen. So ist Shackleton auf der «Endurance» mit seiner Mannschaft losgesegelt, hat Anfang November Südgeorgien erreicht und ist im Dezember weiter ins Südpolarmeer zur Antarktis.
1.5 Jahre später kommt Shackleton mit fünf seiner Männer zurück nach Südgeorgien. Diesmal aber nicht mit der Endurance, sondern im kleinen Beiboot «James Caird». 22 Männer musste er auf Elephant Island zurücklassen.
Was ist geschehen?
Auf dem Weg in die Antarktis muss Shackleton durch das Weddellmeer, eines der gefährlichsten Meere der Welt. Mehrere Meter hohe Wellen, orkanartige Stürme, Strömungen und Eisschollen machen seine Reise zu einem gefährlichen unterfangen. Und genau diese Eisschollen werden der Endurance zum Verhängnis. Nach sechs Wochen durch das Packeis sitzt das Schiff fest. Ein Befreien aus dem Eis ist unmöglich. Und das so nahe am Etappenziel. Der geplante Landeplatz war nämlich nur noch eine Tagesreise entfernt gewesen.
Shackleton und seine Mannschaft haben keine Wahl. Sie müssen warten. Lange warten. Bis im Frühling, wenn es wieder wärmer wird und sich die Eisschollen wieder voneinander lösen. So ist es nach monatelangem warten dann auch. Leider verkeilen sich die Eisschollen, sie schieben und drücken, sodass die Endurance stark beschädigt wird und am 21. November 1915 sinkt.
Hast du gewusst, dass es am geographischen Südpol ein halbes Jahr dunkel bleibt? Wahnsinn.
Sie wechseln in die offenen Rettungsboote und erreichen nach sieben Tagen Land. Erschöpft stranden sie an einer wilden und kargen Küste. Keiner weiss, wo sie sind.
Sie sind auf Elephant Island. Hier können sie nicht bleiben. Unerschrocken wie Shackleton ist, sticht er mit dem kleinen Segelschiff und fünf Männern in See. Sein Ziel: Südgeorgien. Ob er die 1’500 km schafft? Unterwegs werden sie von heftigen Stürmen heimgesucht und schaffen nach über zwei Wochen das schier Unmögliche. Sie erreichen Südgeorgien. Noch sind sie nicht am Ziel, denn sie befinden sich auf der Nordwestseite. Zu zweit gehen sie zu Fuss über Berge, durch Schnee und Eis. Nach 36 Stunden erreichen sie völlig erschöpft die Walfangstation Stromness.
«I choose life over death for myself and my friends. I believe it is in our nature to explore, to reach out into the unknown. The only true failure would be not to explore at all.» Sir Ernest Shackleton
Bis er seine Männer auf Elephant Island retten kann, dauert es weitere vier Monate. Der Krieg kommt ihm in die Quere und auf die Schnelle kann er kein Schiff auftreiben. Er gibt nicht auf und findet schliesslich ein Schiff in Chile. Endlich kann er seine Männer retten, die seit über vier Monaten auf die Rückkehr vom «The Boss» warten. Die Rettung gelingt ihm. Alle leben, er hat keinen einzigen Mann verloren.
«Difficulties are just things to overcome, after all.» Sir Ernest Shackleton
1921 bricht er noch einmal in die antarktischen Gewässer auf. Doch in Südgeorgien stirbt er an Herzversagen. Ernest Shackleton liegt in Grytviken zwischen norwegischen Walfängern begraben.
Stromness – Walfangstation und Shackleton’s Wasserfall
Die Anlandung in Stromness ist für uns etwas ganz Besonderes. Nachdem wir auf dem Schiff die Dokumentation über das Leben und die Abenteuer von Shackleton gesehen haben, fühlt es sich an als würden wir Stromness kennen. Von weitem sehen wir die Ruinen der Walfangstation. Sicherheitsgründe verbieten ein Betreten.
Unser Ziel sind nicht die Ruinen, sondern der Wasserfall im Inselinnern. Wir wollen uns den Ort ansehen, wo Shackleton im Mai 1916 nach der schier endlosen Odyssee zum ersten Mal Zeichen der Zivilisation gesehen hat.
Um zum Wasserfall zu kommen, müssen wir zuerst an den Pelzrobben vorbei. Sie haben sich nämlich den Strand zurückerobert. Auch wenn sie süss aussehen, können sie ganz schön frech sein. Wir spazieren an Bächen entlang, begegnen immer wieder jungen Pelzrobben und erreichen nach einer halben Stunde den Wasserfall. Spektakulär ist er nicht, die Geschichte dahinter jedoch sehr. Denn hier ist Shackleton vor über hundert Jahren angekommen und nach der beschwerlichen Reise von der Antarktis das erste Mal auf einen Hauch Zivilisation gestossen. Wir schauen nach oben und stellen uns vor, wie er oben am zugefrorenen Wasserfall stand, halb verhungert, völlig am Ende seiner Kräfte und trotzdem glücklich.
Pelzrobben und Königspinguine in der Fortuna Bay
Noch immer spielt das Wetter mit und einer Anlandung in der Fortuna Bay und Salisbury Plain steht nichts im Weg. Wir sind aufgeregt. Weil, mitten in einer Kolonie von Königspinguinen zu stehen, davon träumen wir schon lange.
In der Fortuna Bay leben aber nicht nur Königspinguine, sondern auch Pelzrobben. Niedlich sehen sie aus, aber lass dich von ihrem Aussehen nicht täuschen. Sie können ganz schön frech und angriffig sein.
Salisbury Plain, die zweitgrösste Königspinguinkolonie
Wow! Wow! Einfach nur Wow!
Das absolute Highlight ist für uns die Anlandung bei Salisbury Plain. Dick eingepackt steigen wir aus dem Zodiac und folgen dem Weg zu den Pinguinen. Die Kolonie kann man nicht überhören. Sie tröten um die Wette, es ist laut und einfach nur der Wahnsinn.
Wir stehen wie angewurzelt da, vor tausenden Königspinguinen und staunen. Über 250’000 Pinguinpaare brüten und mausern sich hier. Wir müssen leer schlucken, es ist ein emotionaler Moment. Was für ein Privileg, dass wir diese einmalige Tierwelt mit eigenen Augen sehen und erleben dürfen.
Die Königspinguinkolonie zu sehen ist eins. Zusammen mit dem Geruch und dem Lärm fühlt es sich noch viel intensiver an. Allein beim Gedanken daran, wird uns warm ums Herz.
Langsam spazieren wir zurück und saugen jeden Moment in uns auf. Am Strand liegen überall Pelzrobben und See-Elefanten, sodass wir aufpassen müssen nicht versehentlich über sie zu stolpern. Obwohl, zu übersehen sind die südlichen See-Elefanten nicht. Sie können bis zu 6 m lang werden und 4 Tonnen wiegen.
Total geflasht von den Erlebnissen steigen wir ins Zodiac. Zusammen mit acht anderen sitzen wir da und jeder von uns hat ein breites Lachen im Gesicht. Es braucht keine Worte. Das was wir gerade erlebt haben, berührt wohl jeden von uns.
Gold Harbour – Gewaltige Landschaft und massenhaft Tiere
Nach Salisbury Plain fragen wir uns: kann es noch besser kommen? Ja, kann es.
Wir steuern Gold Harbour an. Der Himmel blau, wenig Wind. Wir sind gesegnet mit gutem Wetter. Die Highlights beim Landgang am Gold Harbour sind wieder Königspinguine, See-Elefanten und Pelzrobben. Und auch die Landschaft ist gewaltig. Wir betrachten den Betrab Gletscher, die schneebedeckten Berge und die dunklen Strände, wo sich Pelzrobben, See-Elefanten und Pinguine tummeln.
Cooper Bay – Goldschopf- und Zügelpinguine
Die Küste ist zerklüftet und von weitem sehen wir, dass sich alles bewegt. Erst als wir mit dem Zodiac näher kommen, sehen wir die vielen Nester der Zügelpinguinkolonie. Es ist die grösste Kolonie dieser Art in Südgeorgien.
Und dann endlich, ein Goldschopfpinguin. Obwohl es weltweit die häufigste Pinguinart ist, sehen wir sie nur ganz selten. Sie bauen nämlich ihre Nester auf den Klippen, die nur sehr schwer zugänglich sind. Ähnlich wie die Felsenpinguine haben sie markante Augenbrauen. Wer genau hinschaut, sieht den Unterschied. Die Goldschopfpinguine haben eine Monobraue.
Eindrücklicher Drygalski Fjord
Ein wunderschöner Abschluss unserer Tour in Südgeorgien ist nicht nur der Drygalski Fjord, sondern auch die Fahrt dahin. Die Stimmung am späten Nachmittag ist genial. Diffuses Licht lässt Eisberge unwirklich aussehen. Wir stehen auf dem Aussendeck und ganz ehrlich, unser Herz schlägt höher.
Unser Kapitän steuert die Ocean Diamond, unser Expeditionsschiff, an hohen Felswänden vorbei und drosselt die Geschwindigkeit. Wir stehen auf dem Deck und bestaunen die Berge und Gletscher, die langsam an uns vorbeiziehen. Über 1’000 m ragen die Berge empor, erklärt uns ein Expedition Guide. Am Ende des Fjords bildet der imposante Risting Gletscher den Abschluss. Für uns heisst es jetzt Abschied nehmen von Südgeorgien.
Unsere Reise geht weiter zu den Südlichen Shetlandinseln und der Antarktischen Halbinsel. Wir sind schon ganz aufgeregt. Wir können es kaum erwarten mehr Eisberge zu sehen. Die Überfahrt in die Antarktis dauert zwei Tage, in denen wir wieder spannenden Vorträgen zuhören und viel lernen.
Bevor wir die Antarktischen Halbinsel erreichen, kommen wir an Elephant Island vorbei. Es ist der 31. Dezember 2019. Der letzte Tag des Jahres. Und wir werden einen historisch wichtigen Ort besuchen. Die Zodiac werden vorbereitet, gruppenweise steigen wir ein und fahren zum Point Wild. Wir sind umgeben von Eis und es fühlt sich alles sehr abenteuerlich an.
Ganz langsam nähern wir uns der Statue, die der Mannschaft der Endurance und Sir Ernest Shackleton gedenken. Hier, in dieser einsamen Bucht, in dieser rauen, isolierten Umgebung haben die Männer auf Rettung gewartet. Vier Monate lang haben 22 Männer unter der Führung von Frank Wild ausgeharrt, gefroren, gehungert, gehofft, gezweifelt und sich doch immer wieder aufgerafft. Ihr Überlebenswille war gross und hat sich ausgezahlt. Nach vier Monaten wurden sie von Sir Ernest Shackleton gerettet und wie durch ein Wunder haben alle Männer überlebt.
Als wir so dasitzen, auf dem Zodiac, umgeben von Eis und die Statue anschauen, kommen uns die Tränen. Allein schon bei der Vorstellung hier gestrandet zu sein, ohne zu wissen wie lange, lässt uns erschaudern. Und stell dir vor, das Ganze hat sich vor über 100 Jahren abgespielt. Unfassbar. Damit verabschieden wir uns von Südgeorgien, vom alten Jahr und starten das neue Jahrzehnt in der Antarktis.
Unser Fazit – Südgeorgien fasziniert von A bis Z
Südgeorgien ist einmalig und schwer in Worte zu fassen. Noch nie haben wir eine Gegend gesehen, die so rau und doch so schön, so karg und doch voller Leben ist. Es ist nicht nur besonders eindrücklich, wie sich die Robben- und Walpopulation gut erholt hat, sondern auch das Zusammenleben der verschiedenen Tierarten. Nie im Leben hätten wir so viele Tiere auf einen Haufen erwartet. Die Königspinguinkolonien, die hunderten Pelzrobben und See-Elefanten zusammen mit den Gerüchen und den Geräuschen. Wir verlassen Südgeorgien mit einem Gefühl einer intakten Natur, so echt, unverfälscht und einfach nur wunderbar.
Reise zu zu den Südgeorgien Sehenswürdigkeiten im Rahmen einer Antarktis Kreuzfahrt
Wir haben Südgeorgien im Rahmen einer umfangreichen Antarktis Reise, in Form einer Expeditionskreuzfahrt, besucht. Die 22 Tage auf dem Schiff, zu den Falklandinseln, Südgeorgien und der antarktischen Halbinsel war für uns ein unerreichbarer Traum, der Wirklichkeit geworden ist. Im Beitrag Wie wir eine Last Minute Antarktis Expeditionsreise gebucht haben verraten wir, wie schnell ein Traum Wirklichkeit werden kann. In den Beiträgen Falklandinseln und Antarktische Halbinsel findest du detaillierte Beschreibungen zu den jeweiligen Destination einer Antarktis Reise und im Beitrag Tierwelt der Antarktis findest du alles über die Tiere, die du in dieser Region sehen kannst. Wir hoffen, dass dir der Bericht zu Südgeorgien gefallen hat und wir dir einen Einblick in diese wundervolle Welt geben konnten.