Die Tempel von Bagan sind neben Angkor Wat in Kambodscha einer der kulturellen Höhepunkte auf unserer Südostasien Reise. Über 4’400 Monumente befinden sich auf einer Fläche von 40 km2. Besonders eindrücklich ist es, das Tempelfeld bei Sonnenuntergang zu erleben. Mystisch und märchenhaft.
Wenn man alle mittelalterlichen Kathedralen von Europa auf Manhatten platzieren würde, kommt das der Grössenordnung der Tempel von Bagan ziemlich nahe. Ja, es ist gewaltig, wie viele Tempel in Bagan und der Umgebung aufgebaut wurden. Und das ist doch schon eine Weile her.
Zu Beginn des 10. Jahrhunderts sind die Bauwerke der alten Königsstadt innerhalb von 250 Jahren erbaut worden. Die Landschaft rund um die Monumente hat einen savannenähnlichen Charakter und liegt in einer Trockenzone. Zu Recht wurde dieser Teil von Burma früher «verdorrtes Land» genannt.
Trockenheit und Hitze sind in dieser Region normal, so erleben auch wir Bagan bei 42 °C bis 45 °C. Zum Glück sorgen zwischendurch ein paar Regentropfen für Abkühlung. Sonst wäre die Hitze unerträglich.
Wir erreichen Bagan am Vormittag und suchen uns eine Unterkunft. Bevor wir auf Entdeckungstour gehen, müssen wir uns zuerst noch von der langen Busfahrt von Pyay nach Bagan erholen. Nach ein paar Stunden Schlaf sind wir wieder fit und mieten uns gleich ein Fahrrad. Unsere Unterkunft befindet sich in Nyang U, wo wir bereits vereinzelt kleine Ruinen zwischen den Wohnhäusern entdecken.
Shwezigon Pagode in Bagan
Den ersten Halt machen wir bei der Shwezigon Pagode. Das Bauwerk wurde im Jahr 1090 vollendet und hat eine sehr grosse Bedeutung. Sie ist die erste Pagode, die in einem eigenständigen burmesischen Stil erbaut wurde und gilt somit als Vorlage für viele andere Pagoden. Die Kantenlänge, sowie die Höhe des zentralen, quadratischen und golden glänzenden Stupa beträgt 49 Meter.
Rund um den Stupa befinden sich weitere interessante Gebäude mit vielen Buddha-Statuen. Die goldenen Dachverzierungen sind filigran gefertigt und im Kontrast mit dem dunkelrot gestrichenen Holz einfach wunderschön.
Die Qual der Wahl
4 km legen wir zurück und erhalten bereits einen Einblick in die Vielfältigkeit der Architektur von Bagan. Obwohl wir noch keines der grossen Monumente besichtigen, sind wir von der Vielfalt beeindruckt. Alle paar Meter könnten wir von der geteerten Strasse auf Trampelpfade abbiegen, um Bauwerke anzuschauen. Bei über 4’000 Bauwerken müssen wir uns allerdings auf ein paar wenige beschränken.
Als Baumaterial wurde fast ausschliesslich Ziegelstein verwendet. Gebrannt wurden die Ziegel in Öfen am Flussufer nördlich von Bagan, die danach mit Booten in die Königsstadt verschifft wurden. Ursprünglich waren alle Bauten mit feinem Stuck überzogen und verziert. Mancherorts sehen wir Überreste des Überzuges, die uns erahnen lassen, wie eindrucksvoll die Bauten einst waren.
Leider sind nur noch wenige der Stuckarbeiten vorhanden, weil sie durch Umwelteinflüsse langsam zerfallen.
Die meisten Tempel können wir auch von innen besichtigen. Einige sind zwar mit Gittertoren verschlossen. Ist dies so, machen wir uns auf die Suche nach dem Schlüssel. Normalerweise lebt der Verwalter des Schlüssels in unmittelbarer Nähe. Für Interessierte wird dann das Tor für die Besichtigung des Tempels aufgeschlossen.
UNESCO hat bei 347 Bauwerken Wandmalereien untersucht, die auf das 11./12. Jahrhundert datiert werden konnten. Leider sind viele der Originalmalereien durch erneutes Übermalen unwiderruflich zerstört.
Die Tempel von Bagan mit dem Fahrrad erkunden
Am zweiten Tag in Bagan gehen wir auf grosse Tempeltour. Wir haben uns eine Liste von Monumenten zusammen gestellt, die wir uns ansehen möchten. Unser Reiseführer hat uns bei der Auswahl geholfen. Der erste Tempel ist eher klein und unscheinbar, dafür finden wir im Innern schöne Wandmalereien und eine grosse Buddha-Statue.
Die Buddha-Staue ist so gross, dass sie fast den gesamten Raum ausfüllt. Wir müssen uns dünn machen, dass wir an ihr vorbei kommen. Hinter der Buddha-Statue entdecken wir einen schmalen Treppenaufgang, der für kleine Menschen konstruiert wurde. Ohne Licht wirkt der Aufstieg über die schmale Treppe schon fast ein bisschen spukig.
Wenn du keine Platzangst hast, wage den Aufstieg. Allein schon für die Aussicht lohnt es sich. Von oben sehen wir einen Teil des Tempelfeldes, der uns ziemlich beeindruckt. In die eine Richtung gibt es Tempel und Stupas soweit das Auge reicht. Und in die entgegengesetzte Richtung sehen wir den Irrawaddy River gemächlich dahin fliessen.
Htilomino Tempel mit schönem Stuck
Auch der Tempel Htilomino ist von seiner Grösse her eher unscheinbar. An den Aussenwänden können wir jedoch sehr schöne, gut erhaltene Stuckaturarbeiten bewundern.
Im Inneren steht eine wunderschöne, goldene Buddha-Statue vor einer mit Stuck verzierten Wand.
Ananda ist einer der bekanntesten Tempel von Bagan
Ananda ist einer der bekanntesten und eindrücklichsten Sehenswürdigkeiten von Bagan. Durch die Eingangshallen auf allen vier Seiten erhält dieser Tempel mit einer Seitenlänge von 91 Meter die Form eines griechischen Kreuzes. Im Innern des Tempels befinden sich vier etwa 10 Meter hohe stehende Buddha-Figuren, die jeweils in alle vier Richtungen schauen.
Thatbyinnyu Tempel in Bagan
Als nächstes besichtigen wir den Tempel Thatbyinnyu. Er ist mit 61 Meter das höchste Bauwerk von Bagan und stammt wahrscheinlich aus dem 12. Jahrhundert.
Plötzlich ziehen dunkle Wolken auf. Wir suchen uns ein Restaurant, wo wir eine Pause einlegen und so den Regen abwarten können. Der heftige Regen lässt nicht so schnell nach, dass wir die Mittagspause um eine weitere Tasse Tee verlängern.
In Südostasien dauern Regengüsse zum Glück nicht stundenlang, sodass sich die Sonne schon bald wieder blicken lässt. Unsere Besichtigungstour zu den Tempeln von Bagan kann weitergehen.
Gwadawpalin Tempel in Bagan
Der Gwadawpalin ist eines der elegantesten Bauwerke von Bagan. Anfang des 12. Jahrhundert wurde dieses 55 Meter hohe Bauwerk von König Nadaungmya fertig gestellt.
Im Manuha Tempel steht ein riesiger Buddha
Der Manuha ist ein sehr aussergewöhnlicher Tempel. Von aussen wirkt der Tempel zwar sehr klobig, doch im Innern versteckt sich eine Überraschung. Drei riesige, sitzende Buddha-Statuen stehen eingequetscht im Gebäude. Die Buddhas sehen aus, als ob sie hineingepfercht wurden. Die zentrale Statue erreichen wir einfach. Um an die beiden anderen zu kommen, müssen wir uns an der zentralen Statue vorbeizwängen. Bauch einziehen und durch. Füllige Personen haben keine Chance, die beiden Statuen zu erreichen.
Wieso die Buddhas so eingezwängt sind, hat einen Grund. Der Erbauer Manuha soll mit dem Bau des Tempels seiner beengten Situation als Gefangener Ausdruck verliehen haben.
Mya Zedi glänzt in Gold
Der Mya Zedi ist ein golden glänzender Stupa, der inmitten der roten Backsteinbauten besonders schön zur Geltung kommt.
Die Shwesandaw Pagode für geniale Aussicht über die Tempel von Bagan
Zum Abschluss des Tages machen wir uns auf zur Shwesandaw Pagode, ein beliebter Platz für den Sonnenuntergang. Über eine grosse Treppe erreichen wir die oberen Terrassen des Bauwerks, von wo wir eine superschöne Aussicht über das Tempelfeld geniessen. Einen schönen Sonnenuntergang gibt es wegen des dunstigen Horizonts leider nicht, trotzdem ist die Aussicht über das Tempelfeld genial.
Wir lassen den Tag Revue passieren und sind überglücklich, dass wir dies mit eigenen Augen sehen dürfen. Was Menschen hier geschaffen haben, ist gewaltig. Unvorstellbar die Arbeit, die in all den Bauwerken steckt.
In der Ferne sehen wir den Ananda Tempel.
Dann entdecken wir noch den Mingala Zedi. Als wir das Bauwerk aus der Nähe anschauen wollten, standen wir leider vor verschlossenem Tor. Es war auch niemand auffindbar, der uns das Tor öffnen konnte.
Nun machen wir uns aber langsam auf den Heimweg. Wir müssen nämlich noch etwa 4 km zurück radeln. In Asien wird es nach Sonnenuntergang schnell dunkel und unsere Fahrräder haben kein Licht. Wenn nur das wäre, Reni’s Fahrrad hat auf dem Rückweg einen Platten am Vorderrad. Flickzeug haben wir keins, aber auf den Felgen fahren geht auch.
Die Tempel von Bagan mit der Pferdekutsche erkunden
Da viele der Pfade zu den Tempeln sehr sandig und nach Regen schlammig sind, machen wir uns diesmal mit der Pferdekutsche auf den Weg zu den etwas abgelegeneren Tempeln.
Die Pferdekutsche ist in Bagan, wie auch in anderen Orten Burmas, das Hauptverkehrsmittel für kürzere Strecken. Da viele Touristen die Tempel von Bagan besuchen, sind die Sitzbänke gepolstert und somit erstaunlich bequem. Eine Wohltat für unsere Hintern nach dem harten Fahrradsattel.
Mit der Pferdekutsche zum Tayokpye Tempel in Bagan
Den ersten Stopp legen wir beim Tempel Tayokpye ein. Der Tayokpye ist eines der wenigen Bauwerke das noch bestiegen werden darf. Von oben haben wir eine herrliche Aussicht auf die umliegenden Bauwerke, die im Agrarland eingebettet sind. Da die Trockenzeit langsam zu Ende geht und die fruchtbare Regenzeit bevorsteht, sind überall die Bauern mit Arbeiten auf dem Feld beschäftigt. Traktoren sucht man hier vergebens. Bestellt werden die Felder traditionell mit Holzpflügen, die von Ochsen gezogenen werden.
Auf dem Tempel entdecken wir noch ein weiteres interessantes Detail. In die Stuckarbeiten wurden glasierte Ornamente eingearbeitet, die die Form einer Lotusblüte zeigen. Sie sind zum Teil noch sehr gut erhalten.
Dhammayazika Tempel in Bagan
Der Dhammayazika wurde im Jahre 1196 von König Narapatisithu errichtet. Das Aussergewöhnliche an dieser Pagode ist die Form der Terrassen. Im Gegensatz zu allen anderen Bauwerken sind die Terrassen beim Dhammayazika nicht quadratisch sondern fünfeckig. In den 90er Jahren wurde der Stupa renoviert und mit Gold überzogen.
Im Innern des Dhammayazika steht unter anderem diese schöne Buddha-Statue.
Der Dhammayangyi Tempel ist ein eindrückliches Bauwerk
Wuchtig steht er vor uns, der Dhammayangyi Tempel. Mit seiner massigen pyramidenförmigen Struktur ist er eines der eindrücklichsten Bauwerke von Bagan. Der Grundriss entspricht der Form eines griechische Kreuzes.
Die Ziegelsteine sind so genau aneinandergepasst, dass kaum Platz für ein Bindemittel vorhanden ist. Wahrscheinlich wurde als Bindemittel nicht Zement sondern eine art Lack oder Klebstoff verwendet. Das Gebäudeinnere birgt eines der grössten Rätsel von Bagan. Nur an der Ostseite führt ein Gang vom äusseren der beiden umlaufenden Gänge ein Stück weit in das Innere. Alle anderen Eingänge und der innerer umlaufende Gang wurden zugemauert.
Eine weitere Besonderheit dieses Tempels finden wir im Inneren. Zwei Buddha-Figuren, die nebeneinander sitzen. Unklar ist dessen Bedeutung.
Die Sulamani Pagode in Bagan mit Wandmalereien
Ein paar Fahrradminuten weiter erreichen wir die Sulamani Pagode. Im buddhistischen Tempel spazieren wir durch die Wandelgänge, wo wir gut erhaltene Wandmalereien bestaunen können.
Der Payathada Tempel wurde rekonstruiert
Zum Abschluss unserer Besichtigungstour machen wir Halt bei Payathada Tempel. Der Tempelbau ist nie abgeschlossen und später dann noch durch das schwere Erdbeben 1975 erheblich beschädigt worden. Inzwischen ist der Tempel für Besucher zugänglich, denn er wurde restauriert.
Das Innere des Tempels wirkt durch die Rekonstruktionsarbeiten eher neuzeitlich. Trotzdem kommt ein Gefühl auf, in die Vergangenheit einzutauchen. Besonders schön ist auch das Sonnenlicht, das den Weg durch die Türen findet und so die Backsteinwände leuchten lässt.
Zwischen den Tempeln treffen wir immer wieder auf Wohnhäuser und Farmer, die das Land bestellen. Viele von ihnen helfen auch mit die Tempel zu unterhalten. Was diese Frau wohl alles schon erlebt hat?
Und dann sind da noch die Touristen 😉
Nach spannenden Tagen in Bagan setzen wir unsere Reise fort. Die heimliche Hauptstadt Mandalay steht als nächstes auf der Liste. Wir werfen einen letzten Blick zurück und sind uns einig: Die Tempel von Bagan sind das Highlight unserer Burma-Reise. Oder vielleicht sogar unserer gesamten 7-monatigen Südostasienreise.
Zufrieden reisen wir weiter und sind gespannt, was Burma sonst noch zu bieten hat.
Die gesamte Burma Rundreise findest du hier: Die schönsten Sehenswürdigkeiten von Burma / Myanmar
Tipps für deinen Besuch der Tempel von Bagan in Burma
Du kannst – wie wir – die Tempel individuell besuchen. In den meisten Unterkünften gibt es einen Fahrrad oder E-Roller Verleih. Der Vorteil, du kannst die so lange Zeit lassen, wie du willst. Du musst aber auch selber entscheiden. Du magst nicht planen? Dann geht’s bequemer mit einer Tour.
Touren zu den Tempeln von Bagan
Es gibt verschiedene Touren und Möglichkeiten die Tempel von Bagan zu besichtigen. Zu Fuss, mit dem Fahrrad oder bei einer Ballonfahrt. Auf GetYourGuide findest du eine grosse Auswahl an Touren.
Wie wär’s zum Beispiel mit einer…
- Ballonfahrt über die Tempel von Bagan
- Private Ganztagestour zu den Tempeln von Bagan
- Ganztagestour mit dem E-Bike zu den Tempeln von Bagan
Übernachten bei den Tempeln von Bagan
In den Ortschaften Nyaung U und New Bagan gibt es eine grosse Auswahl an Hotels, Hostels und Guesthouses. Wir haben uns für Nyaung U entschieden, da wir von dort schnell die wichtigsten Tempel erreichen. Auch die Auswahl an Restaurants entlang der Strasse ist super.
Unterkunft in Nyaung U
Bagan Beauty Land Hotel – Super Lage, in der Nähe der Shwezigon Pagode. Tempel sind gut mit dem Fahrrad oder E-Roller zu erreichbar. Grosszügige Zimmer und kostenloses WLAN.
Zfreeti Hotel – Ausgezeichnete Lage. Fahrrad und E-Roller Verleih. Gepflegte Anlage mit Pool. Grosszügige Zimmer und kostenfreies WLAN.
Royal Bagan Hotel – Zentrale Lage. Zimmer mit grosszügigem Bad. Schöne Dachterrasse und Pool. E-Roller Verleih verfügbar. Restaurants und der Markt sind zu Fuss in wenigen Minuten erreichbar.
Unterkunft in New Bagan
Look Myanmar – Gute Lage im Zentrum von New Bagan. Gepflegte Zimmer. Schöne Anlage und Terrasse mit Aussicht ins Grüne. Fahrrad-, E-Roller und Autoverleih vorhanden. Kostenfreies WLAN.
Ostello Bello Bagan Pool – Zentrale Lage. Hostel mit Pool und gemütlichem Gemeinschaftsbereich. Doppelzimmer und Bett im Schlafsaal (Dorms). Gute Unterkunft für Backpacker. Gutes Preis-Leistungsverhältnis. Kostenfreies WLAN.
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