Bikaner, im Norden von Rajasthan, ist vor allem durch das Junagarh Fort aus dem 16. Jahrhundert bekannt. Das Junagarh Fort ist eines der Sehenswürdigkeiten in Bikaner, das wir uns nicht entgehen lassen. Auf dem Weg von Fatehpur nach Bikaner gibt es zudem den Rattentempel in Deshnok. Eine etwas gewöhnungsbedürftige Attraktion. Wie es dazu gekommen ist, dass wir im Rattentempel gelandet sind und was es in der Region Bikaner zu sehen gibt, erzählen wir in diesem Beitrag.
Der Rattentempel in Deshnok, einmal und nie wieder
Etwa 30 Kilometer ausserhalb von Bikaner befindet sich der Ort Deshnok. Ein kleines Dorf, wo es ausser dem Heiligen Rattentempel nichts besonderes gibt. Am liebsten würden wir uns gleich die Sehenswürdigkeiten in Bikaner anschauen und auf den Rattentempel in Deshnok verzichten. Da unser Fahrer jedoch ziemlich unkommunikativ ist, fährt er ohne uns vorher zu fragen nach Deshnok und lässt uns raus.
Naja, wenn wir schon mal hier sind, gehen wir uns den Karni-Mata-Tempel und die Heiligen Ratten anschauen. Bei Gläubigen ist dieser hinduistische Tempel bis über die Grenzen von Indien hinaus bekannt. Im Tempel leben tausende Ratten, die von den Besuchern mit mitgebrachten Speisen und Getränken umsorgt werden.
Von aussen sieht der Karni-Mata-Tempel eher unspektakulär aus. Er ist klein und unscheinbar. Wie bei allen Tempeln hier in Rajasthan geben wir unsere Schuhe vorher ab und gehen Barfuss durch den Haupteingang.
Im Innern des Tempels krabbeln die Ratten überall rum. Etwas gewöhnungsbedürftig ist das Ganze für uns schon. Es ist sehr heiss und die Ratten liegen oder kriechen wie halbtot herum.
Karni Mata soll im 14. und 15. Jahrhundert gelebt haben und noch zu Lebzeiten als Heilige verehrt worden sein. Eine Legende besagt, dass sie den toten Sohn einer Fürstenfamilie wieder zum Leben erwecken sollte. In Trance hat Karni Mata den Totengott Yama um die Herausgabe des verstorbenen Kindes gebeten. Yama antwortete jedoch, er könne ihr die Seele nicht übergeben. Das Kind sei bereits wiedergeboren worden. Daraufhin habe Karni Mata geschworen, dass niemand ihres Volkes je wieder das Totenreich des Gottes Yama betreten würde, und die verstorbenen Seelen nach ihrem Tod als Ratte wiedergeboren würden.
Nach groben Schätzungen leben etwa 20’000 Ratten im Tempel. Läuft eine Ratte über die Füsse der Besucher, bedeutet das Glück. Auch wenn es Glück bringen soll, sind wir froh rennt uns keine Ratte über die Füsse. Für Anhänger von Karni Mata ist es eine besondere Ehre, Kontakt zu den seltenen weissen Ratten aufzunehmen. Mit Leckereien verweilen sie stundenlang an den Mauerritzen und versuchen eines dieser seltenen Exemplare anzulocken.
Schön sind die Ratten ja nicht, aber trotz allem geben sie ein tolles Fotomotiv ab.
Wir verweilen nicht wie die Inder stundenlang im Rattentempel, sondern haben den kleinen Tempel relativ schnell gesehen. Wir sind ja mal gespannt auf die weiteren Sehenswürdigkeiten in Bikaner.
Das Junagarh Fort in Bikaner liegt am Rande der Thar Wüste
Die Fahrt nach Bikaner kann weitergehen. Wir erreichen unser Hotel am späteren Nachmittag. Nach einer Siesta gehen wir auf die Dachterrasse und haben somit auch gleich unser Plätzchen für das Abendessen gefunden. Von hier oben haben wir herrliche Aussicht über die Stadt. Wir geniessen ein leckeres Abendessen und freuen uns auf die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten in Bikaner.
Die Wüstenstadt Bikaner wurde im Jahre 1488 gegründet. Bikaner liegt am Rande der Wüste Thar. Anfangs bestand die Stadt nur aus einer einfachen Lehmfestung. Ende des 16. Jahrhunderts baute Raja Rai Singh, ein General in der Armee des Mogulherrschers Akbar, das Junagarh Fort. Heute ist das Junagarh Fort eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Bikaner.
Das Junagarh Fort ist eines der am besten erhaltenen Stadtpaläste der Rajputen. Es ist eingefasst von einer 986 Meter lange Mauer mit 37 Bastionen und zwei Eingängen.
Der Palast ist sehr weitläufig. Wir gehen durch verschiedene Türen und kommen durch verschiedene Räume oder Innenhöfe.
In einem Zwischengang entdecken wir den Feuerlöscher. Die Moderne hat hier noch nicht Einzug gehalten. Hier dienen mehrere Eimer gefüllt mit Sand zum Feuer löschen.
Die Paläste innerhalb des Forts verfügen über Innenhöfe und überall sind Balkone oder Erker mit filigranen Steinmetzarbeiten und Malereien zu sehen.
Die private Audienzhalle ist überaus prunkvoll gestaltet und wohl einer der schönsten Räume im Junagarh Fort. Es wurde viel Goldfarbe für die Wandmalereien verwendet.
Auch die Fenster sind stilvoll gebaut. Im Innenhof sind die Fenster dezent in Weiss und Gold gehalten.
Der Aufstieg auf das Dach lohnt sich, denn von hier aus haben wir eine super Aussicht auf einen grossen Teil des Palast Areals.
Nun befinden wir uns vermutlich auf dem höchsten Turm des Forts. Es weht kein Wind und die Mauern und Böden sind so extrem aufgewärmt, dass es sich anfühlt wie in einer Sauna. Für uns kaum vorstellbar, dass es in den indischen Wintermonaten empfindlich kalt sein kann.
Im Junagarh Fort gibt es auch ein Museum welches auf verschiedene Räume verteilt ist. Im einen der Räume ist neben vielen Waffen der Rajputen auch ein Doppeldecker aus dem Ersten Weltkrieg ausgestellt. Wir lesen, dass es einst ein Geschenk an den Herrscher gewesen sei. Vermutlich wurden so die Beziehungen gefestigt.
Auf dem Weg nach draussen kommen wir wieder an schön verzierten Fenstern und Erkern vorbei. Wir bewundern einmal mehr die feinen Steinmetzarbeiten, die sicher mit einfachen Hilfsmitteln gemacht worden sind.
Unsere Besichtigung des Junagarh Forts beenden wir am Osteingang.
Wir sind überwältigt von den Bauwerken und es ist auch sehr interessant die verschiedenen Forts zu sehen. Das Rote Fort in Agra oder das Rote Fort in Delhi, sie haben alle Ähnlichkeiten und doch sind alle anders.
Die Kamelforschungsstation ausserhalb von Bikaner
Gegen Abend kommen die Kamele von der Wüste zurück. Dies ist der beste Zeitpunkt die Station zu besuchen, da wir zusehen können wie die Kamele in die verschiedenen Gehege geführt werden.
Im Jahre 1984 wurde diese Station zur Erforschung der Kamele durch die Regierung gegründet. Auf der Kamelfarm werden vier verschiedenen Kamelrassen gezüchtet und gesamthaft leben zur Zeit 355 Kamele auf der Farm.
Die Kamele werden in verschiedene Gehege geführt und dann gibt es erst mal etwas zu Fressen für die Wüstenschiffe.
Sobald die Kamele ihre Bäuche vollgeschlagen haben, werden die Kamelkühe gemolken. Nach der Geburt liegt der Zeitraum während der eine Kamelkuh Milch gibt zwischen 14 und 16 Monaten. Pro Tag produziert ein Kamel drei bis sechs Liter Milch, die sehr reich an Vitamn C ist.
Die Milch wird für Chai Tee, Speiseeis und andere Produkte verwendet. Marcel gönnt sich einen feinen Chai Tee mit Kamelmilch. Ist ja nicht alltäglich Kamelmilch zu probieren. Der Tee schmeckt lecker und die Milch ist recht würzig.
Auf dem Areal gibt es zudem einen kleinen Shop in dem Kamelprodukte verkauft werden. Aus dem Leder werden Taschen, Schuhe und Sonstiges genäht.
Am Abend geniessen wir einmal mehr die Aussicht von unserer schönen Dachterrasse, essen ein vorzügliches indisches Curry und gönnen uns ein kühles Kingfisher Bier. Das haben wir uns nach den vielen Besichtigungen verdient.
Die Reise durch Rajasthan ist echt spannend. Die Kulturstätten, der Rattentempel und die Kamelfarm. Was uns wohl als nächstes erwartet?
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Wie gefallen dir die Sehenswürdigkeiten in Bikaner und er Umgebung? Der Rattentempel war für uns sehr gewöhnungsbedürftig. Hast du auch schon einmal etwas ähnliches erlebt? Erzähl uns davon.
Wir waren auch schon in Deshnok. Ich fand das gar nicht so schlimm, allerdings muss man sich muss sogar ich mich schon manchmal noch wundern, wen oder was die Inder alles so anbeten. Meine Mutter, die auch dabei war, wurde von einem Nager „angesprungen“. Ein lauter Schrei und bei uns wären alle Viehcher weg gewesen. Dort hat sich weder Mensch noch Tier gestört.
Hallo Peter,
Also den Rattentempel fanden wir wirklich gewöhnungsbedürftig. Eigentlich sind es ja süsse Tiere, aber wenn es auf ein Mal rund um einem nur noch so wuselt von den Tieren, dann wird es schon fast ein bisschen unheimlich.
Sonnige Grüsse,
Marcel
Nun der Rattentempel ist schon etwas seltsam. Ich habe tatsächlich eine weiße Ratte gesehen und bin nun wahrscheinlich vom Glück besonders geschenkt. Ich hatte ein paar Überziehfüßlinge erhalten. Aber auf die harten Erbsen, die Maiskörner zu treten war schon etwas seltsam. Und manchmal war es nicht klag, ob Did Ratten schlafen oder tot sind. Eine Freundin mit einer Rattenphobie fragte mich, warum die Inder Ratten anbeten. Gute Frage. Warum sind die Kühe heilig? Auch wenn ich weiß, dass nach Hinduglauben alte Seelen in den Tieren wohnen, kann ich nur sagen: Das ist eben Indien!
Ja, genau, das ist Indien live 😉