Jodhpur ist mit fast 3,7 Millionen Einwohnern die zweitgrösste Stadt in Rajasthan. Wir haben mitten in der Altstadt ein sehr gemütliches Guesthouse gefunden. Von der Dachterrasse aus haben wir eine wunderbare Aussicht über die Stadt und das auf einem Hügel gelegene Mehrangarh Fort, eine der wunderschönen Sehenswürdigkeiten in Jodhpur.
Unser Fahrer Sunny macht uns einen Vorschlag eines Hotels. Da es sich ausserhalb der Stadt befindet, sind wir nicht damit einverstanden. Wir haben bereits einen Favoriten aus dem Lonely Planet in der Altstadt. Das Yogis Guesthouse hat einen idealen Standort, um das Fort, den Markt und andere Sehenswürdigkeiten in Jodhpur zu Fuss zu erkunden.
Das Sunny nun in das Chaos der Altstadt fahren muss, passt ihm gar nicht. Vorallem weil er sich hier nicht auskennt und er heute vom Hotel wohl keine Provision bekommt. Da wir uns schon vorher schlau gemacht haben wo sich das Yogis befindet, geben wir Sunny die ungefähre Richtung an. In den engen Gassen der Altstadt fragt er sich dann bei Einheimischen durch, und wir finden nach einigem hin und her unser Guesthouse. Nach kurzer Zimmerbesichtigung und einem Schwatz mit dem netten Besitzer ist klar, hier bleiben wir. Wir holen unser Gepäck aus dem Auto und vereinbaren mit Sunny, dass er uns in drei Tagen wieder abholen kann. Da Yogis keine Provision an Fahrer zahlt und ihnen auch kein Zimmer und Essen zur Verfügung stellt, rauscht Sunny mürrisch davon. Das kann ja noch heiter werden.
Am späten Nachmittag gehen wir auf die gemütliche Dachterrasse, geniessen die Aussicht auf das Fort und lesen ein bisschen. Die Zeit vergeht sehr schnell und es ist bereits wieder Zeit zum Abendessen. Wir sind zu faul ein Restaurant zu suchen, so bleiben wir hier auf der Dachterrasse und das Essen ist vorzüglich.
Obwohl wir mitten im Gewühl wohnen, ist es nachts aussergewöhnlich ruhig. Wir stehen früh auf und gehen als erstes zum Mehrangarh Fort. Vom Yogis Guesthouse aus gibt es einen Weg durch die Altstadt, eine Abkürzung zum Fort für Fussgänger. Wir bahnen uns den Weg durch die engen Strassen, kommen an Kühen vorbei und steigen über Kuhfladen.
Nach wenigen Gehminuten erreichen wir eine steile Treppe, die zum Fort hoch führt. Wir wohnen wirklich sehr zentral und finden es cool, mal wieder zu Fuss die Umgebung erkunden zu können. Obwohl wir früh dran sind, ist die Hitze bereits schon ganz heftig. Wir schwitzen viel und gleichen das Ganze mit viel Wasser trinken aus. Bereits von der Treppe aus erhalten wir erste Blicke auf die imposante Festung.
Das imposante Mehrangarh Fort in Jodhpur
Das Fort Mehrangarh steht majestätisch auf einem 123 Meter hohen Hügel und gehört zu den beeindrucktesten im indischen Staat Rajasthan. Das Fort ist über eine fünf Kilometer lange Strasse, die sich den Berg hochwindet, mit der Stadt Jodhpur verbunden. Zu Fuss ist die Abkürzung von der Altstadt somit die viel bessere Wahl um diese Sehenswürdigkeit in Jodhpur zu erreichen.
Im Jahr 1459 wurde durch Roa Jodha gleichzeitig mit dem Bau des Mehrangarh Forts sowie der Stadtgründung Jodhpurs begonnen. Weite Teile der bis heute erhaltenen Bausubstanz stammen aus der Periode des Maharadschas Jaswant Singh (1638–1678). Die Festung befindet sich noch heute im Besitz der Nachfahren und war noch bis 1943 von der fürstlichen Familie bewohnt.
Beim Eingang zum Fort Mehrangarh werden wir und unsere Rucksäcke durchleuchtet. Dann kaufen wir uns einen Eintritt und die Bewilligung zum Fotografieren. In Rajasthan wird überall bei Sehenswürdigkeiten eine zusätzliche Gebühr für den Fotoapparat verlangt. Teilweise ist die Gebühr für die Kamera höher als der Eintritt selbst. Beim Fort Mehrangarh ist im Eintrittspreis eine Audio-Tour inbegriffen. Das ist toll, denn so erfahren wir sehr viel über die Geschichte dieser Festung und das Leben von damals.
Innerhalb der Mauern spürt man erst richtig, wie imposant die Gebäude und Paläste sind. Neben vielen Touristen hat es auch unzählige Tauben, die über das Fort hinweg fliegen.
Der Rundgang führt uns zum ersten Innenhof. Die Gebäude sind sehr gepflegt und werden gut Instand gehalten.
Beim genauer hinschauen, entdecken wir schön verzierte Jalis (Gitterfenster). Der Baustil der Maharadschas ist sehr stilvoll.
In den Innenräumen befindet sich das Museum mit vielen interessanten Ausstellungsstücken und Kunstobjekten. In diesem Museum sind viele Dinge aus der Privatsammlung der königlichen Familie ausgestellt. Die Ausstellung umfasst Malereien, Bücher, Waffen, Sänften oder kunstvolle Elefantensattel. In dieser geschlossenen Sänfte wurden die Frauen des Königshauses transportiert.
Langsam kommen die Touristen. Wir sehen hauptsächlich indische Touristen. Viele der Inder sind im Moment unterwegs da grosse Schulferien sind. Die Inder sind an ihrer Kultur sehr interessiert und so treffen wir auch an den Sehenswürdigkeiten in Jodhpur eine Unmenge von Indern, die auf der Durchreise sind. Die Eltern sind klassisch gekleidet und die beiden Mädchen im Gegensatz dazu sehr modern mit Jeans.
Einige der Männer tragen einen Turban. So ein Turban wird aus mehreren Metern Stoff gebunden. Die Rajputen tragen einen Turban der mit neun Meter langem und einem Meter breitem Stoff gebunden wird. Bei den Handelsmännern beträgt die Länge des Stoffs bis zu 25 Meter, wobei der Stoff dann nur 30 cm breit ist.
Dieser Raum trägt den Namen Phool Mahal was soviel wie Blumenpalast heisst. Die Zimmer sind überaus prunkvoll geschmückt und verziert. In diesem Zimmer sass einst der König und liess sich von Tänzerinnen die Zeit vertreiben. Besonders erwähnenswert ist die üppige Golddecke. Es heisst, dass die Fertigstellung der Decke 14 Jahre gedauert haben soll und um die 80 Kilogramm Gold dabei verarbeitet wurden. Dieser Saal wurde auch als Audienzsaal sowie für private Festivitäten genutzt.
Die einen Zimmer sind übersäht mit Malereien, bei anderen wurden Spiegel oder farbiges Glas für die Dekoration verwendet. An der Decke in diesem Zimmer hängen farbige Kugeln. Erinnert uns etwas an Weihnachtskugeln.
Der Moti Mahal (Perlenpalast) ist mit schönen Fenstern aus buntem Glas und die Decke mit Spiegeln ausgestattet.
Der Rundgang führt wieder durch einen Innenhof. Wenn im Palast nicht überall mit Nummern der Weg beschriftet wäre, könnte man sich echt verlaufen in dieser grosszügigen Anlage. Im Innenhof können wir wieder die Architektur betrachten. Es gibt bei den Palästen immer viele Fenster, Erker und Bögen.
Wir verbringen den ganzen Vormittag im Fort. Die Anlage ist so gross, dass wir mehrere Stunden für die Besichtigung brauchen. Nach so vielen Eindrücken knurren unsere Mägen. Wir gehen ins Restaurant, welches sich innerhalb der Festungsmauern befindet. Frühmorgens war es noch geschlossen, in der Zwischenzeit sind bereits einige Touristen beim Mittagessen.
In der Altstadt spüren wir gar nicht, dass wir uns in einer so riesigen Stadt befinden. Von oben sieht das Ganze dann schon ganz anders aus.
Das Grabmal Jaswant Thada
Nach der wohlverdienten Stärkung gehen wir uns noch das Grabmal Jaswant Thada anschauen. Wir haben von einem der Balkone vom Fort aus das weisse Grabmal gesehen. Da es gerade sehr heiss ist, lassen wir uns mit dem Tuk-Tuk zum Jaswant Thada Zenotaph fahren. Den Rückweg werden wir dann zu Fuss bewältigen.
Jaswant Thada ist ein Grabmal aus Marmor, das von Sardar Singh im Jahre 1899 in Memorandum an seinen Vater Maharadscha Jaswant Singh II erbaut wurde. Der gesamte Zenotaph ist aus Marmorplatten, die extradünn und fein poliert sind, sodass Licht durchscheinen kann. Das gibt im Innern des Gebäudes ein warmes Licht. Das Grabmal erinnert uns eher an einen Tempel. Sogar der Boden rund um das Grabmal ist aus weissen und schwarzen Marmorplatten ausgelegt. Der Besuch lohnt sich. Der Zenotaph thront inmitten einer schön gepflegten Gartenanlage.
Die Statue von Rao Jodha, dem Gründer von Jodhpur
Den Weg zurück zum Fort gehen wir zu Fuss. Es ist ja nur rund ein Kilometer weit. Am Strassenrand zwischen dem Jaswant Thada Grabmal und dem Mehrangarh Fort machen wir bei der Statue von Rao Jodha, dem Gründer von Jodhpur, einen kurzen Stopp. Die Statue ist ganz neu und wurde am 12. Mai der Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Statue steht leicht erhöht und von hier aus sehen wir das Fort von einer ganz anderen Seite. Das Fort sieht auch von hier aus sehr imposant aus.
Es wär schon interessant, wenn man eine Zeitreise zurück in die Zeit der Maharadschas machen könnte. Wie das Leben damals in Wirklichkeit wohl war?
Ausnahmsweise sind mal nicht nur wir zu Fuss unterwegs. Wir sehen auch einheimischen Touristen, die zu Fuss zum Fort gehen. Interessant ist schon, die Inder sind nie alleine unterwegs. Entweder sie reisen mit einer Reisegruppe oder sie sind mit der ganzen Familie unterwegs.
Zurück beim Eingang zum Fort geniessen wir nochmals die Aussicht auf Jodhpur. Von hier oben ist alles so ruhig und friedlich. Mittendrin jedoch ist immer viel los, Verkehr, Lärm und Leute, Leute, Leute.
Jodhpur ist nicht nur bekannt als „Blue City“, sondern auch als „Sun City“, da sie sonniges und freundliches Wetter das ganze Jahr über geniesst. Jodhpur liegt geografisch im Zentrum des Staates Rajasthan und ist somit beliebtes Touristenziel für Reisende.
Wir nehmen wieder die Abkürzung über die Treppe direkt in die Altstadt. Gemächlich spazieren wir zurück zum Guesthouse.
Am nächsten Tag legen wir einen Faulenztag ein. Ausschlafen, spätes Frühstück und einen Spaziergang durch die Altstadt. Es ist zwar bereits 10 Uhr morgens, aber die Inder scheinen noch alle am schlafen zu sein. In den engen Gassen ist noch nicht viel los. Ein paar Verkaufsstände haben zwar bereits ihre Sachen zum Verkauf rausgehängt, aber viel los ist noch nicht.
Der bunte Markt von Jodhpur
Eine der Sehenswürdigkeiten in Jodhpur, die du nicht verpassen darfst
Wir wollen uns den Markt anschauen und entdecken hier so einiges. Besonders beliebt scheinen die Plastik-Armreifen zu sein. Aufgestapelt zu Hunderten. Wir erfahren, dass das tragen dieser Armreife den Schwangeren zu einer guten Geburt hilft. Je mehr Armreifen getragen werden, desto einfacher würde die Geburt werden. Die Armreifen werden kunstvoll präsentiert.
Es wird nicht nur an Marktständen verkauft. Einige sitzen einfach irgendwo auf den Boden und hoffen auf Käufer.
Wir finden ein tolles Restaurant namens Janhar mit gemütlichem Garten und feinem Eiskaffe und Lime Juice. Hier geniessen wir einfach mal Zeit zu haben. Auf dem Rückweg spazieren wir nochmals beim Uhrturm aus der Kolonialzeit vorbei.
Zurück im Guesthouse gehen wir hoch auf die gemütliche Dachterrasse. Da die Terrasse gedeckt ist und es einen Air-Cooler hat, ist es hier oben sehr angenehm. Wir lesen und planen unsere Weiterreise. Plötzlich kommt sehr starker Wind auf. Der Wind bringt Wolken und plötzlich fängt es stark an zu regnen. Was für eine Abkühlung. Leider regnet es nur für wenige Minuten und so ist die Abkühlung nicht von langer Dauer. Es scheinen alle sehnlichst auf Regen zu warten, denn überall kommen die Menschen auf die Dächer. Vorallem die Kinder geniessen den Regen. Sie springen lachend auf den Dächern rum und jubeln. Kaum ist der Regen vorbei ist ein toller Regenbogen über der Stadt zu sehen.
Wir könnten stundenlang von der Dachterrasse unseres Guesthouses runterschauen. Es gibt immer wieder etwas zu entdecken. Zum Beispiel dieses Mädchen, dass stolz auf der Terrasse mit ihrem Velo rumkurvt. Sie winkt uns stolz zu.
Weit in der Ferne entdecken wir noch einen Palast. Wir schauen im Reiseführer, ob wir darüber etwas finden. Der Palast heisst Umaid-Bhavan und ist heute ein luxuriöses Hotel. Es gehört zur Taj Hotels Gruppe und ist das teuerste Hotel in Jodhpur. Es heisst, der Umaid-Bhavan-Palast ist das grösste Gebäude der Welt, dass sich in privater Hand befindet.
Der Palast wurde 1972 grossen Renvovationsarbeiten unterzogen. Damals wurde der Palast auch in drei Abschnitte aufgeteilt. Im ersten Teil des Palastes befindet sich heute das 5-Sterne-Hotel mit 94 Zimmern. Der zweite Abschnitt wurde in ein Museum umgewandelt. Das Museum ist für Touristen zugänglich. Es werden alte Gemälde, Waffen, Uhren, Vasen und andere alte Gegenstände ausgestellt. Zudem gibt es ein Theater, ein unterirdisches Krankenhaus, einen Ballsaal und ein Schwimmbecken. Auch der grosszügige Schlosspark kann besichtigen werden. Der letzte Teil schliesslich dient nach wie vor der adligen Familie als Wohnbereich. Wir entscheiden uns, den Umaid-Bhavan-Palast nicht zu besuchen, sondern ihn einfach aus der Ferne zu betrachten.
Abends gehen wir wieder in das Janhar Restaurant, denn nebst dem tollen Garten gibt es auch eine Dachterrasse. Wir gehen die vielen Treppen hoch auf den 4. Stock und schauen uns in der Nachbarschaft um. Das Guesthouse gegenüber sieht nachts wie ein Puppenhaus aus.
Die Aussicht von hier ist sagenhaft. Wir haben beste Sicht direkt auf das Fort. Das Fort ist nachts beleuchtet und sieht so noch imposanter aus.
Die Nahaufnahme vom Fort bei Nacht ist auch gut gelungen. Der verschleierte Himmel lässt die Festungsmauern mystisch wirken. So geniessen wir unser letztes Abendessen in Jodhpur mit wunderbarem Blick auf das Mehrangarh Fort, einem leckeren Jumbo-Thali und einem kühlen Kingfisher Beer.
Unser Hoteltipp für Jodhpur:
Yogis Guesthouse Das Guesthouse liegt mitten in der Stadt, nahe dem Fort. Die Gassen um das Guesthouse sind sehr eng und du bist mitten im Indischen Alltag. In der Nähe gibt es einige günstige und gute Restaurants auf den Dachterrassen. Auch das Yogis hat eine grosse Dachterrasse mit traumhafter Aussicht über die Dächer der Stadt und das Fort.
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Bitte unbedingt den Stufenbrunnen (Stepwell) anschauen. Ein Muss! Ein Trinkwasserresrvoir, die Frauen haben hier früher Wasser geholt. Direkt neben Stepwellcafee.
Vielen Dank für die Ergänzung zu den Sehenswürdigkeiten in Jodhpur.