Von den Millionenstädten reisen wir weiter in die Thar Wüste in Rajasthan. Wie sieht die Wüste in Indien aus? Was erwartet uns wohl die nächsten Tage? Rajasthan in Indien ist sehr trocken und heiss. Die Lebensbedingungen sind alles andere als einfach und von den Extremen geprägt. Trotzdem haben sich die Bewohner an die Lebensbedingungen angepasst und selbst in der Wüste eine Existenzgrundlage aufgebaut. Wir wollen etwas mehr vom Leben in der Wüste sehen und es hautnah erleben.
Die Thar Wüste in Rajasthan (Grosse Indische Wüste) ist eine Sandwüste, die zahlreiche dünn bewachsene Dünen hat. Die Sanddünen sind bis zu 150 Meter hoch und der Sand ist gelblich. Die Thar Wüste bedeckt ein Gebiet von 238’700 Quadratkilometer. Das Klima ist von extremen Temperaturschwankungen, zwischen Gefrierpunkt im Winter und bis zu 50 °C im Sommer, geprägt.
Von Bikaner fahren wir in die 350 km entfernte Stadt Jaisalmer, die sich inmitten der Thar Wüste befindet. Nach dem Mittag erreichen wir Jaisalmer, schauen uns dort kurz das Hotel an in dem wir später übernachten und fahren dann aber weiter nach Khuri. Khuri ist ein kleines Dorf etwa 40 Kilometer südwestlich von Jaisalmer. In Khuri übernachten wir im Registhan Guesthouse, wo wir die einzigen Gäste sind.
Wir erhalten ein Zimmer, in dem wir unsere Rucksäcke deponieren und das Badezimmer benutzen können. Schlafen werden wir aber, wie es auch die Inder so oft machen, unter freiem Himmel auf dem Dach. Denn es ist viel zu heiss in den Zimmern.
Das Guesthouse liegt an der Dorfgrenze von Khuri am Rande der Thar Wüste in Rajasthan. Hier können wir das Leben der Dorfbewohner mitverfolgen. Gleich neben unserem Zimmer sehen wir zwei der typischen, runden Häuser, in denen die Menschen hier leben. Die meisten Hütten sind in diesem Stil gebaut und sehr klein. Gedeckt sind sie mit Gräsern und Stauden.
Das Dorfleben in der Thar Wüste in Rajasthan hat den Mittelpunkt beim Brunnen
Vom Guesthouse können wir Frauen und Kinder beim Wasser holen beobachten. Da die meisten Häuser kein fliessendes Wasser haben, müssen sie regelmässig zu den Brunnen gehen um Wasser zu holen.
Die Brunnen sind gleichzeitig auch Treffpunkt der Dorfbewohner. Es wird immer viel geredet und Neuigkeiten ausgetauscht. Natürlich kommen auch Tiere hierher um ihren Durst zu löschen.
Das kostbare Nass wird dann in Blechgefässe abgefüllt und von den Frauen auf dem Kopf zum Haus getragen. Einige Frauen stapeln sogar zwei dieser Wasserbehälter aufeinander und balancieren diese so auf ihrem Kopf.
Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten das Wasser zu transportieren. Wer ein Kamel besitzt, kann mehr Wasser holen und muss es nicht selber tragen. Das Kamel zieht einen Karren mit einem Wassertank und so kann der Mann eine grössere Wassermenge transportieren.
Kamelritt zum Sonnenuntergang in der Thar Wüste in Rajasthan
Den Sonneuntergang wollen wir heute in der Wüste Thar auf einer der grossen Sanddünen miterleben. Den Weg auf die Sanddüne legen wir auf einem Kamel zurück. Wir bekommen je ein Kamel und einen Kameljungen und los gehts. Aufgestiegen sind wir schnell. Nun heisst es festhalten, denn wenn das Kamel aufsteht schaukelt es ganz schön.
Auf der Ebene zu den Sanddünen ist das Kamelreiten ja noch einigermassen einfach. Sobald wir aber die Ebene verlassen und mit unseren Wüstenschiffen die Sanddünen hochreiten, wird es etwas schwieriger. Wir müssen uns ganz schön festhalten, damit wir nicht das Gleichgewicht verlieren.
Die flachen Passagen sind willkommene Erholungsphasen für unsere Beinmuskeln, denn wir müssen uns ganz schön festklammern.
Die Sanddünen strahlen im abendlichen Licht goldfarben. Auf diesen Gipfel der Sanddüne wollen wir gehen, um den Sonneuntergang zu beobachten.
Auf der Sanddüne angekommen, müssen wir uns nochmals ganz schön festklammern, denn wenn unsere Kamele sich hinknien ruckelt es nochmals ganz schön. Nun haben unsere beiden Kamele erst mal eine Pause verdient.
Wir erkunden die sandige Dünenlandschaft zu Fuss. Unglaublich was die Kombination aus Sand und Wind für Kunstwerke erschaffen hat.
Leider geht auch hier die Sonne nicht hinter dem Horizont unter. Es ist dunstig und so verschwindet die Sonne einfach irgendwann im Dunst. Die Stimmung ist aber dennoch sehr schön und aussergewöhnlich.
Der Ritt von der Sanddüne zurück zu unserem Guesthouse ist recht anstrengend. Auf dem Weg von der Düne müssen wir uns konstant mit den Beinen festklammern, da wir sonst nach vorne rutschen. Zum Glück sind die Kamele an den unebenen Sandgrund gewöhnt und sehr trittsicher.
Schlafen unter dem Sternenhimmel in der Thar Wüste
Zurück im Guesthouse gibt es erst mal einen erfrischenden Drink und dann wird uns ein feines, typisches Abendessen serviert. Verschiedene Curries und Wüstenbohnen mit Reis und Chapati.
Dann wird auf dem Dach unser Bett zurecht gemacht. Das Bett ist nicht gerade für grossgewachsene Europäer gedacht und ganz schön kurz. Wir kriegen eine dicke Decke denn es bläst ein kräftiger Wüstenwind. Wir liegen da und geniessen den wunderbaren Sternenhimmel. Hier draussen in der Wüste hat es sehr wenig Licht und es ist stockdunkel. Wow! Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Während der Nacht sinkt die Temperatur und es wird schon fast ein bisschen frisch. Zum Glück haben wir eine gute Decke.
Wir erwachen bei der Morgendämmerung. Es ist viertel vor sechs, die Kamele werden gesattelt und wir machen uns auf den Weg zur Sanddüne. Wir wollen den Sonnenaufgang von der Düne aus sehen. Leider ist es bewölkt und die Sonne versteckt sich beim Sonnenaufgang noch hinter den Wolken.
Kamelritt zum Sonnenaufgang in der Thar Wüste in Rajasthan
Hinter der grossen Sanddüne liegt ein kleines Dorf, das wir heute Morgen besuchen. Nach dem wolkenverhangenen Sonnenaufgang setzen wir uns wieder auf unsere Kamele und reiten zum Dorf.
Das Dorf liegt mitten in der Wüste und es gibt keine befestigte Strasse dorthin. Die Häuser sind allesamt sehr einfach und klein.
Die ursprünglichen Bewohner der Thar sind nomadische Viehzüchter, die seit Generationen die edelsten Kamele Indiens züchten. Seit 1986 wird über den 500 Kilometer langen Rajasthan-Kanal Wasser aus der Provinz Punjab in die Wüste geführt. Der Kanal ermöglichte nun einem Teil der Bevölkerung auch eine landwirtschaftliche Nutzung des Landes. Das grossangelegte Bewässerungsprojekt sorgte für eine Verzehnfachung der Bevölkerung in diesem Gebiet. Dennoch ist der Lebensstandard sehr niedrig. Nach wie vor lebt die Bevölkerung sehr ländlich, Fell- und Wollindustrie spielen die grösste Rolle.
Auf den Wegen treffen wir Kinder an, die sehr scheu und unsicher auf uns Fremde reagieren. Zum spielen werden hier die einfachsten Alltagsgegenstände verwendet.
Einige Hausmauern sind bunt bemalt. Die Dächer der Häuser bestehen entweder aus Wellblech oder aus Gräsern.
Auch in diesem Dorf gibt es einen zentralen Brunnen. Tiere kommen hierher zum trinken und auch die gesamte Bevölkerung des Dorfes muss hier Wasser holen, denn in den Häusern gibt es kein fliessendes Wasser.
Wir machen uns wieder auf den Weg. Langsam beginnen unsere Mägen zu knurren, denn wir haben ja noch kein Frühstück gegessen. Wir steigen wieder auf unsere Kamele und reiten los.
Auf dem Weg treffen wir auf viele Tiere, die in den Büschen und zwischen den Dünen ihre Verstecke haben. Wir sehen Kamele, Schafe, Ziegen, Kühe, Gazellen und ganz viele verschiedene Vögel in den Gebüschen. Die Gazellen sind sehr scheu und rennen gleich weg, wenn wir uns ein bisschen näher heranpirschen.
Der Sand ist sehr fein und wird vom Wind über die Dünen geblasen. In der Zwischenzeit bedeckt ein dünner Film von Sand unseren gesamten Körper. Auch der Mund und die Augen fühlen sich wie Schleifpapier an.
Wir werfen einen letzten Blick zurück auf die reisige Sanddüne auf der wir vorher waren.
Wieder beim Guesthouse angekommen sind wir sehr froh endlich von den Kamelen absteigen zu können. Das Reiten dieser Wüstenschiffe ist ganz schön anstrengend und in der Zwischenzeit merken wir unsere Hintern und vor allem die Beinmuskulatur. Vom Besitzer des Guesthouses werden wir schon erwatet und als erstes gibt es nun ein stärkendes Frühstück.
Unser Tipp für die Thar Wüste:
Registhan Guesthouse – Dieses Guesthouse liegt im kleinen Ort Khuri mitten in der Thar Wüste. Das Guesthouse hat mehrere, einfache Zimmer. Wir haben das Zimmer aber nur für unser Gepäck benutzt und haben auf dem Dach des Gebäudes geschlafen. Im Innenhof des kleinen Guesthouses hat es eine grosse Feuerstelle und da wird auch gegessen. Kamelritte werden am frühen Morgen und zum Sonnenuntergang angeboten. Schlafen in der Wüste wird auch angeboten. Das schlafen unter dem Sternenhimmel auf dem Dach des Gebäudes war magisch. Allerdings waren wir froh um die dicke Decke, denn in der Nacht wurde es ganz schön kalt.
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Bist du auch schon einmal auf einem Kamel geritten? Erzähl uns von deinem Erlebnis. Würdest du auch gerne unter dem Sternenhimmel der Thar Wüste in Rajasthan schlafen.
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Sehr spannend… Ein Indien, welches ich noch in keinem Reisebericht so gesehen habe. Die Hütten erinnern mich eher an das ursprüngliche Afrika. Auf einem Dromedar bin ich im Oman kurz geritten. Meine Po-Knochen (ja, da merkt man erst, dass man welche hat… 😉 ) haben ziemlich geschmerzt und beim wieder abliegen des Dromedars bin ich fast runtergefallen – zu ungewohnt – rucklig – steil waren die Bewegungen… Liebe Grüsse, Miuh
Hallo Miuh,
Der Besuch in der Thar Wüste war wirklich ein geniales Erlebnis. Die Lebensbedingungen sind extrem hart und die Menschen haben sich unglaublich gut an diese Bedingungen angepasst. Das Kamelreiten ist uns auch schwer gefallen. Vor allem das zweite Mal war ganz schön hart mit den schmerzenden Po Knochen.
Sonnige Grüsse,
Marcel
Wüste Thar mit einem Kamelritt besuchte ich 1998 auf meiner Rucksackreise mit Lonely Planet. Erstaunlich, in dem Dorf und Wüste hat sich nichts geändert! Unser Ausflug dauerte zwei Tage mit Kamel Begleitern und Verpflegung. Sie kochten für uns. Es ist ein unvergessliches Erlebnis gewesen, genau wie ganzes Indien.
Hallo Monika,
Die Zeit scheint wirklich etwas langsamer zu laufen in dieser Region von Indien. Ein Besuch in der Thar Wüste lohnt sich auf jeden Fall.
Sonnige Grüsse,
Marcel