Das Ijen Plateau in Ost-Java ist ein surrealer Ort. Die Landschaft der Hochebene ist geprägt von vielen Vulkanen. Die nährstoffreiche Erde ist die Lebensgrundlage für die Bewohner. Sie betreiben Kaffeeplantagen. Nelken und Erdnüsse werden ebenfalls in der Region angebaut. Das Ijen Plateau ist aber auch für den dampfenden, stinkenden Vulkankrater bekannt. So hat Mount Ijen den Übernamen gelbe Schwefelhölle erhalten.
Zu Tausenden strömen Touristen mitten in der Nacht auf das Ijen Plateau, um dem Erdinnern näher zu kommen. Und sie suchen den Nervenkitzel. Sie wollen die Schwefelhölle hautnah erleben. Wir gehören auch dazu. Für uns ist der Besuch auf dem Ijen Plateau das zweite Highlight in der faszinierenden Vulkanlandschaft von Ost-Java. Wir wandern auf den Vulkan Ijen, steigen in den Krater hinunter und kommen so der Hölle etwas näher. Wieso das Ijen Plateau eine Reise wert ist und wie es am giftigsten See der Welt aussieht, zeigen wir dir in diesem Beitrag.
Abenteuerliche Fahrt vom Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark zum Ijen Plateau
Wir sind unterwegs mit dem Minivan, denn wir haben eine Kombi-Tour zum Mount Bromo und zum Ijen Plateau gebucht. Von Malang fahren wir zuerst in den Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark, wo wir die mystische Stimmung zum Sonnenaufgang inmitten der Vulkanlandschaft erleben. Anschliessend besteigen wir Gunung Bromo, stehen auf dem Kraterrand und erhaschen einen Blick ins Innere des Vulkans. Danach geht es abenteuerlich weiter. Wir fahren mitten durch das Sandmeer im Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark, doch wir haben nicht das geeignete Fahrzeug für solche Sandpisten. Unser Fahrer meint es gut und will so auf direktesten Weg zum Ijen Plateau fahren. Es kam was kommen musste. Wir bleiben mehrmals stecken und schaufeln das Fahrzeug auch mehrmals wieder frei. Irgendwann schaffen wir es aus dem Sandmeer und erreichen die befestigte Strasse.
Die Strassen sind eng, steil und zum Teil in sehr schlechtem Zustand. Um die Mittagszeit erreichen wir Probolinggo an der Nordostküste und fahren danach wieder landeinwärts bis zum kleinen Bezirkshauptort Bondowoso. Nach rund 200 Kilometern sind wir am Ziel, in Sempol auf dem Ijen Plateau. Auf der Fahrt kommen wir durch unglaublich abwechslungsreiche Landschaft. Besonders beeindruckend finden wir den letzten Abschnitt durch den dichten Dschungel.
In Sempol übernachten wir im Catimor Homestay. Das Guesthouse liegt inmitten der staatlichen 4’000 Hektaren grossen Kaffeeplantage, die von Holländern aufgebaut wurde. Die Plantage befindet sich auf 1’100 bis 1’500 m ü. M. Gleich vor dem Zimmer gibt es einen kleinen Pool, der mit Wasser einer heissen Quelle gespiesen wird. Die Zimmer sind zwar nicht besonders schön, aber für eine Nacht passt das schon. Der Vorteil vom Catimor Homestay, es ist nur 15 km vom Ijen Vulkan entfernt.
Das Guesthouse bietet Führungen durch die Kaffee-Fabrik und die Kaffeeplantage an. Gleich ums Eck gibt es auch einen Wasserfall, den Little Niagara.
Das Ijen Plateau in Ost-Java ist ein grosser Vulkan-Komplex
Das Ijen Plateau ist der östlichste Vulkan-Komplex auf der Insel Java und Teil der Vulkankette entlang des Sundabogens. Der Vulkan Ijen mit dem Kratersee Kawa Ijen befindet sich mit weiteren Vulkankegeln in der gleichnamigen Caldera. Diese hat einen Durchmesser von rund 20 Kilometern und Gunung Merapi ist mit 2’800 Metern der höchste und gefährlichste dieser Vulkane.
Der Ijen Vulkan ist 2’386 Meter hoch und der Krater ist mit Wasser gefüllt. Der Krater des Ijen hat einen Durchmesser von 700 Metern. Der Kratersee liegt rund 200 Meter unterhalb des Kraterrandes und gilt als der Grösste und Säurehaltigste der Welt. Wohl deshalb wird er manchmal auch als grösstes Säurefass der Welt bezeichnet. Die Wassertemperatur in dem bis zu 200 Meter tiefen Kratersee schwankt zwischen 30 bis 50 Grad.
Aufstieg zum Ijen Kraterrand und -see
Die Gegend ist fruchtbar und im Krater gibt es Sulfat. Das sind zwei Gründe, weshalb tausende von Menschen auf dem Plateau leben. Einige von ihnen bewirtschaften die Kaffeeplantagen. Andere steigen jeden Tag zum Ijen Vulkan auf, um Sulfat abzubauen. Sie nehmen nicht nur einen anstrengenden Weg zum Vulkan in Kauf, sondern gehen über den Kraterrad bis runter zum See. Dort bauen sie von Hand Stück für Stück vom Sulfat ab und tragen es in Körben auf den Schultern aus dem Schlund der Schwefelhölle über den Kraterrand zurück zur Strasse am Fuss des Vulkans.
Am kommenden Morgen klingelt der Wecker um vier Uhr. Nach einem kurzen Frühstück fahren wir mit dem Minivan bis Paltuding, dem Ausgangsort für den Aufstieg zum Ijen Vulkan. Wir wandern los. Die ersten drei Kilometer geht es stetig aufwärts, teilweise ist es sehr steil. Der Weg ist recht gut ausgebaut und die Temperaturen noch angenehm frisch. Noch ist es dunkel und der Nebel hängt tief in den Bäumen. Eine mystische Stimmung breitet sich aus.
Bald erreichen wir den oberen Drittel, wo wir an einer Hütte mit Getränken und Snacks vorbeikommen. Hier ist auch die Station, wo die Träger den abgebauten Schwefel wägen können.
Nach gut zwei Stunden erreichen wir den Kraterrand. Noch ist der Gipfel in Nebel gehüllt und wir können die Sonne nur erahnen. So wirkt der Ort sehr mystisch und fast schon etwas unheimlich.
Ist der Ijen Vulkan aktiv?
Der Ijen Vulkan gilt als aktiv und sehr unberechenbar. 1936 strömten heftige Lahare (Schlamm- und Schuttlawinen) aus und vernichteten die Vegetation an den Flanken des Berges. Überreste von Bäumen und Büschen sind nach wie vor sichtbar, aber nachgewachsen ist seither kaum etwas.
Immer wieder kommt es zu Aktivitäten. Schlamm, Schwefel und giftige Gase werden aus dem Kratersee geschleudert, was schon öfters zu Unfällen und Todesopfern geführt hat. 1976 und 1989 gab es Gasausbrüche, wo viele Minenarbeiter ihr Leben verloren haben.
Der Blick in den Vulkankrater ist leider durch den Nebel und die aufsteigenden Dämpfe stark eingeschränkt. Ab und zu lockern sich die Dampfwolken auf, sodass wir den türkisfarbenen See im Vulkankraters sehen können.
Abstieg in den Vulkankrater – Willkommen in der Schwefelhölle!
Am Kraterrand wird der intensive Schwefel Geruch richtig schlimm. So muss es auch in der Hölle riechen. Trotzdem steigen wir in den Krater ab. Dies ist ein nicht ganz ungefährliches Abenteuer. Erstens handelt es sich hier um einen aktiven Vulkan, und zweitens führt der Abstieg in den Vulkankrater über einen sehr steilen, steinigen Trampelpfad. Wir konzentrieren uns voll und ganz auf den Pfad, jeder Schritt muss sitzen.
Je näher wir dem Kratersee kommen, desto intensiver wird der Schwefelgeruch. Der Geruch nach faulen Eiern ist schier unerträglich und wir binden uns ein Tuch vor die Nase. Auch die Temperatur verändert sich merklich.
Ijen Kratersee oder der giftigste See der Welt?
Dies ist wirklich ein völlig verrückter und skurriler Ort. Es dampft, es ist heiss, es stinkt und wir klettern über Stock und Stein und kommen dem giftigen See immer näher. Was machen wir hier bloss?
Wir sind jedoch nicht die Einzigen. Es herrscht rege Betriebsamkeit. Überall wuselt es von Minenarbeitern, die mit Eisenstangen Schwefel in Stücke schlagen und für den Transport in Bambuskörbe packen. Wir fühlen uns wie in einem Endzeitfilm. Oder sind wir hier in der Hölle?
Trotzdem hat dieser merkwürdige Ort durchaus auch seine schönen Seiten. Das Farbenspiel mit dem Gelb des Schwefels, dem türkisgrünen Wasser im hochgiftigen Kratersees und den Ablagerungen, die das schwefelhaltige Wasser am Ufer des Sees hinterlassen, ist beeindruckend.
Allzu lange wollen wir aber nicht an diesem unheimlichen Ort ausharren. Auch auf ein Bad verzichten wir lieber und machen uns wieder an den anstrengenden Aufstieg zum Kraterrand.
Der Sulfatabbau in der Schwefelhölle des Ijen Vulkankraters
Am Kratersee befindet sich eine der aktivsten Schwefelquellen der Erde. Aus dem Erdinneren tritt hier Schwefelgas mit einer Temperatur um die 200 Grad aus. Durch Rohre wird dieses Gas abgekühlt und tritt dann als gelb-orangenes, flüssiges Schwefel aus. Ist die heisse Masse ausgekühlt und erstarrt, werden mit Eisenstangen Brocken des Schwefels abgebrochen. Die Schwefelstücke werden in Bambuskörbe gepackt und die Arbeiter hängen jeweils zwei dieser Bambuskörbe an einer Stange über ihre Schulter.
Mit dieser schweren Last machen sich die Träger auf den anstrengenden Aufstieg aus dem Krater. Auf dem 200 Meter höher gelegenen Kraterrand werden die Lasten auf die Handwagen umgeladen und so bis ins Tal geschafft. Vor ein paar Jahren gab es diese Handwagen noch nicht und die Träger haben die schwere Last bis ins Tal auf ihren Rücken getragen. Pro Monat wird von der staatlichen Abbaugesellschaft ca. 250 Tonnen Schwefel gefördert.
Es ist unglaublich, wie die Männer diese unheimlich anstrengende Arbeit bewältigen. Eine Ladung wiegt nämlich zwischen 70 und 90 Kilogramm. Der Weg aus dem Krater ist extrem steil und führt über einen steinigen Trampelpfad. Wir staunen mit welcher Gelassenheit die Männer die schwere Ladung auf ihren Schultern tragen. Denn auch ohne Gepäck auf dem Rücken ist der Auf- und Abstieg anstrengend genug.
Oben auf dem Kraterrad blicken wir nochmals zum See und sind froh, der Schwefelhölle entkommen zu sein. Der Gestank lässt nach, die Temperatur sinkt wieder und auch der Nebel hat sich inzwischen etwas gelichtet. So schaut alles gleich etwas einladender aus. Mit neuen Eindrücken wandern wir zurück ins Tal. Der Abstieg vom Ijen Vulkan ist bedeutend schneller als der Aufstieg. Um 10 Uhr erreichen wir den Minivan und es folgt die letzte Etappe unserer Reise durch Java.
Vom Ijen Plateau zum Hafen Ketapang bei Banyuwangi
Wir lassen Paltuding hinter uns und fahren los Richtung Banyuwangi an der Ostküste von Java. Banyuwangi ist eine Hafenstadt. Sie verbindet Java mit Bali. Die Götterinsel Bali ist gerademal 5.5 km entfernt. Wenn du dir eine Landkarte anschaust, siehst du wie nahe Java und Bali sind.
Zwischen den beiden Inseln verkehren regelmässig Fähren, im Normalfall alle 20 Minuten. Wir steigen im Hafen Ketapang bei Banyuwangi (Java) ein mit dem Ziel Gilimanuk auf Bali. Die Überfahrt dauert rund 45 Minuten und kostet IDR 6’500 / CHF 0.40 pro Person.
Unterkunft in Banyuwangi und Licin
Banyuwangi ist ein guter Ausgangsort für Touren zum Ijen Plateau. Der Ort befindet sich am Meer, ganz im Osten Javas. Es gibt aber auch auf dem Weg zum Ijen Plateau Unterkünfte. Zum Beispiel in Lici. Hier ein paar Tipps.
Günstige Preisklasse
Banana Homestay – Gute Lage in Banyuwangi. Gemütliche Unterkunft, stilvoll eingerichtet. Hilfsbereite Gastgeber.
Mittlere Preisklasse
Mi Casa Ijen Guest House in Licin – Gute Lage für die Besichtigung des Ijen-Plateau. Schöne Bungalow, edle Suiten und Villen in traditionell, rustikalem Stil. Tropischer Garten.
Gehobenere Preisklasse
Ketapang Indah Hotel – Hotel direkt am Meer in Banyuwangi. Grosse Zimmer, moderne Ausstattung. Zimmer mit Garten- oder Meerblick. Gepflegete Anlage mit Sonnenterrasse, Palmengarten und Pool.
Buchtipps – Reiseführer für Indonesien
In Asien sind wir meistens mit einem Reiseführer von Stefan Loose und/oder dem Lonely Planet unterwegs. Diese beiden Reiseführer können wir dir für deine Indonesien-Reise empfehlen.
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