Phonsavan ist für Reisende vor allem wegen der Ebene der Tonkrüge interessant, die auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbe steht. Das Provinznest liegt im Nordosten von Laos und der Weg dahin hat es in sich. Wohl deshalb verirren sich eher wenig Reisende in den abgelegenen Ort. Uns hat die Ebene der Tonkrüge fasziniert, vorallem aber auch die Natur und die herzlichen Menschen. Das entschädigt für die anstrengende, abenteuerliche Busfahrt.
Liebst du Orte abseits der ausgetretenen Pfade? Dann können wir dir einen Abstecher in die Ebene der Tonkrüge bei Phonsavan empfehlen. Wir lieben das Abenteuer und weil wir mehr über das lokale Leben erfahren möchten, reisen wir mit dem lokalen Bus. Nach ein paar Tagen in der Backpacker Hochburg Vang Vieng freuen wir uns auf ein authentisches Laos.
Mit dem Bus von Vang Vieng nach Phonsavan
In Vang Vieng steigen wir in den uralten Bus und machen es uns so bequem wie möglich. Die Fahrt nach Phonsavan dauert etwa sechs Stunden und verläuft über mehrere Pässe. Da die Strassen teilweise in einem desolaten Zustand sind, hoffen wir einfach, dass der alte Bus nicht auseinanderfällt und die Bremsen nicht versagen. Es regnet immer wieder, draussen bildet sich Nebel und so wirkt die hügelige Landschaft mystisch. Zum Schlafen sind wir zu aufgeregt, sodass wir einfach aus dem Fenster schauen, staunen und geniessen.
Die Provinzhauptstadt Phonsavan liegt in den Bergen der laotischen Provinz Xieng Khouang. Vientiane, die Hauptstadt ist rund 350 Kilometer in nordöstlicher Richtung. Wir merken sofort, dass hier ein raueres Klima herrscht. Es ist einiges kühler, die Berge sind von Nebelschwaden umgeben und die Vegetation ist üppig grün. Leider sind jedoch grosse Teile der Vegetation abgebrannt.
Geschafft und glücklich steigen wir nach der abenteuerlichen Fahrt aus und finden gleich um die Ecke im Kong Keo Guesthouse ein prima Zimmer. Im Guesthouse können wir uns auch gleich für die Tour zur Ebene der Tonkrüge einschreiben.
Tour zur Ebene der Tonkrüge und anderen Sehenswürdigkeiten von Phonsavan
Die Entscheidung uns gleich im Guesthouse einer Tour zur Besichtigung der Ebene der Tonkrüge und anderen Sehenswürdigkeiten von Phonsavan anzuschliessen, war super. Wir werden nämlich gleich vor unserem Guesthouse abgeholt. Während dem Frühstück regnet es kräftig, sodass wir uns etwas länger Zeit lassen können. Es ist ein tropischer Regen, der nach kurzer Zeit nachlässt. Um 9 Uhr geht es dann los zur Erkundung der Umgebung.
Erster Stopp ist bei den Bombenfeldern von Phonsavan. Die Gegend ist leider nicht nur wegen der Ebene der Tonkrüge bekannt, sondern auch wegen dieser Bomb Fields und den vielen nicht-detonierten Sprengkörpern. Die Provinz Xieng Khouang hat am meisten unter der Bombardierung der USA gelitten und tut es auch noch heute.
Die Provinz Xieng Khouang wurde komplett zerbombt
580’000 Luftangriffe sind die USA zwischen 1964 und 1973 geflogen. Als wir diese Zahl gehört haben, waren wir schockiert. Aber stellt dir vor, viele der abgeworfenen Bomben sind gar nicht explodiert. Somit haben die Angriffe auf diese Region ein schlummerndes und sehr gefährliches Vermächtnis hinterlassen. Experten schätzen, dass etwa ein Drittel von den zwei Millionen Tonnen abgeworfenen Bomben nicht explodiert sind. Unzählige Blindgänger sind liegen geblieben und bergen ein unglaubliches Risiko allen, die ihnen zu nahe kommen. Bauern, die auf ihrem Land pflügen oder Kindern, die auf dem Feld spielen.
Nachdenklich lassen wir unsere Blicke über das Land schweifen. Über eine Landschaft mit Bombenkratern. Ein komisches Gefühl überkommt uns, als wir unmittelbar neben einem riesigen Bombenkrater stehen. Dramatisch, was ein solcher Sprengsatz an Verwüstung hinterlässt. Da läuft es uns kalt den Rücken runter.
Unser Guide zeigt uns mitten auf dem Feld eine kleine, unscheinbare Kugel. Die kleine, etwa Tennisball grosse Metallkugel ist kein detonierter Blindgänger einer Clusterbombe, sondern ein Bomblet. Sie ist Bestandteil einer Clusterbombe oder Streubombe.
Eine Streubombe dient als Behälter von mehreren kleinen Bomben, die während dem Abwurf verstreut werden. Bis zu 650 einzelner Bomblets wurden so mit dem Abwurf einer Bombe verstreut. Während dem Krieg sind 270 Millionen solcher Bomblets abgeworfen worden. Wenn ein Drittel davon dabei nicht detoniert ist, liegen also noch unglaublich viele auf den Feldern.
Während dem Krieg starben etwa 50’000 Laoten. Leider war auch nach dem Krieg das Leiden nicht zu Ende. 20’000 Menschen sind nach Kriegsende durch Blindgänger ums Leben gekommen oder schwer verletzt worden. Noch heute sind die nicht-detonierten Bomblets ein riesiges Problem für die Einwohner. Die Feldarbeit ist sehr gefährlich. Immer wieder verunglücken Bauern beim Pflügen der Felder, bei der Brandrodung oder beim Hausbau. Leider fallen auch regelmässig Kinder den Eisenbällen beim Spielen zum Opfer.
In jahrelanger Zusammenarbeit mit MAG (Mines Advisory Group) und anderen Hilfswerken wurde bereits eine grosse Fläche von Laos von Bomben geräumt und gesäubert. Dabei wurden 100’000 nicht-detonierte Sprengkörpern beseitigt. Die Arbeit ist leider längst noch nicht getan. Immer noch etwa ein Drittel der Fläche von Laos gilt als Bombenverseucht. Schrecklich, wenn man bedenkt, wie lange so ein Krieg noch Gefahren nach sich zieht.
Dschungelwanderung
Als nächstes steht eine Wanderung durch den Dschungel zu einem Wasserfall auf dem Plan. Durch dichten Regenwald folgen wir ein ganzes Stück einem kleinen Fluss, den wir etliche Male über wacklige Holzbrücken überqueren. Wir sind gefordert, denn alles ist feucht, rutschig und der Weg ist teils sehr steil. Für die Anstrengungen werden wir schliesslich belohnt. Vor uns der idyllisch gelegenen Wasserfall.
Auf dem Rückweg treffen wir auf ein winziges Kraftwerk. Die Laoten sind ja für ihren Einfallsreichtum bekannt. Das Mini-Flusskraftwerk ist das perfekte Beispiel dafür. Mit einem Wasserkanal, einem kleinen Generator mit Schaufelrad und einem alten Fass als Verkleidung wird Strom erzeugt. So kann auch die abgelegenste Holzhütte im Wald plötzlich mit Strom für Licht versorgt werden.
Beeindruckender Besuch in einem Hmong Dorf bei Phonsavan
Ganz in der Nähe befindet sich ein Hmong Dorf. Zuerst werden wir etwas kritisch angeschaut. Das ändert sich jedoch schnell. Das Interesse an uns ist einfach zu gross. Jeder möchte sich von uns fotografieren lassen und sich danach auf dem Bildschirm der Digitalkamera bewundern. Das wird dann oft mit grossem Gelächter begleitet und Jeder der in der Nähe ist, wird hinzugerufen.
Wiederverwertung der Bomben Überreste
Auch hier im Dorf der Hmong sind die Bomben und Blindgänger sehr präsent. Die Dorfbewohner sind einfallsreich und haben verschiedene Verwendungen für das Metall der Blindgänger gefunden. Auf den Hälften von Streubomben werden Getreidespeicher gebaut, sie dienen als Hochbeete oder Futtertröge. Aber auch ein Zaun lässt sich damit bauen.
Der Schmied bringt das Metall der Streubombenhälften zum Glühen und schmiedet daraus Klingen für Messer, Schaufeln, Hacken und andere Werkzeuge für die Bearbeitung der Felder. Die Werkzeuge sind äusserst beliebt, denn das Metall der Bomben ist von sehr guter Qualität.
So wird der beliebte Reis-Whisky Lao-Lao hergestellt
Auf der Weiterfahrt machen wir noch einen kurzen Halt im Whisky-Village, einem Dorf, dass sich auf das Brennen von Alkohol spezialisiert hat. Hier werden wir in das Geheimnis der Lao-Lao Herstellung eingeweiht. Lao-Lao ist ein Reis-Whisky, der zusammen mit Beer Lao, das beliebteste alkoholische Getränk in Laos ist.
Als erstes wird der Reis gekocht, dann lässt man ihn ein paar Tage gären und zu guter Letzt wird das Destillat gewonnen. Schon ist er fertig, der Lao-Lao. Das Gebräu ist bei den Einheimischen beliebt und allseits bekannt. Und erstaunlicherweise schmeckt es. Aber Achtung, Lao-Lao ist starkes Zeugs und die Qualität sehr unterschiedlich. Wir lassen es deshalb bei einer kleinen Kostprobe.
Die mysteriöse Ebene der Tonkrüge bei Phonsavan
Nach einem einfachen Mittagessen fahren wir zur Ebene der Tonkrüge. Die Bezeichnung Ebene der Tonkrüge ist eigentlich falsch und irreführend. Denn es handelt sich keineswegs um Tonkrüge, sondern um aus Stein gehauene, riesige Behältnisse. Die Bezeichnung Ebene der Steinkrüge wäre also korrekter.
Aber woher stammen diese merkwürdigen Steinkrüge und wozu wurden sie verwendet? Ganz klar ist das selbst in den Kreisen von Archäologen nicht. Gemäss der französische Archäologin Madeleine Colani, welche die Ebene der Tonkrüge um 1930 erforscht hat, handelt es sich um Begräbnisurnen. Die Steinkrüge sind zwischen einem halben und drei Metern gross und bis zu 6’000 kg schwer. Manche der Steinurnen besitzen einen Steindeckel und das Alter wird auf 1’500 bis 2’000 Jahre geschätzt.
Das Erbe des Krieges bei der Ebene der Tonkrüge
Mehrere Hundert Steinkrüge befinden sich auf einer grossen Fläche verteilt. Die höchste Konzentration von Steinkrügen befindet sich auf drei Lagerstätten, die von Besuchern angefahren werden. Auf der Stätte 1 befinden sich über 250 Steinkrüge. Wir schauen uns alle drei Stätten an und stossen dabei auch auf die Überreste eines alten, russischen Panzers.
Die drei grössten Stätten der Ebene der Steinkrüge sind seit 2005 von Minen gesäubert. Die insgesamt 70 ha grosse Fläche wurde in jahrelanger Arbeit von MAG und anderen von Bomben befreit. Markierungen der MAG (Mines Advisory Group) kennzeichnen die Kampfmittel freien und betretbaren Flächen. Die sicheren Bereiche sind mit weisser Farbe, und die nicht geräumte Bereich in Rot gekennzeichnet. Auf einer grossen Informationstafel der MAG gibts Details zu den Räumungsarbeiten.
2019 wurde die Ebene der Tonkrüge zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Insgesamt gibt es 2’100 Steinkrüge in Laos, die weit zerstreut sind.
Nach einem sehr spannenden Tag in Phonsavan und Umgebung fahren wir zurück ins Guesthouse.
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