Von Kandy aus fahren wir mit der Bahn durch die wunderschönen Teeplantagen nach Nuwara Eliya im bergigen Zentrum von Sri Lanka. Für die Strecke von Kandy nach Nuwara Eliya haben wir einen Sitzplatz in der ersten Klasse reserviert. Was es auf der Bahnfahrt durch die Teeplantagen zu sehen gibt, findest du in diesem Beitrag.
Die Bahnfahrt nach Nuwara Eliya starten wir in Kandy. Zuerst geht es mit dem normalen Zug von Kandy nach Peradeniya. In Peradeniya steigen wir um und suchen unseren Sitzplatz. Dieser Zug verfügt auch über einen Panoramawagen. Im nachhinein sind wir froh, im normalen Wagen zu sitzen. Denn der Panoramawagen hat zwei Nachteile. Nur gerade die Sitze am Ende des Wagens haben Panoramafenster, alle anderen Fenster auf der Seite sind ganz normal. Der zweite Nachteil ist, dass sich der Wagen am Ende der Zugskomposition befindet und die Aussicht entgegen der Fahrtrichtung ist. Wir sind ganz froh, dass wir nicht in diesem Wagen Sitzplätze gebucht haben.
Die Bahnlinie nach Nuwara Eliya schlängelt sich mitten durch die Teeplantagen
Die Zugfahrt von Kandy nach Nuwara Eliya ist wirklich sehr schön. Zuerst ist die Landschaft noch relativ flach und wir sehen viele Gemüse- und Reisfelder. Dann wird die Landschaft immer hügliger und die Fahrt immer kurviger. Es gibt kaum noch grössere Flächen und die Felder sind nun terrassenförmig an den Hügeln angelegt. Die Reisfelder werden von Teeplantagen abgelöst und ab und zu sehen wir auch noch Gemüsebeete.
Wegen der vielen Kurven wird der Zug stetig langsamer und es geht auch steiler aufwärts. Eigentlich klar, denn wir müssen auf den rund 80 Kilometern fast 1400 Höhenmeter überwinden bis wir Nuwara Eliya erreichen, das auf 1889 Meter über Meer liegt. Wir fahren mitten durch Teeplantagen hindurch und die Luft wird merklich frischer, je höher wir fahren. Die Teeplantagen überziehen die gesamten Hügel und aus dem Zug können wir sogar den Teepflückerinnen bei der Arbeit zusehen.
Bei der Bahnstation Watagoda stoppt der Zug und wir erhaschen einen Blick in das Büro des Bahnhofs. Der Bahnhofsvorstand ist in leuchtend weisser Uniform gekleidet und die Gerätschaften im Büro erinnern uns an ein Museum.
Nach der malerischen Fahrt durch die bezaubernden Hügel mit den Teeplantagen kommen wir nach dem Mittag in Nanu Oya an. Die Station Nanu Oya ist 9 Kilometer von Nuwara Eliya entfernt.
Wir steuern das King Fern Guesthouse an, das etwas ausserhalb des Zentrums liegt. Wir werden von Nashti, dem Besitzer, sehr herzlich empfangen und erhalten erst mal einen heissen Tee. Das King Fern ist eine kleine Oase der Ruhe. Es ist umringt von Pflanzen und unter dem Gebäude plätschert ein kleiner Bach durch. Nashti ist ein sehr aufmerksamer Gastgeber und organisiert alles für seine Gäste. Im Hauptgebäude wird gerade der neue Aufenthaltsraum fertig gestellt. Ein grosser, gemütlicher Raum zum Essen, relaxen und diskutieren.
Für den nächsten Tag buchen wir gleich eine Tour zum Horton Plains Nationalpark. Auch um das King Fern können wir bereits Tiere und vor allem schöne, bunte Vögel beobachten. Hier haben wir einen Schmuckbülbül (Pycnonotus penicillatus) beim Beerenfressen erwischt.
Der Horton Plains Nationalpark in Sri Lanka
Der Wecker klingelt bereits um 4:45! Wir müssen früh los denn wir wollen noch am frühen Morgen zum Ende der Welt. Das Ende der Welt liegt im Hortain Plains Nationalpark und ist am besten am frühen Morgen zu besuchen. Pünktlich um 5 Uhr werden wir beim King Fern von unserem Fahrer abgeholt. Zusammen mit zwei Australierinnen werden wir in einem Minivan zum Nationalpark gefahren. Die Fahrt ist zwar nur etwa 35 Kilometer, dauert aber rund eineinhalb Stunden.
Bereits auf dem Weg zum Nationalpark sehen wir einen jungen Sambar Hirsch an der Strasse stehen. Auf einer Lichtung, nahe des Nationalparks, sehen wir dann noch einen etwas grösseren, aber noch nicht ausgewachsenen Sambar Hirsch.
Der Sambar ist ein sehr grosser Hirsch. Das Gewicht beträgt 110 bis 260 Kilogramm. Das Verbreitungsgebiet des Sambar reicht von Indien und dem Süden Chinas bis zur Malaiischen Halbinsel und umfasst zusätzlich die Inseln Sri Lanka, Sumatra, Borneo, Taiwan und Hainan. Sein Lebensraum ist der Wald. Dieser Sambar scheint sich schon an die Menschen gewöhnt zu haben, denn er lässt sich nicht stören und ich kann ganz nahe zu ihm hin, um ihn zu fotografieren.
Um 6:30 erreichen wir den Nationalpark und kaufen ein Ticket. Im Park befindet sich die alte Lodge Farr Inn, welche in der Kolonialzeit von Britischen Beamten als Jagd-Lodge benutzt wurde. Heute ist im Gebäude ein Restaurant und ein Besucherzentrum untergebracht. Natürlich ist das Restaurant so früh am Morgen noch geschlossen, aber wir haben ja unser Frühstück mitgebracht.
Die Stimmung ist sehr mystisch, denn ein dicker Nebel hängt über der Landschaft und es ist sehr feucht. Wir gehen los und geniessen die Ruhe und die Geräusche der erwachenden Natur.
Der Horton Plains Nationalpark liegt auf über 2000 m Höhe, was ein kühleres und windigeres Klima als im Tiefland mit sich bringt. Die Durchschnittstemperatur liegt bei 16 °C gegenüber 26 °C an der Küste. Im Winter sind die Nächte so kalt, dass es sogar zu Frost kommen kann.
Der Park hat eine Fläche von 31,60 km² und wird teilweise von Nebelwald, teilweise von feuchtem Grasland bedeckt. Zum Glück verzieht sich der Nebel ganz und wir können die ganze Schönheit der Horten Plains sehen. Der Weg führt durch saftig grüne Wiesen. Unser Ziel ist das Ende der Welt.
Nun sind wir sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind, denn am Wegrand entdecken wir ein Schild zum Ende der Welt.
Die bekannteste Attraktion des Horton Plains Nationalparks ist das World’s End (Ende der Welt), ein Steilabhang von über 1000 m, der bei klarer Sicht einen Ausblick bis zum Meer ermöglicht. Das Meer sehen wir zwar nicht, aber die Aussicht ins Tal und auf die Teeplantagen, die sich 1000 Meter unter uns befinden, ist sehr eindrücklich. Es hat sich gelohnt früh aufzustehen. Denn oft ziehen gegen Mittag dicke Wolken ins Tal und versperren die Aussicht vom Ende der Welt.
Im Horton Plains Nationalpark finden wir auf den Ebenen viele Rhododendron Pflanzen. Die blutroten Blüten dieser Pflanzen stehen im Kontrast mit den grünen Wiesen.
Die Bakers Falls Wasserfälle sind weitere Attraktion des Nationalparks. Sie entstehen aus dem Fluss Belihul Oya und sind etwa 20 Meter hoch. Benannt wurden sie nach dem Jäger und Entdecker Sir Samuel Baker, dem Gründer der Stadt Nuwara Eliya.
Von den Bakers Falls aus ist es nur noch ein kurzes Stück entlang des Belihul Oya. Dann erreichen wir auch schon wieder unseren Ausgangspunkt beim Farr Inn. Hier gibt es zuerst eine Pause und wir sehen uns noch die kleine Ausstellung an. Draussen setzen wir uns hin und beobachten diese leuchtend grüne Eidechse.
Kurz nach dem Mittag kommen wir wieder im Guesthouse an und gönnen uns zuerst einen kühlen Drink. Dann gehen wir noch ins Dorf und suchen uns ein paar Snacks zur Stärkung. Auf dem Weg ins Dorf kommen wir an dieser Kirche vorbei.
Die Schulkinder sind auf dem Nachhauseweg von der Schule. Uns fällt sofort auf, dass die Kinder hier in der Bergregion Sri Lankas dicke Pullover anhaben. Ja, die Temperaturen sind hier ganz anders als an der Küste.
Zurück im Guesthouse staunen wir nicht schlecht. Am Abend wird im King Fern jeweils ein Feuer im Ofen entzündet. Und ganz ehrlich, wir sind um die Wärme des Feuers froh, denn sobald die Sonne untergeht wird es recht frisch hier.
Die Teeplantage Labookellie von Mackwoods in Nuwara Eliya
Am nächsten Morgen schlafen wir aus, geniessen ein feines Frühstück und lassen uns dann mit dem Tuk-Tuk in die Teefabrik Labookellie fahren. Die Teeplantage Mackwoods Labookellie Estate gehört in den Konzern Mackwoods. Die Firma Mackwoods wurde im Jahre 1841 vom britischen Seefahrer William Mackwoods gegründet und beschäftigt heute im Konzern fast 10’000 Mitarbeiter.
Wir werden durch die Produktionshallen der Teefabrik geführt und erfahren, wie die verschiedenen Teesorten behandelt werden. Die Herstellung des Tees ist ein Transformationsprozess vom frisch gepflückten grünen Teeblatt zum Schwarztee.
Herstellungsprozess von Schwarztee in sieben Schritten
- Das Pflücken: In regelmässigen Abständen, alle fünf bis acht Tage werden die grünen Teeblätter von den Feldern geerntet. Gepflückt werden die weichen und jungen zwei Blättern und die Knospe von Frauen. Diese sind schneller und genauer als Männer.
- Das Austrocknen: Mehrmals täglich werden die frisch gepflückten Teeblätter von den Feldern in die Fabrik gefahren. Hier werden die Teeblätter in Trögen ausgebreitet. In diesen Trögen werden die Teeblätter mit warmer Luft getrocknet. Zuerst wird die Oberflächenfeuchtigkeit der Teeblätter entfernt und dann werden die Pflanzensäfte chemisch verändert. Es dauert 10 bis 14 Stunden bis die physikalischen und chemischen Änderungen komplett und die Blätter weich und gummig sind.
- Das Rollen: Bei diesem Schritt werden die Blätter gerollt um ätherische Öle freizusetzen und die Zellwände aufzubrechen. Das Rollen dauert rund 20 bis 30 Minuten.
- Das Fermentieren: Bei der folgenden Fermentation mit feuchtwarmer Luft entfalten sich die Öle, und das typische Aroma entsteht. Sobald die Blätter eine kupferrote Farbe und einen typischen Geruch angenommen haben, kann das Fermentieren beendet werden.
- Das Trocknen: Die fermentierten Teeblätter enthalten immer noch 45 bis 50 Prozent Feuchtigkeit. Um die Blätter zu trocknen und die Inhaltsstoffe und den Geschmack zu konservieren, werden diese getrocknet. Der Trocknungsprozess dauert 20 bis 25 Minuten. Die Temperatur startet bei etwa 50 °C und wird bis auf rund 100 °C hochgefahren. Am Ende ist der Feuchtigkeitsgehalt der Teeblätter auf etwa 2 bis 3 Prozent gesunken.
- Das Sieben: Mit Sieben werden die Teeblätter nach ihrer Grösse und Form sortiert und ungewollte Partikel, Fasern und Stiele aussortiert.
- Das Verpacken: Tee zieht sehr schnell Wasser und nimmt schnell Feuchtigkeit auf. Darum muss der Tee schnellstmöglich abgepackt werden. Je nach Bedarf wird der Tee in grosse Säcke für Auktionen oder direkt in die handelsüblichen Verpackungseeinheiten abgepackt.
Nach dieser sehr interessanten Führung dürfen wir natürlich auch vom Endresultat degustieren. Wir erhalten einen riesigen Teekrug mit frisch aufgebrühtem Tee. Dazu gönnen wir uns ein Stück des leckeren Schokoladenkuchens, der hier täglich frisch gebacken wird. Von der Terrasse des Besucherzentrums aus haben wir einen traumhaften Ausblick auf die Teeplantagen, welche die umliegenden Hügel überziehen.
Nach der Besichtigung der Teefabrik wollen wir noch eine kleine Wanderung unternehmen. Von der Hauptstrasse zweigt eine kleine, steile Strasse ab. Diese Strasse führt mitten durch Teeplantagen zu einem Aussichtspunkt, wo wir über das ganze Tal blicken können.
Im Tal sehen wir auch auf die Gemüsegärten, die bereit für die Anpflanzung sind. Die Regenzeit steht bevor, die dann das nötige Wasser bringt.
Uns hat die Tour zu den Teeplantagen sehr gut gefallen. Wir haben viel gelernt und die Landschaft in vollen Zügen genossen.
Unser Übernachtungs-Tipp in Nuwara Eliya
King Fern Cottage – Adresse: 203/1a, Saint Andrew’s Road
Gemütliches Gästehaus mit familiärer Atmosphäre. Zimmer mit dicken Decken für kalte Nächte. Bar mit Live Musik. Gutes Preis-Leistungsverhältnis. Kostenloser Pickup und WiFi.
Willst du mehr von Sri Lanka erfahren? Dann schau dir unbedingt unseren Beitrag zu den 14 schönsten Sehenswürdigkeiten in Sri Lanka an.
Pinne diesen Artikel auf Pinterest
Hinweis: Dieser Beitrag enthält Affiliate Links. Wenn du über einen der Links eine Buchung tätigst, erhalten wir eine kleine Provision. Für dich entsteht dadurch kein Nachteil.