Anfang des 13. Jahrhundert thronte auf 1’084 Metern eine beeindruckende Burg mit Aussicht über das gesamte Toggenburg. Heute erinnern nur noch Mauerreste der Ruine Neutoggenburg an den ehemaligen Wohnsitz der Grafen. Was jedoch unverändert geblieben ist, ist das wunderschöne Panorama. Und genau das wollen wir uns ansehen. Kommst du mit auf die Wanderung von Oberhelfenschwil hoch zur Ruine Neutoggenburg?
«Wir waren heute auf der Ruine Neutoggenburg oberhalb Lichtensteig. Stotzige Wanderung und tolle Fotosujets auf dem Gipfel. Das wäre was für euch!», textete mir meine Schwester kürzlich. Sie kennt uns anscheinend, denn zwei Tage später stehen wir tatsächlich oben auf der Burgruine. Als Start- und Endpunkt wählen wir das gemütliche Dorf Oberhelfenschwil im schönen Toggenburg.
Vielleicht bist du ja gerade auf der Suche nach einer Rundwanderung mit Aussicht und schönem Grillplatz. Dann wird dir unser Wandertipp bestimmt gefallen.
Was erwartet dich auf der Wanderung zur Burgruine?
Auf dem Weg von Oberhelfenschwil zur Ruine Neutoggenburg kommst du durch Weidelandschaften, es bieten sich immer wieder fantastische Aussichten auf kleine Dörfer, aber auch tierische Begegnungen sind nicht ausgeschlossen. Mit etwas Glück entdeckst du Eichhörnchen im Wald oder kannst Greifvögel bei ihren Flugkünsten beobachten.
Hast du die Burgruine auf 1’084 Meter über Meer erreicht, findest du historisch interessante Überreste der Burg von den ehemaligen Grafen von Toggenburg. Auf dem Gipfel gibt es auch eine Feuerstelle mit Sitzbänken zum Verweilen. Doch das ist noch nicht alles. Das Allerbeste ist nämlich die Aussicht auf den Säntis, die Kurfirsten und die Toggenburger Dörfer.
Eckdaten der Rundwanderung von Oberhelfenschwil zur Ruine Neutoggenburg
Wegpunkte: Oberhelfenschwil – Weidhof – Schwanden – Ruine Neutoggenburg – Nutzenhalden – Oberhelfenschwil
Distanz: 9.1 km | Wanderzeit: 2:30 h | Schwierigkeitsgrad: einfach mit steilem Aufstieg zur Burgruine
Strahlend blauer Himmel, Temperaturen um die 18 Grad, kein Wind. Es ist Ende Februar und ganz ehrlich, der Tag könnte kaum besser sein zum Wandern. Wir sind mit dem Auto angereist und schon auf der Fahrt nach Oberhelfenschwil im Kanton St. Gallen stellt sich bei uns sofort Urlaubs-Feeling ein.
Oberhelfenschwil ist ein kleines, idyllisches Dorf im Kanton St. Gallen auf knapp 800 m ü. M. Wir fahren ins Dorf und finden auf Anhieb einen grossen, kostenfreien Parkplatz unterhalb des Lebensmittelladens Volg. Gegenüber vom Parkplatz sehen wir auch schon den Start des Wanderwegs.
Du möchtest mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen? Mit dem Zug kannst du von Wil oder Frauenfeld nach Dietfurt fahren. Steige dort auf den Bus nach Oberhelfenschwil um. Von St. Gallen aus geht es zuerst mit dem Zug nach Brunnadern-Neckertal, dort umsteigen auf den Bus der Richtung Dietfurt fährt. Steige in Oberhelfenschwil aus.
Weiden, Wiesen und Weitsicht
Wir starten unsere Wanderung beim Gemeindeparkplatz im nördlichen Teil des Dorfes. Die ersten paar Meter folgen wir der Oberwilerstrasse und stehen vor dem ersten Wegweiser. Links oder rechts? Ein kurzer Blick auf unser Smartphone verrät, beide Wege sind möglich. Wir entscheiden uns für Schwanden und biegen links ab.
Nun geht es langsam und stetig aufwärts, sodass wir mit jedem Höhenmeter bessere Weitsicht über die Landschaft erhalten. Nach fünf Minuten kommen wir am Weidhof vorbei, ein Restaurant mit Seminarraum an idyllischer Lage.
Anfangs kommen uns auf der einspurigen Teerstrasse noch vereinzelt Autos entgegen und auf dem Feld sehen wir Bauern bei der Arbeit. Doch schon bald sind wir die Einzigen auf der Strasse und geniessen die herrliche Ruhe.
Als wir kurz stehen bleiben und die Aussicht geniessen, überkommt uns dieses grossartige Gefühl. Es ist, als ob wir in einer anderen Welt angekommen sind. Wir schauen uns an, atmen tief ein und aus und realisieren, was es ist. Genau, es ist das Unterwegs sein in einer neuen Umgebung. Es fühlt sich an, als ob wir am Reisen sind. Obwohl es nur eine kurze Wanderung ist, es fühlt sich einfach gut an. Und dann noch bei diesen milden, frühlingshaften Temperaturen.
Zwischenstation Schwanden – Weiler im Toggenburg
Nach einer halben Stunde erreichen wir den abgelegenen Weiler Schwanden. Bis hierher ist der Weg übrigens geteert. Am Eingang des Weilers steht ein markanter Totempfahl, ein cooles Fotomotiv. Hier verzweigt nun der Wanderweg. Gemütlich spazieren wir an den Bauernhöfen vorbei und finden den nächsten Wegweiser. Die Burg Neutoggenburg ist nun namentlich ausgeschildert.
Schwanden befindet sich auf 900 m ü. M. Bis hierher ist es noch gemächlich aufwärts gegangen. Jetzt folgt der anstrengendere Teil. Bis zur Ruine Neutoggenburg sind es nochmals 200 Höhenmeter. Die gute Nachricht, für die Anstrengung wird man oben auf dem Gipfel fürstlich belohnt. Es heisst nämlich, dass man von der Ruine Neutoggenburg den schönsten Ausblick über die Region habe. Davon wollen wir uns selbst überzeugen und nehmen den Aufstieg in Angriff.
Über eine Wiese geht es steil aufwärts bis wir ein Waldstück erreichen, wo wir auf eine schöne Grillstelle treffen. Wir bereuen fast schon, dass wir keine Wurst zum Grillen dabeihaben. Auf Info-Tafeln lesen wir, dass wir hier am Fuss des Hügels sind, auf dem die Ruine Neutoggenburg steht. Ein rund 10-minütiger Aufstieg erwartet uns noch, bevor wir die herrliche Rundsicht geniessen können.
Von der Grillstelle wählen wir den direkten Weg geradeaus. Steil geht’s durch den Wald aufwärts und wir kommen ganz schön ins Schwitzen. Etwas Abkühlung kommt von unten, denn an schattigen Stellen liegen noch Schneereste. Wir haben schon fast vergessen, dass ja noch Winter ist. Denn es fühlt sich wirklich eher wie Frühling an.
Fantastischer Weitblick von der Ruine Neutoggenburg
Geschafft! Wir sind oben. Als erstes schauen wir nach links, dann nach recht, drehen uns im Kreis und staunen. Obwohl der Himmel nicht klar ist und der Horizont milchig aussieht, das Panorama ist gewaltig schön.
Die Ruine Neutoggenburg war einst eine Höhenburg der Grafen von Toggenburg. Die Burg wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut und Mitte des 15. Jahrhunderts bereits wieder aufgegeben. Wir versuchen uns vorzustellen, wie die Grafen früher von hier oben in die Ebene hinuntergeschaut haben.
Sichtbar sind heute nur noch die Ringmauern, Überreste der Grundmauern, ein Tor sowie eine Zisterne. Nachdem wir uns umgesehen haben, geniessen wir bei der Feuerstelle eine ausgedehnte Mittagspause und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen. Wir schmieren uns Sonnencreme auf die Wangen, sodass wir uns nicht schon den ersten Sonnenbrand des Jahres einfangen.
Die Lage der Burg auf knapp 1’100 Metern ist tatsächlich einer der schönsten Aussichtspunkte der Region. Bevor wir uns auf den Rückweg nach Oberhelfenschwil machen, lassen wir unseren Blick nochmals hin und her schweifen. Wir saugen das Panorama der schneebedeckten Kurfirsten und den kleinen Toggenburger Dörfern in uns auf. Ach, tut das gut draussen an der frischen Luft zu sein.
Abstieg durch Wald und Wiesen
Von der Burgruine gehen wir durch das gut erhaltene kleine Tor. Wir spazieren ein Stück auf dem Erdwall der Burg bis wir wieder auf den steilen Weg im Wald treffen. Bald kommen wir auch wieder an der grossen Grillstelle vorbei und hinunter nach Schwanden gehen wir denselben Weg. Beim ersten Bauernhof in Schwanden zweigt der Wanderweg ab, wo wir rechts Richtung Nutzenhalden abbiegen. Nun geht es querfeldein über die Wiese. Dank den gelben Markierungen wissen wir, wohin es geht.
Wir überqueren einen Hügel und über die Wiese geht es wieder abwärts bis wir schliesslich den Hof Nutzenhalden erreichen. Ein flauschiger Hund begrüsst uns, es rennen Hühner und Hasen frei herum und auf dem kleinen Teich schwimmt ein schwarzer Schwan. Und zwei Pfauen sind auch da.
Der Weg führt zuerst weiter auf der Strasse, dann wieder über die Wiese. Vor uns ein grosser Hügel, da kommen wir nochmals ins Schitzen und dann geht es stetig bergab. Nach einer Weile erreichen wir wieder die Teerstrasse, wir kommen im Weiler Berlig vorbei und die letzten 15 Minuten spazieren wir gemütlich zurück nach Oberhelfenschwil.
Bevor wir uns auf den Heimweg machen, gönnen wir uns noch ein Eis. Unser erstes in diesem Jahr. Was für ein genussvoller Abschluss unserer ersten Wanderung im 2021.
PS: Ein Spaziergang durch das Dorf Oberhelfenschwil lohnt sich übrigens auch. Vor allem wenn du mit offenen Augen durch die Strassen spazierst, entdeckst du das eine oder andere stilvolle Haus, Wandmalereien oder sonstige Kunstwerke.
Weitere Startpunkte für die Wanderung zur Ruine Neutoggenburg
Oberhelfenschwil ist nur einer, der möglichen Ausgangspunkte für Wanderungen zur Ruine Neutoggenburg. Ein ebenfalls empfehlenswerter Startpunkt ist das mittelalterliche Städtchen Lichtensteig. Für den Aufstieg musst du etwa eine Stunde rechnen. Oder du kannst von Brunnadern zur Burgruine wandern. Der Aufstieg dauert rund 1.15 Stunden. Egal, woher du kommst, du wirst vom Aussichtspunkt mit wunderbarem Panorama belohnt.
Wir haben uns für den Start- und Endpunkt Oberhelfenschwil entschieden, weil wir so eine Rundwanderung machen konnten.
Unterkunft in Lichtensteig
Café-Conditorei Hotel Huber – Zentrale Lage im historischen Zentrum von Lichtensteig. Helle, saubere Zimmer mit eigenem Bad. Kostenloser Parkplatz vorhanden.
Restaurant und Hotel Tipp in Ganterschwil
Restaurant und Käserei Berghof – Tolle Lage im Grünen mit fantastischer Aussicht in die hügelige Landschaft des Toggenburgs. Gutbürgerliche Küche, super Preis-Leistungsverhältnis. Doppelzimmer oder Familienzimmer mit Gemeinschaftsbad.
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Danke für den superschönen Bericht! Und ein Tipp für eure nächste eventuelle Reise nach Südtirol: in Bozen steht das Herrschaftshaus der Grafen von Toggenburg, Nachfahren der von euch beschriebenen Grafen. Sie pflegen heute noch eine Verbindung zum Kloster Fischingen, insbesondere wegen der Kapelle der heiligen Idda.
Sehr spannend. Danke für die super Informationen. Bozen wär auf jedenfall wiedermal eine Reise wert. Vielleicht schaffen wir es diesen Sommer ja mal ins Südtirol. Das wäre schön. Liebe Grüsse, Reni