Der Toggenburger Höhenweg gilt als eine der schönsten Wanderrouten im Kanton St. Gallen. Auf knapp 90 Kilometern wandern wir vom Gebirge ins Flachland. Jeder Schritt ist ein Genuss, denn wir überqueren saftig grüne Alpweiden, steile Schneefelder und haben dabei praktisch immer das fantastische Bergpanorama im Blick. Ausser wir müssen uns gerade voll und ganz auf den anspruchsvollen Weg konzentrieren.
Auf unserer Wunschliste steht der Toggenburger Höhenweg schon eine ganze Weile. Als sich Mitte Juni ein Schönwetterfenster ankündigt, haben wir die Chance wahrgenommen. Mit vollbepackten Rucksäcken sind wir mit Zug und Bus nach Wildhaus, wo die Wanderroute Nr. 48 – der Toggenburger Höhenweg – startet. Er verläuft parallel zum Thurweg, jedoch mit einem grossen Unterschied. Er führt auf der linken Talseite des Toggenburgs in der Höhe über Alpweiden und anspruchsvolle Bergwanderwege. Ständige Begleiter sind Traumaussichten auf die Churfirsten und das Toggenburg, die Glarner Alpen und die Linthebene, den Walensee, den Zürichsee und den Bodensee. Klingt fantastisch und das ist es auch.
Vorbereitung und Wetterglück
Zur Vorbereitung haben wir die verschiedenen Etappen auf der Schweiz Mobil App studiert. Sechs Etappen sind vorgeschlagen, wenn man die Tour mit Übernachtungen in Alphütten und Gasthäusern macht. Wir möchten frei, flexibel und zeitlich unabhängig sein. Deshalb sind wir mit dem Zelt unterwegs. So können wir wandern, solange uns die Füsse tragen. Genauso wie wir es lieben.
Wir haben die perfekte Woche für die Mehrtageswanderung auf dem Toggenburger Höhenweg erwischt. Am ersten Tag erwarten uns 25 °C, angenehme 14 °C in der Nacht und steigende Temperaturen sind in Aussicht. Mit rund 14 Sonnenstunden täglich sind wir Glücksmenschen.
Es ist Mitte Juni und eigentlich eine gute Zeit für unser Vorhaben. Nur dieses Jahr scheint es noch etwas früh zu sein für den Toggenburger Höhenweg. Denn uns erwarten einige Schneefelder, die wir überqueren müssen. Einige davon sind nicht ungefährlich. Wir sind uns dessen bewusst und kennen unsere Grenzen. Wenn auch du den Höhenweg wandern willst, erkundige dich vorher über die aktuellen Wegverhältnisse, sodass du weisst, was dich erwartet. In schneereichen Jahren kann der Weg anfangs Saison an Schlüsselstellen unpassierbar sein. Die beste Wanderzeit ist von Ende Juni bis September.
Mit dem Zug von Wil nach Wildhaus
So sollte jeder Montagmorgen starten. Unsere 40 Liter Rucksäcke sind gepackt, die Trailrunners geschnürt und das Zugticket nach Wildhaus gekauft. Los geht’s auf unser Wanderabenteuer auf dem Toggenburger Höhenweg.
Mit dem Zug fahren wir von Wil via Wattwil nach Nesslau, steigen dort auf den Bus um und erreichen knapp zwei Stunden später Wildhaus. Wenn du von Zürich anreist, geht es via Rapperswil und Wattwil nach Wildhaus. Die Fahrt dauert etwas über zwei Stunden.
In Wildhaus steigen wir bei der Postautostelle Lisighaus aus und wandern los. Ab jetzt folgen wir für die nächsten vier Tage dem gelben Wegweiser mit der grünen Nummer 48 «Toggenburger Höhenweg». Vor uns haben wir über 4’000 Höhenmeter aufwärts und fast 5’000 Höhenmeter abwärts, die wir bewältigen müssen. Also, keine Zeit verlieren. Loswandern.
Toggenburger Höhenweg in vier Etappen
Tag 1 – Wildhaus bis Flügenspitz (Amden) – 20 km, 8 h
Tag 2 – Flügenspitz (Amden) bis Tanzboden – 22 km, 8 h
Tag 3 – Tanzboden bis Hulftegg – 25 km, 8:30 h
Tag 4 – Hulftegg bis Sirnach – 18 km, 5:30 h
Fazit – Schönste und eindrücklichste Abschnitte
Toggenburger Höhenweg von Wildhaus nach Wil in 6 Etappen
Und so sehen die vorgeschlagenen Etappen in Länge und Wanderzeit aus, wenn du in Berggasthäusern oder Hütten übernachtest:
1. Etappe: Wildhaus bis Selunalp – 14 km, 4:30 h
2. Etappe: Selunalp bis Oberchäseren – 16 km, 5:30 h
3. Etappe: Oberchäseren bis Tanzboden – 8 km, 3 h
4. Etappe: Tanzboden bis Chrüzegg – 16 km, 5:30 h
5. Etappe: Chrüzegg bis Hulftegg – 11 km, 3:30 h
6. Etappe: Hulftegg bis Wil SG – 20 km, 6:30 h
Eckdaten zum Toggenburger Höhenweg
Distanz: 85 km | 4 bis 6 Etappen | Schwierigkeit: mittel mit anspruchsvollen Abschnitten | Gesamte Wanderzeit: ca. 30 h | Höhenmeter: 4’450 m ↑ 4’960 m ↓
- Wenn du den gesamten Toggenburger Höhenweg von Wildhaus nach Wil wandern willst, kannst du in Gasthäusern oder Berghütten übernachten. In sechs Etappen kommst du durch unterschiedliche Landschaften. Du vergisst sofort den Alltag, wenn du über die wunderschönen Alpweiden mit fantastischen Ausblicken auf die Churfirsten wanderst. Natürlich kannst du die Etappen auch individuell an deine Bedürfnisse anpassen.
- Du willst nur ein Teilstück auf dem Toggenburger Höhenweg wandern? Kein Problem. Einzelne Etappen sind auch als Tageswanderung möglich. In grösseren Orten führt der Wanderweg an Bushaltestellen vorbei oder du kannst von einigen Orten mit der Bergbahn ins Tal.
- Wir sind mit dem Zelt auf dem Toggenburger Höhenweg unterwegs. Da die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz nicht immer ganz so einfach war, sind unsere Etappen etwas länger geworden. Für den Toggenburger Höhenweg von Wildhaus bis vor die Haustür im Hinterthurgau haben wir vier Tage gebraucht.
Unterwegs auf dem Toggenburger Höhenweg – Berge, Wiesen und Alpen
Tag 1 – Wildhaus bis Flügenspitz (Amden)
Distanz: 20 km | Schwierigkeit: mittel bis schwer | Wanderzeit: 8 h
Voller Vorfreude schultern wir unsere Rucksäcke. Von der Bushaltestelle Lisighaus wandern wir los zur Oberdorfbahn, wo wir den ersten Wegweiser mit der Nummer 48 finden. Hier startet unser Wanderabenteuer mit Zelt. Vier Tage werden wir dem Toggenburger Höhenweg folgen, staunen, geniessen und an unsere Grenzen kommen.
Gleich zum Start geht es steil aufwärts. Die ersten 200 Höhenmeter verlaufen unter der Seilbahn bis zum Berggasthaus Oberdorf. Innert kurzer Zeit sind wir bereits auf 1’225 m ü. M. Nun geht es gemächlich weiter bis zur Bergstation Iltios. Wenn du Zeit und Lust auf traumhafte Aussichten auf den Walensee und über das Toggenburg hast, kannst du mit der Luftseilbahn Iltios auf den Chäserrugg fahren, der sich auf 2’262 m ü. M. befindet. Ein lohnender Abstecher. Mehr Informationen findest du in diesem Beitrag: Tageswanderung auf den Chäserrugg.
Auf dem Klangweg zur Alp Sellamatt
Wir wollen weiter, deshalb schauen wir nur zum Chäserrugg hoch. Auf dem Weg zur Alp Sellamatt folgen wir dem Klangweg, wo wir an ein paar Klanginstallationen vorbeikommen. Insgesamt 25 verschiedene Installationen befinden sich auf dem 2.5 km langen Weg.
Als wir die Alp Sellamatt erreichen, schreiten wir durch das Tor mit der Aufschrift «Willkommen auf dem Toggenburger Höhenweg». Nun wechselt der Wanderweg von der breiten Kiesstrasse auf einen schmalen Pfad durch ein kurzes Waldstück. An der Stelle, wo der Wald endet, stehen wir sprachlos da. Wow! Traumhaft, die blühenden Alpwiesen, die Churfirsten im Hintergrund und das zusammen mit dem stahlblauen Himmel.
Auf dem Bergweg wandern wir über Stock und Stein weiter Richtung Vordere Selunalp. Immer wieder stoppen wir, um die markanten Berge auf Fotos festzuhalten. Einen schöneren Tag hätten wir uns für den ersten Wandertag auf dem Toggenburger Höhenweg nicht wünschen können.
Inzwischen sind wir auf über 1’500 m ü. M. und an schattigen Hängen liegt noch Schnee. Auch Teile des Wanderweges sind noch mit Schnee bedeckt. Da die Sonne stark runterbrennt, kommt uns die Abkühlung von unten gerade recht. Bald schon kommen wir zum Wegweiser, der zum Wildenmannlisloch zeigt. Fünf Minuten sind es bis zur Karsthöhle. Die sehen wir uns selbstverständlich an. Der Eingang zur Höhle ist so gross, dass wir aufrecht reinspazieren können. Je tiefer wir eindringen, desto dunkler und rutschiger wird es. Nach rund 50 Metern drehen wir dann um, denn die Höhle wird immer enger und mit unseren grossen Rucksäcken können wir uns kaum ducken. Kurz bevor wir den Ausgang erreichen, hören wir ein leises Zwitschern. Auf Augenhöhe entdecken wir an der Wand ein Vogelnest. Fünf hungrige Mäuler warten auf Futter.
Naturschutzgebiet Selun
Zurück auf dem Wanderweg geht es gemächlich aufwärts. Je weiter und höher wir kommen, desto mehr Schneefelder müssen wir überqueren. Irgendwann sind wir praktisch von Schnee umringt und die Navigation wird schwierig. Ein Teil der Markierungen befindet sich nämlich unter dem Schnee, sodass wir auf gut Glück den Weg suchen müssen. Es gibt einzelne Fussspuren, denen folgen wir, soweit wir können. Einmal verlieren wir die Spur komplett, doch mit etwas suchen, finden wir zurück auf den richtigen Weg.
Uns wird bewusst, dass dieses Jahr im Verhältnis viel mehr Schnee liegt als im Vorjahr. Ob es doch noch etwas zu früh ist für den Toggenburger Höhenweg?
Bald erwartet uns nämlich eine der anspruchsvollsten Stellen dieser Etappe. Der Tritt. Diese Passage ist schon ohne Schnee kein einfaches Unterfangen. Wir schauen geradeaus und sehen den Leistchamm. Da müssen wir zwar nicht hinauf, doch wir müssen das grosse Schneefeld überqueren. Wir bleiben kurz stehen und atmen tief ein und wieder aus. Es ist unglaublich steil und ein Fehltritt hätte verheerende Folgen.
Wir nehmen all unseren Mut zusammen und setzen einen Schritt vor den anderen. Volle Konzentration ist gefragt. Als wir wieder Felsen unter den Füssen haben, atmen wir erleichtert aus.
Wenn du genug Energie hast, kannst du natürlich auch auf den Leistchamm hoch. Der steile Aufstieg ist anstrengend, doch für die Aussicht lohnt es sich sehr. Wir waren vor einem Jahr oben, deshalb lassen wir es diesmal bleiben. Unseren separaten Beitrag findest du hier: Wanderung auf den Leistchamm
Wir wandern noch weiter bis zum Flügenspitz, wo wir vom Aussichtspunkt die traumhafte Aussicht und die Abendstimmung geniessen. Kein Mensch weit und breit, nur wir und die Natur. Das sind die Momente, in denen wir uns rundum glücklich fühlen. Der Alltag ist weit weg und nichts scheint wichtig. Nur der Moment zählt.
Tag 2 – Flügenspitz (Amden) bis Tanzboden
Distanz: 22 km | Schwierigkeit: mittel bis schwer | Wanderzeit: 8 h
Auch der zweite Wandertag bringt ein paar Überraschungen mit sich. Gleich zu Beginn führt der Weg zuerst steil abwärts durch einen Wald. Es ist angenehm frisch, doch die Sonne strahlt bereits um die Wette. Bald erreichen wir die Vordere Höhi, wo wir bei einem Brunnen unsere Wasserflaschen auffüllen können. Super, wir haben wieder Wasser. Der Nachteil, unsere Rucksäcke sind wieder ein paar Kilogramm schwerer. Zuerst folgen wir ein Stück der Teerstrasse und biegen kurz später rechts auf einen Naturpfad ab. Das nächste Teilstück verläuft ohne grosse Steigungen angenehm durch Wald und über Wiesen. Wir kommen zügig voran. Bei der der idyllischen gelegenen Alpwirtschaft Furgglen (1’496 m) bewundern wir die wunderbare Aussicht auf die Berge und den Walensee.
Wir überqueren ein Hochmoor und kommen an wunderschönen Blumenwiesen vorbei bis wir schliesslich die Vordermatt erreichen. Ein kurzer Trinkstopp und dann erfolgt ein supersteiler Aufstieg Richtung Speer. Im Wanderbeschreib lesen wir, dass der Wanderweg um den Speer herumführt. Das sind gute Nachrichten, trotzdem gibt es etliche Höhenmeter zu überwinden. Einige davon im Schnee.
Besonders an den Hängen liegt noch viel Schnee, doch er ist griffig, sodass wir gut vorankommen. Der Aufstieg bis Oberchäseren ist unglaublich anstrengend. Doch als wir oben ankommen, sind alle Strapazen vergessen. Denn die Aussicht auf den Speer und den Mattstock entschädigen für alles.
Rechtzeitig zur Mittagszeit sind wir oben, doch leider ist die Alpwirtschaft geschlossen. Wir steigen über ein grosses Schneefeld auf die Gartenterrasse, packen unseren Proviant aus und geniessen bei traumhafter Aussicht auf die umliegenden Berge eine längere Pause.
Gut zu wissen: Die Alp Oberchäseren verfügt über ein Massenlager. Wenn du die offizielle Tour in 6 Etappen machst, kannst du am zweiten Tag in der Alp Oberchäseren übernachten.
Im Schnee von der Alp Oberchäseren um den Speer herum
Von der Alp Oberchäseren geht es erneut weiter über kleinere und grössere Schneefelder. Einige davon sind extrem steil und zehren an unserer Energie. Wir konzentrieren uns auf jeden Schritt, so klappt es prima, ohne zu rutschen.
Wir kommen immer näher und schauen ehrfürchtig hoch zum Speer. Er ist Europas höchster Nagelfluhberg. Ganz ehrlich, reizen würde es uns schon auf den Gipfel zu steigen. Doch noch liegt ziemlich viel Schnee. Mit unserem schweren Gepäck auf dem Rücken wollen wir nichts riskieren. Wir schauen uns an und entscheiden, dem offiziellen Weg um den Speer zu folgen. Den Gipfel nehmen wir uns für ein anderes Mal vor.
Als wir eine weitere kritische Stelle überwunden haben, kommen wir zum Schilt auf 1’636 m. Rundherum ist Schnee, doch kalt ist es überhaupt nicht. Im T-Shirt und kurzen Hosen stehen wir mitten in der weissen Landschaft. Die Churfirsten sehen wir nicht mehr, dafür überblicken wir die sanften Hügel der Ostschweiz. In weiter Ferne können wir sogar schon die Iddaburg sehen. Eines der Etappenziele auf dem Toggenburger Höhenweg.
Fantastische Aussicht auf den Zürichsee
Tanzboden ist unser nächstes Ziel. Dort erwartet uns nämlich eine Belohnung. Bis wir die Alpwirtschaft erreichen, haben wir jedoch noch ein paar Kilometer vor uns. Und zwar mit einem schweisstreibenden Aufstieg. Die Anstrengung vergessen wir bei den sensationellen Ausblicken auf den Zürichsee jedoch sofort. Wir wandern auf der Krete durch Kuhweiden, weiter und immer weiter.
Und als wir in der Alpwirtschaft Tanzboden vor einem grossen Glas Mineralwasser, einem Bier und einem feinen Stück Beinschinken sitzen, sind sowieso alle Anstrengungen vergessen.
Gut zu wissen: Tanzboden ist ebenfalls eine der Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Toggenburger Höhenweg. Der Standort ist der Hammer, denn in der einen Richtung sieht man den Bodensee und in die andere Richtung den Zürichsee. Eine einzigartige Kulisse.
Tag 3 – Tanzboden bis Hulftegg
Distanz: 25 km | Schwierigkeit: einfach | Wanderzeit: 8:30 h
Die Sonne weckt uns bereits um 5:30 Uhr. Wir lauschen eine Weile dem Vogelgezwitscher und fühlen uns so richtig gut. Unterwegs sein lässt unser Herz aufblühen. Als wir um 7 Uhr loslaufen, sind die Temperaturen auf gefühlte 20 Grad gestiegen. Der Sommer ist definitiv angekommen. Nach einer grossen Tasse Kaffee und einem feinen Porridge laufen wir los. Vom Gubelspitz verläuft der Weg durch den Wald und an Kuhweiden vorbei. Immer wieder erhaschen wir Ausblicke auf den Zürichsee, den Speer und die Glarner Alpen.
Unser Ziel ist Ricken, eine kleine Ortschaft auf dem Rickenpass. Da wir jedoch noch einiges höher sind als Ricken, müssen wir 600 Höhenmeter vernichten. Eine Stunde lang geht es steil abwärts durch den Wald.
In Ricken decken wir uns mit Getränken und Mittagsbroten ein und gönnen uns einen Cappuccino. Wir brauchen Energie für den steilen, anstrengenden Aufstieg. Denn die Höhenmeter, die wir vorher vernichtet haben, müssen wir wieder hoch. Diesmal heisst der Berg Rotstein. Wir verfluchen ihn auf dem Aufstieg ein paarmal, denn er ist einfach nur schweisstreibend. Die erste Hälfte geht es auf asphaltierter Strasse den Berg hoch, danach folgen zum Glück Naturpfade. Die sind viel angenehmer zum Wandern. Die Sonne brennt unbarmherzig nieder. Regelmässige Verschnaufpausen helfen aber ungemein. Einzig unsere Rucksäcke fühlen sich unglaublich schwer an. Kein Wunder, wir haben ja auch unseren Proviant aufgefüllt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir den Gipfel und suchen uns ein schattiges Plätzchen. Mittagspause und Aussicht geniessen ist angesagt.
Von der Chrüzegg auf das Schnebelhorn
Wir erreichen die Chrüzegg. Das grosse Bergrestaurant ist besonders beliebt für Wochenendausflüge. Verständlich, denn die Aussicht auf den Atzmännig und den Zürichsee ist superschön. Atzmännig ist bekannt für Aktivitäten wie den Seilpark und die Rodelbahn. Neben Freizeitparks ist es aber auch ein tolles Wander- und Skigebiet.
Als nächstes steuern wir das Schnebelhorn an. Knapp zwei Stunden sind es von der Chrüzegg auf das Schnebelhorn. Zumindest heisst es das auf dem Wegweiser. Wir lassen die Chrüzegg hinter uns, steigen den kleinen Hügel hoch und tauchen gleich in eine andere Welt ein. Der Wanderweg führt durch einen Märchenwald. Als wir aus dem verwunschenen Wald hinauskommen, dominieren sanfte, grüne Hügel.
Das Schnebelhorn ist der höchste Gipfel im Kanton Zürich. Das klingt einmal mehr nach einem anstrengenden Aufstieg. Inzwischen ist bereits 17 Uhr und die Temperaturen angenehm. So fällt es uns leichter, den steilen Hang hinaufzuwandern. Als wir oben ankommen, jubeln wir. Vor einem halben Jahr waren wir bereits auf dem Schnebelhorn, damals hat die Umgebung komplett anders ausgesehen. Schau dir das an: Über den Wolken auf dem Schnebelhorn
Überraschung auf der Hulftegg Passhöhe
Wenn du denkst, dass es vom Schnebelhorn bis zur Hulftegg Passhöhe nur noch abwärts geht, täuschst du dich. Obwohl wir auf dem höchsten Punkt des heutigen Tages sind, verläuft der Weg über mehrere Hügel. Besonders anstrengend ist der steile Aufstieg auf losem Untergrund bis zum Roten Süd. Vermutlich fühlt es sich aber auch anstrengender als sonst an, weil wir schon den ganzen Tag auf den Beinen sind. Immerhin, vom Roten geht es praktisch nur noch abwärts. Nach insgesamt 25 Kilometern wandern, erreichen wir überglücklich die Hulftegg Passhöhe. Im Restaurant werden wir ein grosses, kühles Mineral bestellen. Da läuft uns beim Gedanken dran bereits das Wasser im Mund zusammen. Doch leider bleibt das kühle Getränk ein Wunschtraum. Wegen einer zweitägigen Strassensperrung für Belagsarbeiten ist das Restaurant nämlich geschlossen. Was für ein Pech.
Doof ist auch, dass wir fest damit gerechnet haben unsere fast leeren Wasserflaschen zu füllen. Ein warmes Abendessen fällt somit ins Wasser. Wasser sparen ist angesagt. Doch hungern müssen wir nicht, denn wir haben noch genug Proviant dabei. Umso mehr freuen wir uns auf den kommenden Tag, wenn wir in Mühlrüti im Dorfladen einkaufen können.
Gut zu wissen: Das Restaurant Hulftegg bietet Unterkünfte an und ist eine der vorgeschlagenen Etappenziele.
Tag 4 – Von der Hulftegg Passhöhe via St. Iddaburg nach Sirnach
Distanz: 18 km | Schwierigkeit: einfach | Wanderzeit: 5:30 h
Das Wasser sparen hat sich gelohnt, denn es reicht frühmorgens noch für eine Tasse Kaffee. Nachdem wir unser Zelt zusammengepackt haben, wandern wir los nach Mühlrüti. Mitten im Dorf finden wir den Dorfladen und einen Brunnen. Die perfekte Kombination. Nachdem wir unsere Mägen und Wasserflaschen gefüllt haben, nehmen wir die letzten Kilometer in Angriff.
Von Mühlrüti erfolgt ein steiler Aufstieg über die Wiese zu einem Bauernhof und dann geht’s gleich wieder hinunter ins Tal. Und auch gleich den nächsten Hügel wieder hinauf. Doch dies ist nun der letzte, steile Aufstieg auf unserer Tour auf dem Toggenburger Höhenweg. St. Iddaburg ist ein Wallfahrtsort und befindet sich auf 962 m ü. M. Bevor wir zur Aussichtsterrasse hochsteigen, sehen wir uns die Grotte mit der Maria Statue und dem Altar an. Anschliessend gehen wir zur Gartenterrasse und geniessen die fantastischen Ausblicke auf die umliegenden Hügel.
Wir haben uns entschieden via Fischingen bis vor die Haustür zu wandern. Deshalb verlassen wir den Toggenburger Höhenweg zwischen der Iddaburg und Fischingen.
Offiziell verläuft der Wanderweg via Gähwil, Dietschwil, zu den eindrücklichen Giessenfällen bis nach Wil. Besonders schön ist der Abschnitt am Giessenweg entlang. Es gibt superschöne Picknickplätze beim Giessenbach und die Vegetation ist ein Traum. Nach einer erholsamen Pause wirst du die letzten 7 km bis nach Wil mit links meistern.
Unterkünfte auf dem Toggenburger Höhenweg
Detaillierte Informationen zu den einzelnen Etappen mit Übernachtungsmöglichkeiten findest du auf der offiziellen Webseite von Toggenburg Tourismus.
Tipp für Tageswanderungen oder Teilstrecken
Der Toggenburger Höhenweg ist rund 90 km lang und eine geniale Mehrtageswanderung. Wenn du wenig Zeit hast oder einfach nur ein Teil davon wandern möchtest, kannst du auch Tageswanderungen oder Teilstrecken davon machen. Es gibt entlang der Strecke immer wieder Verbindungen ins Tal, sodass du Dörfer mit Anbindung an den öffentlichen Verkehr erreichst.
Fazit
Der Toggenburger Höhenweg ist eine aussichtsreiche, anspruchsvolle Mehrtageswanderung im St. Galler Land. Einmalig und besonders beeindruckend sind die Bergpanoramen der Churfirsten, der Speer und auch die Weitsicht zum Zürichsee und Bodensee. Die gesamte Strecke ist super ausgeschildert. Einfach dem gelben Wanderweg mit der Nummer 48 «Toggenburger Höhenweg» folgen.
Am schönsten und eindrücklichsten finden wir die Landschaft zwischen Wildhaus und dem Speer. Einerseits weil die Gebirgswege eher anspruchsvoll sind, vorallem aber wegen den fantastischen Ausblicken auf die Berg- und Alpenwelt. Ab Ricken verändert sich das Landschaftsbild. Sanfte, grüne Hügel und Wälder dominieren bis nach Wil. Wir würden das nächste Mal die Tour in umgekehrter Richtung machen. In Wil starten und bis nach Wildhaus wandern, um so die faszinierende Gebirgswelt als Krönung zum Schluss zu haben.
Hallo zäme
Ich habe vor, den Toggenburger Höhenweg am Stück zu bewandern. Ich wollte mit dem Biwak gehen, habe jedoch Respekt davor, weil doch viele Naturschutzgebiete und damit verbundene Biwakierverbote anzutreffen sind. Wie habt ihr das gehandhabt?
Liebe Grüsse
Malena
Hallo Malena
Oh, wie toll. Der Toggenburger Höhenweg ist genial. Uns hat die Landschaft mit den Kurfirsten und der Leistkamm besonders gut gefallen. Wir wünschen dir schon jetzt viel Spass beim wandern. Zu deiner Frage: Wir haben entweder oberhalb der Baumgrenze biwakiert oder bei Bauern/Gasthäusern gefragt, ob wir auf der Wiese zelten dürfen. Das hat super geklappt.
Viele Grüsse,
Reni