Continental Divide Trail Abschnitt 3 – Von Silver City nach Pie Town

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  • Beitrag zuletzt geändert am:25. Juni 2024
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Der dritte Abschnitt des Continental Divide Trail führt von Silver City nach Pie Town mit einem kurzen Versorgungsstopp bei Doc Campbell’s Post und ist 178 Meilen / 287 km lang. Der CDT verläuft auf diesem Abschnitt grösstenteils durch den Gila National Forest.

Die Hauptroute des CDT macht eine grosse Schlaufe Richtung Nordosten und ist 257 Meilen / 413 km lang. Nur sehr wenige Wanderer wählen jedoch diese Route.

Wie viele andere CDT Hiker haben auch wir uns entschieden, die Gila River Alternativroute zu wandern. Die Wanderung am Gila River entlang bietet grandiose Landschaften mit spektakulären Schluchten, Flusslandschaften und guter Wasserversorgung.

Im Gegensatz zum PCT gibt es beim CDT sehr viele Alternativrouten und jeder Wanderer stellt sich seine ganz persönliche Strecke so zusammen, wie er sie bevorzugt. Selbst bei der Gila River Alternativroute gibt es nicht nur eine Hauptroute sondern verschiedene Routenmöglichkeiten.

Durch starke Niederschläge und viel Schmelzwasser ist der Wasserstand des Gila Rivers im April sehr hoch. Der Wanderweg durch die Schlucht des Gila River ist durch den hohen Wasserstand sehr anspruchsvoll und anstrengend. Genau für solche Fälle gibt es die High Route, einen Wanderweg, der nicht durch die Schlucht sondern auf der Hochebene dem Gila River folgt. Die beiden Routen sind über mehrere Verbindungspfade miteinander verbunden. Wir folgen zuerst der High Route, steigen dann in die Schlucht ab, folgen etwa 10 Meilen direkt dem Gila River und steigen dann wieder zur High Route hoch. Auf den 10 Meilen durch die Schlucht überqueren wir den Fluss über 40 Mal. Er ist teilweise bauchnabeltief und die Strömung recht stark. Eine echte Herausforderung.

Wie wir die Flussdurchquerungen des Gila Rivers gemeistert haben, beschreiben wir in diesem Beitrag.

CDT Tag 10 – Von den Trail Days zurück auf den CDT

Ring. Ring. Ring. Es ist 5 Uhr. Aufstehen. Ja, es geht wieder los. Ein neuer Wandertag steht bevor. Wir räumen möglichst geräuschlos zusammen, sodass wir die andern CDT Hiker nicht wecken, trinken in der Gemeinschaftsküche eine Tasse Kaffee und essen unser Porridge.

Es ist dunkel und kalt, als wir loslaufen. Doch genau diese morgendliche Frische ist energetisierend und wir laufen wie Speedy Gonzales.

Die ersten Meilen geht es leider der Strasse entlang, doch es ist nicht weiter schlimm. Denn so früh am Morgen gibt es kaum Verkehr. Nach dem Road Walk erwartet uns ein schmaler Trail durch den Wald. Dort sinkt die Temperatur auf 7 Grad. Ob wir morgen die Handschuhe und Mütze brauchen?

Bald kommt wieder eine Wegkreuzung. Wir schauen uns um und hören bekannte Stimmen. Das sind Jedi und Cuppa. Die beiden sind gerade eben aufgestanden und auf dem Weg zur alternativen Route, die durch den Gila River führt. Da der Wasserstand aktuell noch sehr hoch ist – es heisst, das Wasser sei Bauchnabelhoch und es habe auch zügig Strömung – wählen wir die offizielle CDT Route über den Berg und wechseln dann auf den Apache Creek Trail Nr. 96 und den Trail Nr. 97. Unser Ziel ist, am Dienstag Doc Campbell’s Post und die Gila Hot Springs zu erreichen.

Wir verabschieden uns von den Beiden und sind gespannt, was sie von den rund 80 Flussdurchquerungen erzählen, wenn wir sie in zwei Tagen beim Doc Campbell’s wiedersehen.

Auf uns warten nun etliche lange Aufstiege über groben Schotter. Zum Glück spenden die Bäume ein wenig Schatten. Denn je länger der Tag, desto heisser wird es. Insgesamt steigen wir 1’500 Höhenmeter auf und schaffen 21.7 Meilen. Plötzlich sehen wir auf einer Anhöhe mitten im Wald das sehr idyllisch gelegene Benediktinerkloster Our Lady of Guadalupe. Beim Kloster könnten wir unsere Wasserreserven auffüllen, doch wir haben noch genügend Wasser um es bis zur nächsten Quelle zu schaffen.

Im Wald bei den Twin Sisters finden wir einen schönen Platz zum Campen. Wir sind auf 2’400 m und merken, dass es hier oben schneller kalt wird. Also sofort Zelt aufstellen, kochen, essen, Polarsteps schreiben und schlafen.

CDT Tag 11 – Der erste Schnee auf dem CDT

Unser Herz rast, der Puls ist hoch und unsere Atmung ist schnell. Und das gleich nach dem Frühstück. Der steile Aufstieg, der uns zum Tagesstart erwartet, ist eine gute Morgen-Fitness. Denn frühmorgens sind unsere Batterien noch voll und so schaffen wir den Aufstieg zum Black Peak spielend. Umso mehr geniessen wir danach, dass es moderat weitergeht. Der Trail verwandelt sich in eine Geröllhalde und wir müssen uns bei jedem Schritt konzentrieren, um ein Abknicken und Rutschen auf dem losen Gestein zu vermeiden.

Leider durchlaufen wir ein grösseres abgebranntes Gebiet, wo vor Jahren ein Waldbrand gewütet hat. Grosse Bäume sind keine mehr nachgewachsen, Büsche dominieren die Landschaft.

Als es auf der anderen Hügelseite wieder abwärts geht, treffen wir auf die ersten Restschneefelder. Natürlich dürfen ein paar Spassfotos nicht fehlen und den Schnee in New Mexico müssen wir auch filmisch festhalten.

Am Nachmittag erreichen wir dann den Apache Creek Trail. Die erste halbe Stunde ist der Trail sehr angenehm zu begehen. Doch als der lange, grosse Anstieg folgt, wird es ziemlich mühsam. Der grobe Schotter ist ein Fussgelenk-Killer. Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht ständig abknicken.

Der Tag hört genauso auf, wie er angefangen hat. Mit einem langen, steilen, schweisstreibenden Aufstieg. Als wir nach dem ewig langen Aufstieg am fast höchsten Punkt ankommen, ist fast 18 Uhr. Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Zwischen Bäumen und ganz nah am Trail finden wir ein gerades Plätzchen für unser Zelt. Nach dem Zelt aufstellen und einer Portion Knorr Reis fallen wir todmüde auf unsere Isomatten. Wir kuscheln uns in den Schlafsack und kurz darauf fallen unsere Augen zu.

CDT Tag 12 – Zwischenstopp bei Doc Campbell’s Post

Wie bereits auf dem PCT sind für uns ein eisgekühltes Getränk, eine Tasse Kaffee oder ein Eis der Motivator schnell ans Ziel zu kommen. Die 15 Meilen bis Doc Campbell’s fliegen wir praktisch. Sieben davon legen wir auf dem Highway 35 zurück. Doch viel Verkehr gibt es nicht, denn der Hwy 35 ist eine ganz normale Landstrasse im ländlichen New Mexico.

Als wir die Brücke beim ersten Camping erreichen, trauen wir unseren Augen kaum. Unten im Fluss entdecken wir Cuppa und direkt hinter ihm ist Jedi. Was für ein Zufall. Vor zweieinhalb Tagen sind wir uns begegnet, haben komplett andere Routen gewählt und treffen hier zusammen.

Gemeinsam trotten wir die letzten 1.5 Meilen bis Doc Campbell’s Post, wo wir auf bekannte Gesichter treffen. Ranch, Wookey, Timo und Shadow. Wir lernen weitere CDT Hiker wie Silver und Happy OK kennen und verquatschen uns bei einer Tasse Kaffee und einem Cola.

Ungern verlassen wir die andern, doch auf uns wartet noch Arbeit. Wir müssen unser Versorgungspaket mit Proviant in unsere Rucksäcke verpacken. Und das für die nächsten sieben Tage.

Wir entscheiden uns gleich auf dem RV Park gegenüber zu campen. Dort können wir alles verpacken, duschen und auch unsere elektronischen Geräte laden. Als wir die Essenssäcke probeweise in unsere Rucksäcke verstauen, schütteln wir den Kopf. „Das ist doch krass? So viel essen und ein so schwerer Rucksack.“ Aber was sollen wir machen. Wir brauchen Essen für 7 Tage. Das gute ist, die Backpacks werden jeden Tag leichter.

Abends gönnen wir uns noch eine Pizza aus dem Shop. Das einzige, was es nicht gibt, ist Bier oder andere alkoholische Getränke. So gibt es zur Pizza ein Cola und ein Ginger Ale. Passt.

Auf dem Camp wird es zunehmend voller. 12 Zelte stehen bis abends um 20 Uhr unter dem grossen Baum. Alles CDT Hiker, die NOBO (d.h. auf dem Weg nach Norden sind). Reni ist die einzige Frau unter den vielen Wanderern.

CDT Tag 13 – Die Gila River Cliff Dwellings

Die Nacht war kalt und laut. Nicht wegen dem Verkehr, nicht wegen einer Party, sondern wegen den vielen Schnarchgeräuschen.

Ausnahmsweise stehen wir etwas später auf, denn vermutlich können wir erst um 9 Uhr zu den Cliff Dwellings, den prähistorischen Behausungen der Mogollon people.
Nach einer heissen Tasse Kaffee und unserem üblichen Müesli verlassen wir den RV Park bei Doc Campbell’s. Gemeinsam mit Ranch und Lucky OK laufen wir ein paar Meilen der Strasse entlang und biegen dann beim Abzweiger ab zu den Cliff Dwellings. Leider stehen wir kurz vor halb neun vor einem geschlossenen Tor. Ein früherer Einlass ist nicht möglich. Also warten wir bis 9 Uhr.

Punkt 9 Uhr öffnet der Parkranger die Schranke. Bevor wir jedoch eintreten können, gibt er uns ein paar nützliche Informationen. Die Cliff Dwellings sind Häuser, die in eine riesige Höhle gebaut wurden. Über Leitern und Stufen können wir uns die Mauern der Wohnräume, Arbeitsräume und einem Lager für Vorräte ansehen. Ein Park Ranger erklärt uns spannendes über die Geschichte und wir sind froh, diesen kurzen Abstecher gemacht zu haben.

Gegen 10:30 Uhr laufen wir los. Unser Ziel ist der Gila River. Wir wollen einen Teil vom Middle Fork erkunden. Zuerst verläuft der Trail auf der Anhöhe. Dort geniessen wir unsere Snackpause mit Aussicht. Als wir weiter laufen, begegnen wir Timo, einem anderen CDT Hiker. Er will auch das Teilstück entlang des Middle Fork wandern, würde sich aber gern jemandem anschliessen. Denn der Wasserstand ist im Moment recht hoch und je nach Strömung anspruchsvoll. Da allein schon auf den 10 Meilen, die wir erkunden wollen, der Gila River 40mal überquert werden muss, macht es schon Sinn nicht allein zu gehen.

So steigen wir zu Dritt runter in die Schucht und sehen uns den Fluss mal genauer an. Eine halbe Stunde dauert der Abstieg und bevor wir uns in die totale Wildnis wagen, essen wir was zu Mittag.

Und dann startet das grosse Abenteuer. Schon die erste Flussdurchquerung hat es in sich. Reni macht einen Testlauf und geht ohne Rucksack auf die andere Flussseite. Die Strömung ist zwar relativ stark, das Wasser Oberschenkelhoch, doch es geht.

Und so wandern wir in die einsame Wildnis des Gila River. Der Fluss schlängelt sich durch eine Schlucht mit unendlich hohen Felswänden. Landschaftlich absolut spektakulär. Verrückt ist, dass wie alle paar hundert Meter den Fluss überqueren müssen. Mal ist die Querung einfach, mal schwierig. Vor allem dann, wenn die Strömung stark ist und es grosse, rutschige Steine im Flussbett hat. Doch zu dritt schaffen wir alle Hürden.

Das Highlight ist eine heisse Quelle, in der wir uns eine halbe Stunde entspannen. Herrlich, so mitten in der Natur im glasklaren, warmen Wasser zu baden. Doch nach dem Vergnügen kommt wieder die harte Arbeit. Wir wollen noch ein paar Meilen schaffen, bevor wir unser Zelt aufstellen.

Jede Flussüberquerung ist anders. Mal sehen wir sofort, dass wir eine andere Stelle suchen müssen, um auf die andere Flussseite zu kommen. Manchmal können wir einfach reinlaufen und ohne Probleme furten. Aber etwas ist immer gleich. Wir sind jedes mal happy, wenn wir es geschafft haben.

Nach dem 20. Mal durch den Gila River laufen, sind wir nudelfertig. Es ist unglaublich anstrengend, sodass wir froh sind, kurz nach 17 Uhr einen Platz für unsere Zelte gefunden zu haben. Zuerst heisst es nun, unsere nasse Kleidung, die klitschnassen Schuhe und Socken zum trocknen aufhängen.

Abends geniessen wir dann das Abendessen am Lagerfeuer. Ein abenteuerlicher Tag geht zu Ende und wir schlafen glücklich ein.

CDT Tag 14 – Atemberaubende Wanderung entlang des Gila Rivers

Nach dem anstrengenden Tag gestern, schlafen wir ausnahmsweise etwas länger. Zudem wollen wir nicht zu früh los, denn es erwarten uns wieder etliche Flussdurchquerungen. Da das Wasser eisig kalt ist, mach es Sinn erst loszulaufen, wenn die Sonne da ist. Deshalb Wecker um 7 Uhr. Eine heisse Tasse Kaffee und ein Müesli im Bett und dann langsam aus dem Zelt kriechen. Timo, der neben uns campt, ist ebenfalls wach.

Wie sind bereit für den zweiten Teil unseres Gila River Abenteuers. Langsam stecken wir unsere Füsse in die nassen Socken und dann in die nassen Schuhe. Die Nacht hat nicht gereicht, dass sie trocken wurden. Aber egal, denn wir müssen ja gleich wieder rein ins Wasser.

Die erste Flussdurchquerung ist bereits eine Herausforderung. Das Wasser ist Oberschenkeltief und eiskalt. Doch wir haben keine andere Wahl. Da müssen wir durch. Und wir wollen da ja auch durch. Denn wir sind in einer gewaltigen, atemberaubenden Umgebung. Die Schlucht mit den senkrecht abfallenden Felswänden ist einmalig. Wir sind sehr dankbar, dürfen wir sowas sehen und erleben.

Dafür nehmen wir diese Strapazen auf uns. Die nächsten fünf Mal, die wir den Gila River queren, laufen gut. Mal ist es tief, dafür mit wenig Strömung. Ein anderes Mal sind die grossen Steine im weg, es ist rutschig oder auch mal unmöglich zu passieren. Dann suchen wir uns eine geeignete Stelle, um auf die andere Flussseite zu kommen. Eine Lösung finden wir immer.

Und dann kommt das eine Mal, wo die Strömung für mich (Reni) zu stark ist. Marcel setzt einen Fuss ins Wasser, dann den zweiten. Ich gehe einen halben Meter zurückversetzt hinter Marcel. So profitiere ich vom Strömungsschatten. Timo kommt hinten nach. Je weiter wir in die Flussmitte kommen, desto mehr drücken die Wassermassen auf uns.

Und dann rutscht mein Fuss weg. Ich habe keine Kontrolle über meine Füsse, denn wegen der Kälte spüre ich kaum was. Gleichzeitig verliere ich Halt mit meinen Trekkingstöcken. Ich greife Marcels Hüfte als ich Vornüberkippe. In dem Moment zieht mich Timo zurück und ich stehe wieder. Gleichzeitig sehe ich im Augenwinkel, dass meine Sonnenbrille vom Kopf wegrutscht und in den reissenden Fluss fliegt. Zum Glück sagt mir mein Hirn in einer Millisekunde: „Denk nicht dran, nach der Sonnenbrille zu greifen. Das ist so sinnlos, wie wenn dir dein Cap auf einem fahrenden Boot wegfliegt. Weg ist weg.“ Hätte ich nach der Brille gegriffen, hätte ich ganz die Balance verloren. Danke, Hirn, für die Message im richtigen Moment.

Langsam schiebe ich einen Fuss nach dem andern nach links, bleibe immer schön hinter Marcel bis wir schliesslich die Böschung erreichen, wo die Strömung nachlässt. Das war knapp. Doch es ist alles gut gegangen und es hat uns einmal mehr gezeigt, gemeinsam ist man stärker. Und, danke von herzen lieber Schutzengel.

Als wir gegen 11 Uhr das letzte Mal den Gila River überqueren, sind wir stolz und überglücklich. Es war abenteuerlich, spannend, lehrreich und wunderschön. Rund 40 Mal haben wir den Gila River überquert und das bei verhältnismässig hohem Wasserstand. Was wir nun mitnehmen sind neue Erfahrungen und Erinnerungen.

Nun verlassen wir die Schlucht und steigen auf. Wir werden der High Route folgen. Diese ist zwar nicht so spektakulär, dafür etwas entspannter. Um 17 Uhr schlagen wir unter einem Baum mit einem Bach in der Nähe unser Zelt auf.

Es war ein aufregender und anstrengender Tag. Kein Wunder fallen wir erneut todmüde ins Bett und schlafen sofort ein.

CDT Tag 15 – Temperatursturz und eine letzte eisige Flussquerung

Die Nacht war kühl, zum Glück aber nicht so kalt, wie erwartet. Wir haben ja befürchtet, dass das Thermometer auf 0 °C fällt. Zum Glück nicht.

Der Wecker klingelt heute mal ein bisschen später. Denn wir müssen nach fünf Meilen ein letztes Mal durch den Gila River waten. Wir erreichen den Fluss kurz vor 9 Uhr und zum Glück wärmt die Sonne bereits ein bisschen.

Als wir uns mental auf das kalte Nass vorbereiten, winkt uns Timo von der gegenüberliegenden Flussseite zu. „Es ist nicht sehr tief und gut machbar. Ich bin sogar mit Flip-Flops durchgelaufen“, ruft er uns zu. Wir fühlen uns sicherer mit unseren Trailrunners und laufen nachher lieber mit nassen Schuhen den Berg hoch, als ein Ausrutschen im Fluss zu riskieren. Das Wasser kommt uns bis zum Oberschenkel und die Strömung ist mittel. Doch es klappt alles prima. Geschafft!

Wir drücken die Schuhe und Socken aus, so gut es geht. Dann ziehen wir sie wieder an und laufen los. Obwohl die Schuhe noch nass sind, vergessen wir das schnell. Denn der steile, strenge Aufstieg fordert unsere volle Konzentration. Nach den ersten 100 Höhenmetern geniessen wir eine geniale Aussicht über den Gila River. Schon eindrücklich, wie sich der Fluss durch die Schlucht schlängelt.

Die Sonne gibt wieder alles und der Himmel ist stahlblau. Was für ein Glück wir mit dem Wetter haben. Bald kommen wir auf eine Hochebene mit strohgelben Gras und einzelnen Bäumen dazwischen. Die Landschaft gefällt uns.

Nach etlichen Meilen über Felder und Hügel folgt ein Stück entlang einer Landstrasse. So kommen wir gleich viel schneller voran. Um die Mittagszeit wird der Wind immer stärker, sodass wir uns für die Mittagspause in ein ausgetrocknetes Flussbett am Strassenrand verkriechen. Im Windschatten ist es sehr angenehm.

Mit einer Fajita mehr im Bauch laufen wir weiter und kommen in einen Canyon. Das Landschaftsbild ändert sich erneut. Wir folgen dem Bach, der durch die Schlucht führt und geniessen die neue Umgebung.

Schliesslich erreichen wir das Ende des Canyons, wo wir unsere Wasserreserven auffüllen. Das Filtern von 5+ Liter Wasser dauert ganz schön. Rund 20 Minuten brauchen wir, bis alle Flaschen voll sind.

Und dann, wie immer, heisst es vollbepackt Höhenmeter gewinnen. Ein kurzer, steiler Aufstieg und wir kommen auf eine weitere Hochebene. Die Aussicht ist genial, denn wir sehen Meilenweit. Einzig der starke Wind ist super anstrengend, denn er bläst uns mega stark von der Seite an. Manche Böen blasen uns fast vom Trail. Wir laufen, laufen und laufen bis wir um 18 Uhr einen windgeschützten Platz im Wald finden.

Das Zelt ist im Nu aufgestellt. Als nächstes Essen kochen und uns von Innen wärmen. Timo, der ebenfalls in der Nähe zeltet, gesellt sich fürs Essen zu uns.

Sobald die Sonne weg ist, wir es ungemütlich. Wir verkriechen uns ins Zelt und kuscheln uns im Schlafsack ein. Marcel nimmt über Nacht den Wasserfilter in den Schlafsack. Denn sollte es diese Nacht eisig kalt werden, könnte der Filter einfrieren. Und das wäre der Tod für den Filter. Statt Bettflasche also Wasserfilter

CDT Tag 16 – Eisige Winde und Schneegestöber

Was für eine Nacht. Ein eigenartiges Geräusch, weckt uns mitten in der Nacht. Es klingt wie Regen und irgendwie doch nicht. Wir sind zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Wir schliessen die Augen und schlafen weiter bis uns der Wecker um 5 Uhr aus dem Schlaf reisst.

Noch ist es stockdunkel, doch bis wir gefrühstückt haben, ist das erste Tageslicht da. Wir schauen kurz raus und sehen ein weisses Band vor unserem Zelt. Aha, es war kein Regen, sondern Graupelschauer. Kein Wunder, es ist ja auch eisig kalt.

Wir sind froh um die heisse Tasse Kaffee, denn die wärmt uns zumindest für ein paar Minuten auf. Beim Zelt abbrechen frieren wir uns fast die Finger ab. Es ist Zeit für Mütze und Handschuhe. Was für ein massiver Kälteeinbruch. Vor zwei Wochen haben wir noch bei 38 °C geschwitzt und heute sind wir froh um Thermounterwäsche. Das ist New Mexico im April.

Wir befinden uns auf über 2’400 m und wie wir nun wissen, kann es hier auch im Frühling nochmals schneien. Die ersten Meilen laufen gut, ausser dass Marcel’s Fussgelenk etwas Trouble macht. Vor ein paar Tagen, ist er blöd abgeknickt und durch die Fehlbelastung leidet nun seine Hüfte. Doch nach langsamem einlaufen, geht es dann recht gut voran.

Als wir durch den Wald laufen, sehen wir plötzlich etwas bewegen. „Schau Marcel, da sind zwei grosse Hirsche.“ Die grossen Tiere überqueren die Strasse. „Das sind Elche“, ruft Marcel. Wow, sind die gross. Leider verschwinden sie bald in den Bäumen. Doch wir werden bestimmt noch mehr sehen, spätestens in Wyoming.

Als wir aus dem Wald auf eine Ebene kommen, laufen wir an einer grossen Gruppe CDT Hikern vorbei. Rund sechs Zelte stehen da und es sieht so aus, als ob die Wanderer gerade eben aufgestanden sind. Wir hingegen sind bereits seit zwei Stunden unterwegs. Uns läuft es morgens einfach am besten. So hat jeder seinen eigenen Rhythmus.

Vor uns liegt nun ein längerer Road Walk, wo uns der eisige Wind von der Seite anbläst. Es ist anstrengend und ungemütlich. Jänu, wir akzeptieren die Launen der Natur und wandern einfach weiter. Im Windschatten eines Baumes machen wir eine Verschnaufpause. Wenn die Sonne sich zwischen den Wolken sehen lässt, ist es recht warm. Nur die Lufttemperatur ist sehr, sehr tief.

Wolken verdecken die Sonne und die Kälte zwingt uns weiterzulaufen. Abwechselnd blasen uns die Windböen fast weg oder die Sonne knallt uns unbarmherzig ins Gesicht. Alles ist etwas extrem. Als uns dann ein richtig heftiger, zum Glück kurzer Schneesturm erwischt, haben wir einen Flashback. Genau vor zwei Jahren sind wir in Kalifornien auf dem PCT von einem Schneesturm überrascht worden. Eigentlich sollten wir uns ja an die Launen der Natur hier in den USA gewohnt sein.

Bis 12 Uhr laufen wir der Waldstrasse entlang und stoppen an einem Bach für die Mittagspause. Sonne, Wolken und Windböen wechseln sich ab. Doch als dann eine böse, dunkelgraue Wolke heranzieht und Schneeregen bringt, entscheiden wie uns ganz spontan, das Zelt aufzustellen und das Gruselwetter auszusitzen. Ein halber Tag Pause tut bestimmt auch Marel’s Fussgelenk und Hüfte gut, sodass wie morgen mit neuer Energie weiterlaufen können.

Das Wetter sollte morgen wieder besser sein. Na, dann geniessen wir jetzt einfach den Nachmittag im Zelt, eingekuschelt in unseren Schlafsäcken. Fast so wie ein Samstag-Sofa-Nachmittag zu Hause.

CDT Tag 17 – Marcel kann nicht mehr weiter wandern

Der lange Schlaf hat gut getan. Als wir um 7 Uhr unseren Kopf aus dem Zelt strecken, ist es hell und frisch. Der eiskalte Wind ist noch immer da. Doch immerhin schneit es nicht mehr. Und wenn wir uns nicht in einem Schattenloch befinden würden, hätten wir sogar schon die ersten Sonnenstrahlen im Gesicht.

Marcel’s Versuch auf den Fuss zu stehen gelingt. Beim Liegen und auch beim Draufstehen sind keine Schmerzen zu spüren. Doch das ändert schlagartig, als er den ersten Schritt macht. Bewegung und die Belastung verursachen höllische Schmerzen, sodass er sich im Zeitlupentempo vorwärts bewegt. Ans Weiterlaufen ist nicht zu denken. Doch was sollen wir tun? Wir sind mitten im Wald an einer abgelegenen Strasse. Und es gibt auch keinen Mobilfunk-Empfang, wo wir etwas organisieren könnten.

Zum Glück gibt es immer eine Lösung. Wie unsere Wanderung auf dem Continental Divide Trail weitergeht, kannst du im nächsten Abschnitt nachlesen.

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