Die Anreise zum Continental Divide Trail von der Schweiz ist lang und anstrengend. Bis wir den südlichen Startpunkt beim Crazy Cook Monument an der mexikanischen Grenze erreichen vergehen fünf Tage. Wie unsere Anreise zum Continental Divide Trail abgelaufen ist, welche Zwischenfälle wir erlebt haben und was wir auf dem Weg noch alles erledigt haben kannst du in diesem Beitrag lesen.
Die Anreise von der Schweiz nach Amerika
Die Anreise zum Continental Divide Trail fängt schon wenige Schritte nachdem wir unser Zuhause verlassen mit einer Herausforderung an. Dazu gleich mehr.
Wir sind wieder auf dem Weg zu einer Weitwanderung in Amerika. Im 2022 sind wir den Pacific Crest Trail im Westen von Amerika von der mexikanischen bis zur kanadischen Grenze gewandert. Zwei Jahre später sind wir nun auf dem Weg zum Continental Divide Trail. Einem weiteren langen Weitwanderweg durch Amerika. Wieder werden wir von der mexikanischen bis zur kanadischen Grenze quer durch die USA wandern. Dieses Mal allerdings etwas weiter im Landesinnern entlang der Kontinentalen Wasserscheide. Dabei werden wir die Bundesstaaten New Mexico, Colorado, Wyoming, Idaho und Montana durchqueren.
Wir haben es zum Flughafen Zürich geschafft
Oh Mann, das ist ja wieder ein Start in unser neustes Abenteuer. Der Wecker klingelt um 4:30 Uhr, gemütlich trinken wir noch einen Kaffee und essen ein Brötchen. In wenigen Schritten stehen wir am Bahnhof und hören gerade noch das Ende einer Durchsage. Zugausfall wegen ausserordentlicher Baustelle zwischen Winterthur über Effretikon nach Zürich. Waaaas?!?! Das betrifft doch genau uns. Oh NEIN. Ein kurzer Blick in den Online Fahrplan der SBB bestätigt unsere Befürchtung. Kein Zugsverkehr zum Flughafen Zürich.
Was machen wir denn nun? Zurück zum Haus. Allerdings kommen wir nicht mehr rein, da wir keinen Schlüssel dabei haben. Wir müssen Reni’s Eltern rausklingeln und sie um den Schlüssel fürs Auto bitten. Die Zeit drängt und so fahren wir gleich los. Reni’s Eltern werden später mit dem Zug zum Flughafen fahren und das Auto wieder abholen. Herzlichen Dank für eure spontane Unterstützung.
Zwischenstopp am Flughafen Frankfurt
Zwischenstopp in Frankfurt. Die Umsteigezeit ist kurz, doch es läuft alles nach Plan.
Am Mittag sind wir hoch über den Wolken und fliegen über den grossen Teich. Der Flug ist gut gebucht. Trotz voller Belegung ist der 9-stündige Flug sehr angenehm. Die Zeit vergeht mit Essen, Filme schauen und schlafen unglaublich schnell.
Wir landen mit etwas Verspätung in Chicago, voller Vorfreude auf unsere Zeit in den USA.
PS: Filmtipp für Til Schweiger Fans „Das Beste kommt noch!“
Zwischenstopp am Chicago Airport in Amerika
Wir sind in Amerika. In Chicago reisen wir nun offiziell in die USA ein. Als wir dem Immigration Officer unsere Pässe hinlegen, kommen die üblichen Fragen.
„What are you doing in the U.S. and how long are you planning to stay?“
„We plan to do a long distance hike along the Continental Divide, which will take us half a year?“
Dann die Frage: „Wieviel Dollar habt ihr dabei? Und wie finanziert ihr euch euren Aufenthalt in Amerika?“
Unsere Antworten stellen ihn zufrieden und wir erhalten den gestempelten Pass zurück. Wir dürfen bis Anfang Oktober bleiben. Jetzt steht unserem Abenteuer eigentlich nichts mehr im Weg.
Mit einem IPA Bier stossen wir auf die erfolgreiche Einreise an und warten geduldig auf den Weiterflug.
Mit American Airlines fliegen wir pünktlich um 17 Uhr von Chicago nach Phoenix, steigen um und landen in Tucson kurz nach 21 Uhr. Die Fahrt mit Uber klappt auch und kurz vor 22 Uhr treffen wir im University Inn Hotel ein.
Wir sind todmüde, doch bevor wir ins Bett fallen, klopfen wir noch bei unserem PCT Hiker Kollegen Rainman an der Tür. Wir haben uns vor 2 Jahren auf dem PCT kennen gelernt und ihn am letzten Tag auf dem Trail zuletzt gesehen. Auch er wird die nächsten Monate auf dem Continental Divide Trail unterwegs sein. Er startet bereits morgen, doch wenn wir Gas geben, holen wir ihn bestimmt ein.
Glücklich stossen wir mit einem Bier auf unser grosses Abenteuer an.
Unser erster Tag in Tucson / Arizona
Den ersten Tag in Tucson widmen wir voll und ganz der Vorbereitung auf unsere Zeit auf dem Continental Divide Trail in New Mexico. Da es in einigen Orten nur sehr limitierte, oder es gar keine Versorgungsmöglichkeit gibt, schicken wir uns Essenspakete an drei Orte.
Am Vormittag gehen wir als erstes zum Ausrüstungsgeschäft REI. Das ist wie der Transa in der Schweiz oder der Globetrotter in Deutschland. Mit einer neuen Gaskartusche, neuen Socken und ein paar Kleinigkeiten, steuern wir als nächstes den Walmart an. Auf der Suche nach Haferflocken kommt die Ernüchterung. Schnell merken wir, dass wir zwar in einem grossen Walmart sind der viele Kleider und Non-Food Artikel, aber nur eine sehr kleine Lebensmittelbteilung hat. Zum Glück gibt es in Tucson auch ein Walmart Supercenter.
Mit dem Bus dauert die Fahrt zwar relativ lange, doch wir haben Zeit. So fahren wir mit dem kostenlosen Stadtbus ins Downtown Transit Center, steigen dort um und stehen um 12 Uhr beim „richtigen“ Walmart.
Wir wissen ja, dass es nicht klug ist, hungrig einkaufen zu gehen. So gönnen wir uns im Panda Express – eine Chinesische Restaurant-Kette mit leckerem Essen – eine Portion Crispy Chicken mit Fried Rice.
Satt schlendern wir zum Walmart und verbringen zwei Stunden zwischen den Regalen. Das Angebot ist gross und wir finden alles, was wir brauchen. Zum Glück hat Marcel eine Shopping-Liste geschrieben. Doch auch so ist es eine Herausforderung.
Für 18 Tage Essen, verteilt auf vier Abschnitte, einkaufen ist nicht ohne. Wir sind erfolgreich und stehen mit vollem Einkaufswagen an der Kasse. 340 Dollar kostet das viele essen, doch für rund drei Wochen Essen ist das ja eigentlich gar nicht soviel.
Die Kunst ist nun all die Lebensmittel vom Supermarkt ins Hotel zu bringen. Marcel ist ein Pack-Experte und er schafft es alles in unsere beiden Rucksäcke zu packen. Zurück im Hotel heisst es nun aufteilen, sortieren und einpacken. Und das dauert ganz schön. Während Marcel die Haferflocken, Nüsse und Bananenchips in einzelne Ziploc-Beutel verpackt, die Snack-Portionen aufteilt und für die einzelnen Etappen zusammenstellt, geht Reni aufs Postamt Kartonschachteln organisieren.
Kurz vor 22 Uhr sind wir dann endlich fertig mit dem Verpacken der drei Essenspakete und dem Paket mit Eispickel und den Microspikes. Todmüde fallen wir ins Bett. Der Tag war anstrengender als 40 km wandern
Zweiter Tag in Tucson / Arizona
Noch merken wir die Zeitverschiebung. Mitten in der Nacht wachen wir auf, gehen kurz aufs Klo, dann zurück ins Bett und zwei Sekunden später schlafen wir wieder ein. Um wieder zurück in den Rhythmus zu kommen, stellen wir den Wecker auf 7:30 Uhr.
Der Kaffee hilft uns dann ganz wach zu werden. In der Reception unseres Motels gibt es Kaffee, Bagels, Creme Cheese und Toast. Die meisten holen sich das Frühstück und essen im Zimmer. Wir setzen uns mit Kaffee und Bagel an den Pool. Draussen essen ist doch viel schöner.
Unser Projekt heute: Pakete auf die Post bringen. Wenn wir mit dem Bus in die Stadt aufs Postamt fahren, müssen wir schleppen. Doch wie tragen wir die Pakete zur Haltestelle und in der Stadt dann bis zur Post? Eine grosse Tasche haben wir dabei und da passen doch tatsächlich zwei Pakete rein. Marcel schleppt die schwere Tasche und klemmt sich noch das leichteste Paket unter den Arm. Das dritte schwere Paket nimmt Reni.
Wir hätten auch einen Uber nehmen können. Doch es geht auch so. Im Postamt geben wir alles auf, zahlen 110 Dollar Porto und sind froh, dass dieser Task erledigt ist.
Erleichtert spazieren wir los und freuen uns, doch noch etwas Zeit für Sightseeing zu haben. Wir schlendern durch die Downtown, essen lecker Mexikanisch und steuern dann die Universität an. Dort finden wir viele Restaurants und erleben die typische amerikanische Universitäts-Atmosphäre. Das Universitäts-Viertel ist wie eine kleine Stadt in der Stadt.
Und so vergeht auch unser zweite Tag in Tucson im Schnellzugstempo
Fahrt von Tucson nach Lordsburg in New Mexico
Kurz vor dem Einschlafen haben wir gestern eine Nachricht von Amtrak erhalten. Der Zug, den wir von Tucson nach Lordsburg gebucht haben, ist auf unbestimmte Zeit verspätet. Aktuell ist mit mindestens 1.5 Stunden Verspätung zu rechnen. Was, wenn es morgen drei Stunden oder mehr sind?
Da wir unbedingt zwei Pakete in Lordsburg abholen müssen, wollen wir nicht riskieren, dass die Post dann schon geschlossen ist. Ganz spontan buchen wir uns zwei Tickets von Tucson nach Lordsburg mit dem Flixbus. Gleichzeitig annullieren wir den Zug.
Um 6 Uhr geht der Wecker und wir springen voller Vorfreude aus dem Bett. Zur Haltestelle sind es 2.5 km, die gehen wir natürlich zu Fuss. Ist ein super Training mit den Rucksäcken auf dem Rücken. Wieder strahlt die Sonne um die Wette, doch die Luft ist angenehm frisch. Mit kleiner Verspätung fährt der Flixbus ein. Wir steigen ein und können im fast leeren Bus unsere Sitzplätze auswählen.
Der Flixbus sieht von aussen identisch aus wie in Europa. Doch im Innern sieht es anders aus. Er ist ungepflegt und schmuddelig. Doch egal, Hauptsache wir kommen ans Ziel. Die 2-stündige Fahrt vergeht wie im Flug. Wir überfahren die Staatsgrenze Arizona/New Mexico und müssen unsere Uhren eine Stunde vorwärts stellen.
In Lordsburg steuern wir als Erstes das Postamt an, wo zwei Pakete mit unseren neuen Langarm-Shirts, Powerbanks, Gamaschen und Essensbeuteln warten. Die freundliche Mitarbeiterin überreicht Marcel die Pakete und wünscht uns viel Spass auf dem Trail. Auf dem Weg zum Motel kommen wir am McDonalds vorbei, wo wir uns gleich einen Burger mit knusprigen Pommes gönnen.
Dort treffen wir bereits auf den ersten CDT Hiker. Gestärkt spazieren wir zum Motel 6, wo wir eine letzte Nacht in einem richtigen Bett schlafen, bevor es endlich auf den Trail geht. Natürlich öffnen wir gleich die Pakete und es fühlt sich an wie Weihnachten.
Den Nachmittag verbringen wir an unseren Smartphones. Denn jetzt haben wir noch Internet und Strom. Ab morgen müssen wir dann einteilen und Batterie sparen. Gleich neben dem Motel gibt es ein Restaurant mit mexikanischen Spezialitäten. Leckere Tacos und Enchiladas wandern in unsere Mägen. Ab morgen gibt es dann wieder einfachere Gericht auf dem Campingkocher zubereitet.
Doch auf das freuen wir uns jetzt. Das einfache Leben in der Natur. Und das laufen, laufen, laufen.
Die Anreise zum südlichen Terminus des Continental Divide Trail beim Crazy Cook Monument
Unsere innere Uhr funktioniert. Fünf Minuten bevor der Wecker losgeht, erwachen wir. Das war die letzte Nacht in einem richtigen Bett für eine Weile.
Als erstes stellen wir uns gleich unter die Dusche, sodass wir wenigstens am ersten Wandertag auf dem CDT frisch sind. So früh gibt es in Lordsburg leider nirgends Frühstück. Ist jedoch nicht weiter schlimm, denn die nächsten 5.5 Monate werden wir ja oft auch keine Möglichkeit haben, auswärts zu Frühstücken. Das Müsli im Pappbecher schmeckt genauso gut wie auf dem Trail.
Gestärkt – aber ohne Kaffee – laufen wir vollbepackt an die Shakespeare Street, wo der Treffpunkt für den Pickup Shuttle ist. Nach 10 Minuten sind wir bereits an der richtigen Strasse und sehen auch gleich wo wir hin müssen. Es warten nämlich bereits ein paar CDT-Hiker vor dem Büro des Shuttle Service.
Timmy, einer der Fahrer, begrüsst uns und hat gleich eine negative Nachricht. Ein Fahrer ist krank und er kann maximal fünf von uns acht mitnehmen. Doch wer sollen die fünf sein. Es geht nach dem Prinzip: „First come. First serve.“ Wir waren unter den letzten, also wir bleiben vorerst zurück.
Da die Fahrt zum Crazy Cook Monument rund drei Stunden dauert, kann uns Timmy nach der ersten Fahrt frühestens um 12 Uhr, eher später abholen. „Dann gibt es doch noch einen Kaffee“, freut sich Reni. Wir laufen also zurück ins Hotel und können nochmals in unser Zimmer, obwohl wir vor einer Stunde ausgecheckt haben. In der Reception gönnen wir uns jedoch als erstes eine oder zwei Becher Kaffee.
Inzwischen haben wir uns damit abgefunden, dass wir frühestens um 16 Uhr die ersten Schritte auf dem CDT laufen können. Doch wir müssen nicht so lange warten. Timmy konnte einen anderen Fahrer organisieren und wir kriegen die Info, dass wir um 10 Uhr beim Pickup Shuttle Büro abgeholt werden. Dass man beim Reisen flexibel sein muss, haben wir inzwischen ja zu Genüge gelernt.
Voller Vorfreude und mit inzwischen drei Kaffees in Reni’s Magen laufen wir los. Wir warten keine fünf Minuten und schon steht ein Pickup für uns bereit. Unsere Rucksäcke finden auf der Ladefläche Platz und wir setzen uns rein. Mit uns fährt noch Shadow, ein Amerikaner, mit. Auch er will den CDT ganz laufen, jedoch in nur 4.5 Monaten.
Die 3-stündige Fahrt ist kurzweilig, denn wir tauschen Geschichten vom PCT aus. Shadow ist den PCT im 2021 gewandert, wie auch unsere Freunde Sue und Peter. Ob sich die drei kennen? Kurz bevor wir vom Highway auf die ruppige Schotterstrasse zum Crazy Cook Monument abzweigen, stoppen wir noch kurz beim winzigen Shop im kleinen Wüstenkaff Hatchita. Timmy befüllt hier Wasserkanister die er später an den Wasserdepots verteilen wird.
Kurz vor 13 Uhr erreichen wir das Crazy Cook Monument. Ein kleiner, schlichter Obelisk markiert den Start des Continental Divide Trail. Von hier werden wir nun Schritt für Schritt Richtung Norden wandern und irgendwann Ende September die kanadische Grenze erreichen. Dazwischen liegen ganz viele Abenteuer auf die wir unglaublich gespannt sind.
Auf YouTube findest du mehr über unsere abenteuerliche Anreise zum CDT Startpunkt:
Vielen Dank für’s virtuelle mitreisen.
Liebi Reni und Marcel
Ganz härzliche Dank für dä erschti spannendi Bricht, wo jo sehr abentürlich a gfange hät. Bis äs los got händ ihr jo no ganz viel Vorarbeit gleischtet aber mitlerwile sind ihr jo so äs i gschpielts Team das ihr alli Hürde schaffed. Mir wünsched eu en guete Start und viel Erfolg uf euem laaange Wäg.
Liebi Grüß Ma und Pa 🥰😍♥️
Herzlichen Dank für deine Worte. Bestimmt gibt es wieder einige Hürden zu meistern, doch genau diese Herausforderungen machen uns stärker und schweissen zusammen.
Danke dir fürs mitfiebern und virtuelle mitreisen 😃