PCT Tag 123 – Von Meile 1848 bis Meile 1878.3 bei Water Cache und Trail Magic
Die Nächte werden wieder länger, sodass wir den Wecker 15 Minuten später stellen. 4:45 Uhr ist zwar nicht wie ausschlafen, doch wenn wir abends bereits um 20 Uhr im Zelt liegen, passt das perfekt.
Wir merken inzwischen, dass unser Frühstück zu klein ist. Vermutlich weil wir viel mehr Meilen laufen als noch vor ein paar Wochen. Wenn wir den nächsten Versorgungsstopp machen, heisst es mehr einkaufen. Wenn wir zuwenig frühstücken, merken wir nach 2 Stunden wandern, wie unsere Energie abrupt absinkt. Dann muss sofort ein Riegel her. Schneller Energienachschub.
Leider ist der heutige Tag nicht allzu spannend. Nur zu Beginn des Tages haben wir für einen kurzen Moment Aussicht auf die uns umgebende Landschaft. Der Trail geht im Wald aufwärts. Rund sechs Stunden brauchen wir für den Aufstieg. Kurz vor der Mittagspause erreichen wir dann den höchsten Punkt in Oregon und Washington auf dem PCT. Etwas ratlos stehen wir vor der Tafel, wo die Höhe angegeben ist. Von einem höchsten Punkt hätten wir eine Aussicht erwartet. Doch rundherum sind Bäume und Büsche. Nix mit Aussicht.
Zum Glück finden wir für die Mittagspause einen Platz mit Aussicht. Da Wasser im Moment rar ist, haben wir uns weitere 20 Meilen für den Nachmittag vorgenommen. Ob wir das schaffen?
Klar, denn die Mücken sind wiedermal so aktiv und stechfreudig, dass wir freiwillig laufen. Nach insgesamt 30 Meilen erreichen wir dann endlich die Waldstrasse, wo wir mit Trail Magic beglückt werden. Käse, Eier, Chips und ein kühles Bier. Was für eine geniale Überraschung. Nach so einem Tag gibt es nichts Schöneres als ein kühles Getränk und ein paar Extra Kalorien.
Der Trail Angel heisst Charlie und erwartet morgen seine Frau. Er dachte sich, statt zu Hause zu sitzen, komme er einen Tag früher und beglücke Thru-Hiker. Das ist ihm gelungen. Wir quatschen mit Charlie und den anderen PCTlern bis die Mücken unerträglich werden. Denn ab 19 Uhr fangen sie an zu spinnen. Wolken von den Biestern schwirren uns um den Kopf. So verkriechen wir uns ins Zelt.
PCT Tag 124 – Von Meile 1878.3 bis Meile 1897.8 in der Diamond Peak Wilderness
Der Mückenterror geht am Morgen genauso intensiv weiter, wie er aufgehört hat. Also gleiches Prozedere, wie die letzten Tage. So schnell wie möglich zusammenpacken und losrennen. Oder wenigstens schnell wandern.
Auch heute wandern wir wieder viel durch den Wald, haben aber Dank der hohen Lage auch ab und zu Aussicht auf die Umgebung. Die Mücken sind echt schlimm und stechen durch unsere Kleider. Wir wandern viel mit Regenjacke und Kopfnetz, was aber vor allem Marcel bei den zwei Aufstiegen und warmen Temperaturen zu viel wird.
Zur Morgenpause erreichen wir den Summit Lake. Ein wunderschön in die Wälder eingebetteter See mit glasklarem Wasser. Gerne würden ans Ufer sitzen und hier gemütlich unseren Snack essen und auf den See schauen oder sogar ein erfrischendes Bad nehmen. Doch die Moskitos sind so schlimm, dass wir es nicht aushalten und kurzerhand unser Zelt aufbauen. Darin sind wir von den Biestern geschützt und können in Ruhe unsere Pause geniessen.
Auch für die Mittagspause suchen wir uns einen Platz fürs Zelt und können so eine entspannte Mittagspause in unserem Zelt verbringen ohne noch mehr Stiche abzubekommen.
Am Nachmittag steht ein zweiter Anstieg an. Wir wandern wieder auf über 7000 Fuss hoch. Und plötzlich wandern wir wieder über grössere Schneefelder. Endlich lässt auch die Intensität der Mückenangriffe etwas nach. So können wir wenigstens die Landschaft etwas geniessen.
Kurz nach 16 Uhr erreichen wir bereits unseren Schlafplatz, der wieder im Wald ist. Leider sind mit den Bäumen auch die Mücken wieder da. Also nichts wie rein ins Zelt und relaxen. Morgen steht ein kurzer Wandertag an, denn wir werden nach rund 10 Meilen Shelter Cove erreichen, wo wir hoffentlich Verpflegung für die nächsten Tage einkaufen können.
PCT Tag 125 – Von Meile 1897.8 bis Meile 1906.6 Shelter Cove
Auch eine Stunde später aufstehen hat nichts geholfen. Die Mücken sind in Oregon wohl 24 Stunden lang voll aktiv. Denn als wir aus dem Zelt schauen, sehen wir die Blutsauger schon in Schwärmen auf uns warten. Tja, so konnten wir wenigstens ausschlafen.
16 km sind es bis Shelter Cove. Das schaffen wir in 3 Stunden. Wir befinden uns noch auf über 2000 m ü M. und da liegt noch immer Schnee. Doch schwierige Passagen gibt es keine. Wir kommen an diversen Seen vorbei, doch entspannt geniessen können wir diese nicht. Denn die Mücken sind sofort in Schwärmen da, sobald wir stehen bleiben. Es ist echt der Wahnsinn.
So laufen wir umso schneller und erreichen Shelter Cove sogar schon vor 10 Uhr. Kaffee gibt es umsonst und für PCTler steht ein Pavillon mit Picknicktischen, Strom und Hiker Box zur Verfügung. Eigentlich wollten wir im Store Lebensmittel für die nächsten paar Tage kaufen, doch viel gibt es im Store nicht. Wir wussten, dass es schwierig ist. Doch wie so oft gibt es immer eine Lösung. Diesmal haben wir das riesige Glück, dass eine Gruppe Wanderer wegen dem vielen Ungeziefer einen Tag früher den Wanderausflug abbricht. Sie schenken uns die Lebensmittel, die sie nicht gegessen haben. Wow! Da sind wir mega dankbar.
Später finden wir auch einige Leckereien in der Hiker Box. Das ist im Normalfall eine Kartonschachtel mit Dingen, die Hiker nicht mehr benötigen. Viele PCTler schicken sich Boxen mit Lebensmitteln und dann haben sie oft zuviel Essen zum Mittragen. Und diese übrigen Leckereien landen in der Hiker Box. Unglaublich, wir können uns so für die nächsten Tage eindecken, denn wir finden Nutella, Müsli, Kaffe und vieles mehr in der Hiker Box.
Als wir gemütlich am See sitzen, kommen wir ins Gespräch mit Troy und Denise. Die beiden sind aus Oregon und sind zum Fischen in Shelter Cove. Sie laden uns zum Lachs essen ein. Woahh… Kokanee Lachs aus dem See, der am Nachmittag gefangen wurde. Wie haben wir uns dieses Festessen denn verdient?
Anschliessend gehen wir zur PCT Area, wo wir kostenlos campen können. Nachdem wir unser Zelt aufgestellt haben, gehen wir zurück zum See. Der leichte Wind, die Aussicht und vorallem die mückenfreie Zone sind herrlich. Da wird es uns morgen schwer fallen, diesen Ort zu verlassen.