PCT Tag 129 – Von Meile 1976.2 bis Meile 1997.1 nach Big Lake Youth Camp
Ein frischer, starker Wind weckt uns am Morgen. Ausnahmsweise freuen wie uns über Wind, denn dieser vertreibt die Moskitos. Wir geniessen noch kurz die schöne Morgenstimmung und wandern los. Es warten spannende Landschaften auf uns.
Die Three Sisters Wilderness ist einmalig und fasziniert uns sehr. Das Vulkangebiet sieht zwar etwas düster aus, doch wir finden diese karge Landschaft spannend. Wir überqueren ein grosses Lavafeld und das Wandern auf dem erkalteten Gestein ist recht mühsam. Doch für die Strapazen werden wir belohnt. Kurz vor dem McKenzie Highway erwartet uns Trail Magic. Ausnahmsweise trinken wir um 10 Uhr morgens ein kühles Bier und dazu gibt es Schokoriegel und einen Apfel. Was für eine Überraschung am Sonntagmorgen.
Nach der Stärkung geht es über eine riesige Fläche erkalteter Lava den Berg hinauf. Der Aufstieg ist anstrengend und tut Marcel’s Fussgelenk und Reni’s Schienbein nicht allzu gut. Wir sind etwas angeschlagen und deshalb wandern wir relativ langsam und machen regelmässige Pausen. Zum Glück scheinen die Mücken sonntags nicht aktiv zu sein, sodass wir immer wiedermal in aller Ruhe pausieren können.
Am höchsten Punkt zweigt ein Weg zum Gipfel des Little Belknap ab. Marcel will natürlich wieder einmal in die Höhe und macht sich ohne Rucksak auf den Weg, während Reni an der Verzweigung wartet. Der kurze steile Aufstieg lohnt sich gleich doppelt. Einerseits ist die Aussicht auf die vulkanische Landschaft grandios, andererseits gibt es beim Gipfel eine sehr interessante Lava Tube. Die Aussichten auf die Three Sisters ist genial und wir sind happy endlich wieder etwas zu sehen statt nur Wald.
Am Nachmittag geht es dann durch ein abgebranntes Waldstück, wo wir immer wieder über Baumstämme klettern müssen. Schliesslich erreichen wir das Big Lake Youth Camp, wo es für PCT Hiker ein separates Häuschen gibt mit Küche, Tischen, Duschen, WC’s und Waschmaschine. Wir dürfen alles kostenlos benutzen, eine Spende ist natürlich willkommen.
Das Beste ist, im Big Lake Youth Camp dürfen wir sogar essen. Ab 18:20 Uhr gibt es am Buffet leckere Nacho Chips, diverse Salate, Saucen, Käse und Cookies zum Dessert. Yummie! Mit vollen Bäuchen laufen wir anschliessend noch eine Meile weiter und stellen unser Zelt auf.
PCT Tag 130 – Von Meile 1997.1 bis Meile 2083.5 nach Umfahren der Fire Closure
Nur gerade 4 Meilen sind es von unserem Schlafplatz bis zum Santiam Pass am Highway 20. Doch diese wenigen Meilen fallen uns heute alles andere als leicht. Reni hat Schmerzen im Schienbein und Marcel schmerzt das Fussgelenk bei jedem Schritt.
Die letzten Tage waren recht anstrengend. Zum Einen waren wir immer auf der Flucht vor den Moskitos. Wir haben viel weniger und kürzere Pausen als zuvor gemacht, sind schneller gewandert und haben so mehr Meilen am Tag zurückgelegt. Zum Anderen sind wir gestern grosse Teile des Tages auf Vulkangeröll gewandert, was extrem rutschig und anstrengend für die Gelenke war. Ausserdem haben wir auch etwas zu lange mit dem Bestellen neuer Schuhe gewartet. Wir laufen mit ziemich ausgelatschten Trailrunners, die bereits über 1000 km geleistet haben.
So schleppen wir uns den PCT entlang und hoffen, dass die Schmerzen nachlassen. Die 2000 Meilen Marke ist das grosse Highlight dieses kurzen Stücks.
Am Santiam Pass haben wir eine Verabredung. Leider ist wegen dem Lionshead Waldbrand, der 2020 in der Region gewütet hat, immer noch ein rund 20 Meilen langes Stück des PCT bei Mount Jefferson gesperrt. Einen Umweg zum wandern gibt es nicht. Der Umweg über die Strassen beträgt über 150 Meilen und führt entlang von teilweise vielbefahrenen Highways.
Zum Glück bietet Bliss, ein ehemaliger PCT Hiker, einen Shuttle Service an. Beim Parkplatz am Santiam Pass werden wir und drei andere Hiker pünktlich um 9 Uhr morgens abgeholt. Zuerst fahren wir nach Sisters, wo ein weiterer Hiker zusteigt. Auf dem Postbüro können wir das Paket mit unseren neuen Schuhen abholen. Danach gibt es einen kurzen Stopp fürs Frühstück.
Im etwas grösseren Ort Redmond gibt es den nächsten Stopp. Hier können wir die Verpflegung für die nächste Etappe einkaufen. Alles wird in die Rucksäcke verpackt und dann geht es auf dem Hwy 97 Richtung Norden.
Auf der National Forest Road 42 gelangen wir schliesslich zum Trailhead des PCT vor dem Timothy Lake. Wir essen zuerst noch unser Sandwich und wandern dann um 14:30 Uhr weiter auf dem PCT Richtung Norden. 75 Meilen haben wir so übersprungen und umfahren.
Das Wandern geht mit unseren neuen Schuhen bedeutend besser. Trotz wieder schwererem Rucksack können wir wieder angenehmer und mit weniger Schmerzen wandern. Nach neun Meilen reicht es uns dann und wir stellen unser Zelt in der Nähe einer Quelle im Wald auf.
Hey ihr beiden, zunächst würde mich mal interessieren, wer die ganzen Trails angelegt hat und sie betreut. Sind das Indianer-Schleichpfade? Und dann zu euren Schuhen. Ihr kennt sie sicher aus der Schweiz, die Bergwanderschuhe. Die sind zwar relativ schwer, geben aber mit Sicherheit besseren Halt als die Latschen, die ihr auf den Bildern an den Füßen habt. Kann ich beurteilen, denn von Schuhen verstehe ich etwas.
Viel Spaß beim Weiterlaufen. Und das Moskitostechen kenne ich auch von Finnland.
Viele Grüße
Werner
Hallo Werner,
Die Pacific Crest Trail Association ist sozusagen für den Trail zuständig und der wird grösstenteils von Freiwilligen gepflegt.
Die Bergwanderschuhe kennen wir auch noch. Sind bis vor ein paar Jahren auch damit unterwegs gewesen. Sind aber für Weitwanderungen nur bedingt sinnvoll.
Trailrunning Schuhe haben sich da ganz klar durchgesetzt. Ein Langzeitwanderer ist wohl eher vergleichbar mit einem Marathonläufer als mit einem Gelegenheitswanderer. Über Wochen und Monate werden täglich Distanzen von bis zur Marathonlänge zurückgelegt. Welcher Marathonläufer trägt schon schwere Schuhe?
Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Trailrunning Schuhe sind sehr viel leichter als Wanderschuhe. Sie bieten dem Fuss viel mehr Bewegungsfreiheit, sind viel atmungsaktiver und trocknen viel schneller. Trotzdem sind die Sohlen sehr griffig und die Rockplate in der Sohle verhindert, dass Steine zu stark durchdrücken. Die Sohlen bieten viel Grip und ein Abkippen wird durch die gestählten Muskeln aufgefangen.
Auf dem PCT haben wir wohl 2 bis 3 Wanderer mit Wanderschuhen gesehen. Die eine davon haben wir gegen Ende wieder getroffen und sie war dann auch mit Trailrunnern unterwegs. Ob es überhaupt Wanderer gibt, die den PCT mit schweren Wanderschuhen beendet haben wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass viele hundert, respektive tausende von Wanderern mit Trailrunning Schuhen den PCT erfolgreich beendet haben. Die Zahlen sprechen also für sich. 😉
Sonnige Grüsse, Marcel und Reni