PCT Tag 137 – Von Meile 2146.9 bis Meile 2167.2 am Rock Creek
Einen Wecker brauchen wir heute nicht. Der Zug, der morgens um 6 Uhr durchfährt mach so einen Lärm, dass wir freiwillig aufstehen.
Nun ist es soweit. Noch ein Frühstück im Bridgeside Restaurant und dann heisst es definitiv Tschüss Oregon. Doch ob wir etwas zu essen kriegen? An der Türe hängt eine Notiz mit den Worten: „Closed because of the heat.“ Ob das Restaurant tatsächlich zu ist oder hängt der Zettel noch vom Vortag? Als beim Mitarbeitereingang die Türe aufgeht, fragen wir kurz. Alles gut. In 5 Minuten wir das Restaurant geöffnet.
Wir geniessen das währschafte Frühstück in vollen Zügen, denn es gibt uns Kraft und Energie für den Aufstieg, der uns in Washington erwartet. Kurz nach 8 Uhr sind wir ready. Wir spazieren langsam zur Bridge of the Gods und gehen unseren Gedanken nach. Dies ist ein sehr spezieller Moment. Die Bridge of the Gods ist ein riesiger Meilenstein, denn bis hierher haben wir die zwei Staaten Kalifornien und Oregon von Süd nach Nord durchquert. Nun folgt der letzte Staat. Washington. Noch 505 Meilen liegen vor uns bis zur kanadischen Grenze. Uiiii…!!!
Zu Fuss überqueren wir also die Bridge of the Gods, wo es uns fast davon windet. Alles festhalten und vor allem nichts fallen lassen. Denn der Boden ist nur ein Metallgitter, durch das man hindurchschauen kann. Wir bestaunen den breiten Columbia River und verabschieden uns gedanklich von Oregon.
Der Trail führt durch üppig grünen Wald und es fühlt sich an wie in einem Regenwald. Viel Farn und riesige Blattgewächse verzaubern die Umgebung in einen Märchenwald. Die ersten paar Stunden geht es stetig aufwärts. Insgesamt steigen wir 1000 Höhenmeter auf. Bis zur Mittagspause schaffen wir 2/3 des Aufstiegs. So sind es am Nachmittag weniger als 10 Meilen. Das schaffen wir locker.
Die Ruhepause in Cascade Locks hat gut getan. Marcel’s Fussgelenk schmerzt zwar noch immer ein bisschen, aber es ist kein Vergleich zu vorher. Reni’s Schienbein hat sich super erholt und schmerzt im Moment überhaupt nicht. Hoffen wir, es bleibt so.
Nach jedem Aufstieg folgt auch ein Abstieg. Zumindest auf dem PCT. Wir treffen South und Africa, ein Paar, das wir zuletzt in Lone Pine getroffen haben. Was für ein Zufall, dass wir fast 4 Monate später wieder am gleichen Ort sind.
Kurz nach 18 Uhr erreichen wir den Rock Creek, wo wir uns eine Übernachtungsmöglichkeit suchen. Die etablierten Plätze sind bereits belegt und wir sind erstaunt, wie viele Hiker plötzlich unterwegs sind. Inzwischen sind auch viele SOBO’s unterwegs, das sind die PCTler, die von Kanada nach Mexiko wandern. Wegen dem Schnee in Washington starten SOBO Hiker um den 4. Juli rum. Zum Glück finden wir eine Stelle am Bach, wo wir unser Zelt aufstellen können. Zuallererst waschen wir unsere staubigen Beine und Füsse, geniessen die moskitofreie Zeit und essen eine Ramenbomb zum Znacht. Und dann ist bereits wieder Zeit zum Schlafen.
PCT Tag 138 – Von Meile 2167.2 bis Meile 2191.4 mit Sicht auf Mount Hood
Heute geht es bei uns ganz schön aufwärts. Über 6000 Fuss haben wir auf 24 Meilen zu bewältigen. Das sind fast 2000 Höhenmeter auf 39 Kilometern. Am Vormittag erfolgt gleich der erste Anstieg und anschliessend geht es wieder hinunter in ein Tal mit einem Bach. Am Nachmittag steht dann ein zweiter heftiger Anstieg an.
Für einmal sind wir froh, dass wir fast den ganzen Tag im Wald wandern. Denn auch im Schatten der Bäume ist es warm und wir kommen ganz schön ins Schwitzen. Am Morgen fühlt es sich an, als ob wir im tropischen Regenwald unterwegs sind. Der Wald ist extrem grün, dicht und viele grossblättrige Pflanzen gedeihen. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch und es ist bereits in der Früh sehr warm.
Immer wieder überqueren wir auch Bäche und kleine Wasserläufe, wo wir unser Trinkwasser nachfüllen können. Die Pausen verbringen wir jeweils an einem der Bäche und kühlen uns dort auch gleich mit dem kühlen Wasser ab. Nach der Mittagspause treffen wir auf Trail Magic. Ein Trail Angel hat mehrere Plastikkübel mit allerlei Snacks am PCT deponiert. Das leckeste sind die kleinen Bratkartoffeln. Frisches Gemüse und Früchte fehlen uns am meisten.
Je länger der Nachmittag, desto anstrengender wird der Aufstieg. Unsere Energie lässt nach, sodass wir immer wieder kurze Pausen zum Trinken und Verschnaufen einlegen. Um 18 Uhr erreichen wir dann eine Anhöhe, wo wir unseren Schlafplatz finden. Mit traumhafter Aussicht auf den markanten Mount Hood geniessen wir unser Abendessen und trinken dann noch einen Kaffee.
PCT Tag 139 – Von Meile 2191.4 bis Meile 2219.6 beim Mosquito Creek
Diese Nacht hatten wir zwei Zeltnachbarn. Ein Amerikaner und eine Engländerin. Wir haben uns abends noch kurz unterhalten, doch um 21 Uhr lagen wir alle schon im Zelt. 21 Uhr ist Hikers Midnight. Als wir morgens um 6 Uhr loslaufen, ist es in den andern beiden Zelten noch ruhig. Auch wenn das frühe Aufstehen manchmal Überwindung kostet, es lohnt sich. Die Stimmung und die Ruhe bei Sonnenaufgang sind schlichtweg genial.
Es ist herrlich frisch früh morgens und so fällt uns der erste Aufstieg einfach. Die Meilen laufen sich wie geschmiert, vor allem als es abwärts geht. Um 10 Uhr haben wir bereits mehr als 10 Meilen geschafft. Cool! So kommen wir dem Ort Trout Lake schneller näher, als erwartet.
Obwohl es viel Wald und Wasser hat, waren die letzten beiden Tage moskitofrei. Doch damit ist heute Schluss. Wir ziehen uns lange Sachen an, sprühen die Beine mit Deet ein und Reni zieht sich sicherheitshalber das Fliegennetz über den Kopf. Zum Glück sind die Temperaturen angenehm.
Die Mittagspause verbringen wir am Blue Lake. Von anderen Wanderern wurden wir gewarnt, denn es soll dort viele Stechmücken haben. Wir sind skeptisch, als wir unsere Rucksäcke abstellen. Doch die schlimmen Befürchtungen bewahrheiten sich nicht. Wir setzen uns beim See an die Sonne und nur wenige Mücken lassen sich bei uns blicken.
Meile um Meile legen wir am Nachmittag zurück. Im Moment finden wir es etwas eintönig, da der Trail hauptsächlich durch Wald führt. Obwohl wir immer wieder in die Höhe wandern, gibt es nur selten Ausblicke auf die Umgebung. Ganz selten lichtet sich der Wald und wir können einen Blick auf Mount Adams erhaschen. Viel zu schnell sind diese Augenblicke vorbei.
Um 16 Uhr machen wir erneut eine kurze Snackpause und diskutieren, wie weit wir noch wandern. Knapp 5 Meilen liegen noch drin. Um 18 Uhr erreichen wir dann den Mosquito Creek, wo wir unsere Wasserflaschen auffüllen können. Kurz vor dem Bach finden wir einen super Platz, wo wir unser Nachtlager aufschlagen.
PCT Tag 140 – Von Meile 2219.6 bis Meile 2229.9 beim Trout Lake
Top motiviert erwachen wir heute morgen und freuen uns riesig auf den Tag. Nur 10 Meilen müssen wir wandern, bis wir die National Forest Road 23 erreichen. Von dort aus sollte um 11 Uhr ein Shuttle nach Trout Lake fahren.
Wir stehen wie immer früh auf und wandern um 6 Uhr los. Kurz nach 10 Uhr erreichen wir bereits die Strasse. Leider gibt es nicht viele Autos die durchfahren. So müssen wir warten bis um 11 Uhr ein Trail Angel ein paar Hiker zurück zum Trail bringt und uns nach Trout Lake mitnimmt.
Trout Lake ist ein kleiner sehr Hiker freundlicher Ort. Es gibt einen kleinen Laden mit allem, was ein PCT Hiker benötigt. Dort darf man für USD 5 auf dem Rasen campen. Frottiertücher und Shampoo für die Dusche sind im nahegelegenen Camping bereitgestellt. Steckdosen fürs laden der Elektronik stehen bereit und im Garten kann man an Picknicktischen den Tag verbringen.
Bei der Tankstelle gibt es das Heavenly Grounds Café mit Kaffee und Süssigkeiten und das Station Café mit Burger und anderen deftigen Speisen. Dort gönnen wir uns im Biergarten zuerst einen leckeren Salat. Dann gehen wir zum Shop und kaufen Lebensmittel für die nächsten vier Tage ein. Es hat sehr viele PCT Wanderer und uns ist der ganze Rummel etwas zu viel. Im Moment sammeln sich immer mehr PCT Hiker an, da viele von den Waldbränden in Kalifornien und Oregon nach Norden flüchten.
Zum Glück gibt es auch bei der Presbyterien Church die Möglichkeit im Garten zu campen. Hier hat es nur eine Handvoll andere Hiker und es ist viel ruhiger. Die Kirche bietet ihren Platz im Garten mit Picknicktischen, einem Pavillon, Strom und Toiletten an PCT Hiker an. Was für eine nette Geste.
Fürs Abendessen gehen wir nochmals ins Station Café und gönnen uns einen leckeren Cheeseburger mit Pommes. Auf dem Rückweg schaffen wir es gerade noch ein leckeres Eis zu kaufen bevor der General Store schliesst. Trout Lake ist recht belebt und auf der Strasse gibt es überall herzliche Wiedersehen. Am Wochenende findet das jährliche Dorffest statt und viele Besucher werden erwartet.
PCT Tag 141 – Von Meile 2229.9 bis Meile 2242.8 beim Lewis River
Platsch…..!!!! Was ist denn jetzt los? Wer spritzt mir Wasser ins Gesicht?
Es ist mitten in der Nacht und ich werde mit Wasserspritzern im Gesicht aus dem Schlaf gerissen.
Es braucht ein paar Sekunden bis ich richtig wach werde und realisiere was los ist. Da kommt schon der nächste Wasserschwall. Oh nein! Nicht schon wieder ein Rasensprenger. Das hatten wir doch schon in Etna auf der Wiese im Park. Doch genau das ist es, was mich aus dem Schlaf gerissen hat. Der regelmässigen Wasserschwall eines Rasensprengers.
Die letzten Nächte waren warm und darum schlafen wir mit offenen Zelttüren, um durch die Insektennetze mehr Durchlüftung zu haben. Doch gegen den Wasserschwall eines Rasensprengers nützen die Insektennetze natürlich nichts. Mein Schlafsack, die Thermomatte, die Schuhe und der Rucksack sind ganz schön nass geworden.
Gerade als der nächste Wasserschwall auf das Zelt niederprasselt, schaffe ich es im Halbschlaf die Zelttüren zuzukriegen. Doch der Rasensprenger spritzt im flachen Winkel auf unser Zelt und so unter den Zelttüren durch. Nachdem wir eine provisorische Wand mit unseren Sitzmatten gebaut haben, können wir uns wieder etwas entspannen. Die Sitzmatten schützen uns vor dem Wasserstrahl. Also los, weiterschlafen und hoffen, dass der Rasensprenger bald wieder ausschaltet. Wir campen ja im Garten der Kirche von Trout Lake. Der Rasensprenger befindet sich aber nicht bei der Kirche sondern spritzt vom Nachbarsgrundstück über den Zaun.
Nach den nächtlichen Rasensprenger Attacken bleiben wir am Morgen etwas lägen liegen. Wir haben uns für den Shuttle um 11 Uhr von Trout Lake zum PCT eingeschrieben. Nach so einer Nacht brauchen wir aber dringend einen Kaffee und ein deftiges Morgenessen. Im Station Café gibt es genau das. Kaffee mit Refill und dazu Eier mit Speck, Rösti und Toast.
Zurück bei unserem Zelt heisst es erst mal alles an der Sonne ausbreiten zum Trocknen. Nach einer Stunde ist alles wieder trocken, sodass wir alles in unsere Rucksäcke packen können.
Pünktlich um 11 Uhr fährt Pat uns und ein paar andere Hiker zum PCT zurück. Dort wartet, wie könnte es anders sein, ein weiterer Aufstieg im Wald auf uns. Die Moskitos sind auch wieder da und begrüssen uns herzlich. Die Mittagspause fällt dementsprechend kurz aus und auch am Nachmittag machen wir nur eine kurze Pause. Wir schaffen am Nachmittag doch noch 13 Meilen und stellen bereits um 17 Uhr unser Zelt mit wunderschöner Aussicht auf Mount Adams auf.
PCT Tag 142 – Von Meile 2242.8 bis Meile 2265.6 im Wald
Brrr… es ist wieder einmal sehr frisch am frühen Morgen. Kein Wunder, wir haben ja auch ganz in der Nähe eines Gletschers übernachtet. Obwohl noch zwei weitere PCTler neben uns gecampt haben, war es nachts super ruhig. Das ist meistens so, denn nach langen Wandertagen ist man so müde, dass man schon vor Sonnenuntergang in den Schlafsack kuschelt.
Wir sind die ersten, die um 6 Uhr loswandern. Es ist so kühl, dass wir schon fast ein bisschen bereuen, die Handschuhe nicht griffbereit zu haben. So laufen wir einfach etwas schneller, das gibt warm. Das Schöne an der Kälte ist, es hat keine Mücken. Die sind wohl alle noch in ihrem Versteck. Kaum kommt die Sonne raus und wärmt die Luft auf, begrüssen uns dann auch schon die ersten Moskitos. Oh ja, sie sind wieder da.
Für die Mittagspause suchen wir uns einen Platz, wo wir das Zelt aufstellen können. So geniessen wir eine Stunde Ruhe ohne gestochen zu werden. Zurück auf dem Trail wird es dann wieder anstrengend. Sie verfolgen uns, sodass wir zeitweise das Moskitonetz über den Kopf ziehen.
Auf dem Trail langweilen wir uns etwas. Erneut führt der Weg ständig durch Wald. Ganz selten haben wir kurze Ausblicke auf die Umgebung. Berge und Seen gibt es einige, doch wir sehen nur wenig davon. Zum Glück begegnen wir einem Wanderer der aus der Gegend kommt. Er meint: „Freut euch, denn es erwartet euch eine traumhaft schöne Gegend. Wir nennen sie die Amerikanischen Alpen.“ Das gibt uns Hoffnung, denn weitere drei Wochen durch Wald wandern, wird uns dann zu eintönig. Wir lieben die Aussicht und die Weite. Doch davon können wir im Moment nur träumen.
PCT Tag 143 – Von Meile 2265.6 bis Meile 2280.5 mit Traumaussicht
Unser Wecker klingelt neuerdings um 5 Uhr. Denn der Tag erwacht inzwischen auch später. Fürs Frühstück und das Zusammenpacken brauchen wir rund eine Stunde, sodass wir kurz nach Sonnenaufgang auf dem Trail sind.
Als es die ersten Meilen durch den Wald geht, sind wir etwas deprimiert. Doch nicht lange, denn plötzlich lichtet sich der Wald und wir geniessen Aussicht auf Wiesen und Berge. Sofort ziehen sich unsere Mundwinkel nach oben. Da wissen wir noch nicht, was uns sonst noch alles erwartet. Die erste Snackpause geniessen wir mit Aussicht und nur ganz wenigen Moskitos.
Je länger wir wandern, desto schöner wird die Umgebung. Wir sind in der Goat Rocks Wilderness unterwegs und die Ahhh’s und Ohhh’s häufen sich mit jedem Meter, denn die Landschaft wird immer spektakulärer. Endlich, solche traumhaften Aussichten haben wir sehr vermisst. Umso mehr geniessen wir jede einzelne Sekunde.
Wir wandern an Wasserfällen vorbei, grössere Schneefelder gibt es zu überqueren und ein Abschnitt führt über eine Krete. So genial. Heute sehen wir auch zum ersten Mal den markanten Mount Rainier so richtig. Dieses Gebiet ist auch bei den Einheimischen ein beliebtes Wandergebiet. Es ist Sonntag und es kommen uns so viele Wanderer entgegen, wie bisher noch nie die letzten fünf Monate. Im Moment sind auch viele SOBO’s unterwegs. SOBO’s (Southbound) sind PCTler, die von Nord nach Süd wandern.
Kurz nach 15 Uhr sind wir auf dem Abstieg und entdecken einen Traumplatz zum Campen. Da es anschliessend wieder in den Wald geht, entscheiden wir spontan zu bleiben. Denn im Wald erwarten uns bloss wieder Horden von Moskitos. So haben wir für einmal richtig viel Zeit. Da es gleich nebenan einen Bach gibt, können wir uns waschen und haben Trinkwasser in rauen Mengen zur Verfügung. Das Wasser ist eiskalt und klar.
Danach plant Marcel die kommenden drei Wochen im Detail. Ja, es sind nur noch drei Wochen bis zum Ziel und die Zeit wird etwas knapp. Wir haben noch einige Berge und Pässe vor uns, doch wenn alles nach Plan läuft, schaffen wir es gerade rechtzeitig bis an die kanadische Grenze.
Das Zelt stellen wir am späten Nachmittag auf. Als die Sonne hinter dem Berg verschwindet, geniessen wir unser Abendessen. Wir befürchten schon, dass uns gleich die Mücken auffressen. Doch wir haben Glück und es hält sich in Grenzen mit den Mücken. So geht ein weiterer Tag auf dem PCT zu Ende und wir sind schon sehr gespannt, was Washington sonst noch alles zu bieten hat.
PCT Tag 144 – Von Meile 2280.5 bis Meile 2298.1 beim Deer Lake
Draussen ist es noch mucksmäuschenstill. Wir blinzeln und werfen den ersten Blick aus dem Zelt. Als wir eine Stunde später loslaufen, beleuchtet die Sonne den Hang gegenüber. Diese Stimmung ist genial und motiviert uns einen weiteren Tag auf dem PCT zu starten.
Unser Ziel ist White Pass, ein Tankstellenshop. Dort wartet ein Versorgungspaket auf uns. Wir haben uns an vier verschiedene Orte in Washington Pakete mit Esswaren geschickt, da es schwierig und teuer ist, sich an den abgelegenen Orten für mehrere Tage zu versorgen. 15 Meilen sind es von unserem Schlafplatz bis White Pass. Die ersten Meilen laufen sich wie geschmiert. Es geht abwärts durch den Wald. Zum Glück sind die Moskitos teils noch am schlafen, sodass wir das Wandern geniessen können.
Natürlich steht uns auch ein Aufstieg bevor. Von oben haben wir tolle Aussicht auf den Shoe Lake. Es gibt auch einen Wanderweg, der um den See herum führt. Wir entscheiden uns jedoch für den Trail mit Aussicht auf den See. Als wir Punkt 12 Uhr den Parkplatz beim Trailhead erreichen, überrascht uns eine Frau aus Packwood mit Trail Magic. Das eisgekühlte Getränk kommt wie gerufen. Dazu gibt es ein paar Chips. Wir reden ein Weilchen und erfahren, dass dies ihr erstes Mal ist, dass sie Trail Magic macht. Sie träumt seit sie 11 Jahre alt ist irgendwann einmal den PCT zu wandern. Wir wünschen ihr, dass sie sich den Traum verwirklichen kann.
Vom Parkplatz ist es noch knapp ein Kilometer bis zur Tankstelle und dem Kracker Barrel Shop. Wir folgen dem Highway und sind im Nu da. Draussen sitzen bereits um die 10 Hiker und auch im Shop ist es proppenvoll mit PCTlern. Wir sind gerade etwas überfordert. So viele Hiker auf einem Haufen. Wir reden mit einer Angestellten und sie meint, das dies schon nicht der Normallfall sei. Heute seien nicht nur ungewöhnlich viele Hiker da, sondern es wurden auch um die 200 Pakete für PCTler ausgeliefert. Dies ist wohl eine Folge der Fire Closures in Oregon, wo ein grosser Teil des Trails geschlossen ist. Viele Hiker haben deshalb Oregon übersprungen und sind früher als geplant hier oben in Washington.
Zum Glück finden wir hinter dem Shop einen freien Tisch, wo wir in Ruhe essen können. Auch unser Paket packen wir aus und beladen die Rucksäcke mit Essen für die nächsten fünf Tage. Im Nu sind unsere Rucksäcke je 3.5 kg schwerer.
Mit all den Hikern kommen wir uns gerade wie an einem Massentourismusort vor. Deshalb laufen wir schon bald wieder los. Zurück auf den Trail, da wo sich das Ganze wieder verteilt. Leider erwarten uns dort Horden von Stechmücken. Wir werden sie einfach nicht los. So wandern wir im Schnellzugstempo den Wald hoch und steuern einen schönen Campspot am Deer Lake an. Schnell Zelt aufstellen und reinkriechen. So ist es herrlich friedlich. Ausser dem leisen Ssssss-Sound der Mücken und dem Plantschen der Fische ist es still und wir geniessen ein paar gemütliche Stunden.