PCT Tag 150 – Von Meile 2393.9 bis Meile 2408.2 nach Snoqualmie Pass
Der Nero Day beim Snoqualmie Pass hat unglaublich gut getan. Auch wenn wir im WAC (Washington Alpine Club) alles andere als einen erholsamen Schlaf hatten, fühlen wir uns energiegeladen. Bevor wir zurück auf den Trail gehen, gibt es im WAC Kaffee und Pancakes. Ein PCTler aus dem Wallis gesellt sich zu uns. Er folgt uns auf Instagram und erzählt uns, dass er unsere ersten Beiträge mit grossem Interesse bei der Arbeit gelesen hat. Und jetzt sitzen wir am gleichen Tisch. Witzig.
Im WAC ist viel Betrieb, doch kurz vor 10 Uhr wird es ruhig. Die meisten Hiker machen sich auf den Weg. Wir wollen noch den Transport vom Harts Pass nach Seattle organisieren. Wir leihen uns ein Mobiltelefon mit amerikanischer Nummer und versuchen nochmals Trooper zu erreichen. Sie bietet Fahrten nach Seattle an. Diesmal haben wir Glück und sie nimmt unseren Anruf an. Der Zufall will es, dass sie am 31. August jemanden aus Seattle zum Harts Pass fährt und in Mazama zwei Hiker zurück nach Seattle mitnimmt. Sie hat noch Platz für zwei weitere Personen. Da sagen wir natürlich sofort zu und sind froh, dass wir auch das bereits erledigt haben.
Wegen diesen organisatorischen Dingen sind wir erst um 10:30 Uhr zurück auf dem Trail. Als erstes erwartet uns ein langer, steiler Aufstieg. Es geht im Wald aufwärts, wo die Temperaturen angenehm sind. Es kommen uns ständig Wanderer und Trailrunner entgegen. Es scheint, sonntags sind alle am wandern. Da Seattle nur eine gute Stunde entfernt ist, ist die Alpine Lakes Wilderness ein überaus beliebter Ort für Wanderer. Immer wieder werden wir angesprochen, ob wir den PCT machen und ob wir in Mexiko gestartet haben. Das Gespräch mit How come (das ist der Trailname einer sympathischen Asiatin) ist besonders cool. Sie ist letztes Jahr den PCT gewandert und fragt begeistert, wie es uns ergangen ist soweit.
Am frühen Nachmittag haben wir den ersten, grossen Aufstieg geschafft und geniessen die Aussicht auf die Bergwelt. So genial, endlich haben wir wieder Weitsicht. Das Wandern mach so einfach viel mehr Spass, als wenn es nur durch den Wald geht. Wir wandern an Steilhängen entlang und es geht immer wieder auf- und abwärts. Gegen 17:30 Uhr entdeckt Marcel einen genialen Platz mit Aussicht auf die Berge. Schnell stellen wir unser Zelt auf und geniessen noch die letzten Sonnenstrahlen, bevor die Sonne hinter dem Berg verschwindet.
PCT Tag 151 – Von Meile 2408.2 bis Meile 2429.6 beim Spade Creek
Als wir heute Morgen loslaufen, haben wir noch 246 Meilen vor uns bis wir die kanadische Grenze erreichen. Die gesamte Länge des PCT beträgt 2650 Meilen. Dass heisst es sind nun weniger als 10 % der Gesamtdistanz.
Zum Vergleich. Die Via Alpina, welche die Schweiz in Ost-West Richtung durchquert, ist rund 250 Meilen lang. Wir haben also auf dem PCT die Schweiz bereits neun Mal durchquert und machen dies nun noch einmal.
Nach dem Frühstück mit wunderschöner Aussicht auf die von der Morgensonne beleuchteten Berge packen wir rasch zusammen, denn die Mücken sind wieder da. Zuerst geht es gleich mal ganz schön runter in ein Tal. Rund 2500 Fuss (ca. 760 Höhenmeter) geht es runter, bevor es dann gleich wieder 3000 Fuss (ca. 915 Höhenmeter) hoch geht.
Fast am höchsten Punkt des Aufstieges liegt ein kleiner Bergsee, umgeben von Felsen und Bergen. Hier geniessen wir unsere Mittagspause und Marcel gönnt sich ein erfrischendes Bad im kühlen Wasser.
Nach der Mittagspause geht es noch ein bisschen aufwärts, bevor es dann wieder fast 3000 Fuss in ein Tal hinunter geht. Im Tal liegt der Waptus Lake, der von verschiedenen Bergbächen gespiesen wird. An einem dieser Bäche finden wir einen schönen Platz für unser Zelt. Obwohl es erst 17 Uhr ist, entscheiden wir uns zu bleiben. Den nächsten langen Aufstieg aus dem Tal sparen wir uns für morgen auf.
PCT Tag 152 – Von Meile 2429.6 bis Meile 2450.9 nahe Spade Creek
Ob es das konstante Rauschen des Bachs war, dass uns so gut hat schlafen lassen. Ausnahmsweise sind wir nämlich erst beim zweiten Wecker klingeln aufgewacht.
Auch heute begrüsst uns der Tag mit wolkenlosem Himmel. Noch ist es frisch draussen. Ideal für den Aufstieg, der uns gleich als erstes erwartet. Der Trail führt die ersten paar hundert Höhenmeter durch den Wald hinauf. Es ist sehr angenehm zum Wandern, sodass wir gut vorwärts kommen. Bis zur zweiten Snackpause schaffen wir den ersten Aufstieg des Tages. Wir geniessen eine tolle Aussicht auf den Cathedral Rock.
Der Weg ins Tal ist dann etwas abenteuerlicher. Immer wieder müssen wir über umgefallene Bäume klettern und bei einer Stelle liegen die Bäume kreuz und quer, sodass wir den Trail nur dank Markierungen finden. Bis zur Mittagspause erreichen wir einen Fluss, den wir furten müssen. Das Wasser fliesst relativ stark, sodass wir uns einen geeigneten Ort zum Furten suchen müssen. Marcel geht Barfuss durch und Reni lässt sicherheitshalber die Schuhe an, falls es rutschig ist. Alles geht gut und auf der andern Flusseite gönnen wir uns eine längere Mittagapause. Das tut gut!
Am Nachmittag geht es dann länger abwärts ins nächste Tal und kurz darauf geht es wieder den Berg hoch. Diesmal noch ein paar Höhenmeter weiter als am Vormittag. Zum Glück sind wir trainiert und der Aufstieg fällt uns trotz sommerlicher Hitze relativ einfach. Als wir dann den Glacier Lake sehen, wissen wir, das war der letzte Aufstieg für heute. Jetzt geht es runter zum See, wo wir uns einen Platz zum Schlafen suchen. Fündig werden wir in der Nähe eines Bachs kurz vor dem Glacier Lake.
So geht ein weiterer erfüllter Tag auf dem PCT zu Ende. Und wieder Einer mit traumhaftem Sommerwetter. Das Wetterglück ist zur Zeit voll auf unserer Seite. Hoffentlich bleibt es noch zwei Wochen so. Das wär schön.
PCT Tag 153 – Von Meile 2450.9 bis Meile 2465.2 in Skykomish
Der letzte Zero Day unserer Wahnsinns-Wanderung entlang des PCT ist in greifbarer Nähe. Nur noch 14 Meilen sind es bis zum Stevens Pass, wo wir auf eine Mitfahrgelegenheit nach Skykomish hoffen.
Doch die 14 Meilen haben es nochmals ganz schön in sich. Es ist wie wandern auf einer Achterbahn. Steil hoch und runter über Hügel und durch Täler geht es zum Stevens Pass. Auf dem letzten Hügel sind wir dann plötzlich mitten in einem Skigebiet. Bei den sommerlichen Temperaturen wirken die Sessellifte allerdings etwas deplatziert. Nur noch runter ins Tal zu dem kleinen Skiresort und dann haben wir den Wanderteil geschafft.
Noch vor Mittag erreichen wir den Stevens Pass. Die Aussicht auf ein Mittagessen und ein kühles Getränk hat uns angetrieben. Leider muss dies noch bis Skykomish warten, denn das Restaurant und der Shop beim Stevens Pass sind im Sommer nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.
Der US Hwy 2 ist gut befahren und wir sind froh, dass es eine Fussgängerbrücke gibt. So können wir die Strasse unbeschadet überqueren und uns auf die richtige Seite stellen. Autos fahren genügend vorbei, doch diese fahren zu schnell über den Stevens Pass und haben keine Lust zu stoppen.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde warten kommen zwei Wanderer mit Hunden zum Parkplatz. Einer der Wanderer fährt in unsere Richtung und bietet uns an uns bis nach Skykomisch mitzunehmen. Ypieeee.
Im Hotel können wir noch nicht einchecken und unser Hunger ist gross. Zum Glück liegt das einzige richtige Restaurant von Skykomisch nur ein paar Schritte entfernt vom Hotel. Im Whistling Post Saloon gibt es zuerst einen feinen Hot Dog mit Chilli, dazu einen leckeren Salat und natürlich ein Bier.
Frisch gestärkt geht Reni aufs Postamt und holt das Versorgungspaket ab, das wir uns geschickt haben. In Skykomisch gibt es nur einen Tankstellenshop mit sehr limitiertem Angebot. Die 160 Einwohner müssen zum Einkaufen regelmässig in die nächste Stadt fahren.
Danach können wir unser Hotelzimmer beziehen, gehen duschen, Wäsche waschen und packen die Lebensmittel in unsere Rucksäcke und dann ist auch schon wieder Zeit fürs Abendessen im Whistling Post Saloon.
PCT Tag 154 – Zero Day in Skykomish
Skykomish hat eigentlich nicht viel zu bieten. Etwa 160 Einwohner leben in dem kleinen Ort am Skykomish River in Washington. Wir haben ein einfaches Zimmer im historischen Cascadia Inn. Nur ein paar Schritte die Strasse runter ist der Whistling Post Saloon, ein paar Schritte weiter das Sky River Cafe. An der Strassenkreuzung gibt es einen Waschsalon und ein paar Schritte weiter, auf der anderen Flusseite am US Hwy 2, einen kleinen Tankstellenshop und den Louskis Imbiss.
Genau das gefällt uns aber an solch kleinen Orten so gut. Alles ist sehr nahe beisammen und in Gehdistanz. Die Auswahl ist nicht zu gross und trotzdem gibt es alles, was wir benötigen. Meist kommen wir auch sehr rasch ins Gespräch mit den Einheimischen, da nicht riesige Touristenmassen die Orte besuchen und es viel persönlicher ist.
Für das Frühstück gehen wir ins Sky River Café. Dort kommen wir ins Gespräch mit ein paar Einheimischen und lernen Piper kennen. Er wollte dieses Jahr eigentlich auch den PCT wandern, musste aber wegen gesundheitlichen Problemen darauf verzichten. Seit ein paar Jahren unterstützt er auch PCT Hiker und bietet uns an, uns morgen zum Stevens Pass zurückzufahren.
Fürs Mittagessen gehen wir ins Louskis und quatschen dort mit einem Rentner. Zum Dessert gönnen wir uns ein Eis. Die Portionen von Eis auf dem Biskuit sind riesig und das ist nur die kleine Portion.
Nach ein paar gemütlichen Stunden im Hotel ist bereits wieder „dinner time“. Wir gehen nochmals ins Whistling Post, denn die Atmosphäre gefällt uns total. Auch das Essen ist gut und die Portionen üppig. Zwischendurch sind wir auch im Cascadia Inn mit Snacks verpflegt worden. Das zum Hotel gehörende Cafe ist zwar erst ab Freitag wieder geöffnet, aber die Besitzer legen immer wieder frische Snacks für PCT Hiker bereit.
So haben wir unseren letzten Zero Day entlang des PCT vor allem mit Essen und trinken verbracht, haben Skykomish erkundet und einiges von den Einheimischen über die Geschichte des Ortes erfahren.