PCT Tag 75 – Von Meile 1016.9 bis Meile 1032.7 bei grossen Felsen
Mit dem Shuttle Bus fahren wir gemeinsam vom Kennedy Meadows Resort bis zum Sonora Pass. Dort trennen sich leider unsere Wege.
Reni fährt nach South Lake Tahoe, weil ihre Magenverstimmung einfach nicht bessern will und sie so einfach nicht genug Energie zum Wandern hat. Wie sie genau nach South Lake Tahoe kommt, wissen wir noch nicht. Der Shuttle Bus Fahrer fährt sie aber die ersten 35 Meilen bis zum Highway 395. Dort sind die Chancen auf einen Hitch gross, um nach South Lake Tahoe zu kommen.
Marcel wandert mit ein paar anderen Hikern weiter auf dem PCT und wird in vier bis fünf Tagen auch in South Lake Tahoe sein.
Der Abschied fällt uns schwer. Wir wollen eigentlich nicht getrennte Wege gehen und für Beide ist der Weg nach South Lake Tahoe ungewiss. Eine letzte Umarmung und dann braust Reni mit dem Shuttlebus davon.
Vom Sonora Pass aus geht es zuerst gleich wieder aufwärts und natürlich auch wieder über Schneefelder. Doch es hat auch schneefreie Abschnitte und die Landschaft ist von bunten Felsfoemationen geprägt.
Obwohl es schon 10:30 Uhr ist, ist es noch kühl. Selbst der kleine Wasserfall ist komplett vereist. Nach dem Aufstieg folgt ein langer Abstieg ins nächste Tal. Ein grosser Teil führt an einem Schattenhang über Schneefelder durch den Wald. Und schon sind die Schuhe wieder nass vom weichen Schnee, denn inzwischen ist es wieder schön warm geworden und die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel.
Nach der Mittagspause an einem Bach mit kleinem Wasserfall folgen mehrere kleine Auf- und Abstiege bis ich mir schliesslich um 17:30 Uhr einen Schlafplatz suche. Mein Tagesziel von 16 Meilen habe ich erreicht.
Reni verlässt den Trail und fährt nach South Lake Tahoe
Der Abschied fällt mir schwer. Es ist so komisch plötzlich alleine weiter zu reisen. Doch es muss sein, denn so wie es aussieht kann ich die Magenverstimmung nicht selbst heilen.
Der Fahrer des Shuttle vom Kennedy Meadows Resort lädt uns und ein paar andere PCTler am Trailhead raus. Von hier aus werde ich es mit Autostopp versuchen. Doch soweit kommt es nicht, denn der Fahrer bringt mich runter bis zum Highway 395. Wahnsinn! Das erhöht meine Chancen schneller nach South Lake Tahoe zu kommen massiv.
107 km sind es von der Sonora Junction bis South Lake Tahoe. Ganz schön weit.
Ich stelle mich an die Strasse und halte meinen Daumen raus. Und siehe da, ich habe Riesenglück. Nur gerade 5 Minuten später stoppt ein schwarzer Tesla. Brian, der auf dem Weg zur Arbeit ist, nimmt mich bis Gardenville mit. 80 km sind geschafft. Hier bin ich übrigens im Staat Nevada. Er würde mich bis South Lake Tahoe fahren, doch die Zeit und die Stromladung lassen es nicht zu.
Ich bin sehr dankbar überhaupt so schnell so weit gekommen zu sein. Zu Fuss gehe ich rund 3 km bis zur Strasse 207, die dann direkt nach Tahoe führt. Dort mach ich wieder Autostopp. Und diesmal stoppt John mit seinem AMG Mercedes, der mich nach South Lake Tahoe mitnimmt.
Er lädt mich beim Basecamp ab, wo es aber leider kein Zimmer frei hat. Ich versuche es beim Mellow Mountain Hostel und habe Glück. Es gibt noch ein freies Doppelzimmer für diese Nacht. Nach dem Einchecken rufe ich gleich bei einem Doktor an. Da dieser kein Labor hat, verweist er mich an ein Gesundheitszentrum. Dort erhalte ich die gleiche Antwort. Ich soll ins Spital zum Notfall. So melde ich mich gleich an und kann dann morgen früh gleich vorbei.
Im Supermarkt Railey kaufe ich mir viel Vitaminreiches. Super, dass es im Hostel eine Küche gibt, so muss ich nicht ins Restaurant.
Als ich nach einer herrlichen, heissen Dusche in die Küche gehe, strahlt mich Ingrid an. So cool! Ingrid sind wir die esten Wochen auf dem PCT regelmässig begegnet. Die Wiedersehensfreude ist gross. Wir tauschen unsere Erlebnisse auf de PCT aus und so vergeht die Zeit wie im Flug.
PCT Tag 76 – Von Meile 1032.7 bis Meile 1057.4 im Wald
Heute wechseln sich kleine Schneefelder mit trockenen Abschnitten ab. Es geht ständig hoch und runter, oft auch durch Wälder und Täler.
Die Berge und Felsformationen sind sehr abwechslungsreich und ändern sich ständig. Auch an ein paar Seen führt der PCT wieder vorbei. Am Morgen ist der Schnee schön hart und griffig und so komme ich sehr gut voran.
Um 10 Uhr habe ich bereits 10 Meilen zurückgelegt. Zur Mittagspause sind es schon 16 Meilen und als ich am Abend das Zelt aufstelle, habe ich fast 25 Meilen geschafft. Allerdings bin ich nach dem anstrengenden Tag recht heschafft und darum mag ich auch nicht mehr viel schreiben.
Reni meldet sich aus South Lake Tahoe
Auch am Morgen ist mein Magen noch unruhig. Zeit ins Spital zu fahren und mich durchchecken lassen. Mit dem kostenlosen Bus fahre ich vom Stateline Transit Center zum Spital. Der Bus stoppt praktisch vor dem Haupteingang.
Ich melde mich im Notfall an und erhalte ein Armband mit den Patientendaten darauf. Nach einer kurzen Wartezeit werde ich ins Patientenzimmer gerufen. Gewicht, Fieber und Blutdruck werden gemessen. Anschliessend kommt ein Arzt vorbei, der sich ein Bild über die Situation macht. Er meint, der Stuhl müsse auf das Giardia Bakterium/Parasit untersucht werden. Eine halbe Stunde später werde ich entlassen mit der Bitte, so schnell wie möglich die Stuhlproben vorbeizubringen.
Kurz nach dem Mittag ist alles erledigt und nun heisst es auf das Testresultat warten. Bereits am späten Nachmittag erreicht mich ein Email vom Arzt mit der Bestätigung, dass die Stuhlprobe positiv auf Giardia getestet wurde. Die Tabletten für die Behandlung sind bei der Abotheke hinterlegt und zur Abholung bereit. Na prima, so ist wenigstens klar was es ist und es ist behandelbar.
Zurück im Hotel verbringe ich die Zeit mit Video schneiden und Blogpost fertigstellen.
PCT Tag 77 – Von Meile 1057.4 bis Meile 1082 am Showers Lake
Was für ein wunderschöner Sonnenaufgang. Zum Glück habe ich gestern nicht im Tal bei einem Bach geschlafen, sondern bin noch auf den Berg weitergewandert. So kann ich heute Morgen diese einmalige Morgenstimmung geniessen.
Nach dem Frühstück geht es zuerst mal über langgezogene Serpentinen ins nächste Tal, wo ich bei einem Bach auch wieder Trinkwasser filtern kann. Durch teilweise dichte Wälder geht es weiter. Ein stetiges auf und ab ohne grössere Highlights und Aussichten. Auch das Wetter will heute nicht so und nach dem schönen Morgen versteckt sich die Sonne hinter dichten Wolken.
Um 10 Uhr habe ich bereits wieder 10 Meilen zurückgelegt. Beim nächsten Anstieg wird die Landschaft dann plötzlich wieder sehr spannend und auch die Wolken lockern sich wieder auf. Die farbigen Hügel sowie die Felsformationen erinnern mich an Patagonien.
Der Upper Blue Lake ist wunderschön in die Landschaft eingebettet. Er bietet mit seiner tiefblauen Farbe einen wundervollen Kontrast.
Nun geht es wieder hoch. Über Schotterwege und Schneefelder steige ich zum Carson Pass auf, der sich auf 9068 Fuss befindet. Über den Pass zieht ein kalter Wind und so verschiebe ich die Pause bis ich einen windgeschützen Platz finde.
Nach dem Carson Pass geht es runter bis ich auf den Carson Pass Highway treffe. Was für eine Überraschung. Beim Parkplatz befindet sich ein Info Center und die beiden Betreuer sind Trail Angels, die Hiker mit Trail Magic beglücken. Ich werde richtiggehend verwöhnt. Frisch gestärkt mache ich mich an den letzten Aufstieg für heute.
Beim schönen Showers Lake finde ich einen windgeschützen Platz fürs Zelt. Es gleibt mir noch genügend Zeit den See zu erkunden und auf den Felsen rumzuklettern. Dabei finde ich einen Felsvorsprung von dem aus Lake Tahoe in der Ferne zu sehen ist. Da ich gestern und heute jeweils fast 25 Meilen gewandert bin, sind es morgen nur noch knapp 9 Meilen bis zum Eldorado Freeway nach South Lake Tahoe.
Reni in South Lake Tahoe
Nach einer erholsamen Nacht geht es mir bereits etwas besser. Nach dem Frühstück fahre ich mit dem kostenlosen Bus zum Y Transit Center, wo ich bei CVS, der lokalen Apotheke, die Medikamente abholen kann.
Es ist eine Einmalkur, die dem Giardia Parasit hoffentlich den Garaus macht. Danach kaufe ich schon mal ein paar Lebensmittel für die nächste Etappe ein und verbringe gemütliche Stunden im Basecamp Hotel.
PCT Tag 78 – Von Meile 1082 bis Meile 1090 South Lake Tahoe
Der Wecker klingelt und ich bin top motiviert aufzustehen und loszulaufen. Nur noch knapp neun Meilen sind es bis zum Eldorado Freeway 50, wo ich auf eine Mitfahrgelegenheit nach South Lake Tahoe hoffe. Wenn alles klappt werde ich am Mittag bereits in der Stadt sein und Reni wieder sehen.
Also los geht’s. Frühstück zubereiten, essen, zusammenpacken und zwischendurch noch den wundervollen Sonnenaufgang fotografisch festhalten. Kaum laufe ich los vom Showers Lake bin ich schon wieder mitten im Winterwonderland. Nur wenige Meter bin ich vom Schlafplatz gekommen und stehe bereits an einem steilen Schneefeld. Der Schnee ist hart und ich entscheide mich die Micro Spikes zu montieren.
So kann ich schön angenehm über den Schnee wandern, denn für die nächsten paar Meilen begleitet mich dieser. An manchen Stellen ist es sehr steil und am Schattenhang ist der Schnee hart. Auf der letzten Meile kann ich dann die Micro Spikes wieder ausziehen.
Je näher ich dem Highway und dem grossen Parkplatz für Wanderer und Tagesausflügler komme, desto schlimmer sieht es vom Feuer im letzten Jahr aus. Dem Caldor Feuer sind fast 1000 Quadratkilometer Wald und über 1000 Gebäude zum Opfer gefallen.
Gerade als ich den Parkplatz erreiche, fliegt ein Helikopter tief über meinem Kopf und scheint die Schäden zu inspizieren. Auf dem Parkplatz steht kein einziges Fahrzeug und die Zufahrt ist abgesperrt. Als ich den Highway erreiche, verfliegt meine Hoffnung auf eine Mitfahgelegenheit.
Der Highway ist nur einspurig befahrbar und die ganze Fahrzeugkolonne muss einem Pilotfahrzeug folgen. Gerade fahren die Fahrzeuge in die falsche Richtung. Es geht eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich das letzte Fahrzeug durchfährt und nach einer Pause das Pilotfahrzeug und die ersten Autos in Richtung South Lake Tahoe an mir vorüber fahren.
Es dauert eine ganze Weile, dann stoppt tatsächlich ein Pickup. Im Auto sitzen bereits Pussycat und Hades, zwei PCT Hiker, die wir schon öfters getroffen haben. Jupiehh. Nach rund einer viertel Stunde erreichen wir South Lake Tahoe. Allerdings liegt unser Hotel am komplett anderen Ende der auseinandergezogenen Stadt.
Zum Glück gibt es einen gratis Bus und in weiteren 50 Minuten begrüsst mich Reni am Stateline Transfer Center. Nur ein paar Minuten ist es von der Busstation bis zum Bascamp Hotel, wo Reni und ich für’s Wochenende ein Zimmer haben.
Nach der Begrüssung heisst es für mich als erstes ab unter die Dusche. Dann gehen wir im recht touristischen Stadtteil Heavenly Village Mittagessen. Den Nachmittag geniessen wir an der frischen Luft, schlendern durch das Heavenly Village, trinken ein Bier im Biergarten des Basecamp Hotels, hören den vielen Livebands in der Stadt zu und essen am Abend eine leckere Pizza.
PCT Tag 79/80 – Zero Days in South Lake Tahoe
Marcel ist wieder da. Jetzt heisst es South Lake Tahoe entdecken und essen gehen. Denn wir beide brauchen etwas mehr Fleisch auf den Rippen.
Wir sind im Basecamp Hotel untergebracht. Vom Hotel sind wir in wenigen Gehminuten im Heavenly Village, wo es eine grosse Auswahl an Restaurants gibt. Nachmittags und abends gibt es Live Musik und die Stimmung ist toll.
Witzig ist auch, dass wir uns an der Stateline befinden. Der Staat Nevada ist nur Schritte von uns entfernt. Dort befindet sich auch das Casino.
Essen ist unsere Hauptbeschäfrigung in South Lake Tahoe. Oder die Sonne und Live Musik geniessen im Biergarten beim Basecamp. Wir spazieren auch durch die Gassen, gehen Einkaufen, waschen all unsere Kleider in einem Laundromat und wir gehen ins Kino.
Der neue Top Gun ist genial. Zwei Stunden lang vergessen wir alles um uns herum. So vergeht die Zeit wie im Flug und schon sitzen wir wieder im Bus der uns zur anderen Stadtseite fährt. Hier hoffen wir eine Mitfahrgelegenheit zurück zum PCT zu finden.
Danke für euren Bericht. Sich zu trennen auf solch einem Abenteuer ist heftig. Zum Glück liefs euch beiden gut und es gab ein freudiges Wiedersehen. Viel Energie für die nächsten Etappen. Freue mich schon auf den nächsten Bericht.
Hallo Anja,
Die Trennung war krass aber wir wussten ja dass es nur kurz ist. War einfach die Beste Lösung in dem Moment. Jetzt sind wir ja wieder gemeinsam und topp fit unterwegs.
Liebe Grüsse, Reni und Marcel
Umso schöner ists jetzt wieder zusammen weiter zu wandern. Ja absolut war dies das Beste. Zum Glück gehts wieder gut. Wandert freudig weiter 🍀
Hallo Reni und Marcel
Unglaublich diese phänomalen Bilder, aber sehr sehr berdient. Habtbihr keine Mühe mit Baltern in den triefenden Schuhen? Zum Glück immer gimpflich davon grkommrn und schön, dass Reni wieder fit ist.
Wir waren vor sehr langer zeit frühmorgens im yosemite
park, ausser dem ranger war niemand da. Und unser Mückenspray in der cabin für kanada‘ wir mussten fluchtartig ins auto zuück und hatten jeder bestimmt 25 stiche. Lake tahoe hat uns auch gut gefallen, und sicher noch viel weniger touristisch
Freue mich auf eure weiteren beiträge
Lieber gruss
Violanda
Hallo Violanda,
Vielen Dank für die Nachricht.
Das wandern mit nassen Schuhen ist nicht toll. Wir versuchen es zu vermeiden wenn möglich. Wenn dann die Schuhe nass sind machen wir regelmässige Pausen und lassen die Füsse an der Luft trocknen. Die Blasengefahr ist dann aber gross.
De Yosemite NP war grandios und wir haben einen Teil gesehen der von Touristen nicht so oft besuch wird. Die grossen Highlights haben wir aber nicht gesehen. Das müssen wir irgendwann nachholen.
Liebe Grüsse aus Etna, Marcel und Reni