PCT Tag 111 – Von Meile 1607.3 bis Meile 1629 am Paradise Lake
Uiiii, wo sind bloss die Berge? Der erste Blick aus dem Zelt ist ganz schön erschreckend. Ausser dichtem Nebel sehen wir gar nichts. Keine Berge, keine Bäume, einfach nur weiss.
Nach dem Frühstück lockert zwar der Nebel ein bisschen auf und wir sehen immerhin wieder ein paar Bäume, die Berge bleiben aber noch verborgen. Das Zelt ist vom Nebel klitschnass. Auch sonst ist alles feucht und klamm. Trotzdem packen wir alles zusammen und wandern los.
Über uns sehen wir inzwischen etwas blauen Himmel und als wir um den ersten Berghang wandern, reisst die Nebeldecke auf. Die Täler sind jedoch noch mit einem Nebelmeer gefüllt. So wandern wir den ganzen Morgen an den Berghängen entlang. In den Tälern hängt Nebel. Der Himmel über uns ist meist wolkenfrei, aber immer wieder drückt Nebel aus dem Tal den Berghang hoch und umhüllt uns.
Die Mittagspause verbringen wir mit strahlendem Sonnenschein und genialer Aussicht. Aber auch am Nachmittag begleitet uns der Nebel und löst sich einfach nicht auf.
Am Abend erreichen wir ziemlich geschafft den Paradise Lake. Wir hatten zwar heute keinen richtig langen Anstieg, aber es ging ständig hoch und runter. Am Ende waren es nach knapp 22 Meilen doch fast 1500 Hähenmeter. Dazu kommen die vielen Baumstämme, die den PCT teilweise zu einem Hindernislauf gemacht haben.
Das Zelt stellen wir noch bei Sonnenschein auf, doch dann zieht der Nebel über die Berge und es wird unangenehm kühl. Als wir uns ins Zelt verkriechen, können wir den nur ein paar Meter entfernten See wegen dem dichten Nebel schon nicht mehr sehen.
Zeit früh schlafen zu gehen. Morgen ist der Nebel ja vielleicht wieder verschwunden.
PCT Tag 112 – Von Meile 1629 bis Meile 1649.5 am Grider Creek
Juhuuu. Der Nebel über dem See ist weg. Das ist das Erste, was wir sehen als wir heute Morgen nach dem Frühstück aus dem Zelt kriechen. Über den Bergen hängen aber immer noch dicke Wolkenfetzen.
Gerade als wir alles zusammengepackt haben und loslaufen, werden die Wolken von der aufgehenden Sonne rot beleuchtet. Auch die Felswand hinter dem See strahlt in Rottönen. Der Paradise Lake mit der Reflektion der rot erleuchteten Felswand im Hintegrund macht seinem Namen alle Ehren.
Der Morgen wird noch stark von dicken Wolken dominiert. Die Täler sind mit Nebel gefüllt und über uns hängt eine dicke Wolkendecke. Wir wandern entlang von Berghängen und ein kalter Wind bläst uns um die Ohren. Es ist so kalt, dass Reni die Mütze und Handschuhe anzieht.
In einem waldigen Abschnitt mit Gras läuft ein kleines Reh über den PCT. Auch als wir näher kommen, lässt es sich kaum stören. Es schaut uns zwischendurch immer wieder an, scheint aber keine Angst vor uns zu haben.
Von den Berghängen führt der Weg nun runter ins Tal. Die Wolken lösen sich immer mehr auf und es wird wärmer. Im Tal treffen wir auf den Grider Creek, wo wir einen schönen Platz für unsere Mittagspause finden. Während unserer Pause wird es so warm an der Sonne, dass wir in den Schatten sitzen müssen. Unsere Rucksäcke werden von vielen bunten Schmetterlingen belagert. Einige davon sitzen uns sogar auf die Hände.
Am Nachmittag wandern wir dem Grider Creek entlang und kommen dabei ganz schön ins Schwitzen. Gegen 4 Uhr erreichen wir bereits unser heutiges Tagesziel, den Grider Creek Campground. Das kühle Wasser des Baches ist eine herrliche Abkühlung nach dem heissen Nachmittag.
Der Grider Creek Campground gehört zum Klamath National Forest und ist ein offizieller Campground mit vielen Stellplätzen, Toilette und Picknicktischen. Für uns ist es der optimale Schlafplatz vor dem Seiad Valley, wo wir morgen Frühstücken wollen. Denn bis ins Seiad Café sind es nur noch sechs Meilen.
PCT Tag 113 – Von Meile 1649.5 bis Meile 1655.9 in Seiad Valley
Pünktlich um 4:30 Uhr werden wir sanft mit der Titelmusik von „Drei Nüsse für Aschenbrödel“ geweckt. So ist aufwachen angenehm. Vorallem auch, weil wir wissen, was uns erwartet. Statt im Zelt richtig zu Frühstücken, essen wir heute nur einen Clif Bar. Kaffee und ein richtiges Frühstück warten nämlich im Seiad Valley Café auf uns.
Das motiviert uns ungemein, sodass wir bereits 45 Minuten später auf dem Trail sind. Die sechs Meilen bis nach Seiad Valley erfolgen auf Kies- und Teerstrassen. So kommen wir schnell voran und stehen bereits um 7:30 Uhr vor dem Café. Dass wir so früh dran sind, hat nur Vorteile. Im Café, das von einem jungen Paar geführt wird, ist noch praktisch leer. Ein anderer Hiker ist da, sonst niemand. Wir bestellen zwei grosse Portionen mit Ei, Rösti und Pancakes. Ein Oreo Milkshake für Marcel (super yummie) und Kaffee für Reni. Überglücklich verspeisen wir die Leckereien und geniessen die Ruhe vor dem Sturm. Eine Stunde später ist das Café nämlich voller Hiker, die meisten kenne wir sogar.
Im gleichen Gebäude befindet sich auch der Store, wo wir Lebensmittel füe die nächsten drei Tage kaufen. Wir staunen jedes Mal, wenn wir den vollen Einkaufskorb sehen. All das essen wir in drei Tagen? Oh ja, denn beim wandern verbrauchen wir so viele Kalorien, die müssen wir irgendwie wieder dem Körper zuführen. Und da wir so gerne essen, ist das für uns kein Problem. Ausser natürlich das Gewicht, das wir mittragen müssen.
Gleich neben dem Café finden wir Picknicktische, wo wir die Lebensmittel in unsere Rucksäcke packen können.
Hoi Reni & Marcel!
Dann habt ihr es noch vor den Wildfeuern durch Nordkalifornien (und an das Monument) geschafft? Nur circa zwei Wochen nach Euren Fotos in Seiad Valley sind Ende Juli / Anfang August weitere Teile vom Klamath National Forest abgebrannt, der PCT inkl. der CA/OR-Grenze gesperrt und S-Valley war das Ende einiger Wanderträume. „Passport“ hat es in ihrem Blog realitätsnah gepostet sarahmariesb.com/2022/08/13/pct-day-103-and-then-sht-hit-the-fan/.
Nun sind auch die letzten Meilen zum Monument gesperrt (siehe PCTA-Website) und das Flip-Flopping quer durch Nord-CA, OR und WA war nutzlos…
Gruss vom Grossraumbüromittagspausenblogleser aus CH-NW,
Marc
Hoi Marc
Jaaa… wir haben es zum Glück vor den Feuern in Kalifornien, Oregon und Washington ans Monument geschafft. Wir sind überglücklich, dass es geklappt hat. Viele andere PCTler hatten leider nicht so Glück. Wir können uns gut vorstellen, was für ein Frust und welche Enttäuschung es sein muss, wenn man so nah am Ziel ist und die letzten Meilen nicht laufen kann. Als wir das Wunschdatum für den Start definiert haben, waren die Feuer einer der Gründe, weshalb wir uns für ein frühes Startdatum entschieden haben. Wir dachten, lieber viel Schnee in den Sierras, als den PCT verlassen zu müssen wegen Feuern.
Danke noch für den Link zum Blogpost von Passport. Den lesen wir dann gleich mal.
Viele Grüsse,
Reni