Diesen Blogeintrag hat mich etwas Überwindung gekostet. Es geht um etwas ganz Persönliches. Nämlich darum, wie wir mit der Herausforderung umgehen, Tag für Tag und Jahr für Jahr gemeinsam um die Welt zu reisen. Sicher bist du schon einmal mit deinem Partner, Freunden oder der Familie verreist. So schön wie das gemeinsame Reisen ist, so schwierig kann es auch sein. Wir verraten dir ein paar ganz persönliche Dinge über das Reisen zu zweit und mehr über Gemeinsamkeiten und Gegensätze.
Reisen ist Freiheit. Immer?
Für uns ist reisen Freiheit. Das tun können, worauf wir gerade Lust haben und das jeden Tag. Klingt traumhaft. Ist es auch, aber es steckt auch harte Arbeit dahinter. Vor allem dann, wenn es eine Langzeitreise ist. Ein Jahr um Australien reisen ist keine Urlaub. Der Alltag bringt viel Organisatorisches mit sich. Einkaufen, Waschen, Übernachtungsplatz suchen und die Route planen, können mit der Zeit ganz schön anstrengend sein. Das Schwierigste ist, sich immer wieder auf neue Gegebenheiten einzustellen. Aber genau das macht das Reisen ja auch spannend. Wir sind so flexibel, wie im ganzen Leben noch nie.
Reisen ist Freiheit. Und was, wenn nicht immer beide die gleiche Idee oder das gleiche Bedürfnis haben? Auf einem Städtetrip oder im Badeurlaub kann jeder kurzfristig auch seinen eigenen Weg gehen. Und wie läuft das auf einem Roadtrip, einer Langzeitreise auf engstem Raum? Auch da geht es, auch wenn nur bedingt. Ansonsten gibt es ein Zauberwort, das heisst Kompromiss. Es ist unumgänglich, ab und zu einen Kompromiss einzugehen.
Wir reisen schon jahrelang zusammen, wir haben sogar drei Jahre lang auf den Malediven gelebt und sind uns aneinander und an ein Leben auf kleinerem Raum gewohnt. Aber auch heute gibt es noch Tage, da ist der Wurm drin. Dann wenn unsere Meinungen auseinander gehen.
Und trotzdem ist das gemeinsame Reisen für uns das Beste was es gibt.
Weil…
Erlebnisse teilen ist das Schönste auf der Welt. Unsere Reise ist noch immer ein Traum, aber auch wir haben schon erlebt, dass es ganz schnell zum Albtraum werden kann. Dann wenn die Meinungen total auseinander gehen. Ja, auch bei uns kracht es ab und zu einmal. Nein, nicht wegen dem Kartenlesen. Diesmal reisen wir mit einem GPS und das hilft ungemein. Denn so können wir DER GPS-Dame die Schuld geben, wenn wir falsch abbiegen.
Wenn es kracht, ist es wegen der Reiseroute. Marcel liebt 4×4 Strecken, die Herausforderung einen schwierigen Pfad durch den australischen Busch unter die Räder zu nehmen. Ich als Angsthase klammere mich dann an allen möglichen Griffen im Auto fest und hoffe, dass das Auto nicht aufgibt, dass wir uns nicht im Nirgendwo verirren oder nicht stecken bleiben. Meistens sind die Ängste total unbegründet, aber eben Angsthase bleibt Angsthase.
Und genau da prallen plötzlich zwei Welten zusammen. Ich fahre eigentlich lieber auf Teerstrassen, das ist komfortabler und es fühlt sich sicherer an. Obwohl auf Teerstrassen mehr Unfälle passieren als irgendwo im Busch. Und so kommt es dann… Marcel liebt die anspruchsvolle 4×4 Strecke durch das Niemandsland. Was nun? Da gibt es nur eins: Kompromiss.
Die Simpson Desert hätte ich nie durchquert, aber da dies ein Traum von Marcel war, bin ich mit. Ich muss gestehen, jetzt im Nachhinein, es war ein absolut atemberaubendes Erlebnis. Auch wenn ich viel Angstschweiss geschwitzt habe, ich möchte das Erlebnis nicht missen. Gefährlich war es nie und ich hatte vollstes Vertrauen in Marcel als Fahrer und in unseren Troopy. Trotz allem, zurück auf der Teerstrasse ist mir ein Stein vom Herzen gefallen.
Und doch, so eine richtige Bergstrecke ist ja auch nicht schlecht zur Abwechslung.
Schlussendlich sind es aber genau diese Dinge, die das Reisen auch spannend machen. Ist man sich immer einig, wird es doch langweilig. Jeder Mensch ist ein Individuum mit einer eigenen Persönlichkeit, einer eigenen Meinung und eigenen Ideen. Und das soll ja auch so sein.
Wenn wir schon bei den Gegensätzen sind, muss ich da noch auf etwas eingehen, das uns während den letzten Monaten auf der Reise aufgefallen ist. Das ist nun eher etwas zum schmunzeln.
Natürlich haben wir auch Gemeinsamkeiten, das wäre für diesen Blogeintrag aber etwas langweilig.
Reisen zu zweit ist ein Geben und Nehmen.
Das Wichtigste von allem ist Respekt, Vertrauen und Offenheit. Respekt haben und hinter den Entscheidungen stehen und einander vertrauen. Auch wenn es mal schief läuft, es gibt keinen alleinigen Schuldigen. Anstatt die Schuld nur einem zuzuweisen – eine Lösung finden.
Der Alltag auf einer Langzeitreise
Eine Langzeitreise, egal ob du als Backpacker unterwegs bist oder auf einem Roadtrip durch Australien, der Alltag holt dich ein. Jeden. Aber das ist auch gut so. Denn etwas Alltag braucht der Mensch. Unser Alltag wird dominiert von Entscheidungen. Ja, Entscheidungen treffen muss jeder, ob im Job oder auf der Reise. Nur sind die Entscheidungen auf der Reise etwas anders als die von Zuhause. Wann fahren wir wohin? Welchen Weg nehmen wir? Wo übernachten wir? Wie lange bleiben wir? Was essen wir? Wo können wir einkaufen? Wann stehen wir auf und wann gehen wir zu Bett? Bushcamping oder Campingplatz? Hotel oder Backpackerunterkunft? Und wer entscheidet?
Auf unserem Roadtrip haben wir inzwischen eine Routine und wir sind ein eingespieltes Team. Das hilft ungemein und so ist es gar nicht mehr so schwierig, die täglichen Entscheidungen zu treffen.
Reisen bleibt eine Herausforderung auch bei routinierten Globetrottern
Wir sind ja schon viel zusammen gereist. Als Backpacker durch Südostasien, Sri Lanka und Rajasthan, im Campervan durch Australien und Neuseeland und wir haben sogar drei Jahre auf einer kleinen Malediveninsel gelebt und gearbeitet. Über die Jahre haben wir uns an das Reisen zu zweit gewöhnt und inzwischen ist es schon fast unvorstellbar, alleine zu reisen. Und trotzdem ist das Reisen zu zweit immer wieder eine Herausforderung.
Reisen zu zweit heisst 24 Stunden oder 1440 Minuten am Tag mit ein und derselben Person zusammen sein. Das heisst permanente Nähe, alles teilen, alles gemeinsam erleben, in guten und in schlechten Zeiten. Vor allem auf einem Roadtrip bist du ständig zusammen. Und glaub mir, so lernst du deinen Reisepartner, Freund, Freundin oder Ehegatten sehr gut kennen. Die guten und die schlechten Seiten. Aber vergiss nicht, das besteht auf Gegenseitigkeit. Auch dich lernt die Reisebegleitung in- und auswendig kennen.
Respekt, Offenheit und Vertrauen sind das Wichtigste
Ganz ehrlich, wir finden Reisen zu zweit einfach wunderbar. Wann hat man schon die Gelegenheit, so intensiv zusammen zu sein. Sich in- und auswendig kennen zu lernen. Unsere drei Zauberworte, damit die gemeinsame Reise ein Traum und kein Albtraum wird sind: Respekt, Offenheit und Vertrauen.
Reist du lieber alleine, zu zweit oder als Familie? Oder ein Mix aus allem? Schreib uns einen Kommentar, deine Erfahrung über gemeinsames Reisen interessiert uns.
Hallo ihr zwei
Wie wahr! Wir sind auch schon länger zusammen, waren bereits vor einigen Jahren für 7 Monate in Neuseeland (sozusagen unsere Beziehungsprobe ;o) ) und nun seit April auf unserer unbegrenzten Reise. Bisher hat alles gut funktioniert, natürlich mit guten und „weniger guten“ Tagen aber die hat man ja auch im normalen Alltag. Wichtig für uns: Probleme und Diskussionen nicht ungelöst lassen, denn schlechte Gefühle verstecken geht wahrlich schlecht wenn man 24/7 auf engem Raum zusammen ist. Und von Zeit zu Zeit sollte man sich ins Bewusstsein rufen, dass der andere nicht nur die Reisebegleitung sondern auch der Lebenspartner ist (geht beim vielen unromantischen Planen, Organisieren, Reisen vielleicht vergessen).
Liebe Grüsse aus Riga,
Nadine
Hallo Nadine,
Vielen Dank für die gute Ergänzung zum Artikel. Da sprichst Du etwas ganz wichtiges an. Probleme und Diskussionen besprechen ist ganz wichtig. Auch das mit dem unromantischen Planen etc. ist ein guter Punkt. Auf unserem Roadtrip durch Australien planen wir inzwischen gar nicht mehr so viel und lassen uns treiben. Somit reduziert sich bei uns die Planung auf ein Minimum. So bleibt die Reise doch noch romantisch 🙂
Ich wünsche Euch weiterhin eine wunderbare Reise. Spannend, Eure Reise ohne Zeitlimit.
Liebe Grüsse,
Reni
Das ist ein wunderschöner Bericht. Die Zauberworte sind auch im reisefreien Alltag nötig und
müssten viel mehr befolgt werden. Wir wünschen euch weiterhin eine schöne Reise
Liebe Grüsse von zu Hause Elsbeth
Vielen Dank für den Kommentar und das Kompliment.
Sonnige Grüsse aus Geraldton in WA.
Vor 30 Jahren waren wir 28 Monate ohne festen Wohnsitz auf der ganzen Welt unterwegs, wir hatten ganz selten Auseinandersetzungen und es war meistens harmonisch. Seit einigen Monaten sind wir früh Pensioniert und wieder auf Reisen, am Anfang hatten wir nur Streit,mussten uns zuerst wieder finden, das war harte Arbeit. Wir sind jetzt wieder unterwegs und haben wieder die Toleranz die es braucht füreinander. Wir hoffen noch ganz lange unterwegs zu sein. Wir gratulieren euch zu der schönen Seite leider sind wir nicht so begabt!
Hallo ihr Beiden,
Vielen Dank für euren Kommentar und das Kompliment zu unserem Blog. Das freut uns sehr.
Wir wünschen euch auf eurer gemeinsamen Reise unvergessliche und schöne Momente. Geniess das unterwegs sein, es ist etwas ganz spezielles. Ihr habt das ja selber vor 30 Jahren bereits erlebt. Alles Gute und wir freuen uns, wenn ihr hier oder auf Facebook von euren Reisen berichtet. Wir sind gespannt, wie es euch ergeht. Sonnige Grüsse von der Westküste Australiens.
Hallo ihr zwei
Wir haben in etwa die selben Erfahrungen bei unseren Australientrips gemacht. Letztes Mal sind wir von Darwin über die Gibb River Road bis nach Broome gefahren. Danach mit einem Strassencamper die ganze Westküste inkl. Südwesten (Margreth River bis Kalgoorlie).
Wir wissen nun, dass die nächste Reise nur noch dort stattfinden wird, wo’s keine geteerten Strassen gibt.
Das Erlebnis im Nichts ist zu zweit unbeschreiblich. Man muss aber schon gestrickt sein, zu zweit wochenlang unterwegs zu sein. Wir kennen Paare, welchen wir abgeraten haben so zu reisen. Man muss schon gut harmonieren und die Einsamkeit gut ertragen.
Wir möchten nochmals in die Kimberley (Bungles Bungles, Lake Argyle und ganz rauf bis Kalumburu).
Würde auch gerne mal durch Arnhem Land fahren.
Besten Dank für eure Berichte, welche wir sehr gerne lesen.
Viel Spass noch unterwegs.
Hallo Christoph
Vielen Dank für deine Nachricht. Es freut uns sehr zu hören, dass ihr unsere Berichte gerne liest.
Ja, es hat schon was – die Reise durch das Outback, wo es einfach Nichts ausser Weite, einen wunderschönen Sternenhimmel und Einsamkeit gibt. Wir können gut verstehen, dass ihr die Kimberley Region nochmals bereisten möchtet. Durch das Arnhem Land muss auch faszinierend sein.
Für uns war die Kimbeley Region mit den Bungle Bungles auch etwas vom Schönsten.
Liebe Grüsse und viel Spass bei der Reiseplanung. Die nächste Reise kommt bestimmt 😉