Kürzlich, auf einer wenig befahrenen Strasse auf der Eyre Peninsula in Südaustralien, erleben wir so einen dieser Momente, der uns die Augen öffnet. Eine Begegnung, die wir so schnell nicht vergessen werden. Es ist der Moment als wir Pier Luigi aus Italien treffen.
Draussen ist es windig und die Temperaturen sind eher kühl. Es ist ein ganz normaler Vormittag auf unserem Roadtrip von Adelaide nach Perth. Ein Stück Brot, eine heisse Tasse Kaffee und los geht es an die Küste. Wir sind unterwegs auf einer wenig befahrenen Strasse auf der Eyre Halbinsel als wir in der Ferne etwas Eigenartiges am Strassenrand sehen. „Was ist das da vorne? Ein Radfahrer vielleicht“, sage ich fragend. „Sieht eher aus wie ein Fussgänger“, meint Marcel.
Wir kommen näher und tatsächlich, da läuft ein Mann schwer beladen auf der einsamen Strasse. Wir winken ihm zu, er winkt zurück und wir sagen zueinander, lass uns umdrehen. Vielleicht braucht er Wasser oder Lebensmittel. Wer weiss, wie lange er schon unterwegs ist.
Gesagt, getan. Wir drehen um, fahren an den Strassenrand und stellen den Motor aus. Ein älterer Mann strahlt uns an und freut sich, dass wir ihn ansprechen. Er stellt sich vor: „Ich bin Pier Luigi aus Genua. Woher kommt ihr?“
Wir schütteln uns die Hand und stellen uns ebenfalls vor. Wir kommen uns sofort wie Luxusreisende vor. „Woher kommst du gelaufen?“, fragen wir Pier Luigi. „Von Perth. Mein Ziel ist Brisbane“, sagt er stolz.
Zu Fuss von Perth nach Brisbane. Mannomann, das sind mindestens 5‘000 Kilometer. Klingt total verrückt, oder? Sprachlos stehen wir da. Einen grossen Teil hat er geschafft, aber mehr als 2‘000 km hat er noch vor sich.
Was er uns im kurzen Gespräch erzählt, fasziniert uns. Er zeigt uns auf einer zerknitterten, laminierten Karte, welche Teile der Welt er bereits zu Fuss entdeckt hat. Er hat den Kontinent Europa von West nach Ost durchquert. Von Spanien ist er unter anderem durch Sibirien an die Ostküste von Russland gewandert. Wir sind baff.
Zu Fuss von Perth nach Brisbane
Pier Luigi ist im September in Perth losgelaufen. Alleine. Über 2‘500 km hat er bereits hinter sich. Weitere drei bis vier Monate braucht er, bis er Brisbane erreicht. Und das alles zu Fuss. Er erzählt uns von den nervigen Fliegen, die ihn fast zum Aufgeben gezwungen haben. Fast hätte er wegen Fliegen sein Projekt zu Fuss von Perth nach Brisbane aufgegeben. Er redet über das viele Nichts zwischen Westaustralien und Südaustralien. Die Hoffnung auf ein Dorf und dann vor einem Roadhouse zu stehen, wo es praktisch keine Frischwaren zu kaufen gibt. Oder der Übernachtung in einem Motel, das er eigentlich lieber mit seinem Zelt hat tauschen wollen.
Wir hören fasziniert zu. In diesem Moment realisieren wir, was für ein Luxusleben wir haben. Wir haben unser Haus dabei. Wir können kochen was und wann wir wollen. Die Lebensmittel, die wir dabei haben, reichen uns für mindestens zwei Wochen und das Trinkwasser für eine Woche. Wir haben jederzeit ein Dach über dem Kopf, können uns verkriechen, wenn es regnet, kalt ist oder der Wind zu stark bläst.
Dankbar nimmt Pier Luigi von uns Wasser, Äpfel, Rüebli und Müsliriegel an. Er will aber nicht zu viel, denn er muss ja alles selber tragen. Ein Rucksack auf dem Rücken, einen an der Brust. Er macht noch ein Erinnerungsfoto zusammen mit uns. Das macht er mit allen, die ihn auf der Strasse ansprechen. Wir verabschieden uns und zufrieden geht er weiter Richtung Süden.
Was für eine Begegnung und ein Augenöffner. Ich dachte nämlich, wir leben ein einfaches Leben. Ganz und gar nicht, denn im Vergleich zu Pier Luigi ist unser Leben im Camper totaler Luxus.
Wir wünschen Pier Luigi alles Gute auf seinem Weg und hoffen, dass er gesund und glücklich in Brisbane ankommt.
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Reisen ist etwas Grossartiges. Die Begegnungen mit anderen Menschen und deren Geschichten sind unglaublich lehrreich und spannend.
Hast du auch schon jemanden auf der Reise kennen gelernt, dessen Geschichte du mit uns teilen willst? Wir freuen uns auf deinen Kommentar gleich hier auf dem Blog.
Eine wunderschöne Geschichte.
Hier wird man wirklich wieder erinnert in was für einer Überfluss-Gesellschaft wir doch leben und dass man doch oft mit weniger viel glücklicher ist und die Welt und das Leben auch intensiver war nimmt.
Hallo Michelle
Vielen Dank. Ja, manchmal braucht es nicht viel um wieder einmal erinnert zu werden, wie gut wir es eigentlich haben. Das Gespräch mit diesem Mann hat uns einmal mehr die Augen geöffnet.
Liebe Grüsse,
Reni
Was für eine wunderschöne Geschichte! Danke dafür!
Lieber Grüsse,
Ellen
Liebe Ellen
Vielen lieben Dank und schön, dass Dir die Geschichte gefällt.
Sonnige Grüsse aus Down Under,
Reni
Nice story, and lovely that you turned around to say hello. I met a woman that was walking around Australia on her own. She said that she appreciated it when people stopped and gave her fresh water and fruit – two luxuries when you’re walking in the outback. Good luck Luigi, you’re an inspiration.
Hi Nina,
Thanks for your message. Quite impressive how some people go and just walk. Must be such a different way of travelling. We just realised how little you can take with you. And the most important is water and food.
Sunny greets & see you soon,
Reni
hallo Ihr beiden,
bin sehr fasziniert von Luigi!! Ich muss schon sagen Hut ab!! Das gibt es sehr selten! Ich wünsche Euch noch viel Spass und grüsst mir Australien!!
Liebe Eva
Danke vielmals für Deine Nachricht. Luigi hat uns auch fasziniert. So ein Vorhaben durchzuziehen, echt bemerkenswert.
Australien lässt Dich auch grüssen und zwar mit viel Sonnenschein und Wärme.
Herzliche Grüsse,
Reni & Marcel
Das ist es was man immer wieder braucht, um auf den Boden zurück zu kommen.
Eure Reisen sind super spannend und umrahmt von tollen Bildern.
Danke für Eure Mühe !
Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß und Freude auf Eurer Lebensreise!
Ayla
Bochum
Liebe Ayla
Vielen Dank für Deine Nachricht und das Kompliment. Das freut uns sehr zu hören.
Ja, manchmal braucht es nur eine Begegnung, die einem wieder Zeit, wie gut wir es haben.
Liebe Grüsse,
Reni
Hallo Reni, hallo Marcel,
ja in der Tat der Südwesten Australiens hat wirklich viel an Sehenswürdigkeiten zu bieten.
Große Gebiete mit Eukalyptuswälder und einige kuriose Nationalparks wie z.Bsp. der Cape Le Grand mit dem Traumstrand in Lucky Bay, oder auch der Ausblick vom Frenchman Peak einfach grandios.
Oder dann die Riesen Eukalyptus rund um Walpole und der weiteren Umgegend. Wart ihr schon mal auf so einen Riesen oben in der Baumkrone? Ist echt ein tolles Erlebnis in 70m Höhe :).
Vergesst nicht die tollen Wineries im Margaret River. Meine Empfehlung da nicht die großen sondern die kleinen besuchen. Die haben meist auch die besseren Weine. Ansonsten wünsche ich euch noch viel Spass und eine schöne Weihnachtszeit in Down Under. Guten Rutsch und alles gute für das Neue Jahr.
LG aus dem Schwabenländle
Roland
Lieber Roland
Vielen Dank für Deine Nachricht und die super Tipps.
Den Cape Le Grand, Margaret River und die riesigen Bäume um Walpole stehen im Februar auf dem Plan. Freuen uns schon riesig drauf. Wann hast Du denn die Gegend erkundet? Wir werden auf jedenfall auf Facebook und dem Blog über alles berichten. Falls Du noch mehr Tipps hast, wir sind über jeden dankbar.
Liebe Grüsse aus Northam. Morgen geht es dann nach Perth.
Reni
Hallo ihr Beiden,
das ist schon ne Weile her. 2003 auf 2004 waren wir 6 Wochen im Westen und Süd-Westen. Bei Walpole gibt es einen Tree Top Walk….da bist du mitten in den Baumkronen, oder ihr müsst bei Pemberton auf den Dave Evans Bicentennial Tree oder den Gloucester Tree; beide so an die 70m hoch. Da hast ne klasse Rundumsicht. Eine nette kleine Winery (Brown Hill Estate )mit dem netten Besitzer Nathan solltet ihr unbedingt besuchen. Die andere ist Cape Grace Wines; tolle Weine, vor allen die Roten haben es in sich 🙂 Beide Wineries sind in der Region Margret River angesiedelt. Leider nicht direkt an der Hauptstraße, aber der Weg lohnt sich und ihr werdet es nicht bereuen. Im Internet könnt ihr wegen der genauen Anfahrt usw. schauen. Einen Besuch ist auch die Sandalwood Factory wert. Wir benützen immer diese Sandalwood Sticks gegen die Moskitos….echt klasse. Und im Le Grand NP unbedingt Badeklamotten drunter anziehen…..Lucky Bay ist der Traumstrand…oder halt nackig 😉 Wir waren da komplett alleine damals. Es gibt noch so viel mehr da zu erkunden und zu sehen….alles will ich euch jetzt aber nicht verraten 🙂
Habt eine schöne Zeit
LG Roland
Hallo Roland
Wow, so viele Tipps. Die schreib ich mir jetzt gerade auf. Wir freuen uns schon riesig auf den Le Grand NP und die Lucky Bay. Wir haben schon so viel davon gehört. Und ein Traum wären, wenn wir dort ein Känguru am Strand sehen würden.
Auf dem Gloucester Tree war Marcel vor 9 Jahren. Ich hab es leider nur die ersten 20 Stufen hoch geschafft, dann kam das Herzrasen… Uiii… Mal sehen, ob ich dieses Mal den Mut habe, etwas weiter hoch zu klettern.
Liebe Grüsse & auch Dir eine schöne Zeit,
Reni
Hoi Rennerl und Marcel
Habt ihr Pier Luigi gefragt, was seine Motivation für diesen Monster-Solo-Trek ist und was ihm unterwegs so alles durch den Kopf geht? Auf jeden Fall bewundernswert.
Get lost and find yourself…
Happy X-Mas under the Palmtree ohne nervige Fliegen.
Freue mich auf die Fortsetzung eures „Luxus“-Trips!
Aus dem sturmfesten, fliegenfreien Züri-Büro winkt euch
Claudia
Liebi Claudia
Leider hatten wir Zuwenig Zeit mit Luigi. Ich hätte ihn noch soviele Fragen stellen können. Was mich auch Wunder nimmt, wie viele Schuhe er für den ganzen Trip braucht. Oder was ihn dazu bewegt, in einem Land wie Australien, zu Fuss zu gehen. Roadtrains brausen an einem vorbei, es hat Straub und eben Fliegen. Wahnsinn. Wär also nichts für mich… Da hab ich lieben den Luxus des Troopys.
Liebe Grüsse ins fliegenfreie Züri-Büro & Wunderschöni Wiehnachte & en super Start is 2017 & see you next year.
Reni & Marcel
Wow, eine tolle Geschichte! Ich hatte beim Lesen Gänsehaut!
Viele Grüße
Julia
Vielen Dank für deine Nachricht. Ja, es gibt so spannende Menschen und ihren eigenen Geschichten. Einfach Wahnsinn.
Ich bin auf dem Great Central Highway vom Uluru bis Perth geradelt, und habe durch den Sand nicht nur radeln koennen sondern auch viel geschoben. Irgendwann inmitten der Wueste traf ich einen Australier, der eine Schubkarre vor sich her schob. Er hatte unteranderem 80 Liter Wasser dabei und klagte ueber starke Schmerzen in der Schulter. Er war den ganzen Weg von der Westkueste gelaufen und wollte bis zur Ostkueste weiter. Die Schubkarre immer durch den Sand vor sich her schiebend!
Da war ich selbst als Radlerin total erstaunt 🙂
LG Heike
Hallo Heike,
Schon unglaublich, was für Menschen man auf Reisen antrifft. Spannend, beeindruckend und verrückt – manchmal.
Mit der Schubkarre durch die Wüste… Wahnsinn, da haben wir mit unserem kleinen Camper ja total viel Luxus.
Liebe Grüsse und weiterhin gute Reise,
Reni