Die Nordinsel von Neuseeland ist unglaublich abwechslungsreich. Um möglichst viel zu sehen, entscheiden wir uns für einen Roadtrip durch Neuseeland. Und das ist die beste Entscheidung. Mit dem Camper sind wir unabhängig, können dort bleiben, wo es uns am besten gefällt. Aber das Allerbeste ist, wir campen an den schönsten Orten auf Neuseelands Nordinsel.
In diesem Bericht nehmen wir dich mit auf unseren Roadtrip durch Neuseelands Nordinsel. Wir verraten dir unsere Highlights, zeigen dir die riesigen Kauri Bäume, die Vulkanregion mit den speienden Geysiren, giftgrünen Kraterseen und kommen an beeindruckenden Wasserfällen vorbei.
Rotorua – Geothermisch aktives Gebiet und Maori Kultur
Neuseeland ist der Wahnsinn. Gerade noch waren wir an der Küste und eine Stunde später sind wir bereits im Vulkangebiet. Rund 60 km ist Rotorua von der Ostküste entfernt und wir tauchen in eine komplett andere Welt ein. Rotorua ist nämlich eine Stadt die kocht. Aus den Schachtdeckel steigt Rauch auf und das sieht ziemlich mystisch aus. Woher aber kommt der Rauch? Ah, Halt. Es ist Dampf.
Das Gebiet ist geothermisch aktiv, deshalb ist Rotorua und die Umgebung bekannt für seine Thermalbäder. Aber nicht nur das zieht Besucher aus aller Welt an. Unter anderem gibt es einen Geysir, der mehrmals täglich Wasser tief aus der Erde spritzt. Bevor wir jedoch ins Thermalgebiet Waiotaup fahren, sehen wir uns die Stadt Rotorua und den gleichnamigen See an.
Als erstes erkundigen wir uns im Tourismusbüro, das im wunderschönen alten Postgebäude untergebracht ist, über die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung. Mit einer Stadtkarte ausgestattet gehen wir zu Fuss auf Erkundungstour.
Rotorua wurde auf einem vulkanisch aktiven Gebiet erbaut. Daran werden wir bei jedem Atemzug erinnert, denn es riecht überall stark nach Schwefel. Auch sehen wir an vielen Stellen Dampf aus der Erde austreten. Manchmal mitten in der Wiese oder irgendwo am Strassenrand. Ein eigenartiges Gefühl zu wissen, dass wir quasi auf brodelndem Boden stehen.
Versammlungshaus Tamatekapua
Die zweite Attraktion mit der Rotorua Touristen anlockt, ist die Geschichte der Maori. Am See befindet sich das Maori Dorf Ohinemutu, wo wir uns das Versammlungshaus Tamatekapua genauer ansehen. Das Haus wurde im Jahre 1887 erbaut und ist mit typischen Schnitzereien der Maori Kultur verziert. Als wir über den Vorplatz spazieren, fällt uns auf, dass es aus allen Ritzen dampft. Wir knien nieder, fassen den Boden an und sind erstaunt, wie heiss der Boden ist. Hier muss die Erdkruste sehr dünn sein.
Faith’s Anglican Church – Kirche der Maori
Gleich gegenüber liegt die Faith’s Anglican Church. Diese Maori Kirche ist ein sehr gutes Beispiel für die Vermischung der Maori Kultur mit der europäischen Kultur. Eines der verzierten Kirchenfenster zeigt ein Bild von Christus in einem Maori Gewand, wie er über das Wasser des Rotorua Sees geht.
Kuirau Park in Rotorua
Nur wenige 100 Meter weiter ist noch offensichtlicher, wie aktiv das vulkanische Gebiet ist. Im Kuirau Park sehen wir Dampf aus der Erde empor steigen. Überall gibt es heisse Quellen, blubbernde Schlammlöcher und einen Kratersee. Das Wasser im Kratersee ist heiss und es dampft und blubbert bedrohlich. Die letzte vulkanische Eruption im Kuirau Park war 2003 und hat den gesamten Park in eine Schlammlandschaft verwandelt.
Kunst- und Geschichtsmuseum in Rotorua
Das schönste Gebäude in Rotorua ist unserer Meinung nach das Rotorua Museum of Arts and History. Im Jahre 1908 wurde es als elegantes Badehaus erbaut, heute beherbergt es das Museum. Der grosse Vorplatz wird für Cricket und Bowls genutzt. Wir beobachten, wie die Herrschaften gerade am spielen sind. Sie sind stilgerecht gekleidet und der Hut darf auch nicht fehlen.
Rotorua See – Kratersee auf der Nordinsel Neuseelands
Unser Campingplatz befindet sich direkt am Ufer des Sees. Wie an vielen Orten in Neuseeland windet es auch hier stark. Wir packen trotzdem unsere Campingstühle aus, setzen uns ein Weilchen an den See und beobachten die Möwen auf dem Steg. Am Horizont ziehen bereits wieder dunkle Wolken auf.
Der Himmel macht die Schleusen zum Glück erst in der Nacht auf, sodass wir am nächsten Morgen von der Sonne geweckt werden. Zeit unseren Roadtrip durch Neuseelands Nordinsel fortzusetzen. Auf uns wartet eine Fahrt durch wunderschöne Hügellandschaft.
Unterkunft in Rotorua
Capri on Fenton – Schönes Hotel an ruhiger Lage mit Spa Pool. 5 Minuten Fahrt zu den Te Puia Thermen. Grosse Zimmer mit kostenlosem WLAN.
Camping & Cabins in Rotorua
Blue Lake Top 10 Holiday Park – Sehr schöne Anlage im Grünen mit Stellplätzen für Camper und Cabins für Reisende.
Waiotapu – Dampfender Boden, Geysire und Kraterseen
Wir sind auf dem Weg nach Taupo. Auf der Fahrt schauen wir uns aber noch das Thermalgebiet Waiotapu an. Das 18 km2 grosse Geothermalgebiet ist übersät mit kollabierten Kratern, heissen und kalten Seen, Schlammtümpeln und dampfenden Erdspalten. Es gibt vorgegebene Pfade, die wir begehen können.
Zuerst schauen wir uns aber den Lady Knox Geysir an, der mit etwas menschlicher Nachhilfe um Punkt 10:15 Uhr Wasser bis zu 15 Meter hoch in die Luft speit.
Der Champagne Pool ist eine unterirdische Quelle, hat einen Durchmesser von 65 Meter und ist 62 Meter tief. Die Wassertemperatur liegt bei 74 °C und das mineralhaltige Wasser enthält Gold, Silber, Arsen, Quecksilber, Schwefel und Antimon.
Der Rand des Pools leuchtet Orange und sieht im Kontrast zum grünen Wasser und dem grauen Lavarand wunderschön aus. Die orange Farbe wird durch Antimonsulfid hervorgerufen, das Grün hingegen entsteht durch Arsensulfid. Klingt ziemlich giftig.
Dieser kleine See heisst Devils Bath. Auch hier ist Arsensulfid verantwortlich für die grüne Farbe. Die Intensität der Farbe variiert je nach Gehalt des Arsensulfids.
Ein weiteres Schauspiel sind die schlammgefüllten Pools. Der heisse, dampfende Schlamm blubbert und spritzt in die Höhe. Achtung, wenn du zu nahe ran gehst, kriegst du eine Ladung davon ab.
Touristenhochburg Taupo
Wir verlassen das Thermalgebiet und fahren nach Taupo. Genauso wie Rotorua ist auch Taupo eine Touristenhochburg auf der Nordinsel Neuseelands. Hier gibt es alles, was das Herz des Adrenalin-Junkies begehrt. Von Bungy Jumping und Fallschirmspringen bis zu Jetboating kann man hier alles erleben, was mit Action zu tun hat. Uns gefällt die Natur und meiden solche Aktivitäten. Denn eigentlich finden wir es schade, dass die schöne Natur rund um den Taupo See mit so viel Motorenlärm beschallt wird.
So lassen wir Taupo bald wieder hinter uns und fahren zu den eindrücklichen Huka Falls, rund 6 km nördlich von Taupo. Wir fahren am Waikato River entlang, der dem Taupo See entspringt. Der Waikato River ist übrigens der längste Fluss Neuseelands.
Schon von weitem hören wir das Tosen der Huka Falls. Durchschnittlich fliessen 160 Kubikmeter Wasser durch die enge Stelle und krachen über die Felsen. Der Kanal ist nur gerade 15 Meter breit und 10 Meter tief. Das ist sehr schmal, vorallem im Vergleich zum Fluss vor der Verengung. Dort ist der Fluss ganze 100 Meter breit und 4 Meter tief. Dadurch entsteht eine spektakuläre Wassermasse, die sich tosend durch die Verengung zwängt.
Unterkunft in Taupo
Breakfast with a view – Wunderschönes Haus mit grossem Garten und Sicht auf den See. Die Zimmer sind liebevoll eingerichtet. Gute Lage, ruhig. Ein Ort zum länger bleiben.
Tongariro Crossing auf der Nordinsel von Neuseeland
Als nächstes steht ein weiteres Highlight auf unserem Roadtrip durch die Nordinsel Neuseelands an. Das Tongariro Crossing. Die Wanderung wird von allen Reisenden hoch gelobt, denn landschaftlich erwartet Wanderer eine einzigartige Landschaft. Im Büro der Touristeninformation erkundigen wir uns zuerst über die Wettervorhersagen. Das Tongariro Crossing ist bekannt als eine der schönsten Tagestouren Neuseelands. Leider sind die Wetteraussichten nicht allzugut, es sollte trotz allem möglich sein die Wanderung unter die Füsse zu nehmen.
Wir fahren schon einmal in die Gebirge und sehen uns die Berge an, die wir zu Fuss überqueren möchten. Der Mt. Ngaueuhoe ist mit seinen 2’291 Metern der höchste Gipfel, den wir gerne besteigen würden. Wir übernachten in unmittelbarer Nähe des Startpunktes für die Wanderung und hoffen auf gutes Wetter.
Der Tongariro National Park umfasst etwa 80’000 ha, zu denen die Vulkane Tongariro, Ngauruhoe und Ruapehu gehören. Die Vulkanlandschaft ist eine der faszinierendsten in Neuseeland.
Wetterpech im Tongariro Nationalpark
Unbeständiges Wetter ist in Neuseeland normal. Für das Tongariro Crossing ist eine einigermassen stabile Wetterlage jedoch wichtig. Leider ist das Wetter nicht auf unserer Seite.
Als wir nämlich am frühen Morgen kurz vor 6 Uhr aus dem Camperfenster blinzeln, sehen wir keine Sterne. Der Himmel ist stark bewölkt. Was nun? Wir entscheiden uns es trotzdem zu wagen und packen unsere Sachen für eine Tageswanderung. Beim Parkplatz, wo auch die Wanderung startet, hängt die Wolkendecke noch immer tief. Wir warten ein paar Minuten, so schnell bessert sich das Wetter aber leider nicht. Na, egal. Wir entscheiden schlussendlich trotzdem loszulaufen. Umdrehen können wir ja jederzeit.
Zu Beginn der Wanderung ist der Weg sehr gut ausgebaut und führt uns über eine Ebene näher an die Gebirge. Es ist noch kühl, es hat Nebel und die Luft ist mit Feuchtigkeit gesättigt. Die Pflanzen und Spinnennetze sind mit Wasserperlen behangen und auch unsere Haare fühlen sich rasch ganz feucht an.
Dann ändert sich das Bild abrupt und der Weg wird plötzlich sehr steil und steinig. Wir befinden wir uns am Fusse des Mt. Ngauruhoe, wo der Aufstieg zum südlichen Krater auf 1’660 Meter startet.
Wir biegen ab und versuchen den Aufsteig auf den Mount Ngauruhoe. Der reguläre Weg für das Tongariro Crossing geht geradeaus weiter. Je höher wir kommen, desto dichter der Nebel. Was sollen wir tun? Weiter auf dem Tongariro Crossing bleiben oder den Aufstieg auf den Mt. Ngauruhoe in Angriff nehmen?
Der Aufstieg ist nämlich anspruchsvoll und nimmt zwei bis drei Stunden in Anspruch. Wir beratschlagen ein weiteres mal und nicken einander zu. Ja, wir wollen hoch. Vielleicht schaffen wir es ja über die Wolkendecke zu kommen.
Es ist schwierig einen Weg zu finden, denn das Vulkangeröll ist lose und verwischt die Spuren sofort wieder. So bahnen wir uns einen eigenen Weg entlang der Flanke des Vulkanberges. Durch den lösen Untergrund machen wir zwei Schritte vorwärts und rutschen einen rückwärts. Der Nebel hilft auch nicht bei der Orientierung. Ein paar Mal zweifeln wir, ob wir bei diesem Wetter wirklich weiter gehen sollen. Als uns dann ein paar Wanderer entgegenkommen und uns erzählen, dass auf dem Gipfel ab und zu die Sonne durchdrückt, gehen wir motiviert weiter.
Und dann die Belohnung. Wir erreichen den Gipfel und da reisst tatsächlich die Wolkendecke auf. Für ein paar Sekunden haben wir klare Sicht. Die Wolkendecke ist unter uns, die nächste Wolke holt uns aber schnell wieder ein und packt alles um uns in dichtes Weiss.
Wir drehen uns um und können den Krater des Vulkanes sehen. Am Rand liegt sogar noch Schnee. Erstaunlich, denn an einigen Orten ist das Gestein warm oder sogar heiss und aus einzelnen Ritzen dampft es sogar. An einer Stelle setzen wir uns hin. Das Gestein ist warm und wärmt uns den Po.
Auf dem Vulkanrand gehen wir ein Stück dem Krater entlang. Abwechselnd kommen und verschwinden die Nebelschwaden. Als die Wolkendecke etwas länger aufreisst, geniessen wir eine fantastische Aussicht auf das Tal.
Wir sind total happy, dass wir den Aufstieg gewagt haben. Die Wolken rasen an uns vorbei und der Wind pfeift uns um die Ohren. Zum Glück sind wir gut ausgerüstet und haben warme Kleider dabei. Und wenn wir schon mal hier oben sind, bleiben wir auch gleich ein Weilchen. Wir suchen uns einen windgeschützten Platz mit Aussicht. Als wir uns hinsetzen, spüren wir das warme Gestein. Der Fels ist wie eine Sitzheizung. Und das erst noch ganz natürlich.
Die Mittagspause verbringen wir auf dem Kraterrand. Energiegestärkt machen wir uns auf den Rückweg. Sofort sind wir wieder in dichten Wolken und alles um uns herum ist nur noch weiss. Der Abstieg auf dem losen Vulkangeröll ist sehr anstrengend und wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht die Kontrolle verlieren. Nun ist es genau umgekehrt wie beim Aufstieg. Mit jedem Schritt rutschen wir zwei Schritte vorwärts. Unten angekommen sind wir erleichtert, dass wir es ohne Sturz geschafft haben und den Tongariro Crossing Trail trotz dichtem Nebel wieder gefunden haben.
Weil sich das Wetter eher noch verschlechtert hat und wir doch schon etwas erschöpft sind, entscheiden wir uns für den Rückweg zum Camper. So haben wir zwar vom Tongariro Crossing nur knapp die Hälfte gesehen, aber dafür den Mount Ngauruhoe bestiegen.
Coromandel Halbinsel
Nach einem regnerischen Tag sind wir wieder erholt von der Wanderung und bereit unseren Roadtrip durch Neuseelands Nordinsel fortzusetzen. Die Coromandel Halbinsel ist unser nächstes Ziel. Auf dem Weg kommen wir in der Goldgräberstadt Waihi vorbei, wo das alte Cornisch Pumphouse steht. Es wurde 1903 erbaut und beherbergte Dampfmaschinen und Pumpen, um die Minenschächte der Martha Goldmine zu entwässern. Im Jahre 2006 wurde es in einer sehr aufwändigen Aktion fast 300 Meter weit verschoben, um es so vor dem Zerfall zu retten. Ein gewaltiges Projekt, denn das Gebäude wiegt 1’840 Tonnen.
Goldrausch in Waihi
Das erste Gold wurde 1878 in Waihi entdeckt. Rasch wurde die Goldmine eine der wichtigsten der Welt und lockte viele Menschen an. 74 Jahre später, also im Jahre 1952, ist der Untertagbau eingestellt worden.
Während der Zeit als die Mine in Betrieb war, sind 174’160 kg Gold und fast 1.2 Millionen Kilogramm Silber abgebaut worden. Der tiefste Schacht war 600 Meter unter der Erde und auf 15 horizontalen Ebenen wurde ein 175 km langes Netzwerk von Tunnels ausgegraben. Zu Peak-Zeiten im Jahre 1909 arbeiteten 1’500 Leute in der Mine.
1987 ist die Arbeit in der Martha Goldmine wieder aufgenommen worden. In der riesigen offenen Minengrube wird zwar noch ein bisschen Gold gewonnen, der Fokus liegt jedoch im Wiederherstellen der offenen Grube. Das Ziel ist, die Grubenwände zu stabilisieren und die Tiefe der Grube zu reduzieren, bevor sie mit Wasser gefüllt wird. Irgendwann wird Waihi vielleicht statt einer Goldgrube einen See als Touristenattraktion beherbergen.
Rund drei Kilometer legt ein Caterpillar 777 Lastwagen zurück, wenn er eine 60 Tonnen schwere Ladung aus der Mine transportiert. Wir sind ziemlich baff als wir lesen, dass aus einer Ladung von rund 100 Tonnen am Schluss nur etwa acht bis zehn Teelöffel Gold herausgearbeitet werden. Die Goldausbeute der Grube liegt also bei etwa drei Gramm Gold pro Tonne abgebautem Gestein.
Unterkunft in Coromandel
Coromandel Cottages – Hübsche Cottages mit tollem Aussenbereich. Kostenlose Parkplätze und WLAN.
Coromandel Top 10 Holiday Park – Campingplatz mit Stellplätzen und Cabins.
Cathedral Cove – Wunderschöne Küste
Von Waihi fahren wir weiter Richtung Norden. Auf dem Weg schauen wir uns die Cathedral Cove an, die sich an einem abgelegenen Strand befindet. Um dahin zu gelangen, wandern wir zuerst durch einen schönen, grünen Wald der Küste entlang.
Der markante Torbogen ist natürlich entstanden. Eindrücklich finden wir, wie die Bäume auf dem Gestein weiterwachsen, aber auch wie das Wasser über die Jahre hinweg den grossen Torbogen aus dem Kalksandstein gewaschen hat. Cathedral Cove verbindet zwei einsame Badebuchten miteinander.
Auf dem Rückweg machen wir einen kurzen Umweg durch einen sehr schönen Farnwald. Hier wachsen riesige Farnbäume und wir fühlen uns wie Zwerge neben diesen Riesen. Es ist sehr feucht in diesem Waldabschnitt und die Felsen sind mit Moos überzogen.
Nach einer ruhigen Nacht in der Nähe von Coromandel Town, an der Westküste der Halbinsel, setzen wir unseren Roadtrip in südliche Richtung fort bevor es schliesslich weiter in den Norden geht.
Goldgräberstadt Thames
Die Kleinstadt Thames ist eine ehemalige Goldgräberstadt, in der es Bergwerke und eine Goldgewinnungsanlage zu besichtigen gibt. Wer an Details über die Minenaktivitäten interessiert ist, findet in der Thames School of Mines – das heute das Museum beherbergt – spannende Informationen und Ausstellungsstücke.
Wir schauen wir uns die alte Golden Crown Mine an. Sie war von 1868 bis 1952 in Betrieb und eine der ergiebigsten Goldminen von Neuseeland. In den alten Schächten treffen wir auf Minenarbeiter. Es fühlt sich an, als ob die Zeit stehen geblieben und der Goldrausch noch in vollem Gange ist.
Das ist George. Er bringt gerade ein Ladung von Quarzgestein ans Tageslicht.
Die Golden Crown Goldmine besitzt sieben horizontale Level, die teilweise miteinander verbunden sind. Drei dieser Level besitzen horizontale Eingänge, weil sich die Miene an einem Hang befindet. Die anderen vier Level wurden über einen vertikalen, 40 Meter tiefen Stollen, mit einem Lift erreicht. Ein bisschen unheimlich fühlt es sich in den engen, feuchten und dunkeln Gängen schon an. Wir sind froh als wir wieder ans Tageslicht kommen. Unglaublich, unter welchen Arbeitsbedingungen die Minenarbeiter damals gewerkt haben.
Es ist total spannend die verschiedenen Arbeitsschritte der Goldgewinnung zu sehen. Von der Zerkleinerung der Quarzbrocken bis zum Barren, der Gold und Silber enthält, werden praktisch alle einzelnen Arbeitsschritte aufgezeigt. Das Museum besitzt auch eine funktionsfähige Stamper Battery, in der die Gesteinsbrocken zerkleinert werden. Die Maschine ist unheimlich laut und alles rüttelt.
Mit neuen Erkenntnissen über die Goldgewinnung setzen wir unseren Roadtrip durch Neuseelands Nordinsel fort. Auf dem Weg nach Puhoi – unserer nächsten Station – fahren wir an Auckland vorbei. Hier haben wir unsere Reise gestartet und hier beenden wir sie auch. Nun bleiben uns aber noch ein paar Tage, sodass wir auf dem Highway No. 1 durch die Grossstadt durchfahren und uns noch etwas vom nördlichen Teil der Nordinsel ansehen.
Puhoi’s Hauptattraktionen sind eine Kirche und ein Pub
Puhoi ist eine historische Kleinstadt in Neuseeland. Die Hauptattraktionen sind schöne, alte Gebäude wie zum Beispiel die St Peter und St Paul Kirche inmitten der Ortschaft oder The Puhoi Pub Hotel aus dem Jahr 1879.
Whangarei Falls
Wir folgen dem Highway No. 1 weiter in nördliche Richtung bis Whangarei. Von Puhoi aus erreichen wir die Wasserfälle nach rund zwei Stunden. Über einen gut ausgebauten Wanderweg erreichen wir nach rund 30 Minuten die Whangarei Falls. Der Wasserfall ist 26 Meter hoch und der Otuihau Whangarei Falls Loop ist rund 1 km lang und einfach begehbar.
Wir sind noch immer unterwegs in den Norden. Da uns jedoch die Zeit wegrennt, werden wir es auf diesem Neuseeland Roadtrip nicht ans Cape Reinga – ganz im Norden des Landes – schaffen. Doch ein bisschen weiter geht’s noch.
Hundertwasser Toiletten in Kawakawa
Kawakawa ist ein ganz gewöhnliches, kleines Dorf in Neuseeland. Trotzdem lohnt sich ein Stopp, denn hier befindet sich das wohl meist fotografierte WC von Neuseeland. Die öffentlichen Toiletten wurden von Friedensreich Hundertwasser entworfen und sind nun ein Touristenmagnet. Es ist schon erstaunlich, mit welchen Attraktionen Touristen angelockt werden.
Historischer Küstenort Russel
Einmal mehr zieht es uns ans Meer. Und zwar ins historische Russel. Bei schönstem Wetter spazieren wir durch das gemütliche, verschlafene Dorf und staunen nicht schlecht, als wir auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht den Ort Paihia sehen. An der Ostküste der Nordinsel Neuseelands gibt es immer wieder Halbinseln, die durch Meeresarme eine wunderschöne Landschaft entstehen lassen.
Russel hat nur etwa 1’100 Einwohner und ist ein verschlafenes Dorf. Ganz im Gegensatz zum sehr touristischen Paihia das auf der gegenüberliegenden Seite einer Bucht liegt. Nach einem kurzen Besuch in Paihia sind wir sehr froh dem grossen Touristenstrom aus dem Weg zu gehen und geniessen die Ruhe in Russel umso mehr.
Die Geschichte von Russel ist sehr turbulent. Auf Schritt und Tritt begegnen wir historischen Gebäuden und Stätten und selbst die Polizei ist in einem schönen, historischen Gebäude zuhause.
Eines der interessantesten Gebäude in Russel ist die historische, französische Buchdruckerei von Pompallier. Dieses Gebäude wurde im Jahre 1842 erbaut und ist somit das älteste katholische Gebäude, aber auch das älteste Industriegebäude Neuseelands. Im Jahre 1838 sind ein französischer Bischof, ein Priester und ein Bruder mit einem Schiff in Hokianga gelandet. Im Jahre 1839 sind diese nach Russell gezogen, um hier das Hauptquartier der römisch-katholischen Kirche zu gründen.
Um die Lehre des Katholizismus zu verbreiten, wurde die Druckerei erbaut und 40’000 Bücher in der Sprache der Maori gedruckt. Spannend zu erfahren, dass sämtliche Seiten der Bücher auf dieser Druckerpresse hergestellt worden sind. Das Leder, um die Bücher einzufassen, wurde in der hauseigenen Gerberei gegerbt und für die Weiterverarbeitung präpariert. Die einzelnen Buchseiten wurden gefalzt, zusammengebunden, geklebt und zurecht geschnitten. Am Ende wurden die Bücher mit dem Leder eingefasst und an die Maoris verteilt.
Diese Informationen erhalten wir auf der Führung und auch über die Geschichte dieses historischen Gebäudes erfahren wir einiges. Zudem wird uns der ganze Prozess des Buchdruckes, die Lederherstellung und das Leben der Missionare erklärt. Die Führung hat uns extrem gut gefallen und wir können die lehrreiche Tour wärmstens weiterempfehlen.
Unterkunft in Russell
Genevieve’s on Du Fresne – Tolle, ruhige Lage, nahe zum Strand. Geräumige Zimmer. Kostenfreies WLAN.
Commodores Lodge – Grosszügige Studios an zentraler Lage. Der Hafen ist praktisch vor der Haustür. Fährbetrieb zwischen Russell und Paihia.
Kerikeri und die Bay of Islands
Von Russell fahren wir weiter nördlich nach Kerikeri. Auf der Fahrt geniessen wir eine superschöne Aussicht auf die Bay of Islands. 140 Inseln gibt es in der Umgebung und ist ein beliebtest Ziel für Einheimische und Touristen. Segeln und Tauchen sind zwei er besonders beliebten Sportarten in den Gewässern von der Bay of Islands.
Auch in Kerikeri gibt es ein historisches Gebäude. Das Store House, das zwischen 1832 und 1836 erbaut wurde. Es ist das älteste Steinhaus in Neuseeland.
Leider sind wir bereits am nördlichsten Punkt unserer Reise angelangt. Schade, denn wir wären gerne noch weiter in den Norden, bis ans Kap Reinga gefahren. Dort befindet sich nämlich der 90 Mile Beach. Der wunderschöne Sandstrand bleibt also noch auf unserer Reisewunschliste und ist ein Grund wieder nach Neuseeland zu kommen.
Unterkunft in Kerikeri
Stay Kerikeri – Liebevoll eingerichtete Studios mit Küchenzeile. Sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Opononi – Siedlung an der Westküste der Nordinsel
Für uns heisst es nun umdrehen und wieder Richtung Süden fahren. Unser Endziel ist Auckland. Bevor wir jedoch unseren Camper zurück geben müssen, bleiben uns noch wenige Tage.
In der Siedlung Opononi erreichen wir wieder das Meer. Diesmal sind wir jedoch an der Westküste. Eine riesige Sanddüne begrüsst uns schon von weitem. Wir parken unseren Wagen und spazieren zum Aussichtspunkt. Von dort können wir in der Ferne die grosse Sanddüne sehen. Als wir zum Auto zurückkommen, wartet eine böse Überraschung. Im Auto gleich neben unserem Camper wurde eingebrochen. Die beiden Reisenden sind aus Israel. Ihnen wurde sämtliches Geld, Bankkarten, Elektronik und die Pässe gestohlen. Leider ist dies nicht das erste Mal, dass wir hier in Neuseeland Zeugen eines Autodiebstahls sind. Vor allem auf abgelegenen Parkplätzen, von wo aus Leute zu Wanderungen starten, ist das Risiko hoch.
Unser Tipp an dieser Stelle: Niemals Wertgegenstände sichtbar im Fahrzeug liegen lassen.
Waipoura Kauri Forest
Etwas fehlt uns noch auf unserem Roadtrip durch Neuseelands Nordinsel. Die riesigen Kauri Bäume. Deshalb fahren wir am nächsten Morgen zum Waipoua Kauri Forrest, ein Highlight an der Westküste. Die Öffentlichkeit hat grossen Druck gemacht und nur so hat dieser Wald mit dem grössten Kauri Baumbestand von Neuseeland überlebt. Seit 1952 steht der Waipoua Kauri Forrest unter Schutz.
Zum Glück, denn grosse Flächen wurden abgeholzt und nur wenige der uralten Bäume haben überlebt. Erst wenn ein Wald geschützt ist, kann der extremen Abholzung entgegengewirkt werden.
Kauris können bis 2’000 Jahre alt werden und bis zu 50 Meter Höhe erreichen. Wir sehen uns zuerst den Tane Mehuta (Gott des Waldes). Er ist der grösste lebende Kauri in Neuseeland. Der Riese ist über 51 Meter hoch, hat eine Stammhöhe von 18 Meter und einen Umfang von 14 Meter.
Der nächste Riese ist Te Matua Ngahere (Vater des Waldes) . Dieser Baum ist „nur“ 30 m hoch, hat aber einen Umfang von über 16 Meter. Ziemlich beeindruckend, finden wir. Mit diesen Massen ist Te Matua Ngahere der zweitgösste, lebende Kauri in Neuseeland.
Den Kauri Yakas erreichen wir nach einer kurzer Wanderung durch superschönen Wald. Yakas ist 44 m hoch und hat einen Umfang von gut 12 Meter. Er ist der 7. grösste Kauri in Neuseeland. Wir fühlen uns extrem klein im Gegensatz zu diesen lebenden Giganten.
Matakohe Kauri Muesum – Letzter Stopp auf dem Roadtrip durch Neuseeland
Ein bisschen weiter südlich in Matakohe besuchen wir das spannende Kauri Museum. Hier erfahren wir alles über diese riesigen Bäume und die Wälder von Neuseeland, aber auch die Nutzung und Abholzung. Im Museum wird die ganze Geschichte der Wälder Neuseelands aufgezeigt. Wir können ein Sägewerk aus der Pionierzeit besichtigen, eine gewaltige Sammlung von Motorsägen und anderen Werkzeugen bestaunen. Auch die Gewinnung und Verarbeitung von Kauriharz, sowie eine riesige Sammlung des neuseeländischen Bernsteins (Fossiles Harz) ist ausgestellt.
Im Vordergrund ist ein Querschnitt von einem Stamm des Balderston Kauris. Dieser Kauri wurde von der Abholzung verschont, fiel aber einem Blitzschlag im Jahre 1986 zum Opfer und musste gefällt werden. In einer sehr aufwändigen Aktion wurde der Stamm zersägt und das Museum ist seither im Querschnitt ausgestellt.
Hier endet nun auch unsere Reise durch Neuseeland. Auf den letzten Kilometern bis Auckland lassen wir nochmals die letzten Wochen Revue passieren. Schön war’s!
Roadtrip Neuseeland – Weitere Berichte
Die Nordinsel hat soviel zu bieten, dass wir für den Blog zwei Berichte geschrieben haben. Im ersten Teil reisen wir in die Grossstadt Auckland und die Hauptstadt Wellington, aber wir erzählen dir auch mehr über unser Missgeschick mit dem Camper und vielen Sehenswürdigkeiten auf der Nordinsel.
Du willst auch die Südinsel bereisen? Dann schau hier vorbei: Sehenswürdigkeiten auf Neuseelands Südinsel
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