Eigentlich steht uns ein unspektakulärer Reisetag in Argentinien bevor. Wir wollen ein Stück vorwärts kommen und haben 400 km Fahrt auf Teerstrassen vor uns. Beim Blick auf unsere Strassenkarte glauben wir, dass es entlang der Strecke auch nichts Grossartiges zu sehen gibt. Einzig der Cerro de los Siete Colores bei Calingasta klingt spannend. Aber wie so oft kommt es anders als man denkt. Durch kleine Zufälle wird ein ganz normaler Tag zum richtigen Highlight.
Kennst du das auch? Du stehst auf und erwartest nichts Besonderes vom bevorstehenden Tag. Und dann, durch kleine Zufälle verwandelt sich der Tag in ein erlebnisreiches Highlight. So ist es uns kürzlich im Nordwesten Argentiniens ergangen. Unser Plan ist vom Ischigualasto Nationalpark bis zum El Leoncito Nationalpark zu fahren. Für die Strecke von 400 km rechnen wir mit fünf bis sechs Fahrstunden.
Die Nacht haben wir mitten in der Natur verbracht. Einen freien Stellplatz zu finden, ist im dünn besiedelten Nordwesten des Landes zum Glück fast nie ein Problem. Um 8 Uhr wecken uns die ersten Sonnenstrahlen. Es ist noch frisch, trotzdem stehen wir auf, frühstücken gemütlich und machen uns gestärkt auf den Weg. Lange Strecken fahren wir nur selten und so sind 400 km an einem Tag viel für uns. Langsam reisen und möglichst viel sehen, ist unser Ding. Aber manchmal gehören halt auch solche Fahrtage dazu. Dass der Tag jedoch alles andere als langweilig wird und durch welche Zufälle er unvergesslich bleibt, erzählen wir dir gleich.
La Ciénaga und Quebrada de Jáchal – Berge und Schluchten
Von der holprigen Kiesstrasse unseres Camps erreichen wir nach wenigen Minuten die Ruta 150. Wir fahren am Parkeingang des Ischigualasto Nationalparks vorbei, wo wir uns gestern die faszinierende Natur und Mondlandschaften angesehen haben. Die ersten 20 km auf der RN 150 sind unspektakulär. Wir fahren auf der gut ausgebauten Teerstrasse bis sich das Landschaftsbild plötzlich ändert. Auf einen Schlag wird die Strasse kurvig und es geht stetig bergauf. Marcel liebt Passstrassen und bereits nach den ersten Kurven hat er ein konstantes Grinsen auf dem Gesicht. Auch ich bin am Staunen, denn wir befinden uns plötzlich in einer Schlucht.
Die Strasse verläuft am Rio de la Peña entlang. Die Schlucht ist eindrücklich und wir stoppen ein paarmal und bestaunen die schöne Natur. Der Höhepunkt ist jedoch der Canyon, den wir von einem Aussichtspunkt aus bestaunen können.
Wir schauen uns an und sagen: „Die Strecke ist ja gar nicht langweilig. Da sind wir ja gespannt, was sonst noch kommt.“
Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir die RN 40, auf der wir eigentlich bis Jáchal fahren wollen. Bis dahin sind es jedoch noch 50 km und es ist bereits 11 Uhr. In Argentinien wird die Siesta sehr ernst genommen und strikte eingehalten. Einkaufen zwischen 13 und 17 Uhr ist praktisch unmöglich. Wir sind schon mehr als einmal vor geschlossenen Türen gestanden. Da unsere Vorräte praktisch aufgebraucht sind, wollen wir nichts riskieren und bei der nächstbesten Gelegenheit einkaufen gehen.
So biegen wir also ab und machen einen kleinen Umweg nach Huaco. In der kleinen Ortschaft gibt es einen Dorfplatz und ein paar Häuser. Wo Menschen leben, gibt es auch Einkaufsmöglichkeiten. Denn die Leute müssen ja auch von etwas Leben. Wir finden einen Laden mit Gemüse, Brot, Butter und Fleisch. Perfekt, hier kriegen wir das Wichtigste.
Da vermutlich nur selten Reisende aus Europa in diesem kleinen Laden einkaufen, komme ich mit dem Verkäufer ins Gespräch. Der ältere Herr schaut mich an und fragt, wohin wir als nächstes fahren. Ich sage ihm, auf der Ruta 40 in südliche Richtung. Er meint, wir sollen statt direkt auf die Ruta 40 unbedingt auf der Ruta Provincial 491 nach Jáchal fahren. Die Fahrt sei wunderschön. Während ich am Einkaufen bin, hinterfragt Marcel unsere Route und ist ebenfalls auf die Idee gekommen über die RP 491 zu fahren.
Mit frischem Brot, etwas Gemüse und einem feinen Stück Fleisch im Kühlschrank geht’s weiter. Vom Dorf geht es den Hügel hinauf zu einem Aussichtspunkt. Wir überblicken das Dorf Huaco im Tal und haben eine super Sicht auf die hügelige Umgebung. Die RP 491 führt durch das Gebiet La Ciénaga und tatsächlich, eine wunderschöne Gegend. Mensch, wie schade wäre das gewesen, hätten wir diesen Teil verpasst. Witzig, wie ein simpler Einkauf den Tag so spontan verändern kann.
Inzwischen ist es bereits 14 Uhr und wir noch lange nicht am Ziel. Zudem gibt es ja auf dem Weg noch den Cerro de los Siete Colores bei Calingasta. Wir bezweifeln inzwischen, dass wir es heute noch in den El Leoncito Nationalpark schaffen. Zum Glück sind wir frei und können unsere Pläne jederzeit ändern.
Traumhafte Aussicht auf die Anden
Auf der Ruta 40 geht es zügig voran und wir erreichen schon bald die Abzweigung. Entlang der Ruta 40 haben wir bereits schneebedeckte Berge gesehen. Als wir auf die RP 436 und dann auf die RN 149 wechseln, fahren wir direkt auf die hohen Berge zu. Das sind die Anden und dahinter befindet sich Chile. Wow, was für ein Panorama.
Die Zeit rennt. Es ist bereits 17 Uhr. Zum Glück geht die Sonne erst in 1.5 Stunden unter. In Calingasta, einer kleinen Ortschaft, kommen wir zum ersten Mal in Südamerika in eine Früchte Kontrolle. Obst mit Kernen, unter anderem Äpfel, müssten wir eigentlich abgeben. Wir haben zwei Äpfel dabei und sagen das, als wir danach gefragt werden. Der freundliche Kontrolleur meint nur: «Wenn ihr die Äpfel bald esst, dürft ihr weiterfahren.» Keine 5 km weiter werden wir erneut gestoppt. Diesmal von der Polizei. Die beiden Polizisten wollen nur unsere Papiere sehen, alles bestens. Wir dürfen weiterfahren.
Naturwunder Cerro Alcázar und Cerro de los Siete Colores in Calingasta
Die nächste Überraschung und für uns das absolute Highlight des Tages folgt 20 km nach Calingasta. Ohne grosse Erwartungen fahren wir dem Wegweiser nach, der zum Cerro Alcázar führt. Von der Hauptstrasse führt eine unbefestigte Strasse 800 m in eine Schlucht hinein. Die Fahrt wird mit jedem Meter spektakulärer. Plötzlich sind wir umgeben von leuchtend gelben und weissen Felsformationen.
Am Ende der Schlucht bleiben wir stehen und staunen. Wow! Wo sind wir denn jetzt gelandet. In dem Moment ist für uns klar, hier bleiben wir für die Nacht. Der Parque Nacional El Leoncito muss bis morgen warten, denn dieser Traumkulisse können wir nicht widerstehen.
Marcel steigt ein Stück hoch auf den Hügel. Von hier oben sieht unser Camper ziemlich klein aus.
Bei einem kühlen Bier beobachten wir, wie sich die Farben des Cerro Alcazar stündlich verändern. Das erste Foto hat Marcel um 18 Uhr, das Zweite um 19 Uhr und das Dritte um 20 Uhr aufgenommen. Ein herrliches Farbenspiel.
Dass nur wenige hundert Meter hinter diesen Felsformationen ein weiteres Highlight wartet, erfahren wir am nächsten Morgen. Nach einem gemütlichen Frühstück bei dieser unglaublich schönen Aussicht setzen wir unsere Fahrt fort. Diesmal unterschätzen wir jedoch den Tag nicht. Bestimmt hat auch dieser Tag mehr zu bieten, als wir erwarten. Und genauso ist es.
Zurück auf der RN 149 biegen wir nur wenige Kilometer weiter erneut ab. Ein Rundweg führt in die farbige Bergwelt zum Cerro de los Siete Colores (Berg mit den sieben Farben). Unglaublich, was die Natur geschaffen hat. Sowas haben wir im Leben noch nie gesehen. Der Cerro de los Siete Colores in Calingasta lässt uns einmal mehr sprachlos dastehen.
Wenn du durch Südamerika reist, wirst du öfters dem Namen Cerro de los Siete Colores begegnen. Egal, welche farbige Bergkette du besuchst, jede ist anders und sehenswert sind sie alle.
In Argentinien sind wir bereits bei drei von diesen Bergen mit 7 Farben gewesen. Einer davon befindet sich im Humahuaca Tal. Du kannst den Cerro de los Siete Colores in Purmamarca in einem Tagesausflug von Salta aus besuchen oder am besten planst du gleich eine Übernachtung mit ein.
In diesem Bericht findest du mehr über die Berge mit den 7 Farben in Purmamarca
So, jetzt ist es aber an der Zeit, dass wir endlich in den El Leoncito Nationalpark kommen.
Hat sich bei dir auch schon ein ganz normaler Tag zu einem unvergesslichen Erlebnis gewandelt?
Hallo ihr Lieben
Das ist ja wirklich traumhaft schön und die genialen Farben, was uns doch die Natur alles schenkt und wir danken es ihr viel zu wenig. So spannend was ihr alles erleben dürft und wir durch eure Berichte und Bilder auch teilhaben können.
Liebe Grüsse aus der Heimat
Ja, die Farben sind unglaublich. Wir sind immer wieder erstaunt darüber, was die Natur alles geschaffen hat. Es gibt soviel spannendes zu sehen und immer wieder gibt es neue Entdeckungen.
Vielen Dank für deine liebe Nachricht und wir senden herzliche Grüsse in die Heimat.
Hallo Ihr Beiden,
bei den Vorbereitungen für unsere SüdamerikaReise (Verschiffung im August) sind wir natürlich wieder einmal auf Eure wunderbare HP gestossen :-). Danke für die traumhaften und sehr interessanten Berichte. Wir müssen uns da noch in Ruhe durchackern, aber wir denken, wir werden versuchen, einige von Euren Zielen anzusteuern. Wir würden auch noch gerne mehr erfahren
Reisehungrige Grüße – noch aus Linz/Östesreich
Lisi & Martin