Ein Jahr Südamerika – Was wir lieben, was uns nervt und wie es weitergeht

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  • Beitrag zuletzt geändert am:16. Mai 2021
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47 Jahre hat es gedauert bis wir es endlich nach Südamerika geschafft haben. Einerseits, weil wir Asien, Australien und Europa dem amerikanischen Kontinent als Reiseziel vorgezogen haben. Andererseits haben uns Erzählungen von Überfällen und Diebstählen lange von einer Reise abgehalten. Ein ganzes Jahr Südamerika liegt inzwischen hinter uns und wir sind überglücklich, den Schritt gewagt zu haben. Südamerika hat unglaublich viel zu bieten und in einem Jahr haben wir nur einen kleinen Teil gesehen.

Beim Gedanken an Australien und Asien schlägt unser Herz höher. Jetzt, wo wir ein Jahr Südamerika hinter uns haben, ist ein neues Lieblingsland und ein neuer Lieblingskontinent dazugekommen. Argentinien und die Antarktis. Es scheint, uns haben es Länder und Kontinente, die mit dem Buchstaben A anfangen, angetan.

Vor einem Jahr

Etwas mehr als ein Jahr ist es her, seit wir mit dem Frachtschiff in Montevideo angekommen und zum ersten Mal auf südamerikanischem Boden gestanden sind. Wenn wir daran denken, kommt uns die Zeit wie eine Ewigkeit vor. Wir durften so viele schöne Orte sehen, herzensgute Menschen kennen lernen und fühlten uns an den meisten Orten willkommen.

Was ist in dem einen Jahr Südamerika passiert? Viel. Das beweisen tausende Fotos und Video-Clips auf unserer Harddisc. In diesem Bericht wollen wir aber nicht unsere Reise durch Argentinien, Chile, Uruguay, Paraguay und den Blitzbesuch in Brasilien zusammenfassen. Wir lassen einfach unseren Gedanken freien Lauf und listen ein paar unserer Erfahrungen auf.

Ein Jahr Südamerika – 25 Fakten unseres ersten Jahres in Südamerika

«Passt auf euch auf. Südamerika ist gefährlich.» Diesen Satz haben wir immer wieder gehört und geglaubt. Obwohl uns Südamerika schon lange reizte, liessen wir uns von negativen Erzählungen beeinflussen. Ja, viele Reisende sind in Südamerika überfallen oder ausgeraubt worden. Es sind aber um ein Vielfaches mehr Reisende, die mit wunderschönen Erlebnissen und ohne Zwischenfälle wieder zurückgekehrt sind und von der Schönheit Südamerikas und den herzlichen Menschen schwärmen. In diesem Jahr ist uns einmal mehr bewusst geworden, dass der Grundmensch ein guter Mensch ist. Er will glücklich sein, das Gemeinschaftswohl ist ihm wichtig und er ist hilfsbereit. Klar gibt es Idioten und Verbrecher, aber die gibt es überall auf der Welt.

  1. Die hilfsbereitesten und gastfreundlichsten Menschen haben wir in Argentinien, Uruguay und im Chaco in Paraguay kennengelernt.
  2. Die Gelassenheit der Südamerikaner, insbesondere die der Argentinier, ist göttlich. Und manchmal nervig. Dann, wenn etwas effizient vorwärts gehen soll und sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen. Trotzdem, da könnten wir uns ein Stück davon abschneiden.
  3. 12 Mal haben wir die Grenze passiert. Die Hälfte davon zwischen Chile und Argentinien.
  4. In Argentinien sind viele Campingplätze in Nationalparks oder von der Gemeinde «Municipal Camping» kostenlos. Den Schönsten haben wir im Perito Moreno Nationalpark gesehen. Auf Anmeldung können Besucher in Refugios in wunderschöner Natur auf der Halbinsel Belgrano übernachten.
  5. Preise in Argentinien ändern fast täglich.
  6. In der Zwischensaison begegnen wir äusserst selten andere Overlandern.
  7. Auf den Hauptreiserouten (Ruta 3 an der Ostküste Argentiniens, Ruta 40 entlang der Anden, Carretera Austral in Patagonien) treffen wir massenhaft Reisende. Von riesigen Trucks mit allem Schnickschnack bis zu Radfahrern ist alles dabei.
  8. Wir lernen superliebe Menschen kennen, die uns ans Herz wachsen.
  9. Öffentliche Toiletten sind Mangelware.
  10. YPF Tankstellen sind uns ans Herz gewachsen. Ja, richtig gelesen. Tankstellen. Auch an abgelegenen Orten gibt es bei der YPF oft gemütliche Cafés und WiFi. Und manchmal sogar super Duschen mit heissem Wasser.
  11. Die Siesta dauert ewig. In kleineren Orten in Argentinien und Chile wird die Siesta strickt von 13 bis 17 Uhr eingehalten. Wir lernen schnell, am Vormittag einkaufen ist am besten.
  12. Müllverbrennungsanlagen scheint es in Südamerika kaum zu geben. Besonders schlimm empfinden wir die offenen Müllkippen an verschiedenen Orten in Argentinien, wo der Müll einfach entlang einer Strasse in die Natur gekippt wird.
  13. Nach einem Jahr Südamerika vermissen wir richtig gutes Brot wie verrückt. Es gibt zwar überall Bäckereien (Panaderias), die jedoch überall nur Weissbrot, Weissbrot und nochmals Weissbrot verkaufen. In seltenen Fällen gibt es dunkles Brot, das genauso schmeckt wie das Weissbrot. Wenn man das Brot länger als zwei Tage aufbewahrt, schmeckt das Brot wie Karton.
  14. Chile ist teuer. Wir zahlen in Villa Rica für eine Pizza mit einem Glas Wein für zwei Personen € 50. Das kann sich kaum ein Einheimischer leisten.
  15. Die meisten südamerikanischen Hunde sind zutraulich und haben einen guten Charakter.
  16. In der Pampa und ausserhalb grosser Städte fühlen wir uns sehr sicher.
  17. Freistehen ist in Argentinien und Uruguay einfach und wir finden die schönsten Plätze.
  18. Landschaftlich ist Südamerika gigantisch und unglaublich abwechslungsreich. Küste, Berge, Gletscher, Wüste und Hochebenen.
  19. Es gibt unglaublich viele Wellblechpisten in Südamerika.
  20. Der Bargeldbezug ist in Argentinien und Chile nicht einfach oder mit sehr hohen Gebühren verbunden.
  21. Vor korrupter Polizei sind wir bis jetzt verschont geblieben.
  22. Wind ist ein andauerndes Thema. Zum Campen und kochen. Oft dreht er über Nacht oder auch während dem Tag auf einen Schlag um 180 Grad.
  23. Der Wind in den Anden und Patagonien ist von nervtötend bis zermürbend.
  24. Wettervorhersagen und Wetter-Apps sind für Südamerika unbrauchbar.
  25. Die Mobilfunkabdeckung in Patagonien ist so lückenhaft wie ein Sieb.

Unsere Südamerika Highlights

Hinter uns liegt ein Jahr voller faszinierender Landschaften und Tierbegegnungen.

Immer wieder werden wir gefragt: «Wo hat es euch am besten gefallen? Welchen Ort würdet ihr wieder besuchen?»

Fotos sagen bekanntlich mehr als tausend Worte. Diese 14 Fotos reflektieren unsere Highlights von 12 Monaten Südamerika. Diese Liste ist nicht abschliessend und es fällt uns schwer, uns zu entscheiden. Wenn du mehr Berichte über Südamerika lesen willst, findest du hier alle Berichte: Südamerika Blog

1. Quebrada de Humahuaca, Farbenwunder der Natur.

Reni und Marcel am Hornocal

2. Faszination Puna im Norden Argentiniens. Hier im Valle Luna.

Valle Luna in der Puna

3. 4×4 Abenteuer zur Mina Mejicana. Offroad in Argentinien.

Mina Mejicana in Argentinien

4. Pinguin Island an der Ostküste Argentiniens bei Puerto Deseado.

Pinguin Island in Argentinien

5. Im Chubut Tal erinnert die Landschaft an das Monument Valley.

Chubut Tal in Argentinien

6. Orcas und Whale Watching auf der Halbinsel Valdes.

Orcas auf der Halbinsel Valdes

7. Traumhafte Tage im Torres del Paine Nationalpark in Chile.

Reni und Marcel im Torres del Paine

8. Faszinierende Bergwelt beim Cerro Fitz Roy und Cerro Torres im Los Glaciares Nationalpark.

Reni und Marcel am Fitz Roy

9. Gigantische Iguazu Wasserfälle in Argentinien und Brasilien.

Reni und Marcel Iguazu Fälle

10. Tierische Begegnungen im Sumpfgebiet Iberá.

Capybara in Argentinien

11. Im Weinanbaugebiet Cafayate haben wir unseren Lieblingsweisswein gefunden. Den Torrontes. Und die Umgebung kann sich auch sehen lassen.

Cafayate Ruta 68

12. Unvergessliche Begegnungen im Chaco in Paraguay. Spontan sind wir von einer lieben Familie zum BBQ eingeladen worden. Ein Abend, der uns für immer in Erinnerung bleiben wird.

Chaco in Paraguay

Das grösste Highlight der letzten 12 Monate ist ganz klar die Expeditionsreise in die Antarktis. Die Tierwelt in Südgeorgien hat uns aufs tiefste berührt und es vergeht kein Tag, an dem wir nicht an diesen unglaublichen Ort dieser Welt denken. Wenn wir die Antarktis in einem Wort beschreiben müssten: Einzigartig

Königspinguine in Südgeorgien

Reni und Marcel Antarktis

Interessante Fakten

  • Das beste Vollkornbrot haben wir in San Bernardino in Paraguay am Markt gekauft.

Markt San Bernardino Paraguay

  • 18 kg gemahlenen Kaffee haben wir in einem Jahr gebrüht und getrunken. Die Kaffees die wir auswärts getrunken haben nicht mitgezählt.
  • Eine einzige Nacht haben wir in einem Hotel übernachtet. Die restlichen 364 Nächte haben wir im Camper geschlafen.

Campen in Argentinien

  • Wir sind mehr als ein ganzes Jahr nicht geflogen.

Unser Camper Taku – Zuverlässiger Reisebegleiter

  • 0 Reifenpannen
  • 1 Reparatur (Alternator)
  • 2 losvibrierte Schrauben bei den Bremsen
  • 3 Ölwechsel
  • In einem Jahr Südamerika sind wir 24’000 km gefahren.

Wie geht unsere Reise weiter?

Südamerika ist riesig und bei unserem Reisestil reicht ein Jahr nirgends hin. Von insgesamt zwölf Ländern Südamerikas, haben wir es gerademal geschafft vier davon intensiv zu bereisen. Wir haben also noch einiges vor uns.

Da wir es lieben langsam zu reisen und uns auch regelmässig auf den Strassen abseits der ausgetretenen Pfade bewegen, sind wir noch lange nicht fertig mit Südamerika. Nach einem Jahr ist für uns aber Zeit für eine Pause. Aber keine Angst, wir werden unsere Südamerika Reise fortsetzen.

Vielen Dank, dass du da bist und unsere Reise mitverfolgst.

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Dieser Beitrag hat 13 Kommentare

  1. Kerstin und Sascha

    Sehr schön, vielen Dank für den Bericht. Wir sind ja auch „gefühlt grade erst, am 06.2019“ wiedergekommen. Da wir mit den Motorrädern und Zelt unterwegs waren können wir das mit dem Wind sehr gut nachvollziehen. Manchmal war es schon grenzwertig zu fahren, bei bis zu 130km/h Seitenwind… Als WetterApp kann ich „Windy“ empfehlen, hat eigentlich immer gepasst (jedenfalls für dei nächsten 24h…). Zum Wind haben wir ein FahrVideo bei Youtube eingestellt, da sieht man das ein wenig… Weg von Ushuaia Richtung Norden.

    Das mit der Corona-Gemütsänderung bei den Einheimischen habe wir auch schon von anderen Reisenden gehört, aber genauso viele gute Nachrichten wo Einheimische Reisenden geholfen haben, also wird das ein wenig wie mit den generellen Warnungen sein…

    LG Kerstin und Sascha

    1. Reni

      Hallo Kerstin und Sascha,
      Vielen Dank für eure Nachricht. Ou ja, dass fahren mit Seitenwind auf dem Motorrad grenzwertig sein kann, können wir uns vorstellen. Wir haben immer wieder gedacht, welche Windstärke wohl das Maximum ist, dass man sich auf einem Motorrad noch halten kann. Vorallem bei den teilweise superstarken Böen. „Windy“ haben wir uns auch runtergeladen. Für den Wind passt es meistens recht gut, die Wettervorhersage war bei uns meist recht unzuverlässig.
      Gerne schauen wir bei euch mal auf dem YouTube Kanal vorbei. Das Fahr-Video klingt spannend.
      Auch wir haben von verschiedenen Reaktionen der Einheimischen gehört. Auf der ganzen Reise (bis auf ganz wenige Ausnahmen) haben wir eigentlich nur hilfsbereite und liebenswürdige Menschen kennen gelernt.
      Liebe Grüsse, Reni

  2. GreekFamilyTravel

    Perfect article and photos as always

  3. Gabi

    Wie immer spannend Euer Reisebericht. Wie schnell ändern sich Menschen (auch hier in Europa) wenn es schwierig wird oder andere Umstände eintreten. Ich freue mich mit Euch daß Ihr nach Hause konntet. Wenn man schon ein bisschen müde ist und Familie und Freunde fehlen, ist das „eigene“ Bett unschlagbar.
    Die Sache mit dem Müll findet man ja leide oft auf der Welt – das tut mir auch immer in der Seele weh, wenn gar kein Bewusstsein für die Umwelt da ist.
    Ich hätte wahrscheinlich schon einen Kredit für das Essen oder den Wein gebraucht, haha. 1/8 Wein ist ja gar nichts zu einer Pizza. Liebe Grüße Gabi ich werde noch ein wenig auf Eurem Blog herumreisen.

    1. Reni

      Vielen Dank, liebe Gabi. Für dein Feedback und dass du immer wieder auf unserem Blog reist. Das freut uns unglaublich.
      Wir sind froh zurück zu sein. Besonders in der aktuellen Situation schätzen wir ein richtiges zu Hause sehr.
      Da hast du recht. Die Sache mit dem Müll ist immer wieder ein Thema. Was uns halt schockt ist, dass auch in entwickelten Ländern jeglicher Müll einfach am Strassenrand, in Flüssen und im Meer landen.
      Liebe Grüsse und jetzt mache ich auch gleich einen Ausflug auf deinen Blog.

  4. Michael

    Tolle Zusammenfassung eurer Erfahrungen in Südamerika! Zum Vergleich wäre es natürlich interessant eine ähnliche Liste für Asien zu haben!

  5. birgit simoner

    hallo aus klagenfurt in österreich.schon seit einiger zeit folge ich euren interessanten posts-auch deshalb,weil ich im herbst zum ersten mal nach südamerika wollte.mein 4.sabbatjahr von meinem beruf als gymnasiallehrerin wird nun wohl ein wenig anders laufen🙈aber ich hoffe auf 2021.inzwischen werde ich mich einfach gut vorbereiten.herzliche grüße,birgit

    1. Reni

      Hallo Birgit
      Vielen lieben Dank für dein Feedback. Ein Sabbatjahr in Südamerika klingt toll. Aber ja, dieses Jahr ist leider alles etwas anders. Wir drücken dir die Daumen, dass es für 2021 klappt. So bleibt wenigstens viel Zeit auf Blogs zu lesen und zu träumen.
      Viele Grüsse aus der Schweiz, Reni

  6. Daniel

    Hallo,

    Könnt ihr einmal sagen woran genau ihr den rassismus gegenüber europäischen Touristen festmacht? Gab es da spezielle Vorkommnisse, oder lag es am Verhalten der Polizei auf dem Weg nach Buenos Aires?
    Ich bin selbst im letzten März aus Vietnam „geflohen“, und auch dort wurde man als Europäer teilweise schon skeptisch angeschaut.

    Ich plane aktuell ein Sabbatjahr für 2022 in Südamerika und hoffe das sich bis dahin auch solche Themen wie die Skepsis Europäern gegenüber wieder gelegt hat und Reisen problemlos möglich ist.
    Aber vor einem Jahr dachte ich auch nach ein paar Wochen im Homeoffice sieht die Welt wieder normal aus 😜

    1. Reni

      Hallo Daniel

      Vielen Dank für deine Nachricht. Ach ja, auch wir dachten als wir diesen Bericht geschrieben haben, in ein paar Monaten sind wir dann wieder zurück in Südamerika. Scheint es dauert alles länger, als wir denken. Für 2022 stehen die Chancen doch schon mal.

      Das mit der abweisenden Bemerkung gegenüber Europäern war vorallem in Buenos Aires. Wir wurden beschimpft und es hiess, wir hätten das Virus hergebracht. Aber auch schon auf der Hinfahrt hat man uns das Gefühl gegeben, nicht willkommen zu sein. Dieses Verhalten ist jedoch total untypisch. Denn während unserer Reise durch Argentinien haben wir sonst durchwegs positive Erfahrungen gemacht. Argentinier sind sehr freundlich, hilfsbereit und offen. Vermutlich war das einfach eine Reaktion in der ersten schwierigen Zeit von Corona, wo noch alle total verunsichert waren. Freunde, die im Moment in Südamerika unterwegs sind, berichten sehr viel positives. Die Menschen sind freundlich und offen gegenüber Europäern.

      Viele Grüsse und gutes Planen für dein Sabbatjahr.

      Reni

  7. Alexander

    Super toller Artikel, da bekomme ich fast schon etwas Heimweh, nach 5 Jahren da drüben.

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