Der Ischigualasto Provinzialpark und der Talampaya Nationalpark in Argentinien stehen beide auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes. Beide Parks sind bei Reisenden sehr beliebt und für viele ein Muss, wegen der speziellen Landschaft und Felsformationen. Doch lohnt sich ein Besuch der beiden Parks im Nordwesten von Argentinien wirklich?
Die Entscheidung fällt uns diesmal schwer. Sollen wir uns beide Parks, den Ischigualasto und den Talampaya, ansehen oder uns auf einen beschränken? Nach unserer Recherche sind beide nicht besonders Besucherfreundlich und die Eintritte auch nicht gerade günstig. Es gibt kaum Aktivitäten für die individuelle Erkundung, denn beide Parks sind nur im Rahmen von Gruppenaktivitäten zu entdecken. Wir fragen uns: Lohnt sich ein Besuch der beiden Parks? Muss man sie wirklich gesehen haben? Oder gibt es Alternativen zum Ischigualasto Provinzialpark und dem Talampaya Nationalpark in Argentinien?
Auf Reisen müssen wir ständig sehr viele Entscheidungen fällen. Welche Route fahren wir, welche Orte schauen wir uns an, welche Strassen fahren wir, welche Sehenswürdigkeiten schauen wir uns an, wo schlafen wir, wo kaufen wir ein. Ständig müssen wir aufs Neue Entscheidungen fällen. So ist es auch mit dem Besuch von Attraktionen. Welche Nationalparks lohnen sich? Welche sollen wir auslassen? Wir haben zwar viel Zeit und reisen sehr langsam. Trotzdem können wir uns nicht alles anschauen.
Vom Ischigualasto Provinzialpark und Talampaya Nationalpark haben wir schon viel gehört. Die Landschaften sollen sehr schön und eindrücklich sein. Es muss ja einen Grund geben, wieso die beiden Parks auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes stehen. Wir haben aber auch von anderen Reisenden gehört, dass die Eintritte zu teuer sind für das, was die Parks bieten und es sich nicht lohne. Wir sind uns deshalb sehr unsicher, ob sich ein Besuch wirklich lohnt. Auch weil die beiden Parks nur im Rahmen von geführten Touren besucht werden können.
Nachdem wir uns genau erkundigt und im Internet Bilder der beiden Parks angeschaut haben, entscheiden wir uns für einen Besuch des Ischigualasto Provinzialpark, aber gegen den Besuch des Talampaya Nationalpark. Natürlich würden wir gerne alle Parks in Argentinien besuchen, das würde jedoch selbst den Rahmen unseres Zeitbudgets sprengen. So heisst es Prioritäten setzten und auf Attraktionen verzichten.
Unser Besuch im Ischigualasto Provinzialpark fällt beinahe ins Wasser
Am Morgen sitzen wir noch gemütlich hinter unserem Land Cruiser am Frühstücken. Wir haben einen schönen Schlafplatz an einer Seitenstrasse der Ruta Nacional 76 gefunden und hier eine ruhige Nacht verbracht. Es ist angenehm warm und es gibt kaum Wind. In den letzten Wochen war es am Morgen oft noch sehr kalt und windig und wir haben meist im Camper drinnen gefrühstückt. So geniessen wir diesen Moment umso intensiver. Da wir hinter unserem Land Cruiser sitzen, sehen wir leider nicht, was aus dem Süden auf uns zu kommt.
Plötzlich bläst uns die erste Windbö Staub in die Augen und dann geht alles ganz schnell. Im letzten Moment können wir noch reagieren und unsere Habseligkeiten festhalten, bevor alles davonfliegt. Der Wind wird immer stärker und im Nu sind wir von einer dichten Staubwolke umgeben. Die Sonne ist nur noch als diffuser Lichtpunkt zu erkennen. Wir retten alles in unser Fahrzeug und schliessen die Türen. Bereits hat sich eine Staubschicht auf unsere Fahrzeugeinrichtung gelegt. Die Luft ist gesättigt von Staub, es juckt in der Nase und unsere Augen Tränen. Was war das denn?
Wir hoffen noch, dass sich der starke Wind wieder legt aber statt weniger wird der Wind eher noch stärker. Wir packen alles zusammen und machen uns auf den Weg. Die Luft ist gesättigt von Sand und Staub, die Landschaft in einen Schleier gelegt und die Luft riecht entsprechend nach Staub. Die Sicht ist stark eingeschränkt und wir sehen nur gerade die Sträucher in unmittelbarer Nähe der Strasse. Keine Hügel, keine Berge, nichts ist mehr zu sehen von der Landschaft. Auch die Sonne ist nur noch ein diffuser Lichttupfer am Himmel.
So fahren wir entlang der Ruta Nacional 76 fast 100 km durch die diffuse Landschaft Richtung Süden. Wir kommen am Eingang zum Talampaya Nationalpark vorbei. Bei diesem starken Wind und den schlechten Sichtverhältnissen ist für uns endgültig klar, dass wir diesen Park einfach links liegen lassen und direkt zum Ischigualasto Provinzialpark fahren.
Wenige Meter vor der Kreuzung, wo die Ruta Nacional 150 zum Ischigualasto Provinzialpark abzweigt, sehen wir einen kleinen, blauen Fleck am Himmel. Dann reisst die Staubwolke auf und wir fahren in eine Welt mit Konturen, Hügeln, Bergen und blauem Himmel. Was für eine Wohltat. Wahnsinn, wie hier die Staubwolke einfach wie abgeschnitten ist. Endlich können wir wieder tief durchatmen. Leider führt uns die Ruta Nacional 150 erneut in die Staubwolke. Wieder nimmt die Sichtweite dramatisch ab und wir fragen uns, ob sich ein Besuch des Ischigualasto Provinzialparks so überhaupt lohnt.
Auf dem Parkplatz beim Parkeingang stellen wir unseren Land Cruiser ab. Von einem argentinischen Camper erfahren wir, dass der Park geschlossen ist und wegen des starken Windes keine Fahrten im Park möglich sind. Vom Aussichtspunkt beim Besucherzentrum des Parks können wir die staubige Landschaft bestaunen. Immer wieder wird von Windhosen Staub aufgewirbelt. Wird nun gerade unsere Entscheidung, den Ischigualasto Provinzialpark zu besichtigen, wieder über den Haufen geworfen?
Es ist Mittag. Der Park ist geschlossen. Kühler Wind bläst uns um die Ohren und die Sonnenstrahlen haben zu wenig Kraft die Staubwolke zu durchdringen. Wir sehen uns ratlos an und fragen uns, was nun? Genau. Wir gehen erst mal einen Kaffee trinken und warten ab. Vielleicht legt sich ja der Wind noch und die Staubwolke löst sich etwas auf.
Besichtigung des Ischigualasto Provinzialpark in Argentinien
Die Landschaft des Ischigualasto Provinzialparks wird auch als Valle de la Luna (Tal des Mondes) bezeichnet. Was für ein treffender Name. Rote Felswände und interessante Felsformationen prägen die karge Landschaft. Ein weiteres Highlight des Parks sind die Funde von Dinosaurier-Fossilien. Beim Eingang des Parks gibt es ein Restaurant, Toiletten, ein Museum mit Dinosaurierskeletten und einige kleine Shops mit Souvenirs.
Am Nachmittag lässt der Wind immer mehr nach. Dann hören wir plötzlich eine Durchsage der Parkverwaltung. Der Park ist wieder geöffnet und kann wieder besichtigt werden. Die nächste Besichtigung ist auf 13:30 Uhr angesagt. Da bereits viele Besucher auf den Einlass in den Park warten, lassen wir uns noch etwas Zeit und wollen nicht gleich auf die erste Tour.
Das Warten lohnt sich, denn die Staubwolke legt sich etwas und die Sicht wird gegen Abend besser. Um 15:00 Uhr findet die zweitletzte Tour statt und für diese kaufen wir uns Tickets.
Im Konvoi durch den Ischigualasto Provinzialpark
Der Parque Provincial Ischigualasto kann nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Im Konvoi fahren wir im eigenen Fahrzeug durch den Nationalpark. Im ersten Fahrzeug fährt ein Ranger des Parks mit. Es gibt eine festgelegte Route. Sie ist 40 km lang und es gibt fünf vorgegebene Stopps.
Stoppen dürfen wir nur an den definierten Orten und auch das Fahrzeug dürfen wir nur dort verlassen. Bei den Stopps muss die Gruppe zusammenbleiben und dem Ranger folgen. Dieser geht jeweils bis zu den Aussichtspunkten voraus und erklärt einige Dinge zum Park und den Gesteinsformationen.
Für uns ist das Fahren im Konvoi gewöhnungsbedürftig, aber mit der richtigen Einstellung passt’s prima. So müssen wir uns für einmal nicht auf die Route konzentrieren, sondern können einfach hinterherfahren.
Die Tour durch den Ischigualasto Provinzialpark dauert 3 bis 4 Stunden und kostet ARG 450 pro Person. Bei vier Stopps gibt es Aussichtspunkte, von wo aus man die Landschaft bestaunen kann. Sie heissen «Valle Pintado», «Cancha de Bochas», «El Submarino» und «El Hongo». Alle vier Lookouts bieten tolle Ausblicke auf spezielle Felsformationen. Ein weiterer Stopp liegt beim «Museo de Sitio William Sill». Hier gibt es ein supermodernes Gebäude mit einem kleinen Restaurant, Toiletten und den Fossilien zweier Dinosaurier. Ein Mitarbeiter des Parks erklärt den Besuchern die Fossilienfunde.
Alle fünf Stopps befinden sich entlang der ersten Hälfte der Strecke. Beim letzten dürfen wir dann im eigenen Tempo zurückfahren, denn es gibt keine offiziellen Stopps mehr. So fahren wir gemütlich entlang der eindrücklichen roten Felswand «Barrancas Coloradas» zurück zum Besucherzentrum. Auf diesem Stück können wir zwischendurch auch ganz kurz anhalten, um das eine oder andere Foto zu machen.
Gut zu wissen
- Öffnungszeiten: Das gesamte Jahr
- Eintritt für Ausländer: ARS 450 / CHF 8 / EUR 7
- Lage: An der Ruta Nacional 150 im Nordwesten von Argentinien
Wir verzichten auf den Besuch des Talampaya Nationalparks
Beim Talampaya Nationalpark haben wir uns gegen einen Besuch entschieden, denn auch dieser Park kann nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Es gibt keinerlei Aktivitäten für die individuelle Besichtigung des Nationalparks. Bei der Recherche sehen wir uns auch Fotos im Internet an, entdecken jedoch nichts, was wir nicht schon in ähnlicher Form in Argentinien gesehen haben. Die Landschaft mag zwar reizvoll und schön sein, doch rote Felswände gibt es an vielen anderen Orten im Norden von Argentinien auch.
Was gibt es im Talampaya Nationalpark? Eine kurze Einführung «Naturaleza y Cultura» ist im Eintrittspreis inbegriffen. Diese ist aber anscheinend nicht sehr beeindruckend. Will man die Landschaften des Talampaya Nationalparks besuchen, bleibt einem nur die Teilnahme an einer der Touren. Es gibt eine 2.5-stündige Tour mit Minibussen, die in den Canyon de Talampaya führt. Die 4-stündige Tour erfolgt mit einem 4WD LKW zum Canyon de Shima.
Bei den Touren wird man durch den Park gefahren und kann nur an den definierten Stopps aussteigen. Zeit für Wanderungen bleibt eigentlich keine und man muss als Gruppe zusammenbleiben. Ein individuelles erkunden der Natur ist nicht möglich.
Gut zu wissen
- Öffnungszeiten: Das gesamte Jahr
- Eintritt für Ausländer: ARS 400 / CHF 7 / EUR 6.50
- Minibustour zum Canyon de Talampaya: ARS 1330 / CHF 23 / EUR 21
- 4WD LKW Tour zum Canyon de Shima: ARS 1770 / CHF 31 / EUR 28
- Lage: An der Ruta Nacional 76 im Nordwesten von Argentinien
Unser Fazit vom Besuch des Ischigualasto Provinzialpark
Die beiden Parks Ischigualasto und Talampaya bestechen beide durch ihre wunderschönen Landschaften. In beiden Parks gibt es aussergewöhnliche Felsformationen in den verschiedensten Farben zu sehen. Im Nordwesten von Argentinien haben wir immer wieder wunderschöne Landschaften mit den verrücktesten Farben und Formen von Felsen und Gestein gesehen. Für uns sind diese Orte genauso beeindruckend.
Die Landschaften im Ischigualasto und Talampaya können nur in Gruppenaktivitäten erkundet werden. Genau das stört uns. Denn wir mögen es nicht, grossen Gruppen hinterhertrotten und wie Viehherden durch die Landschaft getrieben zu werden. Wir geniessen viel lieber Orte mit wenigen Besuchern, die individuell besichtigt werden können. So können wir uns Zeit lassen unser Tempo selbst festlegen und so lange an Orten verweilen wie wir möchten.
Wir finden es sehr schade, dass man die Landschaften nur im Rahmen einer Tour Gruppe besichtigen kann. Während der Fahrt ist es nicht erlaubt zu stoppen und somit kann nur an den definierten Aussichtspunkten fotografiert werden. Die Aussichtspunkte sind eingezäunt, man muss bei der Gruppe bleiben und darf nicht auf eigene Faust die Landschaft erkunden. Die Zeit ist beschränkt und so bleibt keinerlei Raum für die individuelle Besichtigung der Natur. Eigentlich kann man sehr gut einfach nur die Fotos im Internet anschauen, denn diese zeigen genau das was man zu sehen kriegt. Nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem hat sich der Besuch des Ischigualasto Nationalparks für uns gelohnt.
Für uns sind einsame Landschaften, die wir auf eigene Faust entdecken können, um ein Vielfaches beeindruckender als Orte, die wir in einem ganzen Rudel anschauen. Auch wenn die beiden Parks Ischigualasto und Talampaya sehr eindrückliche Landschaften bieten, sind sie unserer Meinung kein Muss. Vorausgesetzt, dass du etwas Zeit mitbringst, um andere Teile in Nordargentinien zu entdecken. Es gibt so viel schöne Natur in Argentinien, die nur darauf wartet entdeckt zu werden. Die Landschaft ist grossartig, du kannst dich frei bewegen und dir so lange Zeit lassen wie du möchtest. Und das alles ohne Eintritt oder eine Tour zu bezahlen.
Alternativen zu den beiden Parks
Auf unserer Fahrt durch den Nordwesten von Argentinien haben wir eine unglaubliche Vielfalt an wunderschönen Landschaften gefunden. Hast du etwas Zeit, um auch abgelegenere Orte zu besuchen? Dann findest du immer wieder schöne Plätze. Frage die Einheimischen vor Ort und erkunde auch Orte, die nicht im Reiseführer stehen. So entdeckst bestimmt auch du schöne Orte. Das grosse Plus dieser Orte ist, dass du sie nicht mit riesigen Gruppen teilen musst und dich frei bewegen kannst.
Folgst du der Ruta 40 durch den Westen von Argentinien, trifft du immer wieder auf wundervolle Abschnitte mit atemberaubenden Landschaften. Diese Alternativen empfehlen wir zu den beiden Parks Ischigualasto und Talampaya:
- Valle de la Luna, ganz im Norden entlang der Ruta 40
- Quebrada de las Señoritas, ein Seitental der Quebrada de Humahuaca
- Quebrada de Cafayate entlang der Strasse von Cafayate nach Salta
- Monumento Natural Cerro Alcázar und Siete Colores bei Calingasta
- Valle Grande und Atuel Canyon bei San Rafael
- Die Landschaft entlang der Ruta 40 zwischen Barrancas und Chos Malal
- Die Fahrt durch das wunderschöne Chubut Thal
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Tust du dich auch schwer mit der Entscheidung, welche Sehenswürdigkeiten du anschaust und welche nicht? Würdest du den Ischigualasto Provinzialpark und Talampaya Nationalpark besuchen?
Mit diesen tollen Bildern hat sich dieser Besuch sicher gelohnt. Manchmal muss man sich halt den Gegebenheiten anpassen, obwohl entdecken auf eigene Faust vieeeel spannender ist. Ihr geniesst es dann umso mehr wieder auf eigenen Wegen zu gehen. Liebe Grüsse
Das stimmt. Ist ja auch eine Abwechslung. Wir geniessen es so umso mehr, dass wir fast alles auf eigene Faust entdecken können und die Freiheit haben den Zeitplan unserem Gusto anzupassen. Liebe Grüsse aus der Ferne.