Puerto Deseado ist Ausgangspunkt für Bootstouren zu den süssen Felsenpinguinen, die auf der Isla Pingüino leben. Der Ausflug in das Naturschutzgebiet Parque Interjurisdiccional Marino Isla Pingüino hat aber noch viel mehr zu bieten als nur die Felsenpinguine. Während dem Tagesausflug haben wir Kolonien von Seelöwen, Magellan Pinguine mit ihren Jungen, die springenden Commerson-Delfine, das Vogelparadies der Pinguin Insel und natürlich die Felsenpinguin Kolonie gesehen. Wir haben auf der Insel ein kleines Mittagessen genossen und unser Guide Roxane von Darwin Expeditions hat uns viel über die Geschichte und die Natur erzählt.
Willst du mehr über den Bootsausflug zu den vielen Tieren auf der Isla Pingüino erfahren und Fotos der süssen Felsenpinguine sehen? In diesem Beitrag findest du auch, was es sonst noch Interessantes gibt und wieso sich der Umweg nach Puerto Deseado auf jeden Fall lohnt.
Puerto Deseado ist Ausgangspunkt für Bootstouren in eine vielfältige Tierwelt
Nachdem wir entlang der Ostküste von Argentinien auf der Halbinsel Valdes bereits viele tierische Begegnungen erleben durften, folgt mit der Bootstour zur Pinguin Insel bei Puerto Deseado gleich ein weiteres Highlight in die Tierwelt. Von verschiedenen Reisenden haben wir sehr viel positives von der Bootstour gehört und so fahren auch wir nach Puerto Deseado.
Der Ort mit rund 15’000 Einwohnern liegt abseits der vielbefahrenen Ruta 3 und ist über die 125 km lange Ruta Nacional 281 erreichbar. Puerto Deseado wird vom Tiefseefischereihafen mit Schiffswerft geprägt. Das klingt im ersten Moment nicht sehr einladend und darum verwundert es auch nicht, dass viele Reisenden den Umweg nicht auf sich nehmen und den Ort links liegen lassen. Sehr schade, denn die Flora und Fauna bei Puerto Deseado hat sehr viel zu bieten.
Die beiden Naturschutzgebiete Isla Pingüino und Ria Deseado schützen die wundervolle Tierwelt und Landschaft von Puerto Deseado. Es sind zwei der wichtigsten Schutzgebiete Patagoniens und sie bieten einen wunderbaren Einblick in diesen Teil von Argentinien. Gebildet wurde die felsige Landschaft durch die Überflutung der Mündung des Rio Deseado. Das Meerwasser des Atlantiks drückt bei Flut bis zu 40 km weit landeinwärts und hat mit dem Ria Deseado (Ria bedeutet überflutetes Mündungsdelta) einen einmaligen Lebensraum für viele verschiedene Lebewesen entstehen lassen.
In diesem Naturparadies gibt es Magellanpinguine, Sturmvögel, verschiedene Kormorane, Reiher, Delfine, Seelöwen, Guanakos, Nandus und viele andere Tiere zu sehen.
Die Bootstour von Puerto Deseado zur Isla Pingüino
Weil wir nur Positives von anderen Reisenden gehört haben, wollen wir die Bootstour mit dem Anbieter Darwin Expeditiones unternehmen. Noch vor der Einfahrt in den Ort befindet sich das Gebäude des Tour Anbieters. Leider sind wir etwas spät dran und die Türen sind bereits verriegelt. Wir sitzen im Auto und beratschlagen uns gerade, da spricht uns eine Mitarbeiterin von Darwin Expeditiones an und schliesst für uns das Büro auf. Die Bootstouren werden mit grossen Schlauchbooten durchgeführt. Die Touren sind darum stark vom Wetter und vor allem vom Wind abhängig. Für Morgen ist wenig Wind vorhergesagt und eine Tour zur Isla Pingüino geplant. Es hat noch Platz für uns und wir schreiben uns gleich für die Tour ein. Da es am Morgen recht früh los geht, dürfen wir auch gleich auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude stehen für die Nacht.
Am Morgen ist es zwar bewölkt, aber immerhin hat es nur leichten Wind und die Aussichten für den Tag sind gut. So startet die Bootstour zur Pinguin Insel pünktlich um acht Uhr. Jeder kriegt eine Schwimmweste und wir besteigen mit etwa 12 anderen das Boot. Nach der Begrüssung und einem Briefing geht es los und wir legen ab. Auf den ersten Metern befinden wir uns noch im Schutze des Ria Deseado, sobald wir auf den offenen Ozean fahren, nimmt der Wind etwas zu und es ist recht kühl ohne Sonne. Wir sind froh, dass wir uns auf kühle Temperaturen eingestellt und genügend angezogen haben.
Während der Bootsfahrt lösen sich zum Glück die Wolken etwas auf und die ersten Sonnenstrahlen finden einen Weg durch die Wolken. Bevor wir an der Isla Pingüino anlegen, umrunden wir noch einen vorgelagerten Felsen. Hier lebt eine Seelöwenkolonie. Die Seelöwenmännchen verteidigen ihre Harems und auch der Nachwuchs der Tiere ist zu sehen.
Nachdem wir den Felsen mit den Seelöwen einmal umrundet haben, fahren wir zur Hauptinsel und klettern dort vom Boot auf einen Felsvorsprung. Die Schwimmwesten können wir bei einem Schopf deponieren und erkunden in der Gruppe die Insel. Auf dem Weg zur Anhöhe, wo sich der Leuchtturm befindet, gibt es eine Kolonie von Magellanpinguinen. Zwischen den Überresten von Mauern und Gebäuden, die aus der Zeit als die Insel noch bewohnt war übrigblieben, haben sich die Pinguine ihre Nester gebaut. Die meisten der Pinguinjungen sind bereits geschlüpft und so können wir viele putzige Pinguinbabys sehen.
Auf dem Hügel stehen der Leuchtturm und Ruinen von Gebäuden, welche früher für den Betrieb des Leuchtturms und als Wohnhaus gedient haben. Die Insel wurde aber nicht nur vom Leuchtturmwärter bewohnt. Es gab auch einen Betrieb für die Schlachtung und Verarbeitung von Seelöwen. Inzwischen erobert sich die Natur und Tierwelt den Platz wieder zurück. Gräser und Flechten überwuchern die Gebäude und Pinguine und andere Vögel nutzen die Mauerreste und Steine für ihre Nester.
Roxana erklärt uns einiges über die Geschichte der Isla Pingüino und wir können auch viel über die Fauna und Flora lernen. Wir geniessen die Aussicht und machen uns dann auf zur Kolonie der Felsenpinguine, die sich in den Felsen auf der gegenüberliegenden Inselseite befindet.
Felsenpinguine – Das Highlight auf Pinguin Island
Die Felsenpinguine sind das Highlight eines Besuchs auf der Pinguin Insel. Es ist die einzige Kolonie dieser Pinguinart in Patagonien. Bei unserem Besuch anfangs Dezember sind die Pinguine am Brüten und immer mindestens ein Elternteil befindet sich am Brutplatz. So ist die Kolonie sehr belebt und es ist höchst interessant den Pinguinen zuzuschauen. Wir setzten uns hin, beobachten die Tiere und lassen uns in ihren Bann ziehen.
Wir lernen, dass die Felsenpinguine jedes Jahr ab Mitte Oktober bei ihren Brutplätzen eintreffen und dann ihre Jungen aufziehen. Im Februar sind die Jungtiere gross genug und die Pinguine verlassen im März ihre Brutplätze, um ein Jahr später wieder zurückzukommen. Die Magellanpinguine treffen übrigens rund einen Monat früher auf der Insel ein.
Wir befinden uns mitten in der Kolonie der Felsenpinguine und diese lassen sich von uns kaum stören. Sie sind so mit sich beschäftigt, dass sie uns kaum wahrnehmen. Natürlich bedrängen wir die Pinguine nicht und schauen, dass wir ihnen nicht zu nahekommen. Wenn wir uns ruhig verhalten, kommen sie uns ganz natürlich sehr nahe und gehen ohne Angst an uns vorbei.
Rollenverteilung beim Brüten und Babysitten
Die Pinguinpaare wechseln sich gegenseitig ab mit Brüten. Einer sitzt im Nest und der andere kann sich während dieser Zeit mit der Nahrungssuche beschäftigen. Zu Beginn der Brutzeit kann es gut sein, dass derjenige auf Nahrungssuche für mehrere Wochen weg ist und der andere dann die ganze Zeit auf dem Ei sitzen muss.
Obwohl es für patagonische Verhältnisse gerade sehr wenig Wind hat, sind die Wellen ganz schön hoch auf dieser Seite der Insel. Wenn die Pinguine von der Nahrungssuche zurückkehren, warten sie den richtigen Zeitpunkt ab und katapultieren sich dann aus dem Wasser auf die Felsen. Immer wieder erwischt eine nachfolgende Welle einen der Pinguine und er wird gleich wieder ins Meer gespült. Dieses Schauspiel ist unglaublich interessant und wir könnten stundenlang zuschauen. Leider vergeht die Zeit wie im Fluge und es wird Zeit für uns weiter zu gehen.
Auf dem Weg zum Landungsplatz spazieren wir um den Hügel, auf dem der Leuchtturm steht. Die Felsen sind mit Flechten überzogen und leuchten im Kontrast zu den dunkeln Felsen. Roxana hat uns bereits gewarnt, dass nicht nur die Pinguine am Brüten sind. Auch viele andere Vögel haben Eier in ihren Nestern und sind mit der Aufzucht der Jungen beschäftigt. Die Skuas haben ihre Nester im hohen Gras, welches die Insel überzieht. Kommt man den Nestern zu nahe, können die Raubvögel aggressiv werden und Menschen aus der Luft angreifen. «Macht euch gross und streckt die Arme in die Höhe zur Abwehr», ruft uns Roxana zu.
Tatsächlich kommen wir einem Nest zu nahe und wir können eines der Eier sehen. Und prompt schlägt der Skua zu und verteidigt sein Nachwuchs. Es geht blitzschnell. Ein Skua fliegt einen Angriff und erwischt tatsächlich einen unachtsamen Teilnehmer in unserer Gruppe. Mit seinen Füssen klatscht er ihm kräftig an den Kopf. Nun halten alle ganz rasch ihre Hände in die Höhe, was die angriffslustigen Vögel abschreckt. Immer wieder fliegen Skuas Angriffe auf uns und wir müssen sehr wachsam sein, die Arme rechtzeitig in die Höhe zu strecken. Erst als wir die grasbedeckte Fläche wieder verlassen, lassen uns die Vögel wieder in Ruhe.
Seelöwen Altenheim auf der Pinguin Insel
Wir erreichen den Strand, wo wir angelandet sind, wo es neben den Felsen eine Art Altenheim für die männlichen Seelöwen gibt. Hier leben Dutzende von gealterten Seelöwenmännchen, ohne Weibchen oder Jungtiere. In Seelöwen Kolonien gibt es im Normalfall ständig Machtkämpfe und Zankereien. Sind jedoch keine Weibchen da, geht es zwischen den dominanten Männchen erstaunlich friedlich zu und her.
Das Mittagessen nehmen wir am Rande des Strandes ein. Es gibt Sandwiches, einen Apfel und ausreichend zu trinken. Es ist eine grossartige Kulisse für ein Mittagessen hier auf einer unbewohnten Insel im Ozean mit dem Meeresrauschen in den Ohren, den wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht und der Geräuschkulisse der Magellanpinguine und der Seelöwen. Frisch gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg zurück nach Puerto Deseado. Wir packen uns für die Fahrt wieder warm ein, denn trotz der wärmenden Sonnenstrahlen ist der Fahrtwind ganz schön kühl.
Auf der Bootsfahrt zurück nach Puerto Deseado haben wir nochmals riesiges Glück. Wir begegnen einer Gruppe Commerson-Delfinen. Diese sehr kleinen Delfine mit der auffälligen zweifarbigen Maskierung begleiten uns auf einem ganzen Stück der Fahrt. Mit ihren blitzschnellen Unterwassermanövern, dem Spieltrieb und den hohen Sprüngen aus dem Wasser unterhalten sie uns und lassen die Bootsfahrt sehr kurz erscheinen.
Hier gibt’s ein kurzes Video von unser Bootstour zur Pinguin Insel
Informationen zur Bootstour von Puerto Deseado zur Pinguin Insel
Die beiden Anbieter Darwin Expeditiones und Los Vikingos bieten ähnliche Bootstouren ab Puerto Deseado zur Isla Pingüino an. Wir haben die Tour mit Darwin Expeditiones unternommen.
- Preis: inklusive Mittagessen ARG 4’800 / CHF 78 / EUR 73
- Dauer: Ganztagesausflug von 8:00 bis etwa 14:00 Uhr
- Beste Reisezeit: Zwischen Dezember und März
- www.darwin-expeditions.com
Lage: An der Ostküste Argentiniens etwa 800 km südlich der Halbinsel Valdes. Erreichbar über die 125 km lange Stichstrasse RN 281, die von der Hauptverbindungsstrasse RN 3 abzweigt.
Andere Attraktionen von Puerto Deseado
Bootstouren durch das Reserva Natural Ria Deseado
Ria Deseado ist durch die Überflutung des Mündungsdelta des Flusses Rio Deseado entstanden. Bis zu 40 Kilometer weit drückt das Meerwasser des Atlantiks ins Landesinnere und schafft so den Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren. Auf den Inseln im Ria Deseado leben unter anderem Pinguine, Kormorane und eine grosse Anzahl von anderen Vogelarten. Auf der Bootsfahrt kannst du verschiedene Vogelarten beobachten, auf einer Insel eine Magellanpinguinkolonie besuchen und mit etwas Glück die kleinen Commerson-Delfine sehen.
Estacion del Ferrocarill
Der Bahnhof von Puerto Deseado ist ein imposantes Gebäude ohne Eisenbahnanschluss. Gebaut wurde es 1908 als Puerto Deseado noch Endstation der wichtigen Bahnverbindung Richtung Westen war. Transportiert wurden vor allem Schafwolle und Blei aus chilenischen Minen, um in Puerto Deseado auf Schiffe verladen zu werden. Heute erinnert nur noch das historische Bahnhofsgebäude und ein einzelner Bahnwagen in der Stadt an die Zeit der Eisenbahnanbindung.
Camping in Puerto Deseado
Der Camping Municipal in Puerto Deseado bietet alte, aber saubere Sanitäranlagen. Uns gefällt das Campen in der Natur viel besser und so suchen wir uns einen schönen Platz entlang des Ria Deseado. Und davon gibt es mehr als genug. Man muss sich nur für einen entscheiden. Was gibt es Schöneres als direkt am Wasser zu stehen, umgeben von wundervoller Natur und Pinguingeschnatter. Die Plätze sind optimal zur Beobachtung der Tiere auf den Inseln im Ria Deseado. Die Schotterpiste entlang des Meeresarmes führt auch durch eine kleine Schlucht. Hier findest du bei starkem Wind etwas Schutz.
Bist du mit dem Camper in Puerto Deseado und buchst eine Tour bei Darwin Expeditiones, kannst du auch auf deren Parkplatz gleich beim Hafen stehen. Gerade bei starkem Wind ist das eine gute Option, da du hinter dem Gebäude etwas geschützt bist.