Von Uruguay durch die Sierras bei Córdoba und San Luis in die Anden

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  • Beitrag zuletzt geändert am:6. April 2025
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Auf geht’s zu unserem fünften Roadtrip durch Südamerika. Unser Plan ist von Uruguay quer durch Argentinien in die Anden zu fahren. Um etwas Abwechslung in die eher langweilige Fahrt durch die Pampa von Argentinien zu bringen, wollen wir auf halbem Weg durch die Sierras bei Córdoba und danach durch die Sierra bei San Luis fahren. In diesen Hügelzügen wollen wir uns nicht nur Zeit lassen für die wundervolle Natur, sondern auch für ein paar interessante, abgelegene Strecken, bevor wir weiter Richtung Anden in Argentinien weiterfahren.

Die Sierras bei Córdoba sind drei Gebirgsketten, welche im Westen der Stadt in Nord-Süd-Richtung verlaufen. Die drei Gebirgsketten Sierra Chica, Sierra Grande und Sierra de Pocho bieten viel Abwechslung und sind eine populäre Feriendestination. Die Berggipfel sind bis zu 2790 m hoch und bieten sich für Wanderungen an. Die Flüsse und Seen sind für Wassersportler interessant und Orte wie Villa Carlos Paz, Alta Gracia, Mina Clavero und Villa General Belgrano gehören zu den beliebtesten Ferienorten Argentiniens und sind bestens auf Touristen vorbereitet.

Von den Sierras bei Cordoba fahren wir entlang der Ruta Nacional 20 in südwestliche Richtung. Unser nächstes Ziel sind die Sierras de San Luis, die sich im Nordosten der Stadt San Luis befinden. Sie liegen etwa auf halbem Weg zwischen Cordoba und Mendoza und erheben sich bis auf 2150 m. Der Plan ist auf der Ruta Provincial 9, einer kurvenreich Strasse, mitten durch die Sierras de San Luis zu fahren.

Noch etwas weiter südwestlich befindet sich die Stadt San Rafael. Sie ist Ausgangsort für den spektakulären Atuel Canyon und Rafting ist die Hauptattraktion. Die Region ist ein überaus beliebtes Ferienziel und lockt im Sommer Wassersportler und Outdoorbegeisterte mit vielen verschiedenen Aktivitäten an. In diesem Beitrag nehmen wir dich mit auf die Reise von Uruguay durch diese interessanten Bergketten bei Cordoba bis in die Anden von Argentinien.

Anreise von der Schweiz nach Uruguay

Es ist Januar und wir fliegen von der winterlichen Schweiz ins sommerliche Uruguay, wo wir unser Fahrzeug für ein ganzes Jahr eingestellt haben. Wie immer bringen wir in unserem Gepäck diverse Ersatzteile mit, die wir während den ersten Tagen in Uruguay verbauen. Unter anderem haben wir ab sofort neue Handbremsbeläge und die Batterie sitzt wieder stabil in einem neuen Batterieträger. Auch Luftfilter und Dieselfilter sind gewechselt. Nach ein paar Tagen auf dem Camping sind wir bereit für die nächsten grossen Abenteuer in Südamerika. Doch bevor wir durch Uruguay und über die Grenze nach Argentinien fahren, besuchen wir noch Freunde an der Küste von Uruguay.

Vorbereitung Fahrzeug für Südamerika Roadtrip

Reparaturen Fahrzeug in Südamerika

Quer durch Uruguay bis zur argentinischen Grenze

Drei Tage bleiben uns noch bis Taku aus Uruguay raus sein muss. Die temporäre Importbewilligung für ein Fahrzeug ist in Uruguay jeweils 12 Monate gültig. Danach muss man mit dem Fahrzeug das Land wieder verlassen. Es ist Mittwoch und unser Timing passt perfekt. So sind wir vor dem Wochenende an der Grenze und können lange Wartezeiten vermeiden.

Rund 450 km haben wir bis zur Grenze vor uns. Da wir erst spät von unseren Freunden losfahren, übernachten wir noch ein letztes Mal in Uruguay. In Andresito finden wir einen schönen Platz am See. Es ist bereits unser zweites Mal hier und diesmal geniessen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang. Da die letzte Nacht sehr kurz war, gehen wir früh schlafen. Die hochsommerlichen Temperaturen heizen Taku so richtig auf und wir brauchen definitiv keine Decke zum Schlafen.

Camping in Uruguay

Über die Grenze von Uruguay nach Argentinien

Sobald die Sonne am Horizont aufgeht, wachen wir auf. Wir geniessen es, wieder mit unserem Camper Taku unterwegs zu sein. Nach dem Frühstück packen wir zusammen und fahren los. Es sind noch gut 100 km bis zur Grenze Uruguay-Argentinien. Im Grenzort Paysandu füllen wir noch unseren Dieseltank, denn die Preise für Diesel scheinen in Argentinien einiges höher zu sein. Noch beim letzten Roadtrip durch Südamerika war das gerade umgekehrt, doch die hohe Inflation in Argentinien hat einiges verändert. Wir sind sehr gespannt, wie das Reisen durch Argentinien mit dem neuen Präsidenten ist.

Kurz vor 11 Uhr stehen wir dann vor der Grenze. Wir fahren an den ersten Schalter und weisen unsere Reisepässe vor. Es ist eine kombinierte Grenze, wo die Ausreise aus Uruguay und die Einreise nach Argentinien bei derselben Einwanderungsbehörde passiert. Anschliessend müssen wir noch beim Zoll vorbei, wo wir Taku in Uruguay abmelden und in Argentinien neu registrieren müssen. Ein supernetter Zollbeamter begleitet uns ins richtige Büro und keine 15 Minuten später ist das Administrative erledigt. Wir haben ein TIP (Temporäre Importbewilligung) für Taku mit einer Gültigkeitsdauer von 3 Monaten für unseren Aufenthalt in Argentinien.

Von Uruguay nach Argentinien

Adios Uruguay und Bienvenidos in Argentina

In Colon, der ersten Stadt nach der Grenze, gönnen wir uns im Full-Café der YPF-Tankstelle einen Cafe con leche y Medialunas (einen Milchkaffee mit zwei kleinen Croissants).

Gestärkt nehmen wir das Projekt Lebensmittel einkaufen in Angriff. Marcel bleibt bei Taku, während ich im Supermarkt Dia das Wichtigste einkaufe. Diesmal ist das Einkaufen anders, denn viele Produkte sind teurer als in der Schweiz. Man merkt, dass sich die Preise mit dem neuen Präsidenten massiv verändert haben. Wir fragen uns, wie sich die Einheimischen das noch leisten können.

Eine gute Stunde später ist der Einkauf erledigt und sobald alles im Auto verstaut ist, fahren wir wieder aus Colon raus. Wir folgen erst der RN 14 und biegen dann auf die RN 130 in westliche Richtung ab. Der Verkehr wird immer weniger, links und rechts von uns ziehen Agrarfelder vorbei. Die Landschaft ist trocken und der Mais wächst kaum. Unsere Wetter App meldet 38 Grad. Zum Glück funktioniert die Klimaanlage einwandfrei. Gegen 16:30 Uhr erreichen wir den Campingplatz in Villaguay, richten uns ein und schwitzen vor uns hin.

Kochen mögen wir bei dieser Hitze nicht, so gibts einfach einen Salat, etwas Käse und Cracker. Doch das soll nicht unser einziges Essen sein heute Abend. Diego, ein Argentinier neben uns auf dem Camping, bringt uns unerwartet zwei knusprige panierte Hühnerschnitzel. Obwohl er wohl selbst kaum Geld hat, teilt er mit uns sein Essen. Wir wissen gar nicht recht, was wir sagen sollen. Muchas gracias, Diego.

Die erste Nacht auf unserem Roadtrip durch Argentinien

Die erste Nacht in Argentinien erinnert uns gleich wieder daran, dass unser Tagesrhythmus alles andere als kompatibel mit dem der Argentinier ist. Als wir nämlich ins Bett gehen, wird bei unseren Nachbarn gegrillt und gefeiert, was das Zeugs hält. Doch wir sind zu müde, um Party zu machen. Marcel schläft trotz Boom-Boom Musik ein, während ich daliege und meinen Gedanken freien Lauf lasse. Die Musik wird mal laut aufgedreht, dann verstummt sie wieder und so geht es bis nach Mitternacht weiter. Egal, wir müssen ja nicht zeitig raus.

Zu schnell ist die Nacht vorbei. Lange liegenbleiben ist jedoch keine Option. Die Wärme zwingt uns aufzustehen. Es erwartet uns wieder ein heisser Tag. Unter schattenspendenden Bäumen geniessen wir eine heisse Tasse Kaffee und ein Müesli mit frischen Früchten. Im Hintergrund schnattern die Papageien um die Wette. Einmal mehr sind wir erstaunt, wie laut ein Schwarm Vögel sein kann.

Um halb zehn fahren wir los. Es geht weiter Richtung Westen. Zum Glück haben wir morgens die Sonne im Rücken und Dank Klimaanlage ist es angenehm im Camper. Auf dem Weg nach Parana und Santa Fe passieren wir mehrere Zahlstellen. Inzwischen sind auch diese recht teuer. Für den Tunnel, sowie zwei Zahlstellen zahlen wir rund CHF 13, was für argentinische Verhältnisse recht viel ist.

Der Ort San Geronimo Norte wurde von Schweizer Auswanderern gegründet

Unser Ziel ist San Geronimo Norte, eine Stadt mit Schweizer Wurzeln. Gründer sind Ricardo Foster und Lorenzo Bodenmann, die 1858 zusammen mit anderen Auswanderern aus dem Walliser Dorf Visperterminen die Stadt gegründet haben. Beim Dorfeingang erinnert eine Informationstafel, dass die Schweizer Orte Brig-Glis und Goms Partnerstädte von San Geronimo Norte sind.

Wir erreichen San Geronimo Norte während der Siesta. Die Strassen sind ausgestorben und bei 40 Grad sind vermutlich alle Einwohner im Haus oder im Freibad. Leute, die noch den alten Walliser Dialekt sprechen, treffen wir keine.

Es ist zwar noch früh, doch da es auf dem Weg nach Cordoba wenig Übernachtungsmöglichkeiten gibt, fahren wir zum Sportzentrum. Hier dürfen wir kostenlos stehen. Unter Bäumen finden wir einen schattigen Platz. Strom, fliessend Wasser und Toiletten gibt es auch. Ein Glücksfall. Den Nachmittag verbringen wir im Schatten mit Mate trinken und lesen. Kurz nach 20 Uhr essen wir dann zu Abend. Als wir den letzten Bissen runterschlucken, erzittert die Erde und es rumpelt. Ist das ein Donnergrollen? Nein, es ist ein sehr lauter Bass. Ob hier heute Nacht eine Party steigt? Marcel geht die Situation auschecken und es sieht ganz danach aus, als ob für eine Techno Party eingerichtet wird. Der Soundcheck reicht uns zum Entscheiden, uns einen anderen Schlafplatz zu suchen. Denn es ist vorprogrammiert, dass es eine höllisch laute Nacht gibt.

In wenigen Minuten haben wir zusammengepackt und fahren nach San Geronimo del Sauce. Dort könnten wir am Plaza stehen. Doch irgendwie fühlt es sich nicht richtig an. Der Platz ist hell beleuchtet und richtige Parkplätze gibt es auch nicht. Wir nehmen einen dritten Anlauf und werden 22 km weiter bei einer Lastwagentankstelle fündig. Auf einem grossen Kiesplatz stellen wir uns neben die Lastwagen und freuen uns auf eine entspannte Nacht.

Eine Nacht im Reserva Natural Urbana San Martín in Cordoba

Wie gehofft, war die Nacht an der Tankstelle relativ ruhig. Nur etwas Strassenlärm in der Ferne, was uns beim Schlafen kaum gestört hat. Sieht der Platz auf dem Foto nicht idyllisch aus? Auch die Toilettenanlagen sind sauber und recht neu. Und das alles umsonst. Solche Stellplätze sind Gold wert.

Nach dem Frühstück setzen wir unsere Fahrt nach Cordoba fort. Der Himmel ist bewölkt und es wird immer dunkler. Weltuntergangsstimmung. Und dann öffnet der Himmel die Schleusen. Es regnet so stark, dass wir kaum etwas sehen. Die Scheibenwischer stellen wir auf die höchste Stufe und drosseln das Tempo. Mit 70 km/h fahren wir zwei Stunden durch die Pampa bis wir schliesslich eine Tankstelle mit einem Café finden. Da wir kaum Bargeld in lokaler Währung dabeihaben, überweisen wir Geld auf die Western Union (WU). In Cordoba gibt es ein Shopping-Center, wo wir einkaufen wollen, und dort gibt es auch einen WU-Schalter. Als wir weiterfahren, hat der Regen etwas nachgelassen. Gegen 15 Uhr erreichen wir schliesslich Cordoba. Zum Glück gibt es eine Ringautobahn, sodass wir nicht ins Gewusel der Grossstadt fahren müssen. Wir haben Cordoba vor ein paar Jahren bereits einmal besucht und verzichten dieses Mal darauf ins Stadtzentrum zu fahren.

Regen bei Cordoba in Argentinien

Bargeldbeschaffung in Argentinien

Das Shoppingcenter befindet sich nah bei einer Ausfahrt, sodass wir uns problemlos zurechtfinden. Bargeld beschaffen ist im Moment das Wichtigste. Marcel versucht sein Glück beim WU-Schalter, doch leider ist er erfolglos. Anscheinend gibt es ein Problem mit der Übermittlung. Er soll später nochmals vorbeikommen. Dann gehe ich doch einfach zuerst einkaufen. Ich sehe, dass am WU-Schalter gerade wenig Leute anstehen, und versuche mein Glück vor dem Einkauf. Vergeblich. Ich habe bereits unterschrieben, der Pass ist gescannt und das Geld liegt bereits abgezählt auf dem Tresen. Doch der Prozess kann anscheinend nicht abgeschlossen werden. Ein Systemfehler. Die Dame am Schalter packt die argentinischen Pesos weg und sagt nur: „Es klappt heute nicht. Komm doch am Montag wieder.“ Einen Bancomaten gibt es im Einkaufszentrum auch nicht. Mist. Auch wenn wir das meiste mit Karte zahlen können, brauchen wir Bargeld. Einige Campingplätze oder Gemüsehändler akzeptieren nur Bargeld. Doch es bleibt uns nichts anderes übrig. Wir müssen es ein anderes Mal wieder versuchen.

Na gut, dann gehe ich jetzt einkaufen. Im Shoppingcenter ist Kartenzahlung kein Problem. Rund 40 Minuten später bin ich endlich zurück beim Auto. Inzwischen ist es bereits 17 Uhr. Zu spät, um noch in die Berge zu fahren. Und das Problem mit dem Geld haben wir ja auch noch nicht gelöst. Ganz in der Nähe befindet sich ein Naturpark, wo wir bereits vor zwei Jahren gecampt haben. Wir fahren dorthin. Es hat Platz und für ARG 7500 (CHF 7) können wir eine Nacht bleiben.  Der Campingplatz ist sehr einfach, aber zweckmässig. Nur die sanitären Anlagen lassen zu wünschen übrig. An das müssen wir uns wohl wieder gewöhnen, denn das ist in Argentinien auf den Municipal Camps oft der Fall.

Dank einem Musikverbot ist immerhin die Nacht entspannt und wir werden nur einmal nachts von starkem Wind und heftigen Regenschauern geweckt.

Entlang der Ruta Provincial 14 durch die Sierras bei Cordobo

Strahlend blauer Himmel begrüsst uns. Wie schön, der Regentag ist vorbei und ein weiterer Sommertag erwartet uns. Kurz vor 10 Uhr packen wir unsere Sachen zusammen und fahren los. Wir versuchen ein weiteres Mal Geld bei einem WU-Schalter zu beziehen. Diesmal fahren wir zum Hipermercado Liberdad. Leider sind wir wieder erfolglos. Auch der Versuch am Bancomat Geld zu beziehen scheitert, weil nur lokale Bankkarten akzeptiert werden. Immerhin können wir hier US-Dollar wechseln, sodass wir die nächsten Tage versorgt sind.

Nun ist Zeit, die Stadt hinter uns zu lassen. Wir können es kaum erwarten in die Natur zu kommen. Weg von der Zivilisation, weg von lauter Musik, Konsum und Menschen. Als wir die Autobahn verlassen und auf die Ruta Provincial 34 abbiegen wird es schon viel besser. Es ist ländlich. Wir stoppen kurz bei einem Aussichtspunkt. Noch weniger los ist dann auf der Ruta Provinical 14. Nach wenigen Kilometern biegen wir dann schliesslich auf die alte Ruta 14 ab. Die schmale, unbefestigte Strasse führt durch die Berge. Es ist Sonntag und die Strecke scheint sehr beliebt bei den Einheimischen zu sein. Taku meistert die kurvenreiche Strecke mit links und wir geniessen es zurück in der Natur zu sein. Cool sind auch die alten, holprigen Holzbrücken.

Strasse durch die Sierras bei Cordoba

Sierras bei Cordoba Brücke

Leider ist der Platz, den wir zum Übernachten ansteuern, bereits besetzt. Doch wir finden ein paar Kilometer weiter den perfekten Schlafplatz. Wir parken Taku und trinken zuerst Mal einen Mate Tee. Herrlich. Wir sind weg von der Zivilisation. Sofort setzt die Entspannung ein. Hier bleiben wir vorerst mal ein bis zwei Nächte. Die Shorts tauschen wir mit langen Hosen, das T-Shirt mit dem Hoody. Es weht uns nämlich ein frischer Wind entgegen. Wir sind auf 1640 m ü. M., wo die Temperaturen nicht mit jenen vor zwei Tagen vergleichbar sind. Für einen erholsamen Schlaf könnte es nicht besser sein.

Camping in den Sierras bei Cordoba

Der Nationalpark Quebrada del Condorito in den Sierras bei Cordoba

Aus zwei Nächten werden sogar drei. So gut gefällt es uns an dem Platz in den Sierras bei Cordoba. Mitten in der Natur mit einem Bach in der Nähe, ohne irgendwelche Zivilisation, einfach perfekt für den Moment. Die Tage verbringen wir damit, verschiedene Hügel zu erkunden und auch die Entspannung kommt nicht zu kurz. Wir sind auch fleissig am Blogposts schreiben. Marcel fliegt zweimal mit der Drohne und Mate trinken muss natürlich auch sein.

Wir geniessen drei richtig schöne Tage mit viel Sonne, kommen wieder in den Reisemodus und sind total tiefenentspannt. Zeit also wieder ein paar Kilometer weiterzukommen. Wir folgen 13 km der alten Ruta 14 und sind froh um die hohe Bodenfreiheit. Zwei normale PW’s drehen vor uns um, sie kommen wegen den Auswaschungen nicht weiter. Für Taku und Fahrer Marcel kein Problem. Die Stecke ist viel spannender als erwartet. Fahrtechnisch und auch landschaftlich. Kurz bevor wir auf die geteerte Ruta Provincial 34 abbiegen, erreichen wir fast die 2200 m Marke.

Knapp 8 km fahren wir noch auf der RP 34 und biegen beim Nationalpark Quebrada del Condorito ab. Im Nationalpark gibt es eine schöne Wanderung zu einem Aussichtspunkt, wo wir hoffentlich Kondore beobachten können. Da es heute noch Gewitter geben könnte, planen wir die Wanderung morgen in Angriff zu nehmen. Am Vormittag ist der Himmel meistes klar und Gewitter gibt es eher am Nachmittag oder gegen Abend. Im Büro des Nationalparks registrieren wir uns und können umsonst auf dem Parkplatz übernachten.

Gegenüber von der Ranger Station gibt es einen kurzen Rundweg, den wir uns gleich vornehmen. Etwas Bewegung tut gut. Nach dem 30-minütigen Spaziergang fahren wir zum Parkplatz, wo wir die Nacht verbringen. Wir richten uns ein, geniessen ein einfaches Abendessen und bereiten einen grossen Reissalat für den morgigen Wandertag vor. Zufrieden schauen wir noch den rot beleuchteten Wolken zu und verabschieden uns dankbar vom heutigen Tag.

Kondore im Nationalpark Quebrada del Condorito

Ausnahmsweise haben wir gestern Abend den Wecker gestellt. Auf 6:30 Uhr. Denn dann soll die Sonne aufgehen. Wir wollen für die 15 km lange Wanderung im Parque Nacional Quebrada del Condorito die kühlen, sonnigen Morgenstunden nutzen.

Als der Wecker klingelt, sind wir noch etwas müde. Doch ein Blick aus dem Fenster genügt, um hellwach zu werden. Klarer Himmel begrüsst uns. Genial, so freuen wir uns gleich doppelt aufs Wandern. Eine heisse Tasse Kaffee und ein nahrhaftes Müesli versorgt uns mit Energie für die nächsten paar Stunden.

Die Sonne zeigt sich inzwischen, doch sie wird bald von tiefhängenden Wolken verdeckt. Es sieht düster aus. Und als wir kurz vor 8 Uhr loslaufen, ist vom wolkenfreien Himmel nichts mehr zu sehen.  Zur Sicherheit packen wir noch schnell die Regenjacke ein. Von unserem Vorhaben, die Wanderung zum Balcon Norte – einem Aussichtspunkt, wo wir Kondore beobachten wollen – lassen wir uns jedoch nicht abhalten. Denn das Wetter kann ja genauso schnell wieder besser werden. So ist es dann auch, wie sich später herausstellt. Der starke Wind bläst die Wolken wieder weg, und bald geniessen wir die Sonne wieder.

Nationalpark Quebrada del Condorito

Die ersten paar Kilometer folgen wir einem breiten Kiesweg, der leicht anstiegt. Wir befinden uns auf knapp 2000 m ü. M., die Temperaturen sind angenehm und wir geniessen es total zu Fuss unterwegs zu sein. Wandern ist einfach schön. Rund 1.5 Stunden später erreichen wir den Aussichtspunkt Balcon Norte, wo wir schon nach wenigen Minuten den ersten Kondor sehen. Noch sind die beeindruckenden Raubvögel nicht sehr aktiv, sodass wir nach einer halben Stunden den Rio del Condorito ansteuern. Um dahin zu kommen, müssen wir zuerst ein Stück zurück, und dann geht es 200 Höhenmeter ins Tal. Der Weg führt über grosse Felsen und unter Büschen hinunter bis zum Fluss. Der Weg ist sehr gut markiert und gut in Stand gehalten.

Kurz vor 11 Uhr stehen wir auf der Brücke, wo wir uns eine Pause gönnen. Neugierige Vögel besuchen uns, während wir eine Handvoll Bananen Chips essen. Sie hoffen darauf, dass wir ab und zu ein paar Krümel fallen lassen. Da uns ein steiler Aufstieg erwartet, verschieben wir das Mittagessen auf später. Inzwischen ist der Himmel fast wolkenlos und die Sonne brennt ganz schön runter. Um die paar schattenspendenden Büsche sind wir beim Aufstieg sehr froh. Nach einer knappen halben Stunden sind wir wieder oben und entscheiden, für die Mittagspause nochmals zum Balcon Norte zu gehen. Dort finden wir zum Glück einen Schattenplatz, wo wir genüsslich unseren Reissalat verspeisen.

Kondore beobachten am Balcon Norte

Und dann ist Zeit für die Kondor Beobachtung. Um die Mittagszeit sind sie nun einiges aktiver und wir können ihnen bei ihren Flugkünsten zuschauen. Marcel hat sein Zoom-Objektiv dabei und nimmt sich viel Zeit, um gute Fotos zu machen. Bestimmt gibt es wieder geniale Aufnahmen. Eine argentinische Familie kommt ebenfalls zum Aussichtspunkt und zu sechst beobachten wir die längste Zeit die Kondore. Sie fliegen hoch in die Wolken, segeln an uns vorbei, um zurück ins Nest zu kommen und dann drehen sie wieder ihre Runden. Ein herrliches Schauspiel.

Kondor in Argentinien

Kondore im Nationalpark

Beim Beobachten und Fotografieren der Kondore vergessen wir völlig die Zeit. Als wir dann ein erstes Donnergrollen hören und dunkle Wolken im Schnellzugstempo heranrollen, machen wir uns auf den Rückweg. Hinter uns wird es immer düsterer. Das beunruhigt uns jedoch nicht, denn wir wandern dem schönen Wetter entgegen. Einen letzten Abstecher gibt es noch zu einem Aussichtspunkt.

Kurz vor 16 Uhr sind wir zurück bei Taku, wo wir sofort unsere Solardusche aufhängen und uns den Schweiss vom Wandertag abwaschen. Das Wasser ist kalt, der Wind frisch, doch es fühlt sich sowas von gut an. Frisch geduscht ist nun Zeit für eine süsse Belohnung und eine heisse Tasse Kaffee. Diese geniessen wir am Fluss, wo wir anschliessend gleich noch unsere beiden 5 Liter Wassertanks auffüllen. Weil wir das Flusswasser von Hand filtern, dauert es ein Weilchen, bis wir mit 10 Litern fertig sind. Egal, wir haben ja Zeit. Das Filtern gibt uns gerade etwas Abenteuer-Feeling und erinnert uns an die Zeit beim Weitwandern.

Lichtershow beim Campen im Nationalpark Quebrada del Condorito

Kurz nachdem wir mit dem Abendessen fertig sind, wird es draussen nochmals richtig hell. Das erstaunt uns, denn noch vor wenigen Minuten war draussen noch dichter Nebel. Davon ist jetzt nichts mehr zu sehen. Dafür bildet sich eine riesige Kumuluswolke, die von der Sonne beleuchtet wird. Mit offenem Mund stehen wir da. Alle paar Sekunden verändert sich die Wolkenformation. Was für ein Spektakel.

Beleuchtete Wolken

Zuerst halten uns starke Windböen bis Mitternacht wach, dann folgen Donnergrollen, Blitze und Starkregen. Dank der längeren Wanderung sind wir jedoch müde genug, dass wir doch noch in einen tiefen Schlaf fallen. Nach knapp 8 Stunden Schlaf begrüsst uns morgens strahlender Sonnenschein. So gefällts uns. Nachts erfrischender Regen und tagsüber Sonne.

Bevor wir uns auf die Weiterreise machen, melden wir uns beim Ranger ab, bedanken uns und sprechen noch ein Kompliment aus. Der Nationalpark Quebrada del Condorito ist wirklich top gepflegt und super in Stand gehalten.

An der RP 14 über Mina Clavero, einem der Touristenorte in den Sierras bei Cordoba

Gegen 10 Uhr verlassen wir den Nationalpark, biegen auf die RP 34 ab und fahren in westliche Richtung. Nach so viel Natur fühlt es sich richtig komisch an, auf einer vierspurigen Strasse zu fahren. Doch lange bleiben wir nicht auf der vielbefahrenen Strasse, sondern biegen nach knapp 22 km bereits wieder auf die alte Ruta Provincial 14 ab. Beim Parador Giulio Cesare stehen etliche Autos, sodass wir nur mit genau hinschauen die unbefestigte Strasse finden. Wir holpern die ersten paar Meter über grobes Kies, dann folgen ein paar Kurven. Und so schnell sind wir wieder in der Natur, weg von der Zivilisation. Nach vier Kilometern finden wir bereits einen super Platz zum Stehen. Wir schauen uns an und sind uns einig: „Der Platz ist perfekt. Hier bleiben wir.“

Camping bei Mina Clavero

Wolke über den Sierras von San Luis

Der Tag vergeht wie immer im Flug und abends werden wir dann noch mit einem wunderschönen Sonnenuntergang beschenkt. Dankbar und glücklich verkriechen wir uns in den Camper und schlafen wie Babys.

Bargeldbeschaffung – Erneuter Versuch in Mina Clavero

Es ist Hochsommer in Argentinien und das Wetter ist aktuell gewitterhaft. Das Schöne daran ist, es gibt unglaublich spannende Stimmungen am Himmel. Heute Morgen rollt eine eigenartige Wolke auf uns zu. Fasziniert schauen wir beim Frühstück zum Horizont. Die Natur bietet immer wieder etwas Neues. Wer braucht so schon einen Fernseher.

Es ist Samstag und wir haben einiges zu erledigen. In Argentinien gibt es die Siesta, das heisst entweder wir gehen morgens in die Stadt oder dann erst ab 17 Uhr wieder. Die meisten Geschäfte sind nämlich zwischen 13 und 17 Uhr geschlossen. Wir bevorzugen die Vormittage, deshalb fahren wir gleich nach dem Frühstück los. Rund 25 km sind es bis nach Mina Clavero, der nächstgelegenen Stadt. Da wir auf der alten Ruta 14 unterwegs sind, brauchen wir für die Strecke etwas länger als auf der Schnellstrasse. Dafür ist sie landschaftlich umso attraktiver. Um jede Kurve gibt es neue Aussichten auf die felsige Landschaft. Wir kommen an mehreren Pilgerstätten vorbei und als wir den abgelegenen Weiler Villa Benegas erreichen, sind die Temperaturen um einige Grad gestiegen. Klar, wir haben auf dem Weg von den Bergen hinunter ins Tal auch etliche Höhenmeter vernichtet.

In Mina Clavero ist viel los. Besonders jetzt im Sommer während der Hauptferienzeit. Die Sierras bei Cordoba sind bekannt für Outdooraktivitäten und der Fluss (Mina Clavero River), der kristallklares, kaltes Wasser aus den Bergen bringt, ist beliebt bei Wasserratten. Und auch das gute Klima mit frischer Luft und über 300 Sonnentagen pro Jahr zieht Einheimische aus dem ganzen Land an.

Wir steuern als erstes den Supermarkt Super Top an, wo wir fast alles finden, was wir brauchen. Während ich am Einkaufen bin, sucht Marcel nach einem Western Union Schalter. Ein neuer Versuch argentinische Pesos abzuholen. Wie so oft kommt Marcel während der Wartezeit auch ins Gespräch mit einem Einheimischen. Wir nennen es jeweils die kostenlose Spanischlektion.

Bald ist der Einkauf erledigt. Nächstes Ziel, der WU-Schalter, der sich in einem anderen Stadtteil befindet. Den WU-Schalter finden wir in einem Haushaltsgeräte-Geschäft an der Hauptstrasse. Parken können wir in einer Seitenstrasse und diesmal ist Marcel erfolgreich. Er kommt mit einem Stapel Banknoten, es sind rund 150 Stück, zurück. Krass dabei ist, dass dieser Haufen Geld gerade mal knapp 200 Franken wert ist. Ich versuche mein Glück ebenfalls, doch es gibt im Moment kein Bargeld mehr. Ich soll es doch ab 17 Uhr nochmals probieren. Bis dann kommen voraussichtlich genug Einzahlungen rein. Die nette Angestellte bietet mir an anzurufen, wenn sie das Geld beisammenhat. Schon verrückt, diese Geldsituation in Argentinien. Für jene, die sich fragen, wieso wir nicht einfach Geld bei einer Bank beziehen. Oft ist der maximale Bezug auf rund 60 Franken beschränkt. Das reicht gerade mal für einen Wocheneinkauf. Zudem verrechnet die Bank horrende Gebühren. Bei der Western Union sind die Gebühren einiges tiefer und wir können höhere Beträge beziehen.

Kartenzahlung ist in Supermärkten fast immer möglich. Dort zahlen wir oft mit der Karte. Und für grössere Beträge, wie beim Tanken, nehmen wir ebenfalls die Debit- oder Kreditkarte. In ländlichen Regionen ist es dann wieder anders. Dort ist Bargeld oft noch das Hauptzahlungsmittel und auch Tankstellen akzeptieren nicht immer Kartenzahlung.

Das Museo Rocsen in Nono ist ein Museum für Alltagsgegenstände aller Art

Zufrieden mit dem erfolgreichen Vormittag fahren wir zum Museum Rocsen in Nono. Doch als wir aus der Stadt rausfahren wollen, stehen wir doch tatsächlich im Stau. Wir sind echt erstaunt, wie busy es in Mina Clavero ist. Mit Geduld schaffen wir die 12 km zum Museum bis zur Mittagszeit.

Das private Museo Polifacético Rocsen befindet sich etwa 5 km ausserhalb des Ortes Nono. Gegründet wurde das Museum vom bretonischen Einwanderer Juan Santiago Bouchon, der es am 6. Januar 1969 eröffnete. Auf einer Fläche von 1530 m3 gibt es ein Sammelsurium von über 62’000 Ausstellungsstücken. Fast drei Stunden verbringen wir mit ansehen von alten Schreibmaschinen, Edelsteinen, Briefmarken, alten Kleidern, Keramik aus der Schweiz, mumifizierten Menschenkörpern, Schmetterlingen, Käfern, Autos, einem Flugzeug und Lampen. Ja, Lampen. In allen Formen und Farben. Wir wussten gar nicht, dass es so viele hässlichen Lampen gibt. Bis 15 Uhr schlendern wir durch die Räume, wo es uns keine Sekunde langweilig wird.

Museo Rocsen bei Nono

Museo Rocsen Autos

Museo Rocsen Lampen

Da wir auf dem Parkplatz über Nacht stehen dürfen, packen wir unsere Campingstühle aus und setzen uns unter einen grossen schattenspendenden Baum. Kurz darauf werden wir von einer Familie aus Buenos Aires angesprochen. Wir plaudern über dies und jenes und so haben wir nun gemeinsam eine kostenlose Spanischlektion.

Um 18:30 Uhr schliesst das Museum und auch das Haupttor wird zugesperrt. Keiner kann mehr rein. Gut für uns, denn so werden wir wieder eine ruhige Nacht geniessen. Ausser dem Wind, einzelnen Mofas und etwas Hundegebelle ist es wirklich ruhig.

Von den Sierras bei Cordoba zu den Sierras de San Luis

Arbeiten und fahren ist heute angesagt. Auf der gut ausgebauten neuen RP 14 fahren wir von Nono nach Villa Dolores (42 km) und richten uns im Full Café in einer YPF-Tankstelle ein. Doch bevor wir uns hinters Laptop klemmen, gönnen wir uns einen Cafe con leche mit media lunas. Voller Energie hauen wir in die Tasten. Diverse E-Mails und Anfragen gibt es zu beantworten und endlich geht auch der erste Blogbeitrag unserer Thailand-Reise online.

Kurz vor 16 Uhr klappen wir dann die Laptops zu. Wir sind zufrieden mit dem, was wir erledigt haben.  Bevor wir losfahren, lassen wir noch den Dieseltank auffüllen und sind startklar. Wir verlassen Villa Dolores und fahren auf der Ruta Nacional 20 bis Lujan. Dort biegen wir auf die RN 146 ab bis wir zum Abzweiger nach San Francisco del Monte de Oro kommen. Wir halten noch nach Trinkwasser Ausschau und entdecken an der Tankstelle einen Wasserhahn. Wir stoppen, fragen, ob es Trinkwasser ist – ja, ist es – und füllen gleich noch unseren Wassertank auf. Wir bedanken uns und fahren noch ein paar Kilometer weiter.

Wir befinden uns nun auf der Panorama-Strasse Ruta 9 durch die Sierra de San Luis, wo wir oberhalb des Stausees Dique Las Palmeras einen genialen Stellplatz finden. Bei dieser Aussicht können wir nicht widerstehen. Hier bleiben wir. Schliesslich ist es auch bereits 18 Uhr. Gemütlich lassen wir den Tag mit einem schmackhaftem Essen ausklingen. Es gibt gebratene Kartoffeln mit Poulet und Zwiebeln an einer BBQ-Sauce. Lecker.

Und weil es so schön ist, hängen wir gleich noch einen Tag an. Wir sind beschäftigt mit Yoga praktizieren, Wäsche waschen, Blogbeiträge schreiben, Videos schneiden, kochen, essen, Mate trinken und etwas Zeit zum Lesen bleibt uns auch noch.

Dique las Palmeras in den Sierras de San Luis

Die Fahrt entlang der Ruta Provincial 9 durch die Sierra de San Luis fällt ins Wasser

Voller Vorfreude auf die Panoramastrasse Ruta 9, die durch die spektakuläre Berglandschaft der Sierra de San Luis führt, fahren wir los. Ein Stück geht es dem Stausee entlang und dann kurvenreich aufwärts. Es gibt einige hundert Höhenmeter, die sich Taku hocharbeiten muss. Doch was ist das? Eine Strassensperre? Wir sind doch nicht in Bolivien? Ein Strassenarbeiter stoppt uns und teilt uns mit, dass wir nicht weiterfahren können. Die Ruta 9 wird gerade in Stand gesetzt und für Autos ist die Strasse durch die Sierra de San Luis die nächsten fünf Tage gesperrt.

Strasse durch die Sierras San Luis

Ach nein, so schade. Enttäuscht drehen wir um und fahren bei nächster Gelegenheit an den Strassenrand. Das bringt unsere ganzen Pläne durcheinander. Wir nehmen die Strassenkarte zur Hand und beratschlagen, wie wir fahren sollen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, doch auf die Schnelle sind wir uns nicht schlüssig. Zurück müssen wir sowieso. Wir entscheiden eine weitere Nacht beim Platz mit Aussicht auf den Stausee zu verbringen und dort genauer zu planen.

Auf dem Weg zum Stellplatz drehen wir noch eine Runde um den Stausee. Es gibt auch Campmöglichkeiten direkt am Wasser, doch wir bevorzugen den Platz mit Aussicht auf den See und in die Berge.

Schlussendlich haben wir uns einen Plan für die nächsten drei Wochen zurechtgelegt und sind zufrieden damit. Es reut uns zwar schon, dass wir die Ruta 9 nicht fahren können. Doch es erwarten uns noch viele andere spannende Strecken und Landschaften. So ist es eben. Nicht immer läuft alles nach Plan.

Wir nutzen das warme Wetter und legen unsere Solardusche an die Sonne. So können wir uns abends frisch machen und sind bereit für die Stadt San Luis, die uns morgen erwartet.

Von der Sierra de San Luis nach San Rafael

Auf dem Weg vom Stausee zurück an die Ruta Nacional 146 kommen wir wieder an der Tankstelle vorbei, wo wir vor zwei Tagen Wasser gefüllt haben. Auch diesmal stoppen wir kurz und dürfen unsere beiden 5 Liter Kanister auffüllen.

Kurz bevor wir die RN 146 erreichen, fahren wir in eine Polizeikontrolle. Der Fahrer vor uns wird kontrolliert, mit uns plaudert der Polizist einfach eine Weile und freut sich, dass wir sein Land bereisen. Sein Traum ist es ebenfalls zu Reisen. „Noch vier Jahre. Dann ist es hoffentlich so weit, dass ich mir den Traum vom Reisen erfüllen kann“, erzählt er uns lachend.

Die Fahrt nach San Luis ist entspannt. Linkerhand sehen wir den Gebirgszug der Sierra de San Luis, wo wir eigentlich durchfahren wollten. So geniessen wir einfach die Aussicht auf die Bergkette. Und wir kommen an einem Monument vorbei, das wir sonst verpasst hätten. Gegen 11 Uhr erreichen wir San Luis und fahren auf den Parkplatz vom Chango Mas, einem grossen Einkaufszentrum. Während Marcel bei Taku bleibt, kurve ich mit dem Einkaufswagen durch die breiten Gänge. Genauso gross wie das Einkaufszentrum ist auch die Warteschlange an der Kasse. 1.5 Stunden später erlöse ich Marcel vom Warten. Hungrig verdrücken wir eine Empanada und ein paar Miniaturas, das sind frittierte Snacks.

Einmal mehr haben wir diverse administrative Dinge zu erledigen, sodass wir uns ein paar Stunden im Full Café bei der YPF-Tankstelle verkriechen. Es hat Strom und WiFi. Perfekt. Wir kommen gut voran und sind dankbar für dieses Angebot. Kurz vor 17 Uhr verlassen wir „unser temporäres Büro“ und fahren noch zum San Luis Shopping. Da ich bei Western Union am Vormittag erfolglos war, probieren wir es nochmals bei einem anderen WU-Schalter. Diesmal klappt es. Endlich! Das feiern wir doch gleich mit einem Glace.

Zwischen San Luis und San Rafael gibt es kaum Campmöglichkeiten. Wir finden auf iOverlander, unserer Camping-App, einen Platz an einer Nebenstrasse neben einem Bahngleis. Da fahren wir hin. Kurz nach 18 Uhr sind wir da. Es ist kein speziell schöner Platz, doch sehr zweckmässig und ruhig. Die Strasse ist kaum befahren und wir hören nur das laute Zirpen der Grillen. Schon fast wieder idyllisch. Zum Abschluss gibt es noch einem schönen Sonnenuntergang, den wir beim Zähneputzen beobachten können.

Die Nacht war bis auf zwei vorbeirollende Züge ruhig. Geweckt werden wir morgens von der Wärme im Fahrzeug. Auch heute brennt die Sonne bereits frühmorgens knallhart runter. Fürs Frühstück setzen wir uns in den Schatten und fahren nach dem Essen gleich los.

Bis San Rafael haben wir 222 km auf der Ruta Nacional 146 vor uns. 150 km davon fahren wir auf schnurgerader Strasse. Auf dem GPS sieht das ganz schön langweilig aus. Etwas Abwechslung bringt eine Fruchtfliegengrenze zwischen San Luis und San Rafael. Wir haben keine Früchte dabei, nur Gemüse. Und das ist erlaubt. Der Kontrolleur stoppt uns beim Kontrollposten, schaut kurz in unser Gemüsefach und schon ist die Sache erledigt. Unser Fahrzeug muss noch besprüht werden, wofür wir 4200 Pesos (rund 4 Franken) bezahlen.

Wir setzen die Fahrt nach San Rafael fort und bald wird die Landschaft interessanter. Die trockene Pampa wechselt in eine farbenfrohe Umgebung. Auf einen Schlag fahren wir durch Pappelalleen, sowie an Reben und grünen Weiden vorbei. San Rafael ist ein bekanntes Weinanbaugebiet und je näher wir der Stadt kommen, desto mehr Bodegas sehen wir. Auch der Kreisel ist dem Wein gewidmet.

San Rafael ist der Ausgangsort für einen Besuch im Atuel Canyon

Punkt 12 Uhr sind wir im Zentrum von San Rafael, wo wir als erstes den Outdoorshop Capitan Yo ansteuern. Wir brauchen eine Gaskartusche für unseren MSR-Kocher, den wir für die geplanten Mehrtageswanderungen mitnehmen wollen. Zum Glück ist die Gaskartusche schnell organisiert. An derselben Strasse gibt es einen Früchte- und Gemüseverkäufer, wo wir uns mit gesunden Frischwaren eindecken können. Zwei Dinge stehen nun noch auf unserer To-Do-Liste. Ein Rindsfilet kaufen und ins Internet.

Auf dem Weg in die Tankstelle mit WiFi kommen wir an einer Metzgerei vorbei. Und wir haben Glück. Wir kriegen 1 kg Rindsfilet für 14 Franken. Glücklich über unsere Einkäufe fahren wir weiter zum Full Café, wo Marcel mit den Eltern telefoniert und ich ins Gespräch mit einem Argentinier komme, der perfekt Englisch spricht. Er lebte in jungen Jahren in New York. Ob wir von Australien sind, will er wissen. Und wie wir mit diesem „Tank“ (Panzer), er meint Taku, nach Südamerika gekommen seien. Wir plaudern eine Weile und anschliessend setzen wir unsere Arbeit am Laptop fort.

Eilig haben wir es nicht zum Weiterfahren, denn draussen ist es noch immer sehr heiss. Gegen 17 Uhr packen wir unsere Sachen und fahren zum Atuel Canyon. Dort kennen wir einen Aussichtspunkt, wo wir Übernachten wollen. Der Platz ist noch immer ein Traum, nur sind während der Hochsaison wahnsinnig viele Touristen unterwegs. Immer wieder kommen Leute vorbei, um den Sonnenuntergang zu geniessen oder Mate zu trinken. Auch wir sitzen bis kurz vor 23:00 Uhr draussen, schauen uns den gewaltigen Sternenhimmel an, staunen über die vielen Satelliten, bewundern die Milchstrasse und sehen sogar eine Sternschnuppe. Als wir ins Bett gehen, ist es noch immer heiss. Wir lassen noch eine Weile die Hecktüre offen, trotzdem kriegen wir die Hitze kaum raus. Irgendwann schliessen wir trotzdem die Tür und versuche zu schlafen. Kaum dösen wir ein, fahren mehrere Autos auf den Platz. Mehrere Familien wollen wohl auch den Sternenhimmel geniessen. Wir lassen uns nicht stören und schlafen trotz Hintergrundgeräuschen irgendwann ein.

Valle Grande im Atuel Canyon

Am nächsten Morgen erwartet uns wieder ein heisser Sommertag. Als wir um 8 Uhr aus dem Fenster schauen, begrüsst uns strahlend blauer Himmel. So schön. Gemütlich Frühstücken wir mit genialer Aussicht auf den Stausee Valle Grande und die Isla Submarino. Der Name ist passend, denn die Insel sieht wirklich ein bisschen wie ein U-Boot aus. Lange sind wir am Aussichtspunkt nicht allein. Mehrere Autos kommen herangefahren und packen ihre 3-Minuten Zelte aus. Ein Van parkt neben uns und stellt Verkaufstische auf. Es ist Freitag und so wie es aussieht, werden Touristen erwartet. Zeit für uns zu gehen. Wir packen zusammen und freuen uns auf die aussichtsreiche Fahrt durch den Atuel Canyon.

Die Fahrt durch den spektakulären Atuel Canyon fällt wegen Unwetterschäden ins Wasser

Es wäre das dritte und letzte Mal, dass wir die Strecke durch den Atuel Canyon bei San Rafael fahren. Doch es soll nicht sein, denn nach knapp zwei Kilometern werden wir von der Polizei gestoppt. „Wo wollt ihr denn hin?“, fragt der jüngere Beamte. „Durch den Atuel Canyon und dann nach Malargüe“, sagt Marcel. „Hier könnt ihr leider nicht weiter. Die Strasse ist verschüttet. Es gibt kein Durchkommen. Ihr müsst umdrehen.“ Schade, aber ok. Dann heisst es zurück nach San Rafael und auf der Hauptstrasse nach Malargüe fahren.

Statt durch die Schlucht und am Rio Atuel entlang, fahren wir über die Ruta Provincial 173 zurück nach San Rafael. Wir kommen an der YPF-Tankstelle vorbei, wo wir nochmals unsere Wasserflaschen auffüllen können. Die nächsten Tage sind wir offline, deshalb noch die wichtigsten Nahrichten ansehen und dann geht es ab in die Berge. Ab in die Anden.

Fazit: Die Reise von Uruguay durch die Sierras bei Córdoba und San Luis in die Anden Argentiniens

Die Sierras von Cordoba haben uns sehr gut gefallen und die Fahrt entlang der kurvenreichen RP 14 war ein Highlight. Auch der kurze Einblick in die Sierras de San Luis war eine sehr willkommene Abwechslung auf der langen Fahrt durch die Pampa von Argentinien. Gerne hätten wir die RP 9 erkundet, aber da die Strasse gesperrt war, blieb uns das leider verwehrt. Nun freuen wir uns umso mehr auf die Anden von Argentinien.

Fahrt in die Anden

Vorschau: Wie geht unsere Südamerika Reise weiter?

Im nächsten Beitrag beschreiben wir die wunderschöne Andenregion westlich von Mendoza.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Claudia Achermann

    Hallo zusammen
    Wir werden im Januar 2026 von Montevideo aus starten, um einen Teil der Panamericana zu befahren. Geplant ist, nach einigen Monaten, vermutlich im Mai 2026, das Fahrzeug unterzustellen. Habt ihr vielleicht eine gute Adresse? Herzlichen Dank, Claudia und Urban Achermann

    1. Reni

      Hallo Claudia und Urban
      Vielen Dank für eure Nachricht. Das sind ja schöne Reisepläne. Ja, wir haben einen super Kontakt. Waren mit UY Storage super zufrieden. Sende euch den Kontakt gleich per E-Mail.

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