Der kleine Norden in Chile bietet unglaubliche Kontraste. Traumhaft schöne Küstenlandschaften mit spektakulären Felsformationen und feinsandigen, kilometerlangen Sandstränden am Pazifik begrenzen den Westen des Landes. Im Osten befinden sich gigantische, schneebedeckte Gipfel von einem ganzen Reigen von Sechstausendern der Anden entlang der Grenze zu Argentinien. Dazwischen gibt es nur einen schmalen Streifen Land. Dieses ist oft unwegsam und zerklüftet mit einzelnen grünen Oasen, die sich entlang einiger der wenigen Flüsse gebildet haben. Der Rest ist wie im Grossen Norden von Chile von Trockenheit, steinigen Wüsten, kargen Hochebenen, schneebedeckten Vulkanen und bunten Felslandschaften geprägt.
Das Gebiet des kleinen Nordens von Chile erstreckt sich südlich des netten Ortes Taltal bis nach La Serena, einer Stadt mit schöner Kolonialarchitektur, und weiter bis zum kleinen Landwirtschaftsort Ovalle. Dazwischen liegen die Nationalparks Pan de Azucar und Tres Cruces mit dem Ojos del Salado. Er ist mit 6’893 m der höchste Gipfel in Chile. Weiter im Süden gehört das Elqui Tal mit wunderbarer, üppig grüner Landschaft ebenfalls zum kleinen Norden Chiles.
Chile – Das längste Land der Welt
Chile ist das längste Land der Welt. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 4’275 km, im Durchschnitt ist Chile aber gerade mal 180 km breit. An der schmalsten Stelle misst das Land sogar nur 90 km. Wir sind auf dem Weg, dieses langgezogene Land von Nord nach Süd zu erkunden.
Der Kleine Norden von Chile ist für Bergsteiger äusserst interessant. Für jene, die hoch hinaus wollen, gibt eine grosse Auswahl an Sechstausendern. Entlang der Küste gibt es im Reserva Nacional Pinguino de Humboldt eine Pinguinkolonie zu bestaunen. Aber auch landschaftlich bietet der Kleine Norden Chiles einiges. Die karge Wüstenlandschaft wird von Halbwüste abgelöst, je südlicher wir kommen. Fährt man von La Serena landeinwärts, folgt man dem fruchtbaren Flusslauf des Elqui und endet im Elquital mit dem kleinen Ort Pisco Elqui. Dieser gilt als Geburtsstätte des chilenischen Nationalgetränks Pisco.
Wer sich für Sterne und Astrologie interessiert, kommt im kleinen Süden Chiles auf seine Rechnung. Der Sternenhimmel ist fantastisch und es gibt einige Sternwarten, die teilweise auch öffentlich zugänglich sind.
Taltal und Abstecher nach Caleta Cifuncho
In Taltal, einer erstaunlich schönen Stadt, gehen wir ein paar Dinge einkaufen. Für die Mittagspause machen wir einen Abstecher nach Caleta Cifuncho, einem kleinen Fischerdorf. Reni sieht die Picknicktische am Strand und will dahin für die Mittagspause. Es hat Fahrspuren, doch eine richtige Strasse gibt es nicht. Marcel fährt zu den überdachten Plätzen, doch wir merken schnell, dass das keine gute Idee ist. Der Sand ist sehr soft, sodass wir mit unserem schweren Camper einsinken. Noch sind wir nicht steckengeblieben, doch ob wir da so einfach wieder wegkommen? Zuerst mal Mittagessen und dann sehen wir weiter.
Bevor wir losfahren, stellen wir die Radnaben ein und Marcel schaltet den 4×4 zu und probiert loszufahren. Wir kommen nur wenige Zentimeter weit. Da hilft nur eins, den Reifendruck reduzieren. Beim zweiten Versuch loszufahren, geht es schon besser. Die ersten Meter sind harzig, doch als wir an Geschwindigkeit gewinnen, fährt es sich gut. Je schneller wir werden, desto besser kommen wir vorwärts. Zum Glück findet Marcel einen Weg aus dem tiefen, weichen Sand. Erleichtert stehen wir ein paar Minuten später auf einem Kehrplatz. Nächstes Mal lässt sich Reni hoffentlich nicht mehr von gedeckten Picknickplätzen am Strand täuschen.
Unterkunft in Taltal
Falls du mit dem Mietauto unterwegs bist, in Taltal gibt es eine Handvoll Unterkünfte. Eine davon ist:
Hostal Beatriz – Zentrale Lage, gemütliche Zimmer und Gemeinschaftsraum.
Kurze Wanderung im Pan de Azucar Nationalpark
Unser erstes Ziel im Kleinen Norden von Chile ist der Parque Nacional Pan de Azucar, wo wir seit langem wieder einmal eine Wanderung machen. Es sind zwar nur 5 km hin und zurück, doch immerhin. Die Bewegung tut gut. Die Aussicht vom Mirador ist wirklich lohnenswert. Wir blicken auf das Meer und sehen den Felsen „Pan de Azucar“ vor uns.
Leider ist wild campen im Nationalpark nicht erlaubt, sodass wir an der Küstenstrasse C-120 weiterfahren. Wenige Kilometer nach dem Nationalpark finden wir einen Platz auf Felsen mit Aussicht auf eine Bucht und breitem, weissem Sandstrand. Es ist noch herrlich warm, sodass wir uns vor dem Abendessen einen Apero gönnen.
Flamingo Beobachtung am Salar de Pedernales
Wie jeden Morgen an der Küste Chiles ist es bewölkt. Doch diesmal warten wir nicht bis die Sonne kommt, denn wir haben noch einiges vor. In der Minenstadt Chanaral füllen wir unsere Diesel- und Wassertanks für die nächste Etappe in die Berge des Kleinen Norden von Chile. Bei der Tankstelle gibt es sogar Duschen. Perfekt. Und zuletzt legen wir beim Supermarkt einen Stopp ein. Nun sind wir wieder ready für ein paar Tage abseits der Zivilisation.
Wir fahren von Meereshöhe los und es geht gleich von Beginn an nur aufwärts. Die Fahrt auf 3’300 m ü. M. führt durch die Berge und überall sehen wir Strassen an den Hängen. Hier ist viel Minenaktivität im Gange. Eine der Minen befindet sich hoch oben auf dem Berg. Der wolkenverhangene Himmel hilft auch nicht, dass die von den Minen zerfurchten Berge schöner aussehen. Gegen 15:30 Uhr erreichen wir den Salar de Pedernales. Wir finden direkt am Salzsee einen Platz zum Stehen. Die Temperaturen sind wieder einiges frischer und der Wind bläst uns um die Ohren. So, wie es für diese Höhe in Chile typisch ist. Deshalb verkriechen wir uns in unseren Camper und machen früh Feierabend.
Als wir nach dem Abendessen noch lesen, wird es plötzlich wieder hell um uns herum. Wir schauen raus und wow, ist das schön. Der Himmel verfärbt sich mit den Wolken in kitschige Farben. Dick eingepackt gehen wir nochmals raus, schiessen ein paar Fotos und verkriechen uns schnell wieder.
Am nächsten Morgen ist es zwar immer noch eisig kalt, doch frühmorgens ist es windstill und unglaublich ruhig am Salzsee. Marcel steht früh auf und geht auf Erkundungstour beim Salar de Pedernales. Dabei entstehen schöne Fotos mit Spiegelungen im Wasser und sogar eine grosse Gruppe Flamingos kann er beim Fressen beobachten.
Beim Frühstück schauen wir die Wolken an, die in der Richtung, wo wir hinwollen, noch immer sehr dicht sind und auch nicht weniger werden. Wir haben keine Lust bei dem grauen Deckel weiterzufahren. Bis mittags beobachten wir mal, wie sich das Wetter entwickelt. In der Zwischenzeit fahren wir zu einer anderen Landzunge, wo wir näher an der Lagune und vor allem näher an den Flamingos stehen können. Die Wolken sind leider hartnäckig, sodass wir entscheiden eine weitere Nacht an diesem wundervollen Ort zu verbringen. Wir glauben fest daran, dass morgen die Sonne scheint.
Abwarten und Tee trinken
So verbringen wir einen Tag drinnen im Camper. Der starke, kalte Wind macht es unmöglich draussen zu sitzen. Beschäftigung haben wir mit Reiseführer lesen, Blogbeiträgen vorbereiten, Videos schneiden und Newsletter schreiben genug.
Das Warten auf schönes Wetter hat sich gelohnt. Wir werden von Sonnenstrahlen geweckt, die uns durch das Heckfenster unsere Gesichter wärmen. Herrlich. Doch als wir die Türe öffnen, kommt eiskalte Luft ins Auto. In dieser Höhe (3’500 m) ist es kalt, das ist uns klar. Doch es ist eisig. Wir legen das Thermometer raus. Brrr… -7 °C. Ganz schön frisch. Im Auto ist es zum Glück nur knapp unter Null. So lassen wir unsere Thermounterwäsche mal noch an und ziehen die Jeans drüber. Der Frühstückskaffee und das warme Porridge tun gut. Beides versorgt uns mit der nötigen Energie für den Tag.
Der Nevado de Tres Cruces Nationalpark ist ein Highlight im kleinen Norden von Chile
Das schöne Wetter wollen wir nutzen, um zur Laguna Verde zu fahren. Diese befindet sich auf dem Weg zum Paso San Francisco, nahe der argentinischen Grenze. Doch um dahinzukommen, müssen wir am chilenischen Grenzposten vorbei, der rund 90 km vor der Grenze ist. Da der Pass jedoch noch geschlossen ist, wissen wir nicht, ob er bemannt ist. Wir versuchen es einfach. Als wir dem Gebäude des Zolls näherkommen, sehen wir Rauch aufsteigen. Ein gutes Zeichen.
Der Zoll wirkt ausgestorben. Alle Gebäude sind geschlossen und keine Zöllner sind zu sehen. Doch ein paar Handwerker sind am arbeiten und lassen uns durch. Sie öffnen die Kette und schliessen sie hinter uns wieder. Etwas unsicher fahren wir weiter, denn wir fragen uns, ob wir jetzt legal auf dieser Strecke unterwegs sind. Doch schon bald kommt uns ein Fahrzeug entgegen. Scheint kein Problem zu sein hochzufahren.
Laguna Verde – Highlight im Kleinen Norden von Chile
Rund 90 km sind es bis zur Lagune Verde. Ein weiter Umweg, doch einer der sich lohnt. Allein schon die Fahrt Richtung Paso San Francisco ist toll. Wir sehen farbige Berge und Vulkane. Unter anderem den Nevado Ojos del Salado, der mit 6’893 m der höchste Berg Chiles ist. Atemberaubend ist aber vorallem der Anblick der Laguna Verde, die nach einer Kurve plötzlich vor uns auftaucht. Das türkisfarbene Wasser leuchtet. Umringt von den Bergen wirkt der See fast schon unwirklich. Einfach traumhaft.
Als wir aus dem Camper steigen, um Fotos zu machen, bläst es uns fast weg. Der Wind ist so stark, wie schon lange nicht mehr. Kein Wunder liegt noch Schnee bei dem krassen Wind und der Kälte. Wir fahren ein Stück weiter und drehen dann um. Beim Aussichtspunkt legen wir eine längere Pause ein. So eine Aussicht müssen wir ausgiebig geniessen.
Auf dem Rückweg zum Grenzposten sehen wir am Strassenrand ein Schild, dass den Wasserfall Rio Lamas ausweist. Natürlich stoppen wir, denn wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass es in dieser kargen und extrem trockenen Landschaft einen Wasserfall geben soll. Als wir den steilen Weg von der Strasse in die Schlucht fahren, können wir tatsächlich einen kleinen Bach erkennen. Mitten in der komplett ausgetrockneten Wüstenlandschaft gibt es doch tatsächlich einen kleinen Wasserfall.
Abstecher zur Laguna Santa Rosa im Nevado de Tres Cruces Nationalpark
Kurz vor dem Grenzposten zweigt die kleine Strasse C-607 von der Ruta 31 zum Paso de San Francisco ab. Diese führt zum Nationalpark Nevado de Tres Cruces. Als erstes wollen wir uns im Nationalpark die Laguna Santa Rosa anschauen. 30 km sind es bis zum Aussichtspunkt an der Lagune. Mal schauen, wie weit wir kommen, denn der Nationalpark ist offiziell noch geschlossen und es liegt noch viel Schnee auf den Bergen. Erstaunlicherweise ist der Gipfel des Ojos del Salado, dem mit 6’893 m höchsten Berg in Chile, fast schneefrei. Wahrscheinlich liegt das am starken Wind, der allen Schnee weggeblasen hat.
Bis zum Aussichtspunkt oberhalb der Laguna Santa Rosa schaffen wir es ohne Probleme. Vom Aussichtspunkt haben wir eine tolle Aussicht auf die Lagune, die von teilweise noch schneebedeckten Bergen eingebettet zu unseren Füssen liegt. Lange halten wir es draussen aber nicht aus, denn der Wind ist einfach zu stark und viel zu kalt.
Der Versuch zur Laguna del Negro Francisco zu fahren scheitert
So entschliessen wir uns gleich noch weiter zur Laguna del Negro Francisco zu fahren. Anfangs ist die Strasse noch in gutem Zustand, doch das ändert sich nach rund 30 km. Das viele Wasser der Schneeschmelze hat den Boden aufgeweicht und weil der Untergrund lehmig ist, rutschen wir auf der Piste hin und her. Immer wieder gibt es auch grosse Schlammpfützen, die wir durchfahren müssen. Die Strasse wird immer abenteuerlicher und die Schneefelder am Rand der Strasse immer grösser.
Plötzlich stehen wir vor einem grossen Haufen Schnee, Dreck und Eis. Da ist wohl der Hang abgerutscht. Auf den ersten Blick gibt es kein Weiterkommen. Wir steigen aus und inspizieren die Situation. Es gibt eine Reifenspur links vorbei. Fahrbar, doch sehr, sehr uneben, rumpelig und weicher Salzboden. Das Blöde ist, dass wir nicht wissen, was uns nach diesem Hindernis noch alles erwartet.
Ist die Strasse bis zur Lagune befahrbar oder stehen weitere Hindernisse im Weg? Bis zur Lagune sind es immer noch über 40 km und es geht weiter in die Höhe. Wir entscheiden uns aus Sicherheitsgründen nicht weiterzufahren und drehen um. Inzwischen ist es fast 17 Uhr, sodass wir nach einem Schlafplatz Ausschau halten, den wir nach ein paar Kilometern bei einem kleinen Bach finden.
Büsserschnee und Büssereis – Ein faszinierendes Naturphänomen
Der Schlafplatz entpuppt sich als ein wahrer Glückstreffer. Wir sind recht gut vom Wind geschützt, im Bach neben uns gibt es drei Flamingos, die wir beobachten können und an den Berghängen befinden sich Schneefelder mit Büssereis. Büsserschnee, Büssereis oder auch Zackenfirn werden die pyramidenförmigen Schneegebilde, die uns an Haifischzähne erinnern, genannt. Dieses Naturphänomen wird durch ungleichmässiges Abschmelzen unter starker Sonneneinstrahlung, Kälte und niedriger Luftfeuchtigkeit verursacht. Die Bedingungen für dieses Phänomen ist in den Anden sehr oft gegeben und so ist es hier weit verbreitet. Einziger Wermutstropfen ist die Kälte, die uns nach dem erkunden der Umgebung rasch wieder in unseren Camper treibt.
Dass die Nacht eisig kalt war, merken wir nicht nur an den vereisten Scheiben, sondern auch am Bach, der frühmorgens noch halb zugefroren ist. Die Kälte hat aber auch Vorteile, denn die Schlammpfützen auf der Strasse sind zugefroren. Da wir wegen dem Schnee- und Erdrutsch nicht zur Laguna Negra Francisco fahren konnten, geht es nun bis zur Laguna Santa Rosa denselben Weg zurück. Langweilig ist die Fahrt jedoch keineswegs, denn die Landschaft ist unglaublich schön. Die Berge sind zwar kahl und es gibt weder Bäume noch Büsche, doch das Gestein ist farbig und wie von einer anderen Welt. Kein Wunder gibt es viele Minen in der Umgebung. Denn wo die Berge farbig sind, muss es doch Bodenschätze (wie zum Beispiel Kupfer) geben.
Von der Laguna Rosa bis nach Puquios fahren wir auf der C-601 und verlassen den Nationalpark Nevado de Tres Cruces wieder. Die Strecke ist ausserordentlich spektakulär. Wir fahren mitten durch die Berge, teils sind die Felswände links und rechts von uns so hoch, dass wir kaum den Himmel sehen. Je mehr Höhenmeter wir vernichten, desto rascher verändert sich das Landschaftsbild. Plötzlich gibt es Büsche und einen Fluss. Doch die kahlen Berge begleiten uns permanent.
Zurück an die Pazifikküste des Kleinen Norden von Chile
Als wir schliesslich die Ruta 31 erreichen, ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Puquios, wo es Ruinen einer ehemaligen Kupfermine geben soll. Ausser ein paar verwitterten Wänden ist von den Gebäuden nichts mehr übrig. Eigentlich hatten wir vor bei den Ruinen zu übernachten. Doch so prickelnd ist der Platz nicht, denn er ist sehr nahe an der Ruta 31. Die Strasse ist zwar wenig befahren, aber wenn Lastwagen vorbeifahren, hupen diese oft zur Begrüssung. Nett, aber nachts wollen wir lieber unsere Ruhe haben. So fahren wir noch ein Stück entlang der C-335, wo wir nach knapp einem Kilometer einen geeigneten Platz finden.
Es ist kurz nach 13 Uhr, sodass wir noch viel Zeit haben. Nach der Kaffeepause heisst es Fotos runterladen und planen für unseren Aufenthalt in Santiago und bunten Hafenstadt Valparaiso. Letzteres bereitet uns etwas Bauchschmerzen, denn wir haben schon einige Schauergeschichten von der Stadt gehört. Autoeinbrüche oder zerschnittene Reifen gab es vor der Pandemie immer wieder bei Overlandern. Und Überfälle und Diebstähle bei Touristen sind leider keine Seltenheit. Wie die Situation nach der Pandemie ist, wissen wir nicht. Besser? Schlimmer? Nun fragen wir uns, ob wir uns ein Hotelzimmer ausserhalb von Valparaiso nehmen sollen, wo wir Taku stehen lassen können und dann mit ÖV’s in die Stadt gehen. Oder sollen wir für einen Tag nach Valparaiso fahren und Taku in einem der überwachten Parkplätze einstellen? Wir müssen noch darüber schlafen.
Aufwachen im T-Shirt und Unterhosen. Was? Wir frieren nicht? Jaaaa, wir sind wieder in der Wüste Chiles angekommen. Schon verrückt, wie schnell wir von über 4’500 m ü. M. (wo es morgens um den Gefrierpunkt ist) wieder in der Wärme sind und beim Frühstück über 10 °C geniessen. Das Klima ist bereits wieder total anders, der Wind jedoch ein konstanter Begleiter.
Versorgungsstopp in Copiapo
Nach dem Frühstück fahren wir nach Copiapo. Unser Ziel ist der Jumbo, ein grosses Einkaufszentrum. Ein Paradies, denn es gibt einfach alles. Vom Penang Curry und der Kokosmilch bis zum amerikanischen IPA Bier. In Chile fehlt es uns essens- und trinktechnisch an gar nichts. Marcel bleibt, wie immer beim Einkaufen in südamerikanischen Städten, im Auto, während Reni einkaufen geht. Dies, weil wir des öfteren von Einbrüchen auf Supermarkt Parkplätzen lesen. Doch ist es wirklich so schlimm? Wir wissen es nicht. Sicher ist sicher. Solange einer im Fahrzeug bleibt, passiert nichts.
Nach dem Einkauf fahren wir zur Copec Tankstelle ausserhalb von Copiapó. Dort können wir duschen, geniessen im Café einen Cappuccino, laden einen weiteren Blogbeitrag zu unseren Abenteuern auf dem PCT hoch und schaffen es sogar einen Vlog auf YouTube hochzuladen.
Wildblumenblüte und kleine Fischerdörfer entlang der Küste im kleinen Norden von Chile
Um 16:30 Uhr fahren wir dann weiter an die Küste. Unser Ziel ist die Bahia Salada. Auf der Fahrt ans Meer treffen wir auf eine bunte Wüstenlandschaft. Es sind die Wildblumen, die teils riesige farbige Teppiche bilden. Wir sind hin und weg, denn die Wildblumenblüte in der Wüste ist etwas ganz Besonderes. Es soll im kleinen Norden von Chile nur etwa alle 5 Jahre so viele Wildblumen geben.
Leider ist an der Pazifikküste des kleinen Nordens von Chile auch das Nebelwetter zurück. So wie immer, wenn wir an der Küste sind. Wir fragen uns, ob das im Norden Chiles das ganze Jahr so ist oder ob es sich um ein saisonales Wetterphänomen handelt. Jedenfalls drückt es uns jedes Mal aufs Gemüt, wenn wir jeden Morgen bis zur Mittagszeit diesen grauen Deckel über unseren Köpfen haben. Als wir mittags die Küstenstadt Huasco erreichen, lässt sich die Sonne langsam blicken. Kaum drückt die Sonne, ist es auch wieder herrlich warm. Am Hafen in Huasco geniessen wir unser Mittagsbrötchen. Schön ist die Stadt nicht, doch interessant ist es trotzdem auch unbekanntere Orte zu sehen. Das Highlight sind die Pelikane, die von den Fischabfällen der Fischer angezogen werden.
La Serena ist bekannt für seine schönen Kolonialbauten und dem Leuchtturm
Wir fahren auf der Ruta 5, der Panamericana, Richtung La Serena. Rund 60 km vorher finden wir einen super Platz auf einem Feld zum Übernachten. Wir sehen aus der Ferne die Autobahn und die Lastwagen, doch es ist sehr ruhig, da wir weit genug entfernt sind. Gegen 9 Uhr am nächsten Morgen fahren wir in die Stadt La Serena. Mitten im Zentrum finden wir einen bewachten Parkplatz, der auch für unser hohes Fahrzeug geeignet ist. Wir geniessen es wieder einmal durch eine Stadt zu spazieren, ohne uns Gedanken über unseren Camper zu machen. Er ist an einem sicheren Ort und wir fühlen uns frei.
In der Nähe finden wir ein gemütliches Café. Dort buchen wir unsere Unterkunft in Santiago, denn wir kommen der Hauptstadt von Chile näher. Anschliessend spazieren wir durch die Fussgängerzone von La Serena, wir sehen uns die Catedral de La Serena, den Plaza de Armas und die Iglesia de San Francisco an. Bevor wir wieder von der Küste wegfahren, sehen wir uns noch den Leuchtturm von La Serena an. Leider ist es noch immer bewölkt, doch der Leuchtturm ist trotzdem sehr fotogen.
Dann verabschieden wir uns wieder von der Küste und fahren Richtung Pisco Elqui. Auf dem Weg stoppen wir zum Tanken und Einkaufen. Die Weiterfahrt ins Elqui Tal ist spannend und wieder ganz anderes. Nun ist plötzlich alles Grün. Wir sind hin und weg, denn die letzten Woche haben wir vor allem Wüste gesehen. Braune, beige und graue Landschaften haben dominiert. Wir freuen uns nun unglaublich auf das Erkunden des Elqui Tals und den Ort Pisco Elqui und sind gespannt, wie touristisch es sein wird.
Touren ab La Serena im Kleinen Norden von Chile
Wenn du mehr zur Geschichte der Eroberung von Chile und der Gründung von La Serena erfahren willst, ist eine Stadtrundfahrt zu den schönsten Sehenswürdigkeiten von La Serena zu empfehlen.
Wenn du einen unbeschwerten Tag mit der Erkundung des Elqui Tals und einer Degustationen in einer Destillerie, verbringen möchtest, gibt es ab La Serena Touren.
Hotel Tipps in La Serena
Apart Hotel Colors – Ausgezeichnete Lage nahe vom Zentrum. Apartments mit eigener Küche und Badezimmer.
Aqua La Serena – Tolle Lage nahe am Meer. Apartments mit Balkon und Aussicht, Küchenzeile und Bad. Moderne Ausstattung.
Das Elqui Tal bietet grandiose Kontraste zwischen sattem Grün und kargen Bergen
Manchmal stellen sich rudimentäre Kiesplätze als die besten Übernachtungsplätze heraus. Obwohl wir faktisch gesehen direkt neben der Strasse stehen, geniessen wir eine äusserst ruhige Nacht mit grandioser Aussicht.
Auf dem Weg durch das Valle del Elqui kommen wir in Vicuna vorbei. Spontan entscheiden wir durch die Ortschaft zu fahren und nicht die Umfahrung zu nehmen. Zum Glück, denn der Ort ist charmant. Es ist Wochenende, so sind viele Leute unterwegs. Nach einem kurzen Fotostopp fahren wir weiter durch das Valle del Elqui. Bei Rivadavia biegen wir auf die Ruta D-485 ab, die nach Pisco Elqui führt. Kaum sind wir abgebogen, finden wir uns auf einer kurvenreichen Bergstrasse wieder. Die Fahrt ist spannend und wir staunen einmal mehr, wie grün es im Tal ist. Hier werden Trauben angepflanzt, die für die Pisco Herstellung verwendet werden.
Die Kirche von Paihuano weckt unser Interesse und wir legen einen Stopp ein. Bevor wir weiter nach Pisco Elqui fahren, checken wir noch einen möglichen Schlafplatz aus. Die Fahrt ist zwar schön, doch die Suche nach dem geeigneten Übernachtungsplatz war erfolglos. Einen Notfallplatz haben wir zwar gefunden, doch ideal ist er nicht. Mal schauen, ob wir in Pisco Elqui etwas finden. Dort endet die befestigte Strasse und vielleicht gibt es am Ende der Strasse einen passenden Stellplatz.
Wir befürchten, dass es im kleinen Ort Pisco Elqui total überfüllt ist mit Touristen. Schliesslich ist ja Wochenende. Unsere Befürchtungen sind unbegründet, zumindest so früh am Tag. Um 11 Uhr ist es noch ruhig und es gibt genügend Parkplätze bei der Mistral Destillerie. Wir parken Taku und spazieren durch die Gassen in der Hoffnung, ein gemütliches Kaffee zu finden. Doch es ist noch alles geschlossen. Die meisten Restaurants öffnen erst um 13 Uhr oder sind sogar erst in der Hochsaison offen.
Doch einmal mehr haben wir Glück, denn so entdecken wir ein einfaches Bistro mit einem einzigen Tisch. Statt Empanadas bestellen wir das Menu del Dia. Die richtige Wahl, denn wir kriegen einen frischen Salat mit Salsa serviert und zur Hauptspeise gibt es Hähnchen mit Pommes. Lecker, lecker!
Pisco Degustation im Valle Elqui
So haben wir Boden geschaffen für die Pisco Degustation. Denn dafür sind wir ja hierhergefahren. Kurz nach 13 Uhr sind wir bei der Mistral Destillerie, wo wir uns nach Touren erkundigen. Unser Timing ist perfekt. Um 14 Uhr gibt es eine Tour in Englisch. 6’500 Pesos (ca. CHF 6.50) kostet die 1-stündige Tour inkl. Degustation. Wir sind acht Personen, vier Schweizer, ein Paar aus Holland und ein Paar aus Chile. Zuerst besuchen wir das Museum, wo wir sehen mit welchen einfachen Mitteln früher gearbeitet wurde. Anschliessend geht es raus zu den grossen Tanks, wo die Trauben für die Pisco-Herstellung verarbeitet werden und wir lernen wie der Prozess bis zum fertigen Pisco Schnaps abläuft.
Am Schluss der Tour dürfen wir drei verschiedene Piscos degustieren. Jede Verkostung wird zelebriert. Zuerst geben wir dem Pisco Luft zum Atmen, indem wir das Glas schwenken. Dann riechen wir. Zuerst mit der Nase im Glas, dann etwas weiter entfernt. Und jetzt kosten. Uiii…, ziemlich stark. Nach drei Verkostungen ist dann gut. Halb beschwipst, und das am frühen Nachmittag, setzen wir uns nach der Tour in den Park.
Wenn du einen unbeschwerten Tag mit der Erkundung des Elqui Tals und einer Degustationen in einer Destillerie, verbringen möchtest gibt es ab La Serena Touren.
Es ist 15:30 Uhr. Auf dem kleinen Parkplatz bei der Mistral Destillerie könnten wir übernachten. Doch irgendwie ist uns das doch ein bisschen zu belebt. Und was machen wir mit dem Rest des Tages, bis es etwas ruhiger wird und wir schlafen gehen können? So viel bietet Pisco Elqui dann auch wieder nicht. Zudem haben wir nach dem üppigen Mittagessen abends vermutlich keinen grossen Hunger mehr. Wir entscheiden zum Platz zurückzufahren, wo wir gestern gestanden sind. Da wissen wir zumindest, was uns erwartet.
Hotel Tipps in Pisco Elqui im kleinen Norden von Chile
Im Elqui Tal und in der Ortschaft Pisco Elqui gibt es viele Unterkünfte und ein paar davon sind schlichtweg umwerfend.
Mittlere Preisklasse
Hotel El Tesoro de Elqui – Tolle Lage in Pisco Elqui. Wunderschöne Anlage mit Aussicht in die Berge. Moderne, schlichte Einrichtung. Stilvoll gestaltet. Zimmer mit Terrasse. Schöne Poolanlage.
Cabanas Los Sauzales – Ausgezeichnete Lage. Gemütlich eingerichtete Cabanas mit grossem Garten und Pool. Zugang zum Fluss.
Luxuriöse Unterkunft – Obere Preisklasse
Aldea del Valle – Elqui Villas – Eine Oase im Elquital. Wunderschönes Anwesen mit Pool. Die Villas sind sehr stilvoll und modern eingerichtet.
Reisepause am gemütlichen Rio Hurtado im kleinen Norden von Chile
Wenn wir ein Wochenende ohne „Boom-Boom“-Musik überstanden haben, sind wir jedes Mal überglücklich. Nach einem ausgedehnten Frühstück mit Aussicht fahren wir weiter ins nächste Tal. Unser Ziel ist der Rio Hurtado, wo wir ein paar Tage Pause machen wollen.
Gerade mal 75 km stehen uns bevor. Eigentlich ein Klacks, doch die Strasse stellt sich als überaus kurvenreich heraus. Dafür ist es umso interessanter. Es geht steil auf- und abwärts, durch Täler und über Berge. Die Fahrt ist total spannend und unerwartet schön. Bis Hurtado ist die Strasse noch unbefestigt und dann plötzlich geteert.
Wir finden beim Weiler El Puerto am Rio Hurtado einen super Platz, wo wir ein paar Tage Pause einlegen können. Die Tage verbringen wir mit Blogbeiträgen schreiben, Videos schneiden, Brot backen und auch am Fahrzeug gibt es das eine oder andere zu erledigen. So vergehen die vier Tage am Rio Hurtado, in der Nähe des winzigen Ortes El Puerto, wie im Flug. Wir sind zufrieden mit dem, was wir erreichen und geniessen es, mal ein paar Tage am selben Ort zu sein.
Treuer Camperhund am Rio Hurtado
Am Rio Hurtado haben wir sogar einen Wachhund. Der wunderschöne Schäfer ist uns treu. Er begrüsst uns jeden Morgen, bleibt den ganzen Tag bei uns, folgt uns aufs Klo und sitzt neben uns, wenn wir lesen oder essen. Obwohl wir ihm nie etwas zu Essen geben, bleibt er uns treu. Ob es daran liegt, dass wir mit ihm reden und ihn mit Streicheleinheiten verwöhnen?
Schweren Herzens nehmen wir Abschied von Perro. Ach, wieso wachsen uns bloss diese Hunde so schnell ans Herz. Doch ein Hund in unserem Camper geht einfach nicht. Wir winken Adios und fahren nach Ovalle. Die Stadt ruft. Nicht weil wir die Zivilisation vermissen, sondern weil wir unsere Essensvorräte aufstocken müssen. Als erstes gehen wir zum Unimarc einkaufen und anschliessend zur Copec Diesel tanken.
Mit dem Abschied von unserem treuen Schäferhund verabschieden wir uns auch vom Kleinen Norden von Chile. Von der extrem kargen Landschaft mit den vielen riesigen Bergen sind wir nun in der Halbwüstenlandschaft angelangt, wo wir plötzlich wieder auf sehr üppige, grüne Täler stossen. Nach den beiden Abschnitten des Nordens erreichen wir nun Zentralchile.
Hilfreiche Informationen und Tipps für den Kleinen Norden in Chile
Chile Reiseführer
Für die Planung einer Reise in den Kleinen Norden von Chile eignen sich Reiseblogs, Reiseberichte und Reiseführer. Wir sind mit dem Chile Reiseführer von DuMont gereist und waren zufrieden damit.
Wenn du lieber mit dem Lonely Planet reist, kannst du dir hier deinen Chile Reiseführer bestellen.
Reisekrankenversicherung
Eine Reiseversicherung ist für uns im Ausland nicht wegzudenken. Seit vielen Jahren sind wir bei World Nomads versichert und das gibt uns ein gutes Gefühl. Denn passieren kann immer etwas. Weitere Informationen findest du auf der offiziellen Webseite von World Nomads: Offerte anfragen
DKB Kreditkarte
In Chile ist das Bezahlen mit einer Debitkarte oder Kreditkarte weit verbreitet. Kennst du die DKB? Die Internetbank bietet ein kostenloses Girokonto mit einer kostenlosen Visa Debitkarte an. Eine zusätzliche Kreditkarte ist kostenpflichtig.
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SIM Karte und Datenpaket für dein Mobiltelefon
In Südamerika kannst du dir praktisch an jedem Kiosk oder Tankstelle eine SIM-Karte und Datenpakete kaufen. Falls du ein Smartphone mit eSIM (digitale SIM-Karte) hast, kannst du eine eSIM von Airalo verwenden. Wir haben als Backup Airalo aktiviert. Diese Lösung hat sich für uns voll und ganz bewährt. Ist dein Mobiltelefon eSIM tauglich können wir dir Airalo wärmstens empfehlen. Hier findest du mehr zu den Produkten von Airalo
Airalo bietet eSIM Lösungen für über 200 Länder und Regionen, aber auch weltweite Datenpakete an. Als Backup haben wir immer eine eSIM mit weltweiter Abdeckung mit dabei. Das Datenpacket mit 1 GB ist für 7 Tage gültig und kostet nur gerade USD 9. So haben wir bereits bei Ankunft in einem neuen Land mobile Daten und können dann entweder noch eine lokale SIM Karte organisieren oder mehr Daten dazu kaufen.
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So en spannende Bricht und soooo schöni Bilder. Das isch jo es Farbespiel,wie das nume d Natur schafft. Do fähled nöd emol die grüene Wiese, die chömed jo dänn irgendwänn au wieder zrugg. Schön gsi mit eu z reise. Danke fürs mitnäh 💝
Herzliche Dank für’s läse und dini Nochricht do uf üsem Blog. Der Kleine Norden von Chile ist wirklich was ganz besonderes. Die Farben, die Natur, das sind die fantastischen Sehenswürdigkeiten die dieser Teil von Chile zu bieten hat. Da würde es euch bestimmt auch gut gefallen.